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Channel: Aus der Stadt – Fränkischer Anzeiger
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Die Kritikpunkte

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Jenseits der Stadtmauern: der „Rahmen“ wird durchlöchert

ROTHENBURG – Im Rahmen der Vortragsreihe des Vereins Alt-Rothenburg sprach Klaus-Jürgen Edelhäuser vor rund 60 Zuhörern über neuere Veränderungen und Entwicklungen im Bau- und Planungswesen Rothenburgs. Ein Umdenken wäre dringend notwendig, meint er.

Blick in die Rödergasse: Die Gebäude des Wiederaufbaus fügen sich auf einzigartige Weise in das Stadtbild ein. Foto: kje

Wie Oberbürgermeister Walter Hartl ist Klaus Edelhäuser Mitglied im Landesdenkmalrat. Häufig ging es in seinem Vortrag um den „Grüngürtel“ um die Stadtmauern, um Gebiete mit oft wertvoller historistischer, überwiegend lockerer Bebauung, die allerdings nach der momentanen Rechtslage vor Veränderungen auch größeren Stils nicht besonders geschützt und jederzeit durch moderne, auf die Nachbarschaft wenig Rücksicht nehmende Bebauung gestört werden kann.

Die weltberühmte Rothenburger Altstadt entstand über Jahrhunderte hinweg als organisches Gesamtkunstwerk aus kirchlichen und weltlichen Großbauten, Bürgerhäusern und Wirtschaftsgebäuden. Die Einzigartigkeit dieses Ensembles wurde schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erkannt und machte die Stadt zu einem „Nationaldenkmal“.

Bereits kurz nach 1900 erließ die Stadt, nicht zuletzt auf Anregung des Vereins Alt-Rothenburg, eine Baugestaltungsverordnung, die das Alte erhalten und Neues harmonisch einfügen sollte. Diese galt damals als mustergültig und sorgte deutschlandweit für Aufsehen. Auch heute schützen staatliche und städtische Regelwerke das Ensemble „Alt-Rothenburg“. Man mag darüber streiten, ob einzelne Baumaßnahmen in Vergangenheit und Gegenwart immer geglückt sind. Im Großen und Ganzen erscheint der Schutz der Altstadt im Prinzip als ausreichend.

Kaum einem Besucher Rothenburgs ist auf den ersten oder zweiten Blick bewusst, dass ein großer Teil der östlichen Altstadt 1945 vernichtet worden ist und anschließend wieder neu entstand. Noch immer wird die Stadt trotz der Kriegszerstörungen als Gesamtensemble empfunden.

Laut Edelhäuser zählt es zu den Besonderheiten der Wiederaufbaugeschichte Deutschlands und zu den großen Leistungen der Rothenburger Bürger der Nachkriegszeit, einen eigenen Weg gesucht und gefunden zu haben. Nach harten und langwierigen Diskussionen, in denen schließlich der vom Landesamt für Denkmalpflege vermittelte Architekt Fritz Florin eine maßgebliche Rolle spielte, kam es zu einer spezifischen, einmaligen „Rothenburger Lösung“. Vorschläge für eine autogerechte Stadt, wie man sie gleichzeitig etwa in Crailsheim, das vor den amerikanischen Luftangriffen eine romantische, idyllische Altstadt hatte, umsetzte, wurden in Rothenburg ebenso verworfen wie die detailgetreue Rekonstruktion der „mittelalterlichen“ Häuser.

Stattdessen hielt man sich weitestgehend an die alten Straßenfronten und Grundstücksgrößen, baute in der Ausrichtung der Häuser spitzgiebelig und traufständig unter Berücksichtigung der alten Proportionen, aber alles andere als historistisch, sondern schuf zeitgemäße Wohn- und Geschäftsgebäude, die auch durch die „Entkernung“ der Hinterhöfe heller, luftiger und attraktiver wurden. Heute sollten auch die Gebäude des Wiederaufbaus, von denen nur einige wenige unter Denkmalschutz stehen, als wertvolle Dokumente der Vergangenheit angesehen und entsprechend behandelt werden. Der nach 1945 gegenüber der vom Krieg verschonten wie der zerstörten Bausubstanz hinsichtlich Bauvolumen („Kubatur“) und Bauhöhe bewiesene Respekt sollte auch in unserer Zeit den Häusern der Wiederaufbauzeit entgegengebracht werden, betonte Edelhäuser.

Anlass zur Gründung des Vereins Alt-Rothenburg war 1898 der Neubau beziehungsweise die Erweiterung des Hotels „Zum Hirschen“ in der Unteren Schmiedgasse, das dem „mittelalterlichen“ Geschmack der damaligen Rothenburger so ganz und gar nicht entsprach. Seitdem wurde und wird in Rothenburg um das Aussehen der Altstadt immer wieder gestritten.

In letzter Zeit ging es zum Beispiel um das Sparkassengebäude am Kapellenplatz. Wie vor einiger Zeit der Verein Alt-Rothenburg beanstandete Edelhäuser den blauschwarzen Fassadenanstrich, der angeblich vom Bauherrn verlangt und durchgesetzt wurde. Der kürzlich leider verstorbene Vereinskassier Peter Nedwal, ein ausgebildeter und weithin anerkannter Künstler, hat bei dieser Gelegenheit leider vergeblich versucht, die Rothenburger Tradition der pastellfarbenen Häuser zu vermitteln.

In anderen Städten Süddeutschlands, so Edelhäuser, habe es in der Vergangenheit durchaus satt-farbige, sehr bunte Häuser gegeben. In Rothenburg sei das jedoch nie der Fall gewesen. Auch die Fenster am südlichen Neubau der Sparkasse entsprechen überhaupt nicht den Rothenburger Regeln. Das wird möglicherweise „kleine“ private Baubewerber ärgern, die sich mit penibel einzuhaltenden Vorschriften ausei-nandersetzen müssen.

