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Liebe zum Papier

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Ideen vom Feinsten und nicht nur von der Stange

ROTHENBURG – Papier mit seiner jahrhundertealten Geschichte ist ein Ausdruck von Individualität und Kreativität – und ein emotionaler Botschafter. Im Zeitalter von Internet und E-Mail kann der handgeschriebene Brief, eine Einladung und Grußkarte auf Papier zu einem Dokument von persönlicher Nähe werden. Die Papeterie in der Rödergasse lässt feine Papierkultur wieder aufleben. Ein Laden wie eine Wundertüte.

Kleine Papeterie: Hinter dem Laden mit den schönen Papieren hat Andrea Ballbach ihre kleine Bastelwerkstatt. Fotos: Schäfer

Kleine Papeterie: Hinter dem Laden mit den schönen Papieren hat Andrea Ballbach ihre kleine Bastelwerkstatt. Fotos: Schäfer

Das digitale Zeitalter ist schön und gut. Aber es gibt eben doch Gelegenheiten und Anlässe, an denen man Dinge in schöne Büchlein einträgt. Auch besondere Geschenke wollen liebevoll verpackt sein. Mit außergewöhnlichem Papier, wie eine kleine Kostbarkeit Dann muss auch die beigefügte Karte für eine persönliche Botschaft dazu passen. Das wirkt edel. Es gibt symbolische Gesten, die für sich sprechen. Dazu gehören kleine Aufmerksamkeiten, Mitbringsel und Überraschungen.

Wer den niedlichen Laden betritt, taucht ein in eine zauberhafte Welt. Schon das Schaufenster ist eine Augenweide. Man merkt Inhaberin Andrea Ballbach an, dass sie liebt, was sie tut. Es steckt ein Konzept dahinter und Herzblut. Hier wird beraten und besprochen, begutachtet und geschnitten. Die Lust am Erfühlen von Oberflächen, die Freude am Zusammenstellen von Farben, die Begeisterung beim Erkennen der feinen Unterschiede wird geweckt. Kurz: Die Liebe zum Papier wird kultiviert.

Die exquisite Produktpalette ist sorgfältig ausgewählt und für Menschen gedacht, die das Besondere suchen. Als Geschenk für Freunde oder für sich selbst. Ein Geheimtipp für alle diejenigen, die mit Außergewöhnlichem begeistern möchten. Regale voller Papier, Karten, Umschläge, Wandsticker, alles was man zum Dekorieren braucht. Papierkreationen in verschiedenen Farben, Größen und Oberflächenstrukturen. Papier zum Sehen, Fühlen und Entdecken, zum Schreiben, Notieren, Zeichnen und Gestalten. Viele Sachen sind selber gemacht – in weiblicher feiner Handarbeit. Der andere Teil ist zugekauft, aber sorgfältig ausgewählt.

Die Papeterie ist auch eine Fundgrube für all diejenigen, die sich mit freier oder angewandter Gestaltung befassen. Angefangen von den allgemeinen Grundlagen des Papiers bis zur Auseinandersetzung mit komplexen Faltformen, die durch Verdoppelungen, Verschiebungen oder Kombinationen aus diesen entstehen: Objekte der Alltagskultur wie Schalen, Lampen, Fensterbilder, zarte Mobile oder andere Schmuckformen.

Die Frühlings-Schönheiten blühen immer.

Die Frühlings-Schönheiten blühen immer.

Es ist faszinierend, welche Dynamik, Spannung und Raumwirkung die Papierformen enthalten, die entweder durch Faltmuster oder durch einige wenige gezielt gesetzte Faltungen oder Knicke entstanden sind. Da vor allem die letztgenannten Arbeiten nicht aus der Origami-Technik abgeleitet sind, ist die ästhetische Wirkung auf interessante Weise neu. Andrea Ballbach schöpft auch die Möglichkeiten des Knitterns und Knüllens aus. Durch das Knittern wird eine eher feinfaserige Textur erreicht. Zusätzlich quer angelegte Faltungen ergeben neue Strukturen und räumliche Wirkungen in sehr freien Arbeiten.

Interessierte finden ein Spektrum an Anregungen, schöne Formen aus einem Bogen Papier zu falten. Angefangen bei simplen Unterteilungen eines Bogens Papier in Falten (Zieharmonika-Prinzip), über Schachteln, Schalen oder zweckfreie, aber sehr schön anzuschauende Formen als Dekoobjekte. Bunt leuchtende Blüten dürfen im Sortiment nicht fehlen – egal wie trüb das Wetter draußen ist. Sie verwelken nicht und sind auch für Allergiker kein Problem. Manchmal ist gar nicht auf den ersten Blick zu erkennen, dass sie aus Papier sind, weil sie so täuschend echt wirken.

Andrea Ballbach beherrscht sogar Grundlagen des Verpackungsdesign: vom Entwurf zur Schachtel oder zum Klappdeckelkarton mit Verschlussgummi. Ganz nach Maß in sämtlichen Farben und Mustern. Inspiriert durch die Materialfülle erfüllt sie immer wieder Spezialwünsche für Firmen- und Privatkunden. Sie bietet auch Einzelfertigung an.

Mit viel Liebe zum Detail hat sie ihr Sortiment zusammengestellt. Mit einem breiten Angebot von ausgefallenen Poesie-, Schreib- oder Adressbüchern. Hin und wieder, wenn es ihre Zeit erlaubt und genügend Teilnehmer zusammenkommen, gibt sie auch Kurse zu gestalterischen Möglichkeiten mit dem Werkstoff Papier und dem Umgang mit konkreter Kunst. Es ist schön zu sehen, was am Ende der Falterei herauskommt.

Andrea Ballbach hat schon immer gerne mit ihren Händen kreativ gearbeitet. Das ging von Stricken über sonstige Handarbeiten und durch ihren erlernten Beruf als Keramikerin an der Fachschule in Landshut. Neben dem Umgang mit dem plastischen Material Ton, beschäftigte sie sich mit Malerei, Kalligraphie und Schrift, mit Farben und alles, was man kreativ damit machen kann. Für ihre beiden Kinder, die sie in jungen Jahren bekam, unterbrach sie eine Zeitlang ihre Erwerbstätigkeit. Dann arbeitete sie in einer Keramikmanufaktur und schließlich in der Entwicklungsabteilung eines Kerzenherstellers. Schließlich hatte sie Lust auf neue Herausforderungen und Aufgaben. Sie beließ es nicht bei Ideen und Wünschen, sondern setzte sich mit ihrer Bereitschaft zur Selbstständigkeit eigene Ziele. Ihr Mann, der beim Landratsamt arbeitet, unterstützt sie dabei.

Mit der Papeterie hat sie ihre Passion gefunden, wie sie sagt. „Das Papier ist ein so vielseitiges Material und macht unendlich Spaß.“ Es bietet ihr Inspiration und treibt sie an zur Suche nach weiteren Kreationen. In dem Ladengeschäft in der Altstadt fand sie die passenden Räumlichkeiten und Rahmenbedingungen zur Existenzgründung. Seit drei Jahren ist die tüchtige Self-Made-Frau auch noch ihre eigene Chefin. sis


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