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Saure-Gurken-Zeit aufgewertet

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ROTHENBURG – Mit dem ungemütlichen Wetter hatte das 11. Kneipenfestival am vergangenen Wo­chen­ende nicht gerade die besten Begleit­umstände. Das schlug auf die Publikumsresonanz durch. Weniger Musikfans und Kneipenjäger als letztes Jahr, wo rund 2000 unterwegs waren, meldete gestern Manfred Metz vom Veranstalter Kammerevents auf Anfrage unserer Redaktion.

 „Der Dicke und der Belgier“ : Gute Musik für den Biergenuss am Tresen, gespielt von einem starken Duo. Foto: Weber

„Der Dicke und der Belgier“ : Gute Musik für den Biergenuss am Tresen, gespielt von einem starken Duo. Foto: Weber

Wieviele es unter dem Strich waren, die um die Häuser zogen? Genaue Zahlen konnte der Organisator nicht nennen. Die Abrechnung war noch nicht gemacht. Aber nach den Informationen, die ihm vorlagen, ging er davon aus, dass es wohl rund 1600 gewesen seien. Das wären etwa 400 weniger als 2015.

Nachdem im Vorverkauf, ähnlich wie im letzten Jahr, etwa 1000 Karten abgesetzt worden waren, lässt sich das miese Wetter ziemlich sicher als Grund dafür benennen, dass am Abend selber dann nicht mehr das Doppelte erreicht wurde.

Nicht kompatibel

Dass es doch eine solche Rolle spielt, obwohl die Lokale in der Regel sicheren Regenschutz bieten! Aber für den angestrebten Wechsel des musikbegeisterten Völkchens zwischen den verschiedenen Standorten kann man sich, zugegeben, einladendere Voraussetzungen vorstellen.

„Alles ruhig verlaufen,“ zieht Polizeihauptkommissar und stellvertretender Polizeichef Friedrich Stahl aus der Sicht der Rothenburger Ordnungshüter Bilanz. Selbst Probleme wie in zurückliegenden Jahren, als andrängende Nachtschwärmer das eine oder andere Lokal mit späten Schlusszeiten überforderten, habe es diesmal nicht im Ansatz gegeben.

Terminlich werde man sich auch nach den schlechten Wettererfahrungen 2016 im kommenden Jahr nicht in Abenteuer stürzen und Experimente wagen, kündigt Manfred Metz an. Der letzte Samstag im Januar ist gesetzt für das Kneipenfestival in Rothenburg und dabei bleibt es.

Kontinuität gilt gerade in dieser Hinsicht als wichtige Voraussetzung. Zum einen sind die Terminpläne der Bands und der Kneipenjagden andernorts darauf ausgelegt. Zum anderen ist die Rothenburger Gastronomie in der Sauren-Gurken-Zeit froh, dass es diese Veranstaltung gibt.

Kontinuität steht auch beim musikalischen Angebot im Vordergrund. Unter den zwölf Bands, die diesmal für gute Musik und für Stimmung sorgten, waren acht Mal „die üblichen Verdächtigen“, bei nur vier „Neulingen“. Längst ihre eigene Fangemeinde beim Kneipenfestival in Rothenburg haben unter anderem „The Cräcker“, die im „Pulverer“ bei Cover-Songs ihre Stärken als fundiert ausgebildete Pop-Musiker ausspielen und zum Tanzen einladen konnten.

Mit „The Custers“ schlugen Neulinge auf im „Greifen“. Es sprach sich in Windeseile herum, dass hier Hits vergangener Jahre in interessanter Mischung und Abfolge geboten werden. Entsprechend war der Andrang der Musik- und Feierbegeisterten. Auf Anhieb einen Draht zum Publikum fanden unter anderem auch – trotz ihres fast abschreckenden Namens – „Der Dicke und der Belgier“ im „Landwehr Bräu am Turm“ als weitere Neulinge. Sie würden Altes und Neues mit Hammer und Säge in die Stilrichtung der Dreifaltigkeit bringen, hieß es in der Ankündigung. Unter dem Strich standen Rock, Pop und Soul, ansprechend und eingängig serviert.

Die „Molkerei“ lud sich die Band „Liedfett“ aus Hamburg als Neuling ein beim Kneipenfestival. Und von der ersten Sekunde an fanden die drei Jungs aus dem hohen Norden den Draht zum Publikum. Der fing mit zunehmender Spieldauer immer mehr das glü̈hen an und wer dachte er wü̈rde irgendwann verglü̈hen, dachte falsch. Das „Liedermaching Underground“, wie die Band ihren Stil selbst bezeichnet, ließ bis zum Schluss niemanden zur Ruhe kommen. Schlagzeug, Gitarre, Gesang und deutsche Texte. Ganz viel rohe Musik und keinerlei musikalische Grenzen. „Liedfett“, ab dem 4. Mä̈rz mit neuem Album auf Deutschland-Tour, machten an diesem Abend ganz einfach richtig „fette“ Lieder.

Mitreißend

Im Gasthof „Butz“ sorgten „The ­Beersteins“ mit ihren Coversongs im speziellen und teils ganz eigenen Acoustic- und Bluegrass-Stil fü̈r gewohnt ausgelassene Stimmung. Als Besucher fand man kaum Platz, durfte sich dafü̈r aber mitreißen lassen von Songs aus einigen Jahren Musikgeschichte und Musikgegenwart in teils ganz neuem klanglichen Gewand. Von Mundharmonika ü̈ber Mandoline bis hin zum Banjo ließen die jungen Musiker keine Gelegenheit ungenutzt, ihrem Auftritt besonderen Charakter zu verleihen.

Wer auf seiner Kneipentour in der „Wuwi“ Halt machte, kam nicht an den „Smashed Potatoes“ und einem herrlich rockigen Musikprogramm vorbei. Ob Green Day, die Red Hot Chili Peppers, Depeche Mode oder Coldplay. Mit einer unendlich scheinenden Auswahl von Covern, bevorzugt aus dem Rock der 90er, war fü̈r jeden was dabei. Mehr als rockig war auch die Stimmung. Bisweilen war die „Wuwi“ so voll, dass man kaum mehr zur Tü̈r hereinkam. og/-ww-


„Wertvolle Arbeit“

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Verband für landwirtschaftliche Fachbildung zog Bilanz

ROTHENBURG – In der Jahreshauptversammlung des Verbandes für landwirtschaftliche Fachbildung (VLF) stand ein Vortrag über die bäuerliche Waldbewirtschaftung im Wandel der Zeit im Mittelpunkt. Dabei stellte Referent Herbert Kolb die These „Waldbank statt Weltbank“ am Ende seines Vortrags als Fazit in den Raum.

VLF-Vorsitzender Helmut Siller und Geschäftsführer Hartmut Schwinghammer (v.l.).  Foto: hap

VLF-Vorsitzender Helmut Siller und Geschäftsführer Hartmut Schwinghammer (v.l.). Foto: hap

Zu der Versammlung, die am Samstagnachmittag im Theatersaal der Evangelischen Tagungsstätte im Wildbad über die Bühne ging, konnte VLF-Vorsitzender Helmut Siller eine Reihe von Gästen und Ehrengästen willkommen heißen, unter anderem auch seinen Vorgänger und Ehrenvorsitzenden Robert Karr aus Oberscheckenbach. Seit zwei Jahren führt nun Helmut Siller (52) aus Traisdorf den Kreisverband Rothenburg. Zweite Vorsitzende ist Erna Korn aus Burghausen.

Zur Zeit gehören dem VLF Rothenburg insgesamt 1003 Mitglieder an. Wie dem Bericht von Landwirtschaftsoberrat Hartmut Schwinghammer als VLF-Geschäftsführer zu entnehmen war, hat der Verband auch zuletzt wieder eine umfangreiche und vielseitige Erwachsenenbildung betrieben. Bei den Hauptversammlungen zählte man insgesamt 235 Teilnehmer und Teilnehmerinnen. In Rothenburg waren es 90. Bei der Frauenversammlung zum Thema „Demenz“ waren es 110 Teilnehmerinnen.

Tagesfahrt in die Oberpfalz

Bereits in den Anfangsjahren des Verbandes gehörte es dazu, landwirtschaftliche Führungen, Exkursionen sowie Praxisveranstaltungen zu organisieren und durchzuführen. So gab es auch im vergangenen Jahr eine Tagesfahrt in die Oberpfalz mit 54 Teilnehmern aus dem Bereich Rothenburg und rund 300 Teilnehmern insgesamt (einschließlich Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ansbach). Bei den Praxisveranstaltungen ging es um die Themen Kartoffeln, Brotaufstriche und Nachtische. „Die süße Versuchung – schnell und lecker“, hieß es bei Letzterem.

Es gab nicht nur einen Milchviehtag, sondern auch Pflanzenbautage sowie Führungen zum Thema Mulchsaat und Zwischenfrüchte. „Der VLF bietet ein breites Angebot“, stellte Landwirtschaftsoberrat Hartmut Schwinghammer besonders heraus und listete in seinem Rückblick und Geschäftsbericht weitere Veranstaltungen und Aktivitäten auf. So hat man unter anderem auch beim Ferienprogramm der Stadt Rothenburg mitgemacht, das Freilandtheater in Bad Windsheim besucht und Ehrungen für langjährige Mitgliedschaft durchgeführt.

„Zur Zeit ist die Landwirtschaftsschule sehr gut besucht“, ließ Schwinghammer in seinen Ausführungen wissen. Im ersten Semester seien es 20 Schüler, im dritten 21. Auf Ausgaben in Höhe von rund 14000 Euro konnte Bürgermeister Richard Strauß aus Dornhausen in seinem VLF-Kassenbericht für die letzten zwei Jahre verweisen und erhielt einstimmige Entlastung.

Was den einmündig erfolgten Beschluss über die Neufassung der VLF-Satzung betraf, so ging es dabei insbesondere um den Punkt Gemeinnützigkeit. So sieht diese als eine der erweiterten Aufgaben des VLF Rothenburg vor, unter anderem auch Kultur und Brauchtum im ländlichen Raum zu pflegen. Die Durchführung der Aufgaben erfolge „vorwiegend im Rahmen von Praxisveranstaltungen, Fachvorträgen sowie Lehrfahrten“, heißt es in der neuen Satzung.

Vortrag mit Bildmaterial

Überaus gut angekommen ist bei den versammelten Mitgliedern der Vortrag von Herbert Kolb vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ansbach. „Die bäuerliche Waldbewirtschaftung im Wandel der Zeit“, lautete das Thema. Dabei handelte Kolb die Kette „Hutewald – Mittelwald – Hochwald“ anschaulich ab, immer unterlegt mit entsprechendem, oft historischem Bildmaterial.

