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Nicht nur ein paar Konturen

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Umbau des Spitalgebäudes zum Schülerheim nimmt auch im Inneren Formen an

ROTHENBURG – Ausgezeichneter Zeitpunkt, für eine Besichtigung: In den drei Geschossen des zum Schülerwohnheim umgebauten ehemaligen Spitals liegen unterschiedliche Bauzustände vor.  Gute Gelegenheit, sich gerade jetzt vom Stand der Arbeiten und vom Zusammenspiel von alter Substanz und künftiger Bestimmung ein Bild zu machen .

Das hat auch der Stadt-rat gedacht und sich vor Ort umgesehen. Architekt Christian Teichmann aus Würzburg führte durch die Baustelle und lieferte die fachlichen Erläuterungen. Fazit am Ende des Rundgangs: Die neue Nutzung im 400 Jahre alten Spitalgebäude ordnet sich unter, bleibt jedoch zeitgenössisch ablesbar. Befundfenster öffnen Blicke in die verschiedenen Epochen. Im eingezogenen Holzpodest ist die Installation so gut und so versteckt untergebracht, dass sich die historischen Raumstrukturen ungestört zeigen dürfen.

Im Schäfersaal: Mit seinen Täfelungen ist er ein Schmuckstück im Spitalgebäude.

Im Schäfersaal: Mit seinen Täfelungen ist er ein Schmuckstück im Spitalgebäude.

Im Erdgeschoss entstehen südseitig Zimmer und nordseitig Nebenräume. Der straßenseitige Teil ist zur Nutzung durch die Stadt für Nebenräume des Schäfersaals vorgesehen. Die Gewölbe- und Wandflächen in diesem Geschoss sind abgewaschen sonst aber noch roh, mit sichtbaren Befunden, die Böden noch ohne Belag. Gut lassen sich bereits die neuen Raumstrukturen erkennen, mit bis zu drei Stufungen über dem Gewölbekellerzugang. Die „Bad-Bett-Box“ der Zimmer befindet sich im Rohbau und die Installation lässt sich noch relativ gut in ihren einzelnen Bestandteilen erkennen. Das 1. Obergeschoss wird für Zimmer und Aufenthaltsbereiche umgenutzt. Außerdem entsteht dort ein Mehrzweckraum mit Küche und Kaffeebar. Vorsichtig überarbeitet wird der Schäfersaal samt „neuem“ alten Foyer. Auf diesem Stockwerk sind die Malerarbeiten im Gang. Die Bodenverlegung hat begonnen. Die Öffnung des Aufenthaltsbereiches bringt Tageslicht in den Flur, die Öffnung des historischen Foyers zum Schäfersaal viel Tageslicht und auch Kopffreiheit im Treppenhaus. Auch im Schäfersaal verläuft die Installation versteckt. Partien der Holzkonstruktion sind ausgebaut worden und werden beim Holzrestaurator in direkter Abstimmung mit den Amtswerkstätten des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege aufgefrischt. Bereits am weitesten fortgeschritten sind die Arbeiten im 2. Obergeschoss, wo Zimmer und Aufenthaltsbereiche entstehen. Die Sichtfachwerke und Deckenbalken zeigen sich hier in Originalfassung. Als Bodenbelag ist Linoleum aufgezogen. Der Innenausbau der Bad-Bett-Boxen läuft. Die Kastenfenster sind eingebaut. Sie sichern bauphysikalisch die durchgesteckten profilierten Natursteingewände. Bei der Führung gab es immer wieder Staunen, wie gut es bei dem Projekt gelingt, die alte Substanz mit der neuen Nutzung zu verbinden. Das alte Gemäuer könne dabei seine Trümpfe und seinen Charme völlig neu ausspielen. Die künftigen Heiminsassen dürften sich in vielfacher Hinsicht auf geradezu fürstliche Unterbringung freuen. So oder so ähnlich lauteten die Äußerungen.

Schmuckes Fachwerk im Flur: Bestehende Trümpfe werden besonders ausgespielt. Fotos: Weber

Schmuckes Fachwerk im Flur: Bestehende Trümpfe werden besonders ausgespielt. Fotos: Weber

Überaus zufrieden zeigte sich besonders auch Oberbürgermeister Walter Hartl. Er sprach Architekt Teichmann am Ende der Führung für dessen Konzept und für das, was in den verschiedenen Bereichen schon umgesetzt ist, ein Kompliment aus. Vor allem das Podest, das die Installation aufnimmt, wodurch die alte Substanz völlig unangetastet bleiben darf, wurde als ideale Lösung herausgestellt. Gleiches gilt für jene Box pro Zimmer, die einerseits die Nasszelle mit Dusche, WC und Waschbecken enthält und andererseits quasi auf dem Deckel darüber das über eine Treppe oder Leiter erreichbare Bett. Seitens der Stadt dürfe man sich glücklich schätzen, für dieses Stück Baugeschichte eine solche Verwendung gefunden zu haben, die über die vom Landkreis gezahlte Miete das Projekt mit abfinanziert. Rund 5,2 Millionen Euro wird das Projekt der von der Stadt verwalteteten historischen Hospitalstiftung insgesamt voraussichtlich kosten. Etwa zwei Millionen Euro an Zuschüssen, so die Schätzungen, könnte es dabei geben. Rund 1,5 Millionen Euro kommen allein vom Entschädigungsfond Bayern. Zur Fassadenerneuerung in Höhe von 250000 Euro leistet die Denkmalstiftung einen Zuschuss von über 100000 Euro. Von der Bayerischen Landesstiftung kommt eine Zuwendung von 170000 Euro. Sowohl bei den Kosten als auch beim Zeitplan bewege man sich bisher im Rahmen, betont der Architekt, was der Stadtrat erfreut zur Kenntnis nimmt. Schon im kommenden Herbst soll neues Leben einziehen in das Spitalgebäude. Damit kommt – neben der Jugendherberge – eine weitere jugendliche Note in den bisher vorwiegend von älteren Menschen bewohnten Gesamtkomplex in diesem Bereich des Kappenzipfels. -ww-


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