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Mit List zum Erfolg

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Wie Peter dem bösen Wolf ein Schnippchen schlug

ROTHENBURG – „Was ist eigentlich ein Komponist?“ Mit dieser Frage konfrontierte Philip van Buren die Kinder, die das sinphonische Märchen „Peter und der Wolf“ in der Korn-Halle besuchten – und die Antwort kam prompt: Ein Komponist denkt sich Musik in seinem Kopf oder am Klavier aus und schreibt sie auf.

Unter der Leitung von Philip van Buren brachte die Russische Kammerphilharmonie das Märchen auf die Korn-Bühne.  Foto: Schwandt

Unter der Leitung von Philip van Buren brachte die Russische Kammerphilharmonie das Märchen auf die Korn-Bühne. Foto: Schwandt

Der russische Komponist Sergeij Prokofjew (1891 bis 1953) hat in seinem „Märchen für Kinder“ jeder vorkommenden Figur eine eigene Melodie und ein eigenes Instrument gegeben und auch hier zeigten sich die Kinder während des Gesprächs mit dem Dirigenten gut vorbereitet: Die Querflöte könnte gut Vogelstimmen imitieren, zum Wolf passen die Hörner. Eine ganze Instrumentengruppe, nämlich die Streicher, bestehend aus Violinen, Bratschen, Cello und Kontrabass stellten den „Peter“ dar – mit einer vergnügten Melodie, die die Zuhörer während der gesamten Vorstellung begleitete.

Philip van Buren war Sprecher und Dirigent in einer Person – erstmals leitete er die Russische Kammerphilharmonie aus St. Petersburg. Man habe ihn gefragt, ob er das 22-köpfige Orchester für diese Aufführung übernehmen wolle und er habe sich der Herausforderung gerne gestellt. Die Musiker aus Russland seien „sehr, sehr gut“ und äußerst konzentriert, man habe schnell zueinander gefunden. Van Buren ist derzeit Chefdirigent und künstlerischer Leiter der Französischen Kammerphilharmonie, und er hat das Instrument „Horn“ studiert.

Gebannt verfolgten die vielen anwesenden Kinder Peters Spaziergang auf der Wiese zum großen Teich, lauschten der watschelnden, quakenden Ente (Oboe), die eine Grundsatzdiskussion mit dem zwitschernden Vogel (Querflöte) führt, denn dieser könne ja schließlich nicht schwimmen. Doch die Ente kann eben nicht fliegen. Im letzten Moment warnt Peter den Vogel vor der auf ihren Samtpfoten heranschleichenden Katze (Klarinette), so dass dieser sich gerade noch auf einen Baum retten kann.

Vor dem Wolf hat Peter so gar keine Angst, obwohl sein Großvater (Fagott) ihn immer wieder warnt. Sicherheitshalber holt der Großvater Peter in den Garten zurück und verschließt das Gartentor. Die Ente indes bemerkt dies nicht: Sie schwimmt weiterhin vergnügt auf dem Teich. Als der Wolf (drei Hörner) schließlich auftaucht, verlässt die Ente panikartig das schützende Gewässer und versucht watschelnd dem Wolf zu entkommen, doch dieser hat jetzt leichtes Spiel und verschlingt sie gierig. Bei genauem Hinhören können die Zuschauer die Ente im Bauch des Wolfes quaken hören.

Peter ist erbost. Es gelingt ihm mit einer List, den Wolf zu fangen. Eigentlich möchten die herannahenden Jäger (Pauken stellten die Gewehrschüsse nach) den Wolf erschießen, doch Peter verweist auf die lebende Ente in dessen Bauch und zeigt stolz, dass er den Wolf bereits gefasst hat. In einem abschließenden Triumphmarsch begleiten alle gemeinsam den Wolf in den Zoo. Gewaltig ertönt dazu das gesamte Orchester zum festlichen Finale.

Konrads musikalische Favoriten an diesem Abend waren die glockenrein ertönenden Hörner: Er selbst erlernt gerade dieses anspruchsvolle Instrument und muss viel üben. Die Drittklässler aus Oberscheckenbach hatten das musikalische Märchen „Peter und der Wolf“ im Unterricht intensiv erarbeitet, wussten, welches Instrument welches Tier darstellt. Ihre Klassenlehrerin Gudrun Hartl hat ihren Schülern Plätze in der ersten Reihe reserviert, von wo aus die Kinder begeistert mitfieberten.

Die Aufführung von „Peter und der Wolf“ war ausverkauft – Klein und Groß fanden den Weg in die Korn-Halle und erlebten märchenhafte Unterhaltung auf hohem musikalischen Niveau. Die eingängigen Melodien bleiben noch lange im Ohr. Doch eine Frage ist ungeklärt: Was passiert mit der lebenden Ente im Bauch des Wolfs?

Hier könnte sich der geneigte Zuhörer an das Märchen vom „Wolf und den sieben Geißlein“ erinnern, wo die Geißlein schließlich aus dem Bauch des Wolfes frei kamen. Und wer weiß – vielleicht spuckt der Wolf die Ente ja wieder aus, dann wäre tatsächlich einmal „Ente gut – alles gut“! sw


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