Der Wandel zum Hutewald brachte Holz und Land im Überfluss, bedeutete aber das Ende der „unberührten Landschaft“. Heute gehe es beim Wald darum, im Klimawandel zu bestehen. „Die Submission ist die grausamste Art, Holz zu verkaufen“, sagte der Referent am Ende seiner Ausführungen.

In seinen Grußworten sprach Landrat Dr. Jürgen Ludwig die aktuelle Situation der Gesundheitsversorgung im hiesigen Raum an. „Der Erhalt der landwirtschaftlichen Betriebe muss uns allen ein Anliegen sein“, betonte Oberbürgermeister Walter Hartl. Landtagsabgeordneter Jürgen Ströbel hob in seinem Grußwort die zahlreichen Aktivitäten des VLF Rothenburg hervor und dankte für die „wertvolle Arbeit“.

In der Jahreshauptversammlung wurde Landwirtschaftsmeister Werner Mohr besonders geehrt. Auf seinem Betrieb wurden seit dem Jahre 1986 insgesamt 47 Lehrlinge ausgebildet. Schon seit 1987 ist Werner Mohr auch Mitglied im Prüfungsausschuss im Ausbildungsberuf Landwirt. Erna Korn, Zweite Vorsitzende des VLF Rothenburg, überreichte Werner Mohr das silberne Verbands-abzeichen. Geehrt wurden auch eine Reihe von Mitgliedern, die schon 60 Jahre dabei sind. Am Abend fand im Theatersaal zudem der traditionelle „VLF-Ball“ statt. hap

Lob und Komplimente

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Gastronomen zogen im Rokokosaal des Wildbads Bilanz

ROTHENBURG – Jede Menge Lob für die Rothenburger Gastronomie und für ihre Ortsverbandsvorsitzende Marion Beugler hat es jetzt bei der Jahreshauptversammlung des örtlichen Hotel- und Gaststättenverbands im Rokokosaal des Wildbads gegeben.

Syndikus Dr. Engelmann am Mikrofon. Marion Beugler (daneben), Ortsvorstand und Kreisvorsitzender hören zu. Foto: Weber

Syndikus Dr. Engelmann am Mikrofon. Marion Beugler (daneben), Ortsvorstand und Kreisvorsitzender hören zu. Foto: Weber

Allen voran Oberbürgermeister Walter Hartl fand positive Worte für das gastronomische Angebot samt seiner frischen Initiativen. Der Vorsitzenden bescheinigte er, sie sei Garant für die zuletzt in vieler Hinsicht gepflegte gute Zusammenarbeit des Ortsverbands mit der Stadt. Dieter Gallus mochte da als Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands nicht hintanstehen. Er gab zu verstehen, dass der Rothenburger Zusammenschluss, aus dessen Reihen auch er stammt, in vieler Hinsicht als beispielgebend gilt und überschüttete seine Kollegin mit Komplimenten. „Ich war fast sprachlos. Damit hatte ich nicht gerechnet,“ freute sich die Vorsitzende gestern im Gespräch mit unserer Redaktion rückblickend.

Erfolge und Wermutstropfen

„Ein weiteres erfolgreiches und bewegtes Jahr liegt hinter uns,“ stellte Marion Beugler bei der Versammlung zufrieden fest. Aktionen wie das Frühjahrserwachen samt Osterfeuer, die Wanderwochen im Frühjahr und im Herbst sowie Weindorf und Hochzeitswald zählte sie in ihrer Rückschau zu den Pluspunkten. Der Ortsverband habe sie „dank der großartigen Unterstützung durch unsere Kolleginnen und Kollegen“ wieder als Gewinn gestalten können.

Wermutstropfen aus ihrer Sicht: Die Änderung am Parkraum-Konzept mit der Halbierung der Parkzeit bei den Tagestickets und gleichzeitiger Gebührenerhöhung für den Bereich der Altstadt. Bei der Außenbestuhlung sei der Antrag auf Reduzierung der Gebühr durch die Stadt zu ihrem Bedauern abgelehnt worden.

Positiv hob sie die Altstadt-Einfahrtregelung für Busse hervor. Sie habe sich nach Erprobung im vergangenen Jahr weitestgehend gut eingespielt. Die Qualitätsoffensive des Ortsverbands werde auch 2016 fortgeführt. Sie bedankte sich in diesem Zusammenhang bei den Betrieben, die auf Steigerung der Güte bedacht sind „und somit eine sehr positive Entwicklung des gesamten Tourismus in Rothenburg erst möglich machen.“

Tourismusdirektor Dr. Jörg Christöphler sieht es beim Marketing als stete Aufgabe für die Tauberstadt und für sich an, das Produkt nach 140 Jahren als Touristenziel immer wieder zu erneuern und es frisch auszudeuten. Sonst gerate man in Abschwungphasen, aus denen nur schwer herauszukommen sei.

Er konnte positive Zahlen, Ergebnisse und Erkenntnisse zu Reichweiten bei der Pressearbeit und auch zur Resonanz nennen, mit der Rothenburg und seine romantische Botschaft aufgenommen wird. Unverzichtbar sind seiner Ansicht nach die neuen Medien, sowohl bei der Werbung im Tourismus als auch bei der Darstellung der einzelnen Betriebe und nicht zuletzt als Portal bei der Buchung.

Im Trend

Bei den Jahresthemen für 2016 sei Rothenburg mit dem Schwerpunkt Reformationsdekade und Offensiven wie „Genießen ob der Tauber“ ganz auf der Höhe. Besonders gefragt sind nämlich nach wie vor die Bereiche Regionalität, Spiritualität, Bildung, Körper und Genuss sowie Ethik.

Eine überbordende Bürokratie mit nachteiligen Regelungen nimmt den Gastronomen zunehmend die Freude an der Arbeit. Das ist die Überzeugung von Verbands-Syndikus und Bezirksgeschäftsführer Dr. Gerhard Engelmann. Er ging bei der Versammlung auf Themen wie Mindestlohn, Arbeitszeitgesetz, Allergenverordnung, Flüchtlinge als mögliche Arbeitskräfte und Meistbegünstigungsklausel ein. Die Durchgriffshaftung könne für so manchen Gastronomen zum echten Problem werden.

Aus seiner Sicht handelt es sich dabei um ein juristisches Ungetüm mit unangenehmer Wirkung. Gesellschafter einer Kapitalgesellschaft haften in bestimmten Fällen gegenüber den Gesellschaftsgläubigern persönlich, unbeschränkt und gesamtschuldnerisch mit ihrem Privatvermögen für Verbindlichkeiten der Gesellschaft, wenn das Gesellschaftsvermögen nicht ausreicht. Es sei zu raten, sich durch Wahl einer entsprechenden Konstellation gegen solche Folgen zu wappnen.

Er hoffe, dass der vergünstigte Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent für die Übernachtungshäuser über das Wahljahr 2017 hinaus Bestand habe, denn er sei ein wichtiger Schutz und habe nicht zuletzt als Konjunkturprogramm gewirkt.

Erfreuliche Entwicklungen gebe es auch aus den Bereichen Aus- und Weiterbildung in Rothenburg zu vermelden, unterstrich Karin Bucher, Geschäftsführerin der unter anderem auch für den hiesigen Raum zuständigen Industrie- und Handelskammer Ansbach. Sie bezog das zum einen auf den Campus Rothenburg, bei dessen Zustandekommen „Akteure und die Region zusammengewirkt haben“: Jetzt gehe es darum, diese Außenstelle der Hochschule Ansbach inhaltlich auszugestalten.

Künftig erweitert

Für das Gastronomische Berufsbildungszentrum (GBZ) in Rothenburg kündigte sie eine Aufstufung und Abrundung des Angebots an. Dort könne künftig neben dem rein gastronomischen Bereich auch weiterführende Qualifikation in den Sparten Wirtschaft und Technik mit dem Abschluss Fachwirt erworben werden. Es werde auch mit der Hochschule verzahnte Angebote geben: „Da sind wir noch in der Findungsphase.“

Bei der Gelegenheit ging sie auf den anstehenden Umbau des GBZ ein, für den die beiden Gebäude vollständig geräumt werden müssen. Ab Aschermittwoch befindet sich das Büro im Berufsschulgebäude Bezoldweg. Als Baubeginn ist Ende Februar angestrebt, die Fertigstellung im Sommer 2017. Die Berufsschule werde auch im Unterrichtsbereich als Interimsquartier dienen. Das Angebot des Gastronomischen Berufsbildungszentrums werde auf diesem Weg in der Bauzeit aufrechterhalten werden können, wenn auch im eingeschränktem Umfang. Freilich sei Improvisieren erforderlich: So müsse für praktische Prüfungen beispielsweise der bisher als Wurstküche genutzte Bereich herhalten.

Wie die auf den neuesten Stand gebrachte Infotafel am Krankenhaus aussehen könnte, zeigte Martin Löw von tis GmbH anhand von animierten Fotos. Die vor 15 Jahren installierte Anlage ist längst nicht mehr auf der Höhe der Zeit.

Außerdem stand ein Bericht von Klaus Sackenreu­ther zu „Genießen ob der Tauber“ auf der Tagesordnung. Erfreut konnte die Runde zur Kenntnis nehmen, dass sich die Gemeinschaft von beteiligten gastronomischen Betrieben seit Gründung von acht auf zehn Mitglieder verstärkt hat.

Gemeinsam

Ein relativ kleines Budget, das für große Sprünge keinen Platz lässt, verwaltet Kassenwartin Brigitte Klingler. Das wurde bei ihrem turnusgemäßen Bericht zur Lage der Finanzen deutlich. Freilich gab es im vergangenen Jahr keine umfangreicheren Herausforderungen. In diesem Jahr dürfte die Wirtschaftsmesse und der gemeinsame Auftritt der Gastronomen dort die größte Ausgabe bescheren.

Mit einem Appell zur Gemeinsamkeit mit Stadt, Wirtschaft und mit den Kulturträgern schloss die Vorsitzende die Versammlung. „Ich bin eine Verfechterin des Miteinanders von Stadt und Land,“ ergänzte sie gestern gegenüber unserer Redaktion. -ww-

Die Realität zeigen

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Aktion „Disco-Fieber“ klärt über Alkohol am Steuer auf

ROTHENBURG – Welch schwere Folgen fahrlässige Entscheidungen haben können, wurde Schülern der 11. Klassen des Reichsstadt-Gymnasiums anschaulich vor Augen geführt: Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst demons­trierten, mit welchen Situationen sie vor Ort konfrontiert werden, wenn eine Fahrt unter Alkoholeinfluss ein schlimmes Ende nimmt.

