„Mobile Solar Plant“ für dezentrale Stromerzeugung beim Festival
ROTHENBURG – Vor sechs Jahren hat das Taubertal-Festival den „Green-Award“ erhalten. Damit gilt es als Beispiel, wie sich eine solche Großveranstaltung vereinbaren lässt mit dem Schutz von Umwelt und Natur. Versorgung mit möglichst sauberer Energie, Müllvermeidung und vieles mehr machen es im Rahmen des Projekts „Sounds for Nature“ zu einem „grünen Festival“. An diesem Anliegen wird weiter gearbeitet, Schritt für Schritt, wie sich bei der jüngsten Auflage gezeigt hat.

Eher ungewöhnlicher Blick auf Rothenburg von der Reutsächser Steige aus mit der „Mobile Solar Plant“ im Vordergrund. Foto: Weber
Eine dieser „grünen“ Errungenschaften hat allerdings Ausnahmerang und ist mehr Vision als Standard bei der Festival-Ausstattung. Sie war an hervorgehobener Stelle bestens platziert – unweit des Aussichtsplatzes oberhalb der Reutsächser Steige. Da hatte jenes Unternehmen, das die Veranstaltung seit vielen Jahren mit Generatoren für die dezentrale Stromversorgung samt Lichtmasten für die Ausleuchtung des Geländes bedient, eine Pilotanlage in Stellung gebracht.
Auf 150 Quadratmeter Fläche aufgeklappt und aufgeständert von zwei Mann innerhalb von nur zwei Stunden: die „Mobile Solar Plant“. Mit einer Spitzenleistung von insgeamt 28 Kilowatt Peak erbringen die Module dort – unterstützt bei Bedarf von der gleichen Leistung aus dem zur Anlage gehörenden Generator – die gesamte elektrische Energie für die zentrale Sanitätsstation des Roten Kreuzes beim Festival. Das Hilfscamp mit Fuhrpark: während der Veranstaltung in unmittelbarer Nähe der Solaranlage oberhalb der Reutsächser Steige untergebracht.
Auch die einen Steinwurf entfernt in einem Zelt campierenden „Tauberplanscher“ beziehen den Strom für ihren Kühlschrank aus dieser „grünen“ Energiequelle. Beim Pressetermin zur Präsentation der Solaranlage bitten die Blogger, nachdem Anton Hackspacher als Gebietsmanager des kooperierenden Unternehmens direkt am Objekt die technischen und sonstigen Einzelheiten erklärt hatte, in ihrem Zelt zum Empfang – mit gut gekühlten Getränken.
Ob zu erwarten ist, dass es beim Taubertal-Festival ab sofort nur noch solche absolut sauberen Anlagen für die dezentrale Stromversorgung gibt? Sicher nicht. Dazu sind sie einfach noch viel zu teuer. Die Kosten liegen nach Angaben des Firmenvertreters weit im sechsstelligen Bereich. Ganz abgesehen davon, dass längst nicht an allen Stellen, wo sie gebraucht werden, auch Platz genug zur Verfügung steht, um sie dort aufzufalten.
Vorzeigestück beim Klimagipfel
Die oberhalb der Reutsächser Steige aufgestellte Anlage ist eine Eigenentwicklung, die zusammengeklappt in einem 20-Fuß-Container Platz findet. Bredenoord hatte sie im vergangenen Jahr beim Klimagipfel im marokkanischen Marrakesch als Musterbeispiel gezeigt. Das Unternehmen zielt damit freilich weniger auf Festivals ab als vielmehr auf Großprojekte und ganz besonders auf Afrika.
Dort stünde jede Menge Sonnenenergie zur Verfügung, um in solchen dezentralen Anlagen direkt am Ort des Bedarfs in elektrischen Strom verwandelt zu werden und ohne viel aufwändiges Leitungsnetz Maschinen, Apparate und Co. antreiben zu können beziehungsweise die Energieversorgung ganzer Dörfer sicherzustellen.
„Wir wollen hier vor allem auch eine Ahnung davon geben, wie es bei uns in 20 oder mehr Jahren weitergehen könnte nach den fossilen Brennstoffen, auch für unser Unternehmen,“ unterstreicht Anton Hackspacher ein Anliegen dieses Auftritts beim Taubertal-Festival.
Florian Vogel, der Umweltbeauftragte des Festivals, sieht das weniger als Zukunftsmusik. Er prognostiziert, dass es schon bald Anlagen geben könnte, die Sonne oder Wind zu Strom machen und sich gut für die dezentrale Versorgung eignen: „Es gibt da interessante Entwicklungen.“ Außerdem sind er und Florian Zoll, der Pressesprecher des Festivals, davon überzeugt, dass die Pilotanlage ihre Signale setzen wird – auch in allgemein ökologischer Richtung. Sie werde ganz sicher dazu beitragen, das Umweltbewusstsein bei den Besuchern weiter zu stärken.
Mit der Erweiterung des „Green Camps“ aus dem Bereich an der Wackelbrücke hinauf auch auf vorerst noch kleine zwei Flächen oberhalb der Reutsächser Steige ist es in diesem Jahr auch hier ein Stück vorangegangen in Richtung „grünes Festival“. Schritt für Schritt. -ww-