Völlig aus dem gewohnten Rahmen fällt ein Haus in der Klosterweth nördlich des RothenburgMuseums, mit neuem, großem Wintergarten. Die Frage lautet: Warum genehmigt man so etwas? Reicht es, eine hohe Gartenmauer um das Grundstück zu ziehen, um den absolut unpassenden Neubau zu verstecken? Wohl kaum.

Der zum Ensemblebereich „Altstadt“ gehörende und geschützte „Grüngürtel“ endet  bereits an der Linie Bezoldweg – Hornburgweg – Topplerweg – Friedrich-Hörner-Weg. Außerhalb davon befinden (beziehungsweise befanden) sich umfangreiche Grünflächen und wertvoller Baubestand des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Rein baurechtlich ist dieses Gebiet nach Edelhäuser „vogelfrei“, da seitens der Stadt bisher keine präzisen Vorgaben hinsichtlich Gestaltung und Nutzung gemacht wurden.

So konnte zum Beispiel das „Ärztehaus“ im ehemaligen Amtsgerichtsgarten – Teil des früheren Grüngürtels – problemlos genehmigt werden. Obwohl es von manchen anders gesehen wird, stört nach Edelhäuser das Gebäude hinsichtlich seiner Bauart, Größe und Höhe den trotz aller Bausünden der Vergangenheit noch intakten baulichen Zusammenhang und fügt sich nicht in die Umgebung ein – insbesondere, wenn man es von der Rückseite her betrachtet.

Ähnlich verhält es sich beim aktuellen Neubau eines Wohnblocks an der Pürckhauerstraße: Groß, wuchtig, gesichtslos, mit Flachdach hebt es sich negativ von der Umgebung mit teils villenartiger historistischer Bebauung und ihren schönen, vielfältigen Zierformen ab und stellt –wie das „Ärztehaus“ – eindeutig einen Fremdkörper dar.

Gerade der voluminöse Ergänzungsbau des Hotels „Zum Rappen“ vor dem Galgentor, also an einer markanten Stelle, wo der Besucher die alte Stadt betritt, zeigt mit seiner unglücklichen Höhensituation, wie gefährlich sich das Fehlen von strengeren Regeln im Außenbereich unmittelbar jenseits der Stadtmauern auswirkt.

Für das Brauhausgelände bietet sich jetzt vermutlich die Chance zu Neuplanungen, die auf die Situation direkt vor dem Klingentor und an der Hangkante zum Taubertal Rücksicht nehmen müssen. Auch das dortige Arbeiterwohnhaus aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts ist schützenswert.

Insgesamt verglich Klaus Edelhäuser den unmittelbaren Umgriff der Altstadt mit dem wertvollen Rahmen eines kostbaren alten Bildes. Beschädigt man den Rahmen, leidet auch das Bild selbst. Verändert man das unmittelbare Umfeld um das Bild in unpassender Weise, verliert das Bild seine Wirkung.

Als die Stadt Rothenburg allmählich über ihre alten Grenzen hinauswuchs, behielten die damaligen Stadtplaner das Stadtbild im Auge. Die Neubausiedlungen wie der Heckenacker kamen mit recht geringen Gebäudehöhen aus. Noch in der Zeit um 1960/70 wurden zum Beispiel die Häuser in der Hans-Sachs-Straße relativ niedrig im Bungalowstil errichtet. Und wenn man doch einmal höher baute (Wiesenstraße, Stettiner Straße – „Hochhaus“), achtete man darauf, dass die Blickachsen auf die Altstadt nicht verstellt wurden. Heute ist das leider oft nicht mehr der Fall, wie die „penthousebekrönten“ Wohnblöcke am neuen Heckenacker belegen.

Was sollte man anstreben? Klaus Edelhäuser führte einige Punkte an: In der Altstadt muss weiter sehr behutsam vorgegangen werden. Das „Glacis“ um die Stadtmauer sollte besser geschützt werden. In der jüngeren Vergangenheit verwirklichte Bauvorhaben von „Investoren“ haben gezeigt, was alles möglich ist. Vor allem in den Außenbereichen (Verbrauchermärkte usw.) sollte man die zunehmende Bodenversiegelung bekämpfen. Für die zukünftige Entwicklung der Stadt sollte man sich fragen: Was wollen wir wo haben und entsprechende Regeln, zum Beispiel in Gestalt von Bebauungsplänen aufstellen.                                drs


Die Hausaufgaben gemacht

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Verblüffende Ergebnisse zum Brauhausgelände der breiten Öffentlichkeit vorgestellt

ROTHENBURG – Die rund dreihundert Interessierten der Informationsveranstaltung zum Brauhausgelände in der Reichsstadthalle kamen aus dem Staunen nicht heraus und sparten nicht mit Beifall als Zeichen der Anerkennung: Drei namhafte Architekturbüros, die sich am Investorenverfahren der Stadt beteiligt haben, legten individuell standortbezogene Lösungen vor – ausgerichtet an den hohen Anforderungen der Stadt. 

Hotelbetreiberin Dagmar Wagenpfahl-Lagrange und Bewerberteam Ruhl-Albert. Fotos: sis

Der Inhalt der Konzepte mit ihren unterschiedlichen Schwerpunkten ließ bei Bürgern und Stadträten die Hoffnung keimen, dass der Problemfall Brauhaus zur Chance der weiteren Stadtentwicklung wird. Durch zusätzliche Angebote bezüglich der Qualität und Leistungen für die Tourismuswirtschaft und Öffentlichkeit.

Im Rahmen des öffentlichen Angebotsverfahrens hatte es mehr als zehn Anfragen zur Teilnahme gegeben. Drei Bewerber beteiligten sich schließlich an dem aufwändigen Wettbewerb und investierten viel Zeit und Arbeit in das Nutzungskonzept des Brauhausgeländes als Hotelbetrieb im gehobenen 4-Sterne-Bereich und den daraus resultierenden Planungsanforderungen des Investoren-Betreiber-Modells.