Jugendliche feiern am Wochenende in der Disco. Ein junger Mann setzt sich, obwohl er Alkohol getrunken hat, ans Steuer, seine Freunde steigen ein, ohne überhaupt an irgendwelche Gefahren zu denken. Wenig später verliert der junge Fahrer die Kontrolle über sein Fahrzeug, es kommt auf der winterlichen Landstraße im Dunkeln zu einem schweren Unfall.

Immer wieder werden Einsatzkräfte gerade auf dem Land zu solchen Unfällen gerufen – häufig auch zu spät, um noch helfen zu können. Wie sehr solche Einsätze nicht nur die Betroffenen, sondern auch die Rettungskräfte belasten, berichteten im Rahmen der Aktion „Disco-Fieber“ eindrucksvoll und anschaulich Jürgen Holstein, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Rothenburg, Joachim Held, Rettungsassistent beim Bayerischen Roten Kreuz, Harry Englert von der Polizei und Krisenseelsorgerin Barbara Müller.

Die Schüler der 11. Jahrgangsstufe des Reichsstadt-Gymnasiums zeigten sich tief beeindruckt von den sehr realistischen und bewegenden Schilderungen und den eingespielten Kurzfilmen, in denen sie mit grausamen Unfallsituationen und ihren Folgen konfrontiert wurden. Schockiert waren die Schüler insbesondere auch von den Fotos demolierter Fahrzeuge, die Jürgen Holstein mitgebracht hatte, um die Arbeit der Einsatzkräfte am Unfallort zu veranschaulichen.

In diesem Fall sind Zuschauer am „Unfallort“ erwünscht: Die Rettungskräfte klären über die Folgen von Promillefahrten auf.  Foto: privat

In diesem Fall sind Zuschauer am „Unfallort“ erwünscht: Die Rettungskräfte klären über die Folgen von Promillefahrten auf. Foto: privat

Die Demonstration ist Teil des pädagogischen Konzeptes zur Suchtprävention, das von der StiL-Gruppe („Stark ins Leben“) entwickelt wurde. Dass sie wichtig und notwendig ist, zeigen die Unfallzahlen, die Andrea Gugger präsentierte. Sie ist die Koordinatorin der Aktion „Disco-Fieber“, die heuer zum siebten Mal am Reichsstadt-Gymnasium stattfand. Sie zeichnete ein erschreckendes Bild: Im Jahr 2014 kamen 97 Jugendliche und junge Erwachsene auf Bayerns Straßen ums Leben, mehr als 2000 wurden schwer verletzt. Aufhorchen lässt dabei die Tatsache, dass der Anteil der 18- bis 24-Jährigen an der Gesamtbevölkerung etwa 8 Prozent beträgt, ihr Anteil bei Verkehrsunfällen aber etwa 20 Prozent ausmacht. Fahranfänger sind also überdurchschnittlich häufig an schweren Verkehrsunfällen beteiligt. Nahezu die Hälfte der Unfälle geschah in der Nacht oder in den frühen Morgenstunden auf dem Rückweg von der Diskothek.

Um dieser Tatsache Rechnung zu tragen und den Schülern einen realistischen Einblick in die Situation am Unfallort zu bieten, fand die Aktion bei kalten Temperaturen und einbrechender Dunkelheit am frühen Abend statt. Auf dem Parkplatz des Gymnasiums erlebten die Schüler mit, wie die Feuerwehr, unterstützt von den Einsatzkräften von Polizei und Rettungsdienst, zwei Verunglückte mit schwerem Gerät aus einem demolierten Unfallfahrzeug befreiten und anschließend fachkundig medizinisch versorgten. Die Jugendlichen fanden die nachgestellte Rettungsaktion sehr beeindruckend, aber auch schockierend. Im Namen der Schule bedankte sich Jahrgangsstufensprecherin Iris Müller bei allen Aktiven für ihr Engagement und den riesigen Aufwand, mit dem die gesamte Aktion durchgeführt wurde. Einen Eindruck von dieser Aufklärungs-Kampagne können sich Besucher bei der Informationsveranstaltung des Reichsstadt-Gymnasiums am 20. Februar anhand einer Fotoausstellung machen. gy

Mit Geld nicht aufzuwiegen

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Ehrenamtliche der Rotkreuz-Gemeinschaften erbrachten „enorme Leistung“

ROTHENBURG – Das Bayerische Rote Kreuz (BRK) Rothenburg blickte stolz auf das vergangene Jahr zurück. Mit verschiedenen Berichten stellten die Gemeinschaften Bereitschaft, Jugendrotkreuz, Wohlfahrts- und Sozialarbeit sowie Wasserwacht eindrucksvoll ihre Tätigkeiten vor.

Harry Schneider, stellvertretender Bereitschaftsleiter, begrüßte die Gäste im Rot-Kreuz-Heim in Rothenburg, darunter zahlreiche Ehrengäste wie Stadträtin Jutta Striffler als Vertreterin der Stadt, Rainer Moll von der Freiwilligen Feuerwehr sowie Erich Kleinschrot von der Polizei. Der Leiter stellte das Jahr der Bereitschaft vor, welches traditionell mit der Sanitätsausbildung begann. Im Februar und März betreute die Bereitschaft die ersten beiden der insgesamt acht Blutspendetermine in Rothenburg und Geslau. Außerdem wurde mit der Bereitschaft Schillingsfürst das Bunkerkrankenhaus in Gunzenhausen besucht. Ab Ende April begann dann die arbeitsreiche Zeit mit vielen Sanitätsdiensten. An 40 Veranstaltungen wie etwa Automobilslalom, Brauereifest, Forsttag, Halbmarathon, Landjugendfeste, Lichterlauf, Pfingsten, Reichstadttage und dergleichen waren die ehrenamtlichen Sanitäter vertreten.

Auch das Xavier-Naidoo-Konzert und das Taubertal-Festival wurden von der Bereitschaft mitbetreut. Die Schnelleinsatzgruppe, die bei Großschadenslagen zum Einsatz kommt, absolvierte fünf Einsätze und konnte sich am Ende des Jahres noch über ein neues Fahrzeug freuen. Geprägt wurde das Jahr aber auch durch zwei Führungswechsel. Mitte Mai sind Ruth Pürkhauer und Sabine Seiferlein nach sechs Jahren zurückgetreten. Die neue Bereitschaftsleitung übernahmen Harry Schneider als Bereitschaftsleiter und Hannah Ströbel als Stellvertreterin.

Im Herbst ist Harry Schneider allerdings wieder in die Stellvertretung zurückgetreten, da er das Amt des Leiters aus privaten Gründen nicht länger bekleiden konnte. Seine Nachfolge hat der erfahrene Gerhard Uhl übernommen. Er hatte diese Funktion bereits acht Jahre in Schillingsfürst inne. Insgesamt leistete die Bereitschaft in Ausbildung, Rettungsdienst, Sanitätsdienst, Schnelleinsatzgruppe und sonstigen Aktivitäten 3995 Stunden ehrenamtliche Arbeit.

Kathrin Wiesenbacher zog Bilanz über die Tätigkeiten des Jugendrotkreuzes. Als Schauspieler und Schminker unterstützte man die Sanitätsausbildung sowie den Wettbewerb der Wasserwachten. Die Jugendrotkreuzler absolvierten zusammen mit der Bereitschaft auch die jährlichen Auffrischungslehrgänge. Man plante und nahm am Kreiswettbewerb des Jugendrotkreuzes teil. Im Mai waren die Jugendlichen auch am Rot-Kreuz-Tag in Ansbach beteiligt. Beim Losverkauf auf der Sommer- und Herbstmesse und auch an einigen Sanitätsdiensten der Bereitschaft unterstützte das Jugendrotkreuz tatkräftig. Auch hier sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache: Bei Sanitätsdiensten, Wettbewerben, Kinderbetreuung, Unfalldarstellung und dergleichen, kamen 1800 Stunden zusammen. Sieglinde Kilian trug den Bericht der Wohlfahrts- und Sozialarbeit vor. Diese neue Gruppe hat ihre vielfältigen Aufgaben gut gemeistert. Die Helferinnen beider Blutspende-Gruppen waren bei den Terminen in Rothenburg und Geslau im Einsatz. Auch der Glückshafen auf der Sommer- und Herbstmesse, Sanitätsdienste der Bereitschaft, Kurse und Fortbildungen profitierten von ihrer Unterstützung.

Stellten ihre „Zeit ins Zeichen der Menschlichkeit“: Dafür wurden die verdienten BRK-Mitglieder geehrt.  Foto: privat

Stellten ihre „Zeit ins Zeichen der Menschlichkeit“: Dafür wurden die verdienten BRK-Mitglieder geehrt. Foto: privat

Der Dienst in der Kleiderkammer gehört ebenfalls zu den Aufgaben. Hier wurden zweimal monatlich die Kleiderspenden ausgepackt, sortiert und ausgegeben. In der Seniorenarbeit kümmerte sich der wöchentliche Besuchsdienst um die Bewohner des Bürgerheims. Der Senioren-Club traf sich monatlich zu Nachmittagen mit interessanten Themen. Auch einige Ausflüge fanden großen Zuspruch. Der Senioren-Gesprächskreis kommt wieder wöchentlich zusammen. Die beiden Krebs-Selbsthilfegruppen trafen sich einmal monatlich. Fachvorträge und Ausflüge sorgten für interessante Begegnungen: Ein äußerst wichtiger Erfahrungsaustausch und ein wertvolles Miteinander. Drei Gymnastik-Übungsleiterinnen trainierten das Jahr über mit ihren Gruppen und unternahmen Ausflüge und Wanderungen. Diese Gemeinschaft brachte es auf 2998 Stunden. Stephan Held bedankte sich für die Möglichkeit, das vergangene Wasserwacht-Jahr darzustellen. Er ging dabei auch auf das stets gute Verhältnis zur Bereitschaft ein. Dies spiegelt sich durch die zahlreichen Teilnahmen an den Ausbildungsabenden sowie der Unterstützung bei vielen Sanitätsdiensten wieder, etwa beim Halbmarathon.

