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„Das gewisse Kribbeln“

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Junge Bands auf der großen Bühne beim Emergenza-Contest des Festivals

ROTHENBURG – Eine Europatournee, Plattenverträge, Gastauftritte, Festivalslots und ein gesicherter Auftritt auf der Hauptbühne des Taubertal-Festivals erhält die erstplatzierte Band. Gibt es vielversprechenderes, mit dem eine junge Band in die Musikerkarriere einsteigen kann? Nico und Vinz, Emergenza-Sieger von 2011, sind zu internationalen Stars geworden; die Band „Royal Republic“, die 2009 am Emergenza-Contest teilnahm, war in diesem Jahr zum zweiten Mal auf der Eiswiese zu Gast. Sie eröffneten am Freitag sogar das Programm auf der Hauptbühne.

Panik vor dem Autritt? Für (v.li) Corentin (19), Clémence (18) und Hugo (18) von „Try Hidden Panic“ (Frankreich) ein Fremdwort. Foto: RoRot

Panik vor dem Autritt? Für (v.li) Corentin (19), Clémence (18) und Hugo (18) von „Try Hidden Panic“ (Frankreich) ein Fremdwort. Foto: RoRot

21 vielversprechende Nachwuchsbands hoffen auch dieses Jahr wieder auf den großen Gewinn. Nach Ausscheidungen mit über 3800 Bands in fast 150 Städten weltweit, davon allein sechs in Deutschland, stehen die Gruppen nun hier auf dem Taubertal-Festival im entscheidenden Finale.

Drei bis vier Vorrunden des weltweit größten Live-Newcomer-Contests hat jede von ihnen bereits erfolgreich hinter sich gebracht. Trotzdem steigt die Nervosität mit jedem Auftritt und fand dieses Wochenende ihren Höhepunkt, berichten die Mitglieder der französischen Pop-Rock-Electronic Gruppe „Try hidden panic“.

Ihnen selbst scheint der Sprung von der Schülerband auf die ganz große Festival-Bühne völlig unrealistisch. Mehr aus Versehen hatte die Sängerin Clémence sich gemeinsam mit Hugo (Schlagzeuger) und Corentin am Bass auf der Emergenza-Internetseite angemeldet, wie sie uns erzählen. Daher stehe aus ihrer Sicht an diesem Punkt des Wettkampfes nicht mehr das Konkurrenz-Denken im Vordergrund. Sondern im Gegenteil pure Freude über die große Chance mit so vielen internationalen Emergenza-Bands (aus insgesamt 15 Ländern) in Kontakt treten zu können.

Dies unterstreichen auch drei von insgesamt fünf Mitglieder der belgischen Gruppe „Madmagus“. Henry (Sänger), Malcolm (Gitarrist) und Logan (Schlagzeuger) haben neben ihrer großen Leidenschaft, der Musik, alle Berufe, die damit rein gar nichts zu tun haben. Im „normalen Leben“ sind sie beispielsweise BWL-Studenten und Buchhalter. Eine weitere Schwierigkeit beim Finale bestehe darin, dass es zuvor keine Möglichkeit gibt, mit technischem Equipment auf der Sounds-For-Nature-Bühne zu proben.

Den Hintergrund erläutern drei Organisatorinnen des Wettbewerbs, Sabrina, Laetitia und Gwenaelle: „Die Bands sollen bestmöglich auf das wahre Musiker-Leben vorbereitet werden. Im normalen Festival-Business sind nämlich solche Proben schlichtweg nicht möglich.“ Lediglich üben mit Akustik-Instrumenten im eigenen Zimmer der Rothenburger Jugendherberge ist daher für die Bands möglich.

Deutlich entspannter sieht die Schweizer Alternative-Rock Gruppe „Rooftop Sailors“ dieses Thema. In den Wochen zuvor übten sie mindestens einmal wöchentlich vier bis fünf Stunden zusammen, verzichten jedoch, wie viele Profis, am letzten Tag vor dem Auftritt auf Proben. So fanden sie auch Zeit Rothenburg ein biss- chen näher zu erkunden, wie Maurice (Gitarrist) und Nevio (Gitarrist und Sänger). Dabei genossen sie aber nicht nur einen Spaziergang durch die mittelalterliche Altstadt, sondern auch einen Abstecher beim Discounter Lidl. Besonders begeisterten sie dabei die niedrigen Preise vor Ort im Vergleich zu Schweizer Verhältnissen. Ihre Devise? Auf der Bühne das Beste herausholen!

Nur der Jury-Eindruck

Und genau das ist es ja auch, was Publikum und die zehnköpfige Jury aus insgesamt vier Ländern von ihnen erwarten. In den Vorrunden stimmt das Publikum noch per Handzeichen mit für die Bands ab. Im Finale jedoch zählt nur noch der Jury-Eindruck.

Drei der Juroren, Anthony, Olivier und Simon (alle aus Frankreich) erklären jedoch, dass natürlich auch die Stimmung des Publikums in ihre Wertung mit einfließt. Um ein möglichst genaues Bild von den technischen Fähigkeiten der Musiker zu erhalten, werden sie zunächst 10 bis 15 Minuten auf der Bühne beäugt. Dabei stehen sie am Rande der Bühne, für das Publikum nicht wahrzunehmen.

„Meistens könnten wir dann eigentlich schon eine Gesamtbewertung abgeben,“ gibt Olivier, Universitätsprofessor für Musik-Management, zu. „Anschließend wechseln wir jedoch vor die Bühne, um feststellen zu können, wie das akustisch beim Publikum ankommt.“ Sein Favorit am Freitag? Noeazy aus Süd Korea. Aus seiner Sicht hängt die Stärke dieser Gruppe auch damit zusammen, dass hier beide Geschlechter am Zug sind. Oliviers Ansicht nach transportieren solche „gemischten Bands“ deutlich mehr Gefühl und Stimmung.

Auch Anthony, der als Organisator mehrerer großer französischer Festivals unter anderem für Band-Buchungen zuständig ist, sieht das so. Aus einer ganz anderen Perspektive bewertet Simon die Musiker. Da er selbst Schlagzeuger der französischen Metallic-Hardcore-Gruppe MNFCTRR (ausgesprochen „Manufacturer“) ist, legt er höchsten Wert auf technische Sauberkeit.

Mit all ihren strengen Kriterien und hohen Ansprüchen konnte in diesem Jahr die Band „Gain Eleven“ aus Schweden die Jury am besten überzeugen. Gestern Nachmittag wurde von ihnen der erste Teil des Preises dann auch schon gleich eingelöst: mit dem Auftritt auf der Hauptbühne, der hoffentlich auch für diese Gruppe zum Startschuss in das Leben als Profimusiker wird.

So richtig freuen durfte sich auch die von uns interviewte Clémence von „Try Hidden Panic“. Sie wurde als beste Sängerin des Wettbewerbs ausgezeichnet. Als Preis gab’s für sie ein drahtloses Mikrofon. RoRot


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