Vorneweg lässt sich sagen: Die Erwartungen wurden übertroffen. Bei allen Beteiligten aus den verschiedenen Bereichen handelt es sich um potente Partner, die unternehmerischen Weitblick und ein großes Renommee haben. Sie sehen das urbane Potenzial der überschaubaren und international bekannten Kleinstadt Rothenburg mit kurzen Wegen, viel Natur, Erholung, Betätigungsmöglichkeiten und gelebter Kultur.

Die drei Architekturbüros stellten sich in einer bestimmten Reihenfolge vor. Architekt Cemal Isin ist geschäftsführender Gesellschafter mit Hauptsitz in Aalen und beschäftigt mehr als 50 Mitarbeiter. Die Ummantelung des Limes, der prämierte Neubau des „Forum Gold und Siber“ in Schwäbisch Gmünd, die Aalener Grünbaum-Brauerei als neuer Wohnraum im Baudenkmal sind nur einige seiner Prestige-Objekte.

Nach der erfolgreichen Eröffnung des Hotels am Remspark im Sommer letzten Jahres und der fortgeschrittenen Planung eines 4-Sterne-Projekts, wäre Rothenburg „eine perfekte Fortsetzung“ eines interessanten Konzepts aus historischen Bauten und neuen Gebäuden. Für seine Brauhaus-Konzeption konnte er eine der anerkanntesten und international bekannten Hotellerie-Gruppe gewinnen. Aus Gründen der Professionalität und wettbewerbsstrategischen Gründen wollte der Unternehmer seine Partner in diesem frühen Stadium des Auswahlverfahrens noch nicht öffentlich nennen. Gleiches galt für seine Investoren-Gruppe. Gegenüber dem Rothenburger Stadtrat werde er die Namen offenbaren.

Bewerber aus Aalen: Architekt Cemal Isin.

Als einen wichtigen Berater bei einer möglichen Realisierung des Rothenbuger Hotelbetriebes stellte Cemal Isin den Akademiedirektor und Geschäftsführer der Stiftung internationale Musikschulakademie sowie Schlossherr der Kapfenburg, Erich W. Hacker, vor. Der Experte mit einem breiten internationalen Netzwerk für kulturelle und musikalische Veranstaltungen würde Rothenburg in seine Kooperation und Vernetzung einbinden, erläuterte er bei einer Kurzvorstellung.

Aus Würzburg haben sich gleich zwei Architekturbüros beworben. Architekt Volker Ruhl und Diplom-
Kaufmann Thomas Albert sind seit 1997 Geschäftspartner. Gemeinsam mit elf Mitarbeitern planen sie Bauprojekte für die öffentliche Hand, die gewerbliche Nutzung und private Bauherren. Dabei entwickeln sie nicht nur den Entwurf, sondern übernehmen auch die Realisierung – bis hin zur Innenausstattung. Auch sie können prämierte Objekte vorweisen, für die sie mit dem „Peter-Rice-Award“ für Innovation und Design ausgezeichnet wurden. Mit dem „Wallpaper Arcitects Directory 2007“ wurden sie in die Liste der 101 innovativsten jungen Architekturbüros weltweit aufgenommen.

Die Freier-Besitzgesellschaft würde als Investor im Team mit dem Architekturbüro sowie der Hotelbetreiberin Dagmar Wagenpfahl-Lagrange, eine gebürtige Ochsenfurterin,  die Finanzierung des Brauhaus-Projektes sicherstellen. Hinter der Freier-Besitzgesellschaft steht die Familie Freier, die gleichzeitig auch Eigentümer des „s.Oliver“-Konzerns mit Hauptquartier in Rottendorf und entsprechend kapitalkräftig ist. Die Freier Besitzgesellschaft möchte auch zukünftig in der Region Franken investieren „und steht daher zu 100 Prozent zum Hotelprojekt in Rothenburg“, wie es heißt. Gemeinsam mit der Betreiberin Frau Wagenpfahl-Lagrange ist 2016 bereits das 4-Sterne-Hotel „Melchior Park“ nahe der Würzburger Innenstadt an dem ehemaligen Landesgartenschaugelände entstanden.

Bewerber aus Würzburg: Roland Breunig.

Auch das dritte Büro spielte seine Trümpfe aus. Architekt Roland Breunig von Archicult in Würzburg hat „Problem-Immobilien“ zu seiner Passion gemacht und mittlerweile einiges an historischen Strukturen aus dem Dornröschenschlaf erweckt.Darunter ein altes Kloster in Zell, in dem 28 individuelle Wohneinheiten entstanden sind. Schon vor einigen Jahren hat Roland Breunig zusammen mit zwei Partnern das Bürgerbräugelände in Würzburg erworben und zum Kultur- und Kreativzentrum entwickelt.

Im Falle eines Zuschlags seines Brauhaus-Entwurfs, beabsichtigt die  Brendal-Unternehmensgruppe mit Sitz in Berlin als Hotelbetreiber mit einer namhaften Hotelmarke einzusteigen. Man steht mit der neuen Hotelmarke „Maxx by Steigenberger“
in Verhandlung, sagte Brendal-Geschäftsführer Axel Jünke und würde sich um die Ansiedlung dieser Marke in Rothenburg als ein sogenannter „Prefered Partner“ bemühen.

Die geplanten Architekturprojekte der drei Büros zum Brauhaus-Areal sind höchst unterschiedlich gelagert und bieten eine wirkliche Alternative bei der Auswahl. Wir stellen die einzelnen Konzepte noch im Detail vor. Es handelt sich dabei um Entwürfe zu Geschossigkeit, Kubatur, Gebäudehöhen unter strengen Rahmenbedingungen und schwieriger Hanggelände-Situation. Die drei Bewerber sind diese Herausforderung professionell angegangen. Die Ergebnisse verblüfften in ihrer Klarheit und Konsequenz. Ans Eingemachte geht es, wenn die Bewerber vom Stadtrat ausgiebig auf Herz und Nieren geprüft werden.                        sis

Besondere Aufgabe

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Denkmalschutz als integrativer Teil der Stadtentwicklung

ROTHENBURG – Blickt man von der Höhe frei auf Rothenburg, schleicht sich immer wieder in besonderer Weise das Gefühl von Ehrfurcht ein vor den stadtbildprägenden Ensembles aus unterschiedlichen Epochen. Mit ihren ausdrucksstarken und identitätsstiftenden Zeitzeugen der Kultur- und Stadtgeschichte gestalten sie den Charakter  unserer Lebenswelt und tragen ganz wesentlich zum Wohlgefühl im Alltag bei. 