Traditionell startete man mit der Wiederholung des Rettungs­schwimm­abzeichens im Hallenbad ins neue Jahr. Ende Januar waren die Rothenburger auch wieder beim Neuburger Donauschwimmen vertreten und stürzten sich mit 2000 Teilnehmern aus ganz Europa in die eisigen Fluten. Harry Schneider und Marco Amistadi waren in Augsburg im Eiskanal und übten dort die Wasserrettung unter schwierigsten Bedingungen. Von Mai bis September hatten auch die Rothenburger einige Wachdienste am Altmühlsee. Dort werden die Strände Muhr am See und Wald von den Wasserwachten aus dem Landkreis Ansbach im Wechsel betreut. Die Betreuung der Badegäste am Strand, verletzten Radfahrern helfen, geschwächte Surfer bergen oder Tretboote abschleppen gehörten hier zu den Aufgaben.

Aufgrund des heißen Sommers war auch der Dienst im heimischen Freibad sehr fordernd. Zusätzlich wurde hier auch der Familiennachmittag Mitte Juli betreut. Die Jugendgruppenleiter unternahmen Ausflüge in den nahen Kletterwald und ins Palm-Beach nach Nürnberg. Mittelpunkt der Trainingsarbeit ist die Ausbildung der Kinder und Jugendlichen. Dies ist wichtig für die Zukunft der Wasserwacht. Eine nette Abwechslung war hier das alljährliche Schlafanzugschwimmen an Fasching, aber auch ein Ausflug zum Münster-See in den Ferien.

Neben der Mithilfe bei den Sanitätsdiensten der Bereitschaft, konnte sich die Wasserwacht auf der Kirchweih in Gattenhofen präsentieren. Hier wurde die Ausrüstung eines Wasserretters vorgestellt. Ebenso war das 24-Stunden-Schwimmen der Stadtwerke öffentlichkeitswirksam, wo die Wasserwacht alkoholfreie Cocktails für die Badegäste mixte. Die Schnelleinsatzgruppe der Wasserwacht war zu vier Einsätzen gerufen worden. Stephan Held bedankte sich bei den Ehrenamtlichen. „Jeder ist auf seinem Platz wichtig und richtig, dafür gebührt ihnen unser aufrichtiger und tief empfundener Dank“, so Stephan Held. Die Wasserwacht brachte es 2015 auf insgesamt 1154 Stunden ehrenamtliche Arbeit.

Harry Schneider dankte den Vertretern der Gemeinschaften für die Tätigkeitsberichte. Er hat die Zahlen addiert: Insgesamt leistete das BRK Rothenburg 9907 Stunden ehrenamtlicher Arbeit im vergangenen Jahr. Oder anders ausgedrückt würden in diesen Einsätzen fünf Vollzeitjobs, 413 Tage oder 84209,50 Euro Lohnkosten (bei Mindestlohn) stecken. „In Zeiten, in denen es immer schwieriger wird jemanden für das Ehrenamt zu motivieren, ist dies eine enorme Leistung“, so Harry Schneider. Immer mehr Menschen arbeiten im Schichtdienst oder gehen mehreren Jobs nach. „Noch dazu werden die an uns gestellten Anforderungen immer höher, erklärt der stellvertretende Bereitschaftsleiter. Immer mehr Ausbildungen, immer mehr rechtliche Vorschriften, immer mehr Bürokratie werfen die Frage auf, wie lange das System „Ehrenamt“ noch funktionieren werde.

Alle haben im vergangen Jahr einen Beitrag geleistet und ihre Zeit ins Zeichen der Menschlichkeit gestellt. „Wir haben in Rothenburg ein lebendiges und aktives BRK das zusammen an einem Strang zieht“, konstatiert Harry Schneider. Was allen dabei aber auch klar ist: Die Dunkelziffer an geleisteten Stunden liegt weit höher. Stunden, die von Mitgliedern erbracht werden, aber nirgends notiert werden: „Das mach ich heute Abend mal nebenbei vorm Fernseher“ oder „Naja das Auto zum TÜV bringen dauert ja nicht lange“ sind derartige Tätigkeiten für das BRK, die oft nicht wahrgenommen werden. Sichtlich beeindruckt von dieser Zahlenflut bedankte sich Stadträtin Jutta Striffler im Namen der Stadt für die gute und verlässliche Zuarbeit der Gemeinschaften. Sie wird dieses Gefühl aufrichtig empfundener Dankbarkeit in alle Sitzungen der verschiedenen Gremien tragen und dabei für die größtmögliche Unterstützung der Belange des BRK und der Gemeinschaften werben, versicherte sie.

Die Vertreter von Feuerwehr und Polizei stellten das stets gute und vertrauensvolle Verhältnis der Rettungsorganisationen in den Vordergrund. Man könne sich eben aufeinander verlassen – ein wichtiger Stützpfeiler unserer gemeinsamen Arbeit. Sowohl die Bereitschaftsleitung aus Schillingsfürst, vertreten durch Thomas Ortner, als auch die Kreisbereitschaftsleitung, vertreten durch stellvertretende Kreisbereitschaftsleiterin Christine Ziesel berichteten von den immer weiter steigenden Aufgaben. Diese seien nur durch eine starke Gemeinschaft, wie man sie in Rothenburg vorfindet, zu bewältigen. Christine Ziesel bedankte sich bei Ruth Pürkhauer und Sabine Seiferlein, die an diesem Tag verhindert war, mit einem Blumenstrauß für die geleistete Arbeit. Der letzte Tagesordnungspunkt war die Ehrung verdienter BRK-Mitglieder. hs/mes

Ungereimtheiten beim Stadtlauf aufgedeckt

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Der Butz-Fasching ist geradezu hitverdächtig

ROTHENBURG – Den Butz-Faschingsnarren entgeht nichts. Sie sind immer gut informiert und haben Kontakte bis in höchste Kreise. Aus zuverlässiger Quelle haben sie erfahren, dass nicht nur Angela Merkel ein Überwachungsopfer des amerikanischen Geheimdienstes wurde, sondern auch unbescholtene Bürger Rothenburgs bespitzelt werden.

Zeremonienmeister und Gesetzeshüter Hans Kraus hielt geheimes Material in Händen, das ihm unter der Hand zugespielt wurde. Die beschlagene Butz-Gruppe scheute sich nicht, die Dinge beim Namen zu nennen und den brisanten Inhalt öffentlich zu machen. Die kirchliche Doppel­agentin mit dem Doppelnamen, Eva Förster-Kern, sammelt als katholische Mesnerin in der evangelischen Kir­che reichlich Informationen, un­terstützt von der Leiterin der Außenstelle Schandhof, Inge Seiferlein. Dabei treibt sie ein gemeinsames Ziel: „Jede Schande wird aufgedeckt.“

Dass Papst Franziskus als Sprachstudent eine Zeitlang in der Judengasse einquartiert war, macht ihn zum „Mitbürger Franzl“. Von ihm würden sich die zwei emanzipierten Rothenburgerinnen ein klares Wort zur Liberalisierung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften wünschen, „statt rumzueiern“.

 Unbeschwert laufen: Sportsmann Udo Winkel mit Fitnesstrainerin Ilse Baumann-Mayer.

Unbeschwert laufen: Sportsmann Udo Winkel mit Fitnesstrainerin Ilse Baumann-Mayer.

Sprudelnde Informationsquellen über das aktuelle Geschehen sind auch die beiden Sauberfrauen, Hilde Kistenfeger und Edith Hümmer. Beim Wischen kommen sie in entlegenste Winkel und verborgenste Fächer oder Schränke. Der anstrengende Treppenhausputz („das Bücken geht aufs Kreuz“) fällt in der Mehrzweckhalle flach: „Sie ist wunderbar in den Boden integriert“. Dem Personal mit Weitsicht ist beim neuen Job am Fried­rich-Hörner-Weg allerdings das Gartenhaus von „Dr. Karri“ im Weg. „Wenn man das wegreißt, hat man Stadtbild pur“. Gleichzeitig sorgte sich das verantwortungsvolle Duo, dass die unauffällige Halle zur Stolperfalle für den Künstler „Mobber“ werden könnte, „wenn er die Altstadt anschauen geht.“

Sportsmann Udo Winkel gab den Rothenburg-Lauf trotz persönlicher „Dreambody-Trainerin“ Ilse Baumann-Mayer entnervt auf. Das Galgentor war dem selbsternannten Gegner der Todesstrafe zu grausam. Auch mit der umbenannten Oberen Bahnhofstraße konnte er sich nicht anfreunden, ebenso wenig mit dem Tilly-Weg („erinnert an einen schlimmen Kriegstreiber“) und dem Elise-Mahler-Weg („eine Lesbe“). Auch der Topplerweg kam als Strecke nicht in Frage: „Wenn ich das neue Ärztehaus und den neuen Grundschul-Kasten neben der grässlichen Turnhalle sehe, dann bleibt mir die Luft weg“. Auf Höhe der Mann-Straße stoppte seine Trainerin: „Da will ich als Frau nicht hin.“ Auch aus dem Rückenbeugen im Katzenbuckel wurde nichts. „Ich komm’ nicht runter. Da ist mir mein Sixpack im Weg“, meinte das Mannsbild mit ein paar Pfunden zuviel auf den Rippen keck.

Bauchrednerin Sandra Wittmann zeigte sich um jenes Quantum vorsichtiger und bedachter als ihre aufmüpfige Sprechpuppe Sabine Hassel, deren Mundwerk sie nicht im Zaum halten konnte. Frei heraus und ungeniert reden wie einem der Schnabel gewachsen ist – von wegen. Wer mit Äußerungen nicht auf der Hut ist, erlebt die Macht der Analysten und gerät schnell ins Abseits. Das Lied von den zehn kleinen Negerlein oder das Zigeunerschnitzel bekommen übersensible Menschen schnell in den falschen Hals.

In Spiellaune: Die „Sixbag-Horror-Bande“ konnte ihr ganzes Können unter Beweis stellen. Fotos: Schäfer

In Spiellaune: Die „Sixbag-Horror-Bande“ konnte ihr ganzes Können unter Beweis stellen. Fotos: Schäfer

Witzig ihre Wortspielereien zu Winterkorn, Sommerkorn, Mercedes-Korn mit dem hellen Mitarbeiter Hellenschmidt („der einzige Mercedesfahrer mit eingeschliffener Windschutzscheibe“). Dass die Rothaarige von den Rothenburger Grünen weg ist, wertete das Bauchredner-Duo nicht als Ausprägung einer neuen politischen Färbung, sondern als Protest-Gewitter über die eigene Partei, „die zu wenig für Menschen mit Fluchterfahrung getan hat“. Zum Abschluss tauchte beim Geheimdienst eine Butz-Gruppe auf, die bisher in der Öffentlichkeit vorrangig durch Geselligkeit aufgefallen war. Getarnt als Bautrupp mit Gesangs- und Tanzqualitäten brachte das gemischte Trio seine Gedanken durch Lieder unters Volk – geradezu hitverdächtig.

