„Alligatoah“ und „Billy Talent“ locken die Massen zum Abschluss nochmal aufs Gelände
ROTHENBURG – Von vielen wurde vor allem sie sehnlichst auf der Taubertal-Bühne erwartet: Die kanadische Rockband „Billy Talent“. Dementsprechend gefüllt präsentierte sich die Eiswiese am Sonntagabend. Einen solch großen Namen der Rock-Geschichte und Rock-Gegenwart wollten sich viele Festival-Besucher nicht entgehen lassen.

„Billy Talent“ hatten zum Festivalabschluss spürbar Lust und Laune und sorgten für eine volle Eiswiese.
Nicht zuletzt auch deshalb, da es am letzten Festivaltag endgültig aufgehört hatte zu regnen und sich am Abend sogar die Sonne herrlich über und auf das Gelände legte. So trieb es schon am Nachmittag einige Besucher von den Campingplätzen hinab ins Tal. Das Sonntags-Line-Up sowohl auf der „Sounds For Nature“- als auch auf der Hauptbühne schien zudem ganz unabhängig von „Billy Talent“ gut gewählt. So ragten schon bei der Mittelalter-Rockband „In Extremo“ viele klatschende Hände empor und ließen sich von der tiefen, rauchig-kratzigen Stimme des Sängers Michael Robert-Rhein ein ums andere Mal zum Mitsingen auffordern.
Mit Dudelsack und Co, zudem garniert mit einer gewohnt pyrolastigen Bühennshow, dürften die Berliner auch auf dem Taubertal-Festival ihre Fans wieder überzeugt haben. Über den gesamten Tag gab es verteilt auch auf der kleineren „Sounds For Nature“-Bühne wieder viel gute Musik zu entdecken. Da war beispielsweise die britische Folk-Band „Skinny Lister“, die mit Kontrabass, Ziehharmonika und einer sympathisch-verrückten Frontfrau für überaus ausgelassene Stimmung im Publikum sorgte. „Alligatoah“ gab auf der Hauptbühne seine bei genauerem Hinhören durchaus tiefgründigen Texte zum Besten, wenn auch freilich in ganz anderer Manier wie „Casper“ noch tags zuvor.
Aber ganz egal ob nun tiefgründig oder nicht: „Alligatoah“trifft mit seiner Art Musik zu machen den Nerv der Menge. So auch auf dem „Taubertal“. Rückenwind gab er sich dabei mit einer herrlich bunten Bühnenshow, der es an Selbstironie und skurriler Verrücktheit nicht mangelte. So sang er zunächst aus dem Korb eines Ballons ehe er später auf einer goldenen Kuh platz nahm. Und ob die Festival-Menge in diesem Jahr jemals einen Song so laut mitgesungen hat wie „Willst Du“ darf angezweifelt werden.
Für den größten Ansturm aber sorgten „Billy Talent“. Und die Altmeister können es immer noch. Und hatten sichtlich Spaß und Freude an ihrem ersten Auftritt im Tal. Nicht nur dass Sänger Benjamin Kowalewicz dies immer wieder betonte, am Ende spielten die Kanadier sogar knapp zehn Minuten länger, als ihre Spielzeit normalerweise vorgesehen war. Denkt man da beispielsweise an den Auftritt von „Limp Bizkit“ im letzten Jahr zurück, muss man sich vor so viel Spielfreude beinahe verneigen.

Mittelalter-Band vor Mittelalter-Stadt: „In Extremo“ rockten die Eiswiese und sparten nicht an Effekten. Fotos: Götz
Fast schon musste man sich kurzzeitig fragen, wer da nun mehr Energie hat, das Publikum oder Kowalewicz, der mit seiner schier endlosen Bühnenpräsenz auf und ab tigerte, zum Mitsingen und Mitklatschen animierte, sich nicht zuletzt mit starken Worten für Toleranz und Nächstenliebe aussprach und auch nicht vergaß, sich öffentlich in die hiesige Festival-Kulisse zu verlieben.
Ja, „Billy Talent“ hatten an diesem letzten Abend der 22. „Taubertal“-Ausgabe einfach richtig „Bock“ zu spielen. Und rechtzeitig zu ihren großen Hits wie „Fallen Leaves“ oder „Red Flag“ hatten dann auch fast alle im Publikum die Hände oben und fanden ihre Energie wieder.
Das Festival 2017 begann als Schlammschlacht und endete mit einem Sonnenuntergang. Und auch musikalisch war von heiter bis wolkig alles dabei. Liebes „Taubertal“, von vielen wirst du bestimmt schon wieder sehnlichst erwartet. og