Arbeitskreis „Museen und Schlösser in Hohenlohe-Franken“ tagte
ROTHENBURG – In der oberen Diele des Kurmainzischen Schlosses in Tauberbischofsheim, vor einer Kopie der weltberühmten Kreuzigung von Matthias Grünewald von 1524, begrüßte Friedrich König aus Kirchberg/Jagst, der Vorsitzende des Arbeitskreis Museen und Schlösser in Hohenlohe-Franken, zahlreiche Museumsleute zur traditionellen Frühjahrstagung. Im Anschluss daran ließ es sich Bürgermeister Wolfgang Vockel nicht nehmen, die historischen Besonderheiten der Stadt ebenso wie des Tauberfränkischen Landschaftsmuseums zu erläutern.
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Gernot Wamser, Leiter des Tauberfränkischen Landschaftsmuseums, erklärt den Tagungsteilnehmern die historische Entwicklung Tauberbischofsheims am Stadtmodell.
Bevor man in die Tagesordnung eintrat, gedachte man Bürgermeister a.D. Wolf Rüdiger Eckardt, Vorsitzender des Vereins für Volkskunst in Feuchtwangen, der Ende Dezember 2017 im Alter von 76 Jahren verstorben war.
Im Bericht des Vorstands wies der Vorsitzende darauf hin, dass tauberabwärts positive Entwicklungen zu registrieren seien: „Das Albert-Sammt-Museum in Niederstetten wurde um ein Gottlob-Haag-Kabinett erweitert und mit modernen Medien wird nun dort das Leben und Werk des weithin bekannten Schriftstellers und Mundartautors präsentiert“, führte König aus. „Auch die Stadt Waldenburg im Hohenlohe-Kreis will jetzt wieder verstärkt im Arbeitskreis mitwirken mit der Darstellung ihres historischen Rundwegs und der Reaktivierung ihres zuletzt geschlossenen Urweltmuseums.“
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Goswin von Mallinckrodt führt durch Garten und Burg Gamburg. Fotos: privat
Der Erfahrungsaustausch der Mitglieder zeigte wie häufig ein sehr unterschiedliches Bild: Ging es bei den großen Häusern bereits um die Projektierung der nächs-ten Weihnachtsausstellung, kämpfen die kleinen, ehrenamtlich geführten Museen viel mehr mit der Überalterung ihrer Helfer oder mit dem ausbleibenden Besuch von Schulklassen.
Museen, die das Eintrittsgeld abgeschafft haben, wie das Hällisch Fränkische Museum in Schwäbisch Hall und neuerdings das Sandelsche Museum in Kirchberg, können zwar einen erheblichen Besucherzustrom feststellen. Aber privatwirtschaftlich geführte Häuser wie das Kriminalmuseum in Rothenburg können diesen Weg nicht gehen.
Geschäftsführer Andreas Dürr von der Tourismusgemeinschaft Hohenlohe betonte die gute Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis. „Kultur, Natur und Genuss sind die Faktoren, die zunehmend Besucher in die Landschaft zwischen Tauber, Jagst und Kocher bringen. Hier ergänzt man sich mit dem Arbeitskreis hervorragend,“ lobte Dürr.
Das Besichtigungsprogramm des Arbeitskreises war diesmal eine echte Mammutaufgabe. Zunächst erläuterte Gernot Wamser, Leiter des Tauberfränkischen Landschaftsmuseums, die Besonderheiten der Pe-terskirche in Tauberbischofsheim: „Sie ist die älteste Kirche im Ort, älter als die Stadt selbst und hat trotz ihrer einfachen Architektur eine he-rausragende geschichtliche Bedeutung“. Das Tauberfränkische Landschaftsmuseum im Kurmainzischen Schloss beeindruckte dagegen mit seinen vielfältigen Sammlungen von wertvollsten spätgotischen Skulpturen und Tafelbildern bis hin zu kuriosen Objekten wie einer Labyrinth-Mausefalle oder einer Propeller-Vogelscheuche.
Weiter ging es zur Gedenkstätte Synagoge nach Wenkheim, wo Kerstin Haug-Zademack das restaurierte Gebäude und die Aktivitäten des Fördervereins vorstellte. „Immerhin existierte schon seit dem 14. Jahrhundert dort eine jüdische Gemeinde, der jetzige Synagogenbau mit Frauenempore und Mikwe (Ritualbad) stammt jedoch von 1840. Nach dem Novemberpogrom 1938 geriet das Haus in Vergessenheit und nur durch einen vorbeikommenden Lehrer, dem die hebräische Inschrift über dem Torbogen aufgefallen war, konnte der ursprüngliche Zweck identifiziert und entsprechend wiederhergestellt werden,“ erläuterte die Fördervereins-Vorsitzende.
Krönender Abschluss der Besichtigungstour war der Besuch der Burg Gamburg. Die Eigentü-merfamilie von Mal- linckrodt empfing die Tagungsteilnehmer auf der Gartenterrasse, von wo aus man einen atemberaubenden Blick ins Taubertal genießt. Der rekonstruierte Barockgarten „hinter der Burg“ war für die Besucher aus dem Süden des hohenlohisch-fränkischen Gebietes eine große, erfreuliche Überraschung, genauso wie die einmaligen, seit 1986 freigelegten romanischen Wandmalereien und Arkaden im Saalbau der Burg „Sie sind die ältesten profanen Wandmalereien nördlich der Alpen“ erklärte Goswin von Mal-linckrodt mit Stolz. „Sie zeigen unter anderem Friedrich Barbarossa in zeitgenössischem, authentischem Ambiente – eine einmalige kunsthistorisch bedeutsame Anlage!“
Neben draußen
„Die ganze Gegend liegt noch so ein biss-chen neben draußen“, meinte Theodor Heuß, erster Bundespräsident der BRD von 1949-1959, „und das macht sie einstweilen noch so erholsam, nahrhaft und behaglich“.
Die Tagungsteilnehmer des Arbeitskreises konnten das in vollem Umfang bestätigen. Das galt laut Heuß übrigens auch für den Hohenlohekreis, wo die nächste Tagung im Herbst stattfinden soll. hm