Mit Schalk im Nacken und Froh­sinn im Herzen eröffneten die zu­packenden Arbeiterinnen Gabi Sommerkorn und Nicole Heckmann in Sicherheitswesten mit Absperrband und Warnleuchten die nächste Großbaustelle, dass der Capo (Juan Paton) aus dem Staunen nicht mehr herauskam. Der weibliche Elan brachte sein spanisches Blut in Wallung. Beim gemeinsamen Bier stieg die Stimmung. Die Drei brachten eine neue Version „Atemlos durch die Stadt“ des Mega-Ohrwurms von Helene Fischer auf den Markt und besangen das Debakel im Berufsverkehr, wenn sich die Baustellen-Hindernisse häufen. „Ich schließe meine Augen, denn ich flippe gleich aus, ich bin öfter an der Schlachthofkreuzung als Zuhaus’.“ Im Rhythmus der Musik kreisten Hüften, flogen Arme in die Luft. Der vollbesetzte Saal machte kräftig mit und sang aus voller Kehle den Refrain. Die närrische Nacht dauerte bis in die frühen Morgenstunden. Die spiellaunige „Sixbag-Horror-Bande“ übernahm das musikalische Zepter und setzte schließlich den Schluss­akkord. sis

Wert des Wünschens

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Reife Bühnenleistung der Theaterspielclub-Kinder

ROTHENBURG – In unterschiedliche Rollen schlüpfen, Gefühle auf die ganz eigene Art ausdrücken, im Zusammenspiel mit anderen eine neue Welt kreieren: Darin versuchten sich über mehrere Wochen beim Theaterspielclub sieben Nachwuchsmimen im Alter von 7 bis 11 Jahren. Das unterhaltsame Ergebnis – die Bühnenadaption des Kinderbuchs „Im Garten der Pusteblumen“ – präsentierten sie ihren stolzen Eltern und Verwandten bei einer Vorstellung im Jugendzentrum.

Es ist eine Welt, in der alles genau so ist, wie man sich es wünscht, von Maschinen in der optimalen Version hergestellt: die perfekten Weihnachten, der perfekte Ferientag, der perfekte Eisbecher, der perfekte Freund. Vielleicht fühlte sich der eine oder andere im Publikum bei dem Gedanken ertappt, dass dieses Szenario doch so manches für sich hat. Aber die jungen Schauspieler belehrten denjenigen eines Besseren.

Ein Wunsch pro Nadelstich: Schneiderin Anna (re.) nimmt Maß. Fotos: Scheuenstuhl

Ein Wunsch pro Nadelstich: Schneiderin Anna (re.) nimmt Maß. Fotos: Scheuenstuhl

Als „Erzählmaschine“ entführten die Darsteller die Zuschauer in das Tal der Windmühlen. Dort tauchten eines Tages die „Perfekte-Moment-Maschinen“ auf und die Bewohner brauchten sich nichts mehr zu wünschen, weil alles sowieso perfekt war. Sternschnuppen waren nicht mehr nötig und selbst die Windmühlen gerieten darüber in Vergessenheit, so dass irgendwann auch der Wind aufhörte zu wehen. Doch im Herzen des Tales hielt Schneiderin Anna an ihren Wünschen fest. Als sie den Vogelmann trifft, der sich nichts sehnlicher wünscht, als fliegen zu können, beschließt sie ihm einen Fluganzug zu nähen. Aber wie bringt man einen derartigen Riesen in die Lüfte? Die Lösung befindet sich im Garten der Pusteblumen, wo die Dorfbewohner vor dem Zeitalter der perfekten Maschinen ihre Wünsche äußerten. Mit den Fäden des Windes näht Anna dem Vogelmann einen Fluganzug. Der Wind kehrt zurück und verstreut in den Straßen des Dorfes die vergessenen Wünsche. Die perfekten Maschinen sind nun nicht mehr nötig und so schalten sie sich nacheinander ab. Der Vogelmann fliegt glücklich mit seinen Herzenswunschflügeln über den Köpfen der Bewohner.

Bei der Vorstellung wurde fleißig fotografiert und gefilmt, um die ersten Schritte des eigenen Kindes auf den Brettern, die die Welt bedeuten, festzuhalten. Und man sparte auch nicht an dem verdienten Applaus für die jungen Schauspieler, die mit starkem Ausdruck und eigener Note die Figuren und vor allem die Maschinen zum Leben erweckten. Beim Theaterspielclub steht aber nicht im Vordergrund, eine Rolle genau nach den Drehbuch-Vorgaben darzustellen. Mit ihren Projekten möchte Theaterpädagogin Christina Löblein vielmehr den Kindern die Möglichkeit geben, ihren persönlichen Eindruck einer Situation oder eines Gefühls in einen künstlerischen Ausdruck zu formen. Und trotz oder vielleicht auch gerade aufgrund ihres Alters, verfügen die jungen Teilnehmer über eine ganz besondere Lockerheit und Selbstsicherheit, mit der sie ihre Emotionen vermitteln. Dies stellten sie auch kurz vor der Präsentation noch unter Beweis.

Die meisten von ihnen haben schon einmal zuvor Bühnenluft schnuppern dürfen, in der Schule, beim Fasching, in der Gemeinde oder auch in der letztjährigen Theaterwerkstatt von Christina Löblein. „Sachen, die vor langer Zeit passiert sind, darzustellen“ ist für Lara das Schöne am Theaterspielen. Und Anna liebt es, sich dabei so richtig zu verausgaben, um den Stress in der Schule zu vergessen. „Nichts ist unmöglich und niemand motzt einen an“, erklärt sie. Matilda, die am Aufführungstag zuvor noch 15 Minuten lang Fieber hatte und nun wieder fit für die Bühne ist, schwärmt von dem Theaterspielclub: „Ich habe hier entdeckt, wie schön Theaterspielen ist. Mein größter Wunsch ist es, Schauspielerin zu werden.“ Und Lara spricht manchmal mit sich selber wenn ihr langweilig ist und tut so, als ob sie eine Schauspielerin wäre.

Bei Tessa und Anna stehen nach eigener Aussage vor allem zickige Rollen hoch im Kurs. Lucas findet alle Rollen interessant, aber bitte keine ernsten Charaktere. Nicht nur mit der Rollenauswahl, sondern auch mit der Textlänge zeigten sich die Jungschauspieler deutlich zufrieden. „Wir mussten nicht viel auswendig lernen“, meint Nicolas. Während Lilliana zugibt angesichts der nahenden Aufführung ein wenig nervös zu sein, sieht Nicolas das Ganze gelassen. Er freut sich auf seine Verwandten, die er zu seinem Auftritt eingeladen hat. Vielleicht war es für den einen oder anderen auch nicht der letzte Auftritt. Ab April bietet Christina Löblein ein Sommerprojekt des Theaterspielclubs an, für das man sich per elektronischer Nachricht an „mail@mehr-spielraum.com“ auch noch anmelden kann. mes

Baugebiet wächst

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Neue Beschlussvorschläge für den Heckenacker

ROTHENBURG – Im Neubaugebiet Heckenacker wachsen die Häuser wie Pilze aus dem Boden. Ein Sammelsurium an unterschiedlichen Bau­stilen, das sich am nördlichen Stadtrand zusammenfindet. Das Stadtbauamt hat Bebauungsplanänderungen im vereinfachten Verfahren erarbeitet, die den Bereich „An der Landhege“ betreffen.

Ein Bebauungsplan regelt durch Festsetzungen, wie in einem Baugebiet gebaut werden darf. Diese Festsetzungen müssen grundsätzlich eingehalten werden. Fü̈r die Aufstellung eines Bebauungsplanes, der vom Stadtrat als Satzung beschlossen werden muss, ist ein gesetzlich vorge- schriebenes Verfahren mit zahlreichen Schritten erforderlich. Soll ein Bebauungsplan geändert werden, ist daher ebenfalls ein Verfahren erforderlich. Je nach Ä̈nderung ist ein förmliches oder vereinfachtes Ver­fahren vorgeschrieben.

Zusammengewürfelte Beliebigkeit: Traum vom eigenen Haus, vom individuellen Wohnen – Baustile ohne jede Beziehung zueinander. Foto: Schäfer

Zusammengewürfelte Beliebigkeit: Traum vom eigenen Haus, vom individuellen Wohnen – Baustile ohne jede Beziehung zueinander. Foto: Schäfer

Im Bereich der Straße „An der Landhege“ soll die vorgesehene Bebauung mit Reihenhäusern zugunsten einer Bebauung mit Einzelhäusern aufgegeben werden. Zudem schlägt das Bauamt die Erweiterungsmöglichkeit für die bereits vorhandenen vier Toskana-Häuser um zwei weitere Walmdach-Modelle mit quadratischem Grundriss vor. Auch drei Mehrfamilienhäuser mit einem Flachdach sollen in dem Abschnitt möglich sein. Die Stellplätze werden größtenteils in Tiefgaragen angelegt, wie es heißt. Bisher sind in diesem Gebiet Mehrfamilienhäuser mit drei Vollgeschossen und einem Dachgeschoss mit 35 Grad Dachneigung möglich.

Architekt Martin Schroth hatte mittels eines Modells dafür geworben, dass die viergeschossige Flachdachbauten „eine geringere Auswirkung auf das Baugebiet“ haben, als die bereits genehmigten dreigeschossigen Mehrfamilienhäuser mit einem Satteldach. Am kommenden Montag berät der Bauausschuss um 18.30 Uhr in öffentlicher Sitzung über den Entwurf der Bebauungsplanänderungen. Der Plan liegt anschließend für die Dauer eines Monats öffentlich aus und parallel dazu sind die von den Änderungen betroffenen Behörden beziehungsweise Träger öffentlicher Belange am Verfahren zu beteiligen.