Altstadt-Baustelle in luftiger Höhe: Für den großartigen Rund-um-Blick vom Gerüst am Rathaus über Rothenburg bleibt den Handwerkern während der Arbeit wenig Zeit, aber die Pausen sind schön. Foto: Schäfer

Rothenburgs Ruf als schöne und liebenswerte Stadt lässt sich neben seiner attraktiven Lage in erster Linie auf die unmittelbare ästhetische Kraft – oder gar „Schönheit“ – seiner Bauten zurückführen. Diese gilt es wertzuschätzen und zu erhalten. Durch eine konsequente Stadtentwicklung mit Augenmaß – im Dialog zwischen Stadtplanung, Bauherren, Denkmalpflege und Bürgern.

Stadtentwicklung, Wohnungsbau und Denkmalschutz sind kein Widerspruch. Gerade kontroverse Argumente können zu besonders wertvollem Ausgleich führen. Aktuell bemüht sich die Stadt intensiv darum, das noch vorhandene Industriedenkmal Brauhaus in Neues zu integrieren. Wie sich zeigt, haben die hohen Anforderungsprofile keine abschreckende Wirkung. Drei namhafte Architekturbüros von auswärts nehmen die besondere Herausforderung an und stellen sich den Wettbewerbsaufgaben – mit hohem Zeitaufwand und Personaleinsatz, der sich im fünfstelligen Kostenbereich bewegen dürfte. Die vorgestellten verschiedenen Lösungsansätze verschaffen der Stadt Rothenburg neue, ungeahnte Erkenntnisse über seinVorhaben, das Brauhaus für den neuen Zweck eines Hotelbetriebes umzunutzen.

Rothenburgs städtebauliches Potenzial sind ganze Straßenzüge, Plätze, historische Stadtkerne oder Stadtquartiere mit ihrem besonderen Charakter und in ihrer baukulturell wertvollen Gesamtheit. Erhalten heißt immer auch verändern. Entscheidungen rühren an den Kern gesellschaftlicher Wertegrundlagen, an die Frage: Was ist uns etwas wert? Was hebt das Besondere vom Alltag ab und hilft dabei, innerhalb städteplanerischer Entwürfe dieses Besondere zu erhalten?

Nachhaltigkeit im Erscheinungsbild und der Baukultur in besonderem Maße verpflichtet zu sein, stehen Rothenburg gut zu Gesicht. Solche Maßnahmen sind attraktiv für Touristen, aber haben auch großen Einfluss als Wirtschafts- und Standortfaktor.

Qualität und nachhaltige Ergebnisse zu erzielen – dem Investitionsdruck und der hohen Priorisierung des Wohnungsbaus standzuhalten – ist keine leichte kommunalpolitische Aufgabe. Argumentationen dürfen sich nicht auf das Fachliche beschränken. Im Zweifel, wenn sich die neuen Dinge rechnen, dürfen Historie und Originalität nicht hintenan gestellt werden.

Der gebotene Umgang baulicher Besonderheiten hat seinen Preis. Der Erhalt und die fachgerechte Ausführung der Sanierung kostet die Stadt jedes Jahr viel Geld. Nach dem Ende der teuren Arbeiten in der Burggasse  zeigt sich, der Einsatz hat sich gelohnt, um den besonderen Ortskern-Charme der Stadtgestalt zu erhalten. Das städtische Bauamt ist bei seinem großen Aufgabengebiet auch auf die Fähigkeiten im jeweiligen Fachgebiet des Handwerks angewiesen. Rothenburg profitiert vom Renommee als Auftraggeber prestigeträchtiger Arbeiten.

So ist die aktuell laufende Sanierung des Treppenturms am Eingang des Rathauses eine anspruchsvolle Baustelle, die aber auch interessant abzuwickeln st. tadtbaudirektor Michael Knappe kann von Glück reden, gute Fachfirmen als zuverlässige Partner an der Hand zu haben bei der Ausführung,

Wie berichtet, musste der Turmhelm wegen der Schäden am Holz komplett ausgetauscht werden. Es war ein kompletter Neuaufbau erforderlich, der aus massivem und witterungbeständigem Eichenholz gefertigt wurde. Außerdem muss die Natursteinfassade an vielen Stellen des Treppenturms saniert werden, der och eutliche randspuren vom Bombenangriff auf Rothenburg 1945 trägt. Fehlstellen sind zu schließen. Große Löcher werden mit Sandsteinen geschlossen. Zum Ergänzen wird Steinersatzmasse aufmodelliert, um einer weiteren Verwitterung vorzubeugen.

Auch die Fenster am Treppenturm müssen gerichtet werden. Das macht die Rothenburger Firma Weinhardt. Turmuhren- und Glockenspezialist Gernot Dürr sorgt dafür, dass der städtische Hausmeister Otto Wasilewski das Stadtratsglöckchen zu den Sitzungen per Knopfdruck läuten kann und nicht mehr von Hand das Glockenseil ziehen muss.

Bis zu den Reichsstadtagen soll das Gerüst am Rathaus abgebaut sein, damit das Historienfest und das beliebte Fassadenfeuerwerk mit ungetrübtem Ausblick vonstatten gehen kann. Im Lichthof steht auch noch ein Gerüst wegen der Dachsanierung vom Kaisersaal.                sis

Die Museumsarbeit wird immer mehr

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Der Arbeitskreis „Museen und Schlösser in Hohenlohe-Franken“ tagte kürzlich in Wackershofen

ROTHENBURG – Die traditionelle Begrüßung im Freilandmuseum Wackershofen der rund vierzig angereisten Museumsfachleute übernahm Museumskurator Bernd Beck. Er freute sich über den regen Zuspruch der Kulturvertreter aus dem Raum im Umgriff zwischen Osterburken und Feuchtwangen einerseits und Wertheim und Mainhardt andererseits.

