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Channel: Aus der Stadt – Fränkischer Anzeiger
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Leben mit Inhalten füllen

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„Artgenossen“ präsentieren ihre Gedanken zu Macht, Geld und Glück

ROTHENBURG – Unzählige Redewendungen gibt es in der deutschen Sprache zum Thema Geld. Dies zeigt welche – mitunter überzogene – Bedeutung es in unserem Leben hat. Die „Artgenossen“ haben ihre Gedanken zum Mammon auf verschiedenste Arten in Form gegossen. Ihre inspirierenden und abwechslungsreichen Werke sind zur Zeit in den beiden Torwärterhäuschen am Burggarten zu sehen.

Die „Artgenossen“ feierten mit vielen Kunstinteressierten den Auftakt ihrer sechsten Ausstellung.

Die „Artgenossen“ feierten mit vielen Kunstinteressierten den Auftakt ihrer sechsten Ausstellung.

„Das stimmt doch gar nicht – zum Glücklichsein braucht man überhaupt kein Geld“, kritisierte resolut eine Zweitklässlerin das Plakat zur aktuellen Ausstellung der „Artgenossen“. Vier Künstler der Gruppe beschäftigen sich darin mit den unterschiedlichen Aspekten des Mottos „Geld, Macht, Glück(lich)“. Die Mutter der Kleinen mochte ihrer Tochter nicht uneingeschränkt zustimmen, schließlich sei ohne Geld die „schöne Reise nach Rothenburg“ überhaupt nicht möglich gewesen.

Erfüllung leicht gemacht: Alles, was das Herz begehrt gibt es per Abreißzettel.     Fotos: Scheuenstuhl

Erfüllung leicht gemacht: Alles, was das Herz begehrt gibt es per Abreißzettel. Fotos: Scheuenstuhl

Die Frage, welche Bedeutung Geld hat beziehungsweise welche man ihm zugesteht, hat eine „hohe Präsenz in unsicheren Zeiten“, eröffnete Christl Straßberger ihre Ansprache zur Vernissage. Es sei ein Thema, das allgegenwärtig ist und es auch in Zukunft sein werde. Die Wechselbeziehung zwischen Geld und Macht sei nicht von der Hand zu weisen. Aber ob sich dadurch auch Glück einstelle, wollte Christl Straßberger „lieber nicht kommentieren“.

Zum Nachdenken anregen Sie überlässt es ganz den Werken der Künstler, die Besucher zum Nachdenken anzuregen. Von Sabine Boas sind dazu Bilder und ein Objekt zu sehen. Evelyne Weiß drückt ihre Sicht auf das Thema mit Keramiken aus. Christl Straßberger bestückt die Ausstellung mit Bildern und Objekten. Stein, Stoff, Leinwand, Ton und weitere Materialien wurden für künstlerische „Denkanstöße“ verwendet.

Und Goldschmied Hermann Wolf war sogar in einer Doppelfunktion unterwegs: Neben seiner schmückenden Handwerkskunst begeisterte er die Gäste der Vernissage musikalisch mit seiner Band. So mancher Tourist, der seinen Besichtigungstag im Burggarten ausklingen lassen wollte, geriet so in ein wahrhaftiges Konzert, das sogleich in Ton und Bild für die Daheimgebliebenen festgehalten wurde.

Bürgermeister Kurt Förster, der laut Christl Straßberger die Kunst sehr schätze, freute sich über diesen erneuten kulturellen Farbtupfer in der Stadt. Innerhalb einer Woche feiert man bereits die zweite Ausstellungseröffnung. Dies beweise, dass Rothenburg „nicht nur eine Touristenstadt, sondern auch eine Kulturstadt“ sei. Den „Artgenossen“ wünschte der Bürgermeister, dass die Ausstellung sie glücklich mache – nämlich indem das eine oder andere Exponat verkauft wird.

Ton plus Wachs: Goldmarie und Pechmarie.

Ton plus Wachs: Goldmarie und Pechmarie.

Für ihre mittlerweile sechste Ausstellung haben die „Artgenossen“ erneut von Heinz Ruhl die beiden Torwärterhäuschen am Burggarten zur Verfügung gestellt bekommen. Der begrenzte Platz wirkt aber nicht einengend, sondern bietet vielmehr Möglichkeiten, die Exponate besonders in Szene zu setzen. So bekommt der Besucher nicht alles auf dem leicht konsumierbaren Präsentierteller dargereicht, sondern muss sich gezielt damit befassen, etwa indem er sich auch in den Nischen umschaut oder sich auf Höhe der niedrigeren Fensterbänke begibt. Und manchmal ist es dann eben wie so oft im Leben: Der eine oder andere nimmt gar nicht wahr, dass der „Pleitegeier“ schon über ihm kreist – und sei es auch nur in textiler Form.

Aber auch inhaltlich sind die Werke mehr als nur schön anzuschauen. Sie möchten vor Augen führen, welche Dominanz das Geld in der Gesellschaft hat und welche weitreichenden Folgen das Streben danach und nach Glück mit sich bringt. Gleich zwei Werke beschäftigen sich deshalb mit dem Thema Flucht.

Aber auch Macht, die oftmals mit Geld einhergeht, wird aufs Tablett gebracht. Und diese kann verschiedene Formen annehmen: Für die einen drückt sie sich etwa in einer gesellschaftlichen Funktion aus, anderen genügt hingegen schon die Fernbedienung für die heimische Unterhaltungselektronik – wie ein Exponat in bestechender Einfachheit beweist.

Geöffnet sind die Häuschen Montag bis Freitag von 15 bis 19 Uhr und Samstag und Sonntag von 14 bis 19 Uhr. Täglich ist einer der Künstler vor Ort. Die Ausstellung ist noch bis Sonntag, 21. August zu sehen. mes


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