Umweltbeirat Norbert Flierl, Leiter des Forstbetriebs Rothenburg der Bayerischen Staatsforsten, regte an, in städtischen Türmen beziehungsweise den Wehranlagen Lebensraum für Dohlen zu schaffen. Das Stadtbauamt schlägt vor, den Strafturm „zur versuchsweisen Ansiedlung“ für die Rabenvögel bereitzustellen. Die schwarz gefiederten Vögel finden trotz ihrer Anpassungsfähigkeiten immer weniger Nistmöglichkeiten. Der großflächige Anbau von Mais und Raps mit Hilfe von Pestiziden, das Abholzen alter Bäume wegen einer übervorsichtigen Verkehrssicherheit oder Abwehrgitter gegen Tauben an Türmen und Gebäuden zerstört ihren Lebensraum. sis


Ganz persönliche Erlebnisse

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Rothenburger Hospizverein bildet Ehrenamtliche in der Sterbebegleitung aus

ROTHENBURG – Sie haben sich für ein besonderes Ehrenamt entschieden: 38 Hospizhelfer begleiten in Rothenburg Menschen bei schwerer Krankheit und dem nahenden Tod. Um diese wertvollen menschlichen Begegnungen in der schwersten Phase des Lebens auch in Zukunft allen Interessierten zu ermöglichen, sind zusätzliche Hospizhelfer nötig. Aus diesem Grund bietet der Hospizverein ab April erneut eine Hospizbegleiter-Schulung an.

„Sie sind wichtig, weil Sie eben Sie sind. Sie sind bis zum letzten Augenblick Ihres Lebens wichtig, und wir werden alles tun, damit Sie nicht nur in Frieden sterben, sondern auch bis zuletzt leben können.“ Diese Sätze stammen von Cicely Saunders. Die Ärztin aus England gilt neben Elisabeth Kübler-Ross als Begründerin der modernen Hospizbewegung. Das Zitat beschreibt, worum es bei der Begleitung von Schwerkranken und Sterbenden geht: Nicht dem Leben zwingend mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.

Untereinander und bei zu Begleitenden: Füreinander da zu sein ist Leitmotiv der Hospizhelfer.   Fotos: Scheuenstuhl

Untereinander und bei zu Begleitenden: Füreinander da zu sein ist Leitmotiv der Hospizhelfer. Fotos: Scheuenstuhl

Auch in Rothenburg und dem Altlandkreis ist großer Bedarf an diesem wichtigen Ehrenamt, weiß Uschi Memhardt, Koordinatorin des hiesigen Hospizvereins. Zur Zeit sind es 38 Hospizhelfer, die Menschen bei schwerer Krankheit oder an ihrem Lebensende begleiten. 40 Personen nehmen dies momentan in Anspruch. Bislang konnten die engagierten Helfer jeder Anfrage nach Begleitung nachkommen, aber es wäre schlimm, irgendwann jemanden ablehnen zu müssen, sagt Uschi Memhardt. Deshalb ist der Hospizverein auf der Suche nach Frauen und Männer, die sich ab April in einem Lehrgang zum Hospizhelfer ausbilden lassen.

Der Umgang mit Sterbenden, deren Angehörigen und Trauernden erfordert die Bereitschaft, sich auf andere einzulassen. Es ist beileibe kein Ehrenamt, wie jedes andere. Bei vielen der engagierten Hospizler sind frühere, prägende Erfahrungen mit dem Tod der Stein des Anstoßes, sich im Hospizverein zu engagieren. Peter Baumüller etwa hat als junger Erwachsener in Berlin mitbekommen, wie eine verstorbene Person zwei Wochen lang in ihrer Wohnung lag, bevor sie jemand vermisste. „Ich wollte nie, dass jemand allein oder anonym sterben muss“, erklärt er seine Motivation, sich schließlich im vergangenen Jahr zum Hospizhelfer ausbilden zu lassen.

Willi Edelhäußer besuchte seine Mutter zehn Jahre lang in Pflegeheimen. Dabei bekam er mit, wie andere Bewohner niemanden hatten, der sich nach ihnen umsah. Diese Eindrücke ließen ihn nicht mehr los und so ist er seit 2002, also von Anfang an, beim Hospizverein dabei. Ein wenig anders war es bei Klemens Guder. Für den Lehrer, der in einem frommen Haus aufgewachsen ist, war das Schönste an seinem Beruf der „Umgang mit Menschen“. Nach seiner Pensionierung suchte er etwas, das ihm dieselbe Freude bereitete. Ein Zeitungsbericht brachte ihn auf die Arbeit als Hospizhelfer. „Es war genau die richtige Entscheidung“, sagt er heute nach drei Jahren im Einsatz.

Der menschliche Aspekt ist der Kern ihrer Arbeit als Hospizhelfer. „Es ist nicht möglich sich auf die konkrete Begleitung vorzubereiten“, erklärt Klemens Guder, „man muss sich überraschen lassen und einfach da sein.“ Das bedeutet, „sich selber zurückzunehmen, zu hören und zu spüren, was der Andere gerade braucht“, ergänzt Elisabeth Schuster, die seit 2002 Menschen begleitet. Die eigenen Bedürfnisse als Hospizhelfer seien in dem Moment unwichtig, denn „jeder stirbt seinen eigenen Tod“.

Hospizverein bietet Informationen über Sterbebegleitung.

Hospizverein bietet Informationen über Sterbebegleitung.

Jede Begleitung sei für sich ein „Erlebnis“ im Sinne einer Bereicherung für einen selbst, aber auch eine „Herausforderung“. In dieser Zeit findet „das Wesentliche“ statt, beschreibt Klemens Guder sein Empfinden. Das Menschliche stehe im Vordergrund. Diese Stunden führen ihm die „Banalität im Alltag“ umso deutlicher vor Augen. Manche Begleitungen gehen über Jahre. Dabei sind das Sterben und der Tod nicht die vorherrschenden Gesprächsthemen bei den Besuchen. Im Gegenteil: „Wir lachen unglaublich viel zusammen“, erklärt Elisabeth Schuster.

Gerade in dieser schweren Zeit ist es wichtig, dass Begleiter und zu Begleitender einen Draht zueinander finden. Deshalb ist es für beide Seiten jederzeit möglich, offen zu sagen, wenn es mal nicht passt, versichert die Koordinatorin, die weiß, dass eine Begleitung manchmal auch überfordern kann. Allerdings habe bislang „die Chemie immer gestimmt“. Für die Hospizhelfer ist es ein Rückhalt zu wissen, dass sie jederzeit eine Ansprechpartnerin in Uschi Memhardt haben. Und auch grundsätzlich wird darauf geachtet, den Ehrenamtlichen Beistand zu leisten. Denn eine „Begleitung mit Schutzschild“ macht beispielsweise für Klemens Guder keinen Sinn. Für ihn ist es ein „persönliches Erlebnis mit speziellen Personen“, das nahe geht.

So haben sie rund sechs Mal pro Jahr Gruppengespräche mit einer Supervisorin, einer ausgebildeten Psychologin, und auch untereinander, etwa bei Helfertreffen, ist der Erfahrungsaustausch jederzeit erwünscht. „In dieser Gruppe fühle ich mich am natürlichsten, weil wir dasselbe Ziel haben und sich keiner profilieren muss, sondern alle füreinander da sind“, sagt Klemens Guder.

Es ist auch nicht so, dass man als Hospizhelfer immer parat stehen muss. Sie werden nicht willkürlich nach dem Gusto des Vereins eingesetzt. Jeder begleitet wie er kann und wann er kann, erklärt Uschi Memhardt. Die Pausen werden von den Helfern bestimmt und werden auch vom Verein unterstützt: „Nur wer sich selbst stark genug fühlt, geht in die Begleitung.“ Deshalb darf auch mal ein „Nein“ auf eine Anfrage der Koordinatorin kommen.

Zur Arbeit des Hospizvereins gehört ebenso für die Angehörigen da zu sein, sie zu stützen, zu beruhigen und auch sie manchmal zu bestimmten Entscheidungen zu ermutigen. Teilweise entstehen auch Freundschaften mit den Angehörigen. Der Einsatz der Hospizhelfer endet also nicht mit dem Tod, sondern mündet in die Trauerbegleitung. Eine wichtige Stütze für die Ehrenamtlichen ist auch die eigene Familie. Um den Rücken für diesen mitunter herausfordernden Dienst frei zu haben, müssen die Angehörigen damit einverstanden sein, dass die Hospizhelfer einen Teil ihrer Zeit nicht ihnen, sondern anderen Menschen schenken.

Bei Elisabeth Schuster und Klemens Guder gab es von Seiten der Ehepartner und des Nachwuchses keine Einwände. Ganz im Gegenteil: Elisabeth Schusters Sohn hat während des Studiums selbst jemandem im Pflegeheim besucht. Und die Kinder von Klemens Guder sind „ganz begeistert“ sich mit ihm über dieses Thema austauschen zu können.

Als Hospizhelfer sollte man eine gesunde Selbsteinschätzung, Fachwissen und vor allem Einfühlsamkeit mitbringen. Alter, Beruf, Religion oder Geschlecht sagen nichts über die Fähigkeit aus, jemanden zu begleiten. So spielt bei der Hospizarbeit die Konfession keine Rolle. „Ein Bud­- dhist kann einen Christ begleiten und ein Christ einen Muslim, betont Uschi Memhardt. Aber auch junge Menschen sind als Begleiter wichtig, denn schwere Krankheiten treffen auch junge Menschen, die dann jemanden in ihrer Altersgruppe an ihrer Seite haben möchten.

Der Rothenburger Hospizverein würde sich auch freuen, wenn sich mehr Männer als Hospizhelfer engagieren. Bislang sind sie noch in der Unterzahl. Da nicht nur Menschen in Rothenburg begleitet werden, ist auch Bedarf an Hospizhelfern aus dem Altlandkreis, gerade auch aus dem Raum Schillingsfürst und Schnelldorf. Zwar ist die menschliche Komponente bei der Begleitung entscheidend, doch ohne fachliche Vorbereitung geht es nicht. Deshalb eignet man sich das nötige Wissen in einer Ausbildung an, die sich über gut ein dreiviertel Jahr erstreckt. Bei einem Einführungswochenende erhält man grundlegende Informationen über die Hospizarbeit, um seine Entscheidung für diesen Weg zu reflektieren.

Der Hauptteil der Ausbildung besteht aus 16 Abende (meist donnerstags im 14-tägigen Rhythmus) und vier ganze Samstage. Dabei werden Themen wie Macht und Ohnmacht in der Begleitung, palliative Krankheitsbilder, Sterbephasen, rechtliche Aspekte in der Begleitung, ethische Anschauungen, Selbstpflege, Wahrheit am Krankenbett sowie Trauer und Abschied durchgenommen. Neben den Verantwortlichen des Hospizvereins werden einige Inhalte auch von Dozenten aus der Region wie Ärzten, Rechtsanwälten, Psychologen, Pfarrer und Klinikseelsorger vermittelt. Außerdem kommen die Hospizschüler mit erfahrenen Begleitern zum Austausch zusammen. Ein weiterer Teil der Ausbildung ist ein Praktikum von mindestens 15 Stunden in einer sozialen Einrichtung.