Der alte und neue Vorstand des Arbeitskreises: Dr. Hellmuth. Möhring (2. Vorsitzender, Willi Friedlein (Kassier), Christel Nowak (Schriftführerin), Friedrich König (Vorsitzender)

Die Führungen durch Rolf Grünberg und Martin Pick hoben den Schwerpunkt „Umgang mit Minderheiten im ländlichen Raum“ hervor. So konnte man im Raum zur Gruppe der „Jenischen“ mit einem Fahrwagen aus dem frühen 20. Jahrhundert besonders eindrucksvoll das rastlose und oft ausgegrenzte Leben dieser Menschen nachempfinden.

Aber auch Arme und Bedürftige wurden oft im wahrsten Sinn an den (Orts-)Rand gedrängt, davon zeugen die kleinen Notunterkünfte, die man an originaler Stelle abgebaut und in Wackershofen fachgerecht integriert hat. Sie zeigen bildhaft und sehr konkret das Leben am Minimum der Agrargesellschaft. Besonders beeindruckt zeigten sich die Gäste dann aber von einem prachtvollen Bauernhaus aus der Region: die bäuerliche soziale Rangordnung führte man traditionell mit einem riesigen Misthaufen vor dem Haus vor, was auf einen großen Viehbestand und damit großen Wohlstand schließen ließ!

Nach dem Mittagessen im „Roten Ochsen“ gab Friedrich König, der Vorsitzende des Arbeitskreises aus Kirchberg, einen kurzen Tätigkeitsbericht des abgelaufenen Jahres ab. Neben der 40-seitigen Broschüre, die der Arbeitskreis herausgebe, habe sich der 1000-Euro-Zuschuss zu Museumsprojekten von kleinen, finanziell oft weniger gut gestellten Einrichtungen als Erfolgsgeschichte erwiesen. Bereits jetzt gebe es so viele Antragsteller, dass die Fördermöglichkeiten über mehrere Jahre ausgebucht seien.

Im nachmittäglichen Tagungsprogramm gaben die Teilnehmer Eindrücke über museale Tendenzen der letzten Saison ab und stellten Planungen der Zukunft vor. Dabei erwies es sich, dass die Besucherzahlen in der Region generell eher stagnieren bis sinken. Der Supersommer 2018 habe zwar dem Freilandmuseum große Zuwächse beschert, doch auch gleichzeitig viel Arbeit bereitet. Auch sei das Wetter kein zuverlässiger Faktor, der auf eine generelle positive Trendwende schließen ließe.

„Die Nachwuchssorgen sind noch nicht überall gelöst. Zum Beispiel sucht man in Creglingen und Boxberg noch Nachfolger, hieß es. Dennoch hofft man, durch vielerlei Gestaltungsmöglichkeiten und durch die Einbindung Ehrenamtlicher dem Besucherschwund entgegenzuwirken und damit eine Wende zum Besseren herbeizuführen.

So stockt die Burg Gamburg bei Werbach ihr interessantes Veranstaltungsprogramm noch einmal auf, nimmt das „Barbarossafest“ als Anlass für weitere Aktionen. „Damit hat die Gamburg das ausführlichste Programm seit Bestehen!“ verkündete Goswin von Mallinckrodt, Eigentümer der Burg, nicht ohne Stolz.

Das Weygangmuseum in Öhringen vermeldet Erfolge durch das „Museum am Feierabend“, also durch erweiterte Öffnungszeiten, um Berufstätigen Gelegenheit zum Besuch in der Freizeit zu geben. Das Weihnachtsmuseum in Rothenburg bemüht sich seit einiger Zeit erfolgreich um Flussschifffahrtspassagiere, die Würzburg und die Romantische Straße ansteuern. Das Topplerschlösschen nutzt nun auch Facebook, um flexibler öffnen zu können.

Wichtiger Punkt der Tagesordnung waren die Neuwahlen des Vorstands: Friedrich König, Dr. Hellmuth Möhring, Christel Nowak und Willi Friedlein wurden wiederum für fünf Jahre in ihren Ämtern bestätigt. Mit einem Dank an die Mitglieder für ihr Vertrauen und dem Ausblick auf die Herbsttagung, für den der Ort noch bestimmt werden solle, schloss Friedrich König die Sitzung. hm

Denkmal im Zentrum

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Brauhaus-Vorschlag 1: Planungsbüro Cemal Isin aus Aalen

Rothenburg – Mit einem spannungsreichen Gestaltungsvorschlag wartet das Aalener Architektenbüro Isin für eine Hotelanlage auf dem ehemaligen Brauhausgelände auf. Tradition, Moderne und Kultur sollen sich im architektonischen Konzept zum Ganzen verbinden. Es war die erste der drei öffentlichen Präsentationen  in der Reichsstadthalle, die wir in einer Reihe näher vorstellen. 

Spektakuläre Ansicht mit Wellness im Hanggeschoss, darüber neue Bauten und das Halbrund. Planentwurf © Isin, Foto diba

Der Blick auf die Planzeichnungen und das dreidimensionale Modell sorgt beim Betrachter gleich für Erstaunen, denn man überlegt sich sofort, ob das Halbrund mit der Badelandschaft im Hanggeschoss tatsächlich am Brauhaus liegt. Doch genau darin zeigt sich, was Architekten mit Kreativität entwickeln können, schließlich spielen alle drei Vorschläge geschickt mit den auf dem Gelände sich ergebenden Höhenunterschieden von einigen Metern. Ganz abgesehen von den Optionen, die sich zur Talseite hin in den Hanggeschossen ermöglichen. Das Büro aus Aaalen (50 Mitarbeiter) kann auf viele erfolgreiche Projekte verweisen, darunter auch die Grünbaum-Brauerei Aalen.

Geschäftsführer und Architekt Cemal Isin zeigte sich begeistert vom Projekt, es sei ihm nach dem Kennenlernen des Geländes „eine Herzensangelegenheit Rothenburg und den Nuschweg um ein außergewöhnliches Gesamt-Konzept zu bereichern”. Dabei verbindet dieser Bewerber das Angebot stark mit kultureller Nutzung, die von Erich W. Hacker beratend erläutert wurde. Das Hotel soll Wellness, medizinische Betreuung und Gastronomie einschließen. Und die Rothenburger könnten von der Öffnung der ganzen Anlage nur profitieren.

Dazu soll die konzeptionelle Alleinstellung verschiedener Gebäude mit spezifischem Nutzen beitragen und eben nicht alles nur unter einem Dach, während die Gesamtanlage aber wieder als Ganzes wahrzunehmen ist. Was die Investoren und Hotelmarke anbelangt, so habe man „eine der anerkanntesten internationalen Hotellerie-Gruppen gewinnen können. Ebenso wie die Investoren will man diese zum jetzigen Zeitpunkt  nicht öffentlich, sondern nur gegenüber dem Stadtrat nennen.

Das alte Sudhaus würde hergerichtet und wieder für Veranstaltungen verfügbar sein, über einen Verbindungsbau als Vinothek würde man in das neu zu errichtende Restaurantgebäude gelangen (die Kubatur des abgerissenen früheren Gebäudes wird aufgenommen). Wo heute die Lagerhalle steht, würden Hotel und Tagungsräume platziert und zwar ein viergeschossiges rechtwinkliges Haus in Holzbauweise, das die Sudhaus-Giebelhöhe erreicht. Die Hoteldaten: 140 Zimmer, und ein Tagungsraum mit 480 qm und bis 400 qm teilbar. Die Gastronomie hätte 200 Restaurant-Plätze, dazu 70 auf der Dachterasse und der reizvoll im Gelände liegende Biergarten 500 Plätze. Das Sudhaus könnte man für Veranstaltungen sogar buchen und mit dem naturintegrierten Amphitheater-ähnlichen Halbrund wären  bis 1000 Sitzplätze denkbar.

Der Park mit altem Baumbestand würde nicht nur erhalten, sondern als Ruhezone mit japanischem Meditationshaus integriert. Die gesamte ästhetische Ausführung beeindruckt. Spektakulär wirken die Innen- und Außenpools mit Aussicht ins Tal. Unter die Erde verschwinden die Autos, die Fledermäuse in den Gewölben werden geschützt, Felsen- und Eiskeller erhalten. Während andere Planer  bei früheren Überlegungen nur Probleme auf dem Gelände sahen oder Gewölbe gar mit Zement auffüllen wollten, zeigt sich jetzt bei diesen Bewerbern, dass man die schwierigen Gegebenheiten als architektonische Herausforderung und Chance zur exklusiven Nutzung sieht.

Auch auf die Fernwirkung wird geachtet, so bliebe beim Blick von der Hohenloher Ebene das solitäre Hotelgebäude auf Höhe des alten Sudhauses, während sich der Restaurantbau (mit stilvollen Holzelementen und Glasflächen) dem Sudhaus und Neubau unterordnet und alles auf den Kellern zum Hang hin zu ruhen scheint. Dahinter prägt die Altstadtsilhouette weiterhin das Bild. Während im 1. Untergeschoss Behandlungsräume „Medical Care und Spa“ (Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus ist gewünscht), Sauna und Pools liegen, finden sich im 2. Untergeschoss die Parkflächen. Und immer bleiben die Fledermäuse (über 150 teils seltene Arten) unangetastet und auf Dauer geschützt.

„Das alte Denkmal in den Mittelpunkt setzen und zum Leben erwecken, dort wo Gebäude standen wieder neue errichten!” betont Cemal Isin. Der Brauereikeller als Weinkeller und mehrere reizvolle Gastro-Angebote auf dem Areal frei zugänglich. Dazu Konzerte, Lesungen, eigene Kulturreihen und hochwertige Gesundheitsangebote. Alles verlange eine „geordnete und professionelle Führung”, die man mit Partnern gewährleiste. Der Beifall im Saal und Reaktionen drückten Staunen aus über soviel Kreativität und Engagement für diesen Standort. Die Brauhausplanung bewegt sich auf sehr hohem Niveau.                   diba

Wiederkehr geglückt

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Stimmungsvoller Tanz im Tal beim Klangtal 2019

ROTHENBURG – Im Normalfall geht es schon auf die Morgenstunden zu, wenn der Nebel in  dünnen und dicken Bahnen über die Tauber kriecht und sich bei aufgehender Sonne daran versucht, den Talhang hinauf in Richtung Rothenburg zu klettern. 

Ein Netz aus Lichterketten überspannt die Tanzfläche vor der aus Holz gezimmerten Hauptbühne. Foto: Götz

Am vergangenen Samstag tat er es bereits am Nachmittag, am frühen Abend und bis in die tiefe Nacht hinein. Nicht naturgegeben, nein. Und anstatt der Sonnenstrahlen blitzte das Licht vom Boden, aus Bäumen und von Bühnen die verschiedenfarbigsten Muster ins Tal. Doch was sich inmitten dieses schwebenden Dickichts aus erhitztem Nebelfluid verbarg, das war mitunter ähnlich schön anzusehen.

Nach einjähriger Schaffenspause kehrte das Klangtal-Festival, inzwischen von Noise Club und Whole-hearted Events in Kooperation veranstaltet, zurück auf das Gelände des Wirthauses „Unter den Linden“.

Dieses Mal nutzten die Macher gemeinsam mit über 50 ehrenamtlichen Helfern dieses in seiner Gänze, „Ede Whiteman“ und „Tiefdruckzone“ begrüßten die rund 700 Gäste, deutschlandweit angereist, gleich gegenüber des Eingangs mit Reggae, Dubstep und Co., während „Jan Oberländer“, „Atlantik“ und viele mehr weit hinten auf der großen Wiese des Geländes ihrem Publikum das Tanzen zu elektronischer Musik beibrachten.