Die Gesellschaft öffnet sich nach und nach für das Thema Sterbebegleitung. Damit steigt auch die Nachfrage nach diesem Dienst. Uschi Memhardts Funktion wird deshalb bald aufgewertet. Sie wird eine ganze Stelle als hauptamtliche Koordinatorin des Hospizvereins inne haben, die über die Krankenkasse finanziert ist. Sie ermutigt Menschen gerade in den schweren Zeiten von Krankheit und Sterben aufeinander zuzugehen und sich die Hand zu reichen: „Wir können dabei nichts falsch machen“, versucht sie Ängste zu nehmen. Falsch wäre es wegzulaufen. Uschi Memhardt ist für Fragen zur Hospizarbeit, Anfragen nach Begleitung und für Anmeldungen zur Hospizbegleiter-Schulung unter der Telefonnummer 0151/54809353 zu erreichen. mes

Miss Marple und Luther

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Rothenburg immer wieder in alten Filmen im Fernsehen präsent

ROTHENBURG – Dass die Tauberstadt bis in die sechziger Jahre gefragte Filmstadt für Kino-Produktionen war ist bekannt. Das Schöne daran: immer wieder laufen die „alten Schinken“ im Fernsehen und werben indirekt mit Altstadtmotiven.

Manchmal lassen sich sogar noch ungehobene Schätze entdecken. So überraschte es selbst Kenner der Rothenburg-Filmszene, als kürzlich in einem auf Kabel 1 im Fernsehen ausgestrahlten Miss-Marple-Film Rothenburg als Kulisse auftauchte. Der deutsche Titel heißt „16.50 Uhr ab Paddington“, in der originalen englischen Fassung „Murder She Said – The End”, eine Metro-Goldwyn-Mayer-Produktion, Großbritannien 1961 mit Margaret Rutherford und Arthur Kennedy in den Hauptrollen. Unter der Regie von George Pollock wurden in dem noch schwarz-weiß gedrehten Kinofilm Rothenburger Altstadtmotive als Hintergrund eingebaut.

So entdeckt man in einer Besprechungsszene mit der weltberühmten Meisterdetektivin nach den Kriminalromanen von Agatha Christie (1890 – 1976) mehrmals das Plönlein mit dem Siebersturm. Nun ist zu vermuten, dass möglicherweise auch in anderen Miss-Marple-Filmen die Tauberstadt verewigt wurde.

Miss Marple im Einsatz, im Hintergrund ist das Plönlein-Motiv zu erkennen.     Fotos: diba

Miss Marple im Einsatz, im Hintergrund ist das Plönlein-Motiv zu erkennen. Fotos: diba

Filmklassiker wie „Die Christel von der Post“ von 1956 oder „Gustav Adolfs Page“ von 1960 mit aufwändigen Rothenburg-Szenen tauchen immer wieder mal über private oder öffentlich-rechtliche Sender im Fernsehprogramm auf. Selbst die berühmte US-Produktion des Musical-Fantasiefilms „Tschitti Tschitti Bäng Bäng“ war da schon zu sehen. So erhält die Stadt bis heute über diese einst gefragten Kinofilme eine kostenlose Werbung, über die sich das Tourismusbüro freuen kann. Und manch ältere Rothenburger entdecken sich in dem einen oder anderen Filmbeitrag als Statisten, denn die wurden in einigen Produktionen in großer Zahl gebraucht.

Und sogar zum anstehenden Lutherjahr 2017, das mit Ausstellungen zur Reformation in Rothenburg bereits dieses Jahr einen werbemäßigen Vorlauf erhält, kann man in der Filmkiste fündig werden: Der Spielfilm von 1953 über Luthers Leben (Regie Irving Pichel) wurde u.a. im Kloster Maulbronn (heute Weltkulturerbe) und in Rothenburg gedreht. Es war die erste deutsch-amerikanische Coproduktion nach dem Krieg, von US-Lutheranern wurde sie finanziert. Im Fernsehen ist der Film meistens zum Reformationstag auf dem Privatkanal „Bibel TV“ zu sehen. Wer Rothenburg in alten Filmen entdecken will, der findet im Internet sogar Komplettfassungen. Einen guten Überblick zu den hier gedrehten Filmen hatte die von Dr. Karl-Heinz Schneider 2013 in der Johanniterscheune organisierte dokumentarische Ausstellung geboten. diba

Modernes Märchen

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Neues Erlebnis im stilvoll modernisierten Musiksaal

ROTHENBURG – Mit der Komplett-Modernisierung hat sich der städtische Musiksaal auf Initiative einer Rothenburger Kulturförderin zum modernen Theaterchen gemausert. Nach einer ausführlichen Sitzprobe bei der ersten Aufführung am Samstagabend waren die über fünfzig Besucher angetan vom modernen Komfort. Sie lehnten sich bequem zurück und genossen das Schauspiel.

Der neue Sitzkomfort ist wohltuend und entspannend. Gepolsterte Bestuhlung statt harter Holzklappstühle, mehr Beinfreiheit, ein schallschluckender Teppichboden, eine deutliche Verbesserung im Sichtfeld durch eine zurückgesetzte Deckenstütze, eine dimmbare Beleuchtung, neue Fenster und Vorhänge, frische Farbe im Saal und auf der Bühne schaffen eine angenehme Atmosphäre und vermitteln schlichte Eleganz.

Die Bühne als Schiffsbar: Schauspieler Bernd Berleb kam kein einziges Mal ins Schlingern.

Die Bühne als Schiffsbar: Schauspieler Bernd Berleb kam kein einziges Mal ins Schlingern.

Es war eine Vorpremiere vor der offiziellen Einweihung des modernisierten Musiksaals. Das Landestheater Dinkelsbühl inszenierte die poetisch-melancholische Geschichte des Ozeanpianisten Danny Boodman T.D. Lemon Novecento als literarisches Erzähltheater – ein herausfordernder Theaterstoff mit umfangreichem Manuskript und schnellen Wendungen.

Auf der Bühne, die als schlichte Schiffsbar dekoriert war, spielte Schauspieler Bernd Berleb als Trompeter Tim Tooney in einem ausgedehnten Monolog – unterbrochen von kurzen Musik- und Filmeinspielungen aus der 1999 gedrehten Verfilmung des Stoffs – die Lebensgeschichte seines besten Freundes. Der Mann, der den Ragtime beherrschte und der sich im Dampfer auch auf sturmgepeitschter See elegant bewegte und präzise Klavier spielte. Nie verließ er „sein“ Schiff und ganz selbstverständlich pendelte er mit dem Ozeanriesen zwischen Neuer und Alter Welt. Trotzdem brachte er es zu Berühmtheit über die Grenzen des Schiffes hinaus, denn sein Klavierspiel verzauberte die Menschen.

Die Geschichte besitzt eine eigentümliche Faszination. Novecento, benannt nach dem Namen seines Geburtsjahres, erblickte 1900 auf einem Ozeandampfer das Licht der Welt und wurde von seinen Eltern zurückgelassen – abgelegt in einer Kiste auf dem Klavierflügel. Schiffsbesatzung und Kapitän umsorgten das Findelkind. Der Junge lernte das Klavierspiel und besaß die Gabe, „Dinge zu spielen, die es nie zuvor gab“. So duellierte er sich mit dem „Erfinder des Jazz“, Jelly Roll Morton. Das Duell entschied Novecento für sich. Alles schien dem Glückskind zu gelingen – nur die große Liebe konnte er nicht finden.

Erste Sitzprobe mit viel Lob: Der städtische Musiksaal wurde durch die umfanreiche Renovierung enorm aufgewertet.   Fotos: Schäfer

Erste Sitzprobe mit viel Lob: Der städtische Musiksaal wurde durch die umfanreiche Renovierung enorm aufgewertet. Fotos: Schäfer

Die fein nuancierte Erzählung, gemächlich und melancholisch wie eine Ozeanüberquerung, beflügelte die Fantasie. Der Schauspieler plauderte über Novecentos Leben, so wie man einem Bekannten an der Theke eine aufregende Geschichte berichtet. Dabei genügte ihm manchmal nur eine etwas andere Tonlage, ein anderes Requisit, um sich in einen anderen zu verwandeln. Ein vergnüglicher Anekdotenreigen. Wenn er die herabhängenden Lampen mit der Hand in Bewegung versetzte, wurde er gar zu einem Magier im Sturm. Der Schauspieler nahm mit fortlaufender Dauer Fahrt auf, steuerte durchs Geschehen und segelte mit Tempo ins Ziel – mit tragischem Ende. Das Publikum fand das Erzähl­thea­ter eine schöne Abwechslung zum Bühnen-Boulevard und dankte mit Applaus. sis

Unter einem guten Stern

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Mitarbeiter reisten gemeinsam in ihre berufliche Vergangenheit

ROTHENBURG – Lehrjahre sind bekanntlich keine Herrenjahre: Was man früher als Stift erlebte und teilweise auch über sich ergehen lassen musste, weiß man oft erst mit ein paar Jahren Abstand zu schätzen. Denn wenn man ehrlich ist, war es letztlich doch eine Zeit, an die man gerne zurückdenkt. So erging es auch den ehemaligen Mitarbeitern der Firma Korn, die sich heuer zum ersten Mal für ein offizielles Wiedersehen trafen, und dabei die guten alten Zeiten aufleben ließen.

Zum Glück ist Wilfried Reimer keine nachtragende Person. Sonst hätte ihn Werner Böhm wohl noch mindestens weitere acht Jahre mit seiner Idee, eines Korn-Treffens „nerven“ können, ohne dass es jemals zustande gekommen wäre. Denn vor etlichen Jahren, als beide noch in der blauen Mechaniker-Montur steckten, hielt ihn Werner Böhm einmal so fest, dass alle Knöpfe an selbiger abrissen und er sie wieder per Hand annähen musste. Auch dies eine Episode, die man in der Rückschau mittlerweile mit Humor nehmen kann.

Erste Korn-Mannschaft nach dem Krieg – mit Max und Karl Korn (3. und 4. v.r.) vor Mercedes 300 SL, Flügeltürer.