Vor allem das Kölner DJ-Duo „Atlantik“ passte sich mit seiner tiefgehenden, melodisch anspruchsvollen Live-Performance wunderbar ein in die nach Einbruch der Dunkelheit beinah mystisch anmutende Atmosphäre. Vor der Hauptbühne wirkte das Deko-Konzept stimmig. Zahlreiche Lichterketten, eine Bühnenkonstruktion aus Holz und eine lichttechnisch stark in Szene gesetzte Umgebung hauchten dem Ort an der richtigen Stelle das richtige Maß an Fantastik ein.

Mit ausgefallenen Getränkeangeboten sorgten die Klangtal-Macher darüber hinaus auch an den Bars für erfrischende Abwechslung. Sehr zufrieden seien sie mit dem Ablauf der Veranstaltung gewesen, sagten Gökhan Ünal und Simon Kistenfeger im Nachhinein. Alles sei friedlich verlaufen und „viele verschiedene Altersgruppen waren unter den Besuchern“.

Aus Lärmschutzgründen fuhren Busse die Festival-Besucher ab Mitternacht zur Aftershow in die Rothenburger Mehrzweckhalle. Doch allein der Stimmung nach zu urteilen, fühlte sich die Mehrheit auch ob der Tauber noch wohl. Die DJs – unter anderem Juu Know, Merc, Benin & Basti, Guggerson – taten dafür bis fünf Uhr am Morgen auch ihr Bestes. Zu dieser Zeit dürfte dann auch das Taubertal seinen ursprünglichen Nebel zurückgehabt haben. Sowieso ein schöner Anblick.                      og

Noch mehr Grün

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Brauhaus-Vorschlag 2: Planungsbüro Ruhl-Albert aus Würzburg

ROTHENBURG – Weitere qualitativ hochwertige Planung im Wettbewerb: Im Entwurfsvorschlag des Würzburger Achitekturbüros Ruhl-Albert für eine Hotelanlage auf dem ehemaligen Brauhausgelände, bleibt das Sudhausgebäude als Denkmalsolitär ohne störende, neue Anbauten frei für sich stehen. Ideenreich werden Themen des mittelalterlichen Rothenburgs und des Brauhauses gestalterisch aufgenommen und umgesetzt.

Senkrechte Unterteilungen und freitragende Stützen lockern die Gebäudestrukturen auf. Planentwurf Ruhl-Albert, Fotos: sis

Die vorgeschlagenen Lösungen setzen die von der Stadt vorgegebenen Anforderungen kreativ um. Die Konzeption beinhaltet ein gewünschtes 4-Sterne-Hotel und bestünde aus 150 Zimmern. Der Fokus liegt auf Tagungs- und Wellnessgästen, „um in keine direkte Konkurrenz zu den lokalen Hoteliers zu treten“. Sondern im Gegenteil, „um neue Geschäftsfelder für Rothenburg zu erschließen“ – mit 750 und 200 Quadratmeter Tagungsfläche und einem großzügigen Bereich für Wellness- und Gesundheitseinrichtungen. Die gesamte Anlage ist auf 1-, 2- oder maximal 3-geschossig ausgelegt. Damit bleiben die höchsten Neubauten um etwa 40 Zentimeter unter der bestehenden Traufhöhe des Sudhauses. Dadurch wird die Stadtsilhouette nicht durch mehrgeschossige Neubauten gestört. Es ist vorgesehen, dass das Sudhausgebäude  zentraler Fixpunkt der Hotelanlage bleibt, um den sich dann das Neue gruppiert und anlehnt.

Das Sud-haus soll vollständig saniert werden. Mit Restaurant, Steakhaus, Bar, Tagungsräumen und einer Kleinkunstbühne würde es der Öffentlichkeit erhalten und zugänglich bleiben. Es gäbe einen Biergarten und direkt vor dem Sudhausgebäude entstünde über die Treppenanlage ein öffentliches Auditorium für Veranstaltungen aller Art im Außenbereich.

Die neuen Gebäude nehmen in ihrer Architektur die individuelle und standortbezogene Situation auf. Die Reminiszenz an den alten Steinbruch, der sich auf dem Gelände befunden hat, ist die Schaffung einer Abbruchkante entlang der Mergentheimer Straße mit Natursteinquadern am Grundstücksrand. Es soll ein neuer Burggraben entstehen entlang dieser Kante, indem die neuen Gebäude in einigen Metern Entfernung errichtet werden. Eine reizvolle Idee ist es, den Burggraben mit einer Baumallee zu bestücken und vollständig zu begrünen. Eine Brücke über den Burggraben würde Fußgänger und Verkehr trennen.

Über eine Treppenanlage vor dem Sudhaus entstünde ein Veranstaltungsraum im Freien.

Ein moderner „Wehrgang“ entstünde durch das Zurücksetzen des dritten Geschosses mit Dachüberdeckung auf ganzer Gebäudelänge.  Weitere schöne Variante des Modells: Im dritten Geschoss gäbe es ein Pent-house mit Suiten und  herrlich weitem Blick von Balkon oder Dachterrasse.

Materialien und Farben für die modernen Fassaden der Hotelanlage  sind ebenfalls an Rothenburg angepasst: Naturstein, Ziegel oder Holz. Sehr wichtig in den Entwurfsüberlegungen war der unmittelbare Sichtbezug in den angrenzenden Wald und in das Taubertal. Aus diesem Grund wurden der Wellnessbereich und der Konferenzbereich des Hotels auf Stützen gesetzt, um so den Fußgängern einen freien Zugang und Blick in die Natur zu gewährleisten und den Innenhof so zu öffnen und offener zu gestalten.

Der vorhandene Park mit den alten Bäumen soll erhalten bleiben und teilweise mit Neupflanzungen ergänzt werden. Zusätzliche Grünanlagen werden in den entstehenden Innenbereichen der Hotelanlage geschaffen. Entlang des neuen Burggrabens ist eine Baumallee als neuer Grüngürtel an der Mergentheimer Straße vorgesehen. Die Zugänge zum Hotel verlaufen durch die Parkanlagen. „Das Ziel ist die Schaffung einer grünen Oase in Stadtnähe.“ Dazu gehört die Begrünung der neuen Gebäudedächer.  Menschen fühlen sich in einer grünen Umgebung, die Natur  erlebbar macht, einfach wohl. Erholung direkt vor der Tür in einer Stadt der kurzen Wege und traditionsreichen Geschichte.

Die vorgesehenen 121 Parkplätze werden in einer Tiefgarage platziert, die sich zum Burggraben hin öffnet. Damit ist für eine gute Belüftung gesorgt ohne Energieverschwendung. Ganz bewusst will man die alten und neu geschaffenen Grünbereiche nicht durch Parkplatzflächen und Fahrverkehr in ihrer Qualität mindern. Die Zu- und Abfahrt erfolgt nur von der Mergentheimer Straße aus, um die Nachbarschaft vom Bus- und Pkw-Verkehr zu entlasten.

Die Situation der Fledermauspopulation in den Gewölbekellern und unterirdischen Gängen hat das Planungsbüro „ausgiebig“ mit Fachstellen und Behörden behandelt. „Es handelt sich um eine Population von überregionaler Bedeutung“, so die Erkenntnis. Als Konsequenz daraus ergibt sich für das Planungsbüro, „dass die bestehenden Keller, Gewölbe und Stollen durch die geplanten Neubauten nicht berührt oder in irgendeiner Form in Mitleidenschaft gezogen werden.“ Die durchdachte Konzeption und kreative Gestaltung erzielte eine starke  Wirkung. sis

Eine noble Geldspende

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Erste Gebäudepaten für Rothenburger Kulturerbe-Schützling gewonnen

ROTHENBURG – Die Rotary Clubs aus Rothenburg und dem oberbayerischen Germering haben sich zusammengeschlossen, um mit einer gemeinsamen Spende von 5000 Euro die Stiftung Kulturerbe Bayern bei der Instandsetzung des mittelalterlichen Hauses Judengasse 10 zu unterstützen.

Bürgermeister Kurt Förster (vorne rechts) und die Rotary-Mitglieder als Gebäudepaten bei der Spendenübergabe. Foto: Schäfer

Damit sind die beiden Rotary-Clubs zugleich die ersten Paten für dieses einzigartige Baudenkmal und ermöglichen auf diese Weise die Wiederherstellung von zwei Fenstern auf der Frontseite des Hauses. Wer in ähnlicher Weise für das mittelalterliche Stadthaus aktiv werden möchte, kann dem Vorbild der Rotary Clubs auf einfache Weise folgen.

Eine Spendenplattform auf der Internetseite von Kulturerbe Bayern bietet Interessierten die Möglichkeit, ein Bauteil des Hauses zu erwerben, für das man die Kosten übernehmen möchte. Das Engagement als Gebäudepate würdigt die Stiftung auf Wunsch mit der Nennung des Namens – sofort online und nach der Instandsetzung zusätzlich im Eingangsbereich auf einer Ehrentafel. Außerdem erinnert eine Urkunde an die persönliche Verbindung zu diesem besonderen Denkmal.

Alexander Freiherr von Hornstein, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Rotary Germering Stiftung und zugleich Mitglied des Vorstands der Stiftung Kulturerbe Bayern zeigte sich bei der Übergabe des symbolischen Spendenschecks erfreut: „Kulturerbe Bayern hat es sich zur Aufgabe gemacht, möglichst viele Menschen daran zu beteiligen, unwiederbringliche Kulturgüter zu bewahren.“

Heidrun Rauch, Diplom-Informatikerin aus Dombühl, hat erst kürzlich in einer feierlichen Zeremonie im Hotel „Eisenhut“ das Amt der Präsidentin des Rotary Clubs Rothenburg von Prof. Dr. Hermann Heidrich, Historiker aus Bad Windsheim, für das rotarische Jahr 2019 bis 2020 übernommen. Turnusgemäß zum 1. Juli des Jahres wechseln weltweit die rotarischen Ämter, um neue Ideen, frischen Schwung und eine stetige Erneuerung in den Serviceclub zu bringen und dadurch die Beständigkeit zu sichern.

„Dass sich zwei Clubs aus unterschiedlichen Regionen Bayerns zusammengeschlossen haben, zeigt, dass die rotarische Freundschaft selbst die Grenze zwischen Bayern und Franken überwindet und um welch einzigartiges Bauwerk es sich bei der Judengasse 10 handelt“, ergänzte Heidrun Rauch.

Spenden statt Geschenke – diesen Anstoß gab das Rotary Mitglied Rainer Krick aus Germering. Der Notar hatte anlässlich seines 50. Geburtstages darum gebeten, lieber Geld zu spenden für den Erhalt von Kulturgütern, wie sie die Stiftung Kulturerbe Bayern unter ihre Obhut nimmt. Die Entscheidung für die konkrete Unterstützung des Vorhabens in der Judengasse fiel dann gemeinsam mit den fränkischen Rotary-Freunden.

Das geschichtsträchtige Haus ist – wie berichtet – ein besonderer Zeuge örtlicher fränkischer und bayerischer Geschichte. Die im Kellergewölbe befindliche Mikwe, das einzige bislang entdeckte jüdische Ritualbad in Rothenburg, war als erstes Bauteil mindestens im Jahr 1409 errichtet worden.

Damit ist sie die einzige in Deutschland sicher bestätigte Mikwe aus dem 15. Jahrhundert, die zusammen mit dem Haus überliefert ist. Eine weitere Besonderheit ist die historische Bohlenstube im Obergeschoss. Die Kosten für die Instandsetzung belaufen sich auf rund 1,5 Millionen Euro. Eine Aufgabe, die nur durch das Zusammenwirken vieler Menschen geschafft werden kann.                                                sis


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