Erste Korn-Mannschaft nach dem Krieg – mit Max und Karl Korn (3. und 4. v.r.) vor Mercedes 300 SL, Flügeltürer.

An diesem Abend wird es auch nicht so eng gesehen, eine der wichtigsten Arbeitstugenden ihrer früheren Chefs hundertprozentig einzuhalten: die Pünktlichkeit. Zu viele Hände galt es zu schütteln, zu viele Anekdoten aus der gemeinsamen Korn-Zeit gab es, die man mit alten Bekannten austauschen wollte, und zu viele neue Gesichter entdeckte man, denen man sich – natürlich mit der Referenz wann man bei dem Unternehmen beschäftigt war – vorstellen wollte. Der offizielle Start des Abends ließ deshalb ein wenig auf sich warten.

Wilfried Reimer fiel die Aufgabe zu, dieses Treffen zu organisieren, weil in der touristenarmen Zeit sein Campingplatz im Winterschlaf ist. Mit viel Spürsinn machte er zahlreiche Korn- Ehemalige, die meist ihre Ausbildung dort absolviert und anschließend auch einige Jahre in dem Betrieb gearbeitet haben, ausfindig und bekam von den meisten sofort eine Zusage zu dem Treffen. Rund 60 frühere Mitarbeiter gesellten sich so in den „Ochsen“, teilweise reisten sie von Nürnberg, Spalt, Roth und Stuttgart dafür an. Auch die jetzigen Chefs, Peter und Werner Korn, folgten der Einladung zum „Rentner-Kongress der Firma Korn“, wie Letzterer das Wiedersehen mit einem großen Augenzwinkern bezeichnete.

„Einem Stern, der unsere Namen kennt, dem folgen wir permanent“, dichtete Lotte Huprich als Wink an die Zugehörigkeit und Verbundenheit der Mitarbeiter mit ihrem ehemaligen Arbeitgeber, aber vor allem auch mit den Kollegen. Da Reibung bekanntlich Wärme erzeugt, hatten die harmlosen Neckereien zwischen ihnen also auch ihr Gutes. Man war darüber hinaus Teil einer Art Schicksalsgemeinschaft, in der man sich zusammen mit den mal mehr, mal weniger kuriosen Wünschen der Kunden auseinandersetzte. Eberhard Gärtner, der aktuell bei dem Familienunternehmen in Lohn und Brot steht, plauderte in perfekter Büttenredner-Manier aus dem Kfz-Nähkästchen.

Central Garage Korn in 30er Jahren in der Galgengasse: Das Anwesen wurde während des Krieges zuerstört und danach teilweise wieder aufgebaut.

Central Garage Korn in 30er Jahren in der Galgengasse: Das Anwesen wurde während des Krieges zuerstört und danach teilweise wieder aufgebaut.

Hobby-Dichterin Lotte Huprich aus Gumpelshofen war eine der wenigen an diesem Abend, die noch im alten Firmensitz in der Galgengasse 35 tätig war. 1965, also ein Jahr bevor die Central Garage vor die Tore der Stadt an die Schützenstraße zog, trat sie ihre Arbeitsstelle im Büro an. Während ihrer drei Jahre im Betrieb, kam sie auch in den Genuss des vielgerühmten „familiären Arbeitsumfeldes“. Sie erinnert sich noch, wie die Büromitarbeiter am Geburtstag der Chefin „im Kornschen Privathaus zu Kaffee und Kuchen“ eingeladen waren.

Lange bevor findige Unternehmensberater mit „Teambuilding“ einen eigenen Begriff dafür erfanden, legte man bei dem Unternehmen bereits großen Wert auf die Gemeinschaft. Legendär waren nicht nur die Faschingsdienstage, an denen niemand nach Betriebsschluss am Mittag fluchtartig das Gelände verließ, sondern alle zum Feiern dablieben.

Ebenso beliebt waren die Betriebsausflüge, etwa zum Skifahren oder an die Zonengrenze. „Die eigenen Mitarbeiter haben den Bus gefahren, der Vater hat gefilmt und wir Kinder waren mit dabei“, erinnert sich Peter Korn. Aber bei aller Vertrautheit herrschte dennoch eine gewisse Etikette: Während man heute bei solchen Ausflügen automatisch zur Multifunktionsjacke mit Wolfstatze greift, erschien man damals teilweise durchaus mit Anzug und Krawatte.

Dass alle eine große Familie waren, wäre zwar zu hoch gegriffen. Allerdings fanden sich neben Senior- und Junior-Chefs auch tatsächliche Verwandte unter den Mitarbeitern. So beispielsweise Werner Hassel und Ulla Bodendörfer. Er begann 1972 seine Lehre zum Kfz-Mechaniker bei dem Unternehmen. Zwar hatte die Firma auch einen sehr guten Ruf, für Ulla Bodendörfer waren es aber vor allem praktische Gründe sich ebenfalls dort zu bewerben: Ihr Bruder hatte bereits ein Auto und so konnte sie mit ihm auf die Arbeit fahren.

Also folgte sie ihm 1978 an die Schützenstraße, allerdings ins Büro. Zu kleinen berufsbedingten Reibereien zwischen den Geschwistern kam es nur, wenn er auf sie warten musste, weil sie als Auszubildende abends noch die Post fertig machte. Das „Kollegium war klasse“, sagt Werner Hassel und seine Schwester ergänzt, dass die Ausbildung aber auch „eine harte Schule war“. Dennoch möchten beide diese Erfahrung nicht missen. Die dort vermittelten Werte Pünktlichkeit, Sauberkeit und Zuverlässigkeit, machten sich in ihrem weiteren Arbeitsleben bezahlt. Werner Hassel erinnert sich heute noch an das Arbeitsmotto von Karl Korn: „Geht nicht, gibt’s nicht.“ Trotz der vielen positiven Seiten stand für sie nach zehn beziehungsweise elf Jahren beruflich ein Wechsel an. „Wir haben den Absprung geschafft, bevor uns der Stern eingebrannt wurde“, scherzt Ulla Bodendörfer. Kontakte mit damaligen Kollegen bestehen aber heute noch.

Die Firma Korn war als Arbeitgeber aber nicht nur beliebt, weil es dort so harmonisch zuging. Die fachliche Expertise wurde von Kunden und Arbeitssuchenden gleichermaßen geschätzt. Für einige war die Ausbildung auch eine wertvolle Grundlage für den Schritt in die Selbstständigkeit, sei es im Baustoffhandel, im Speditionswesen oder ebenfalls in der Kfz-Reparatur, so wie etwa für Joachim Flemming.

Gewissermaßen war ihm dieser Karriereweg durch den elterlichen Betrieb vorgegeben. 1973 begann der damals 18-Jährige mit seiner Mittleren Reife in der Tasche die Ausbildung zum Kfz-Mechaniker bei der Firma Korn. Zwar ist es grundsätzlich keine schlechte Idee für einen späteren Juniorchef, sein Handwerk in einem anderen Betrieb zu lernen, um neue Perspektiven mit zurück zu bringen und sich dem Vorwurf einer Bevorzugung von vornherein nicht auszusetzen. Es sprachen aber auch einige grundlegende Gründe dafür, sich gerade bei diesem Unternehmen ausbilden zu lassen.

Zum einen war die Firma Korn mit seinen rund 40 Mitarbeitern der damals größte Kfz-Betrieb in Rothenburg. Attraktiv war er aufgrund „seiner modernen Werkstatt, den Bereich Nutzfahrzeuge und das besondere Fabrikat“, erklärt Joachim Flemming. Die damaligen Persönlichkeiten an der Spitze des Unternehmens seien prägend gewesen, vor allem was Kontinuität, Verlässlichkeit und selbstständiges Arbeiten betrifft. Noch heute hat der 60-Jährige den Spruch von Max Korn im Gedächtnis, dass man nicht alles kennen, man sich in dem Fall aber zumindest zu helfen wissen müsse.

Seit dem Startschuss der Firma Korn im Jahr 1921 durch Hans Korn sind zahlreiche Mitarbeiter gekommen und wieder gegangen. Sie, so die beiden Geschäftsführer, trugen maßgeblich dazu bei, dass die Firma eine erfreuliche Entwicklung durchlief. Und mit ihr gewachsen sind auch Peter und Werner Korn. Schon als Kinder sind sie im Betrieb herumgesprungen, teilweise auch gefahren – etwa mit dem Kinder-Elektroroller zwischen den Auszubildenden hindurch, die den Hof kehren mussten.

Viele ihre Mitarbeiter kennen die beiden also schon von klein auf. Sie waren teilweise noch im Betrieb, als Peter und Werner Korn nach ihren auswärtigen Ausbildungen in das Familienunternehmen dauerhaft zurückkehrten. Der Rollenwechsel vom spielenden Kind zum Vorgesetzten langjähriger Arbeiter sei ohne Komplikationen verlaufen. Mit den meisten war man per Du. Auch wenn man sich ab und an über den Weg läuft, war das Wiedersehens-Treffen eine willkommene Gelegenheit, sich über die guten alten Zeiten auszutauschen. In ein paar Jahren wollen sich die „Korn-Veteranen“ wieder treffen. mes

Erben mit Abzügen

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Große Politik beim Jahresempfang der lokalen Wirtschaft

ROTHENBURG – Wenn man erfahren möchte, wer in Wirtschaft und Politik in der Region maßgeblich ist, dann gibt es dafür einen Pflichttermin in Rothenburg: Der Jahresempfang des örtlichen IHK-Gremiums im Wildbad. Bei seiner mittlerweile 9. Auflage wurden die Entwicklungen vor Ort durch Vorsitzenden Dr. Gerhard Walther thematisiert. Zudem referierte mit Gabriele Wanke eine ausgewiesene Fachfrau über die aktuelle Reform des Erbschaftssteuerrechts.

Tradition: Beim IHK-Jahresempfang treffen sich Vertreter aus Wirtschaft und Politik zum gemeinsamen Austausch.     Fotos: Scheuenstuhl

Tradition: Beim IHK-Jahresempfang treffen sich Vertreter aus Wirtschaft und Politik zum gemeinsamen Austausch. Fotos: Scheuenstuhl

Nicht im großen Theatersaal, wo gerade Bodenarbeiten anstehen, sondern im ebenso malerischen Rokokosaal des Wildbads spürte man nach, was Wirtschaft und Politik in Rothenburg zur Zeit bewegt. Gremiums-Vorsitzender Dr. Gerhard Walther konnte hierbei zahlreiche Vertreter aus diesen zwei Bereichen begrüßen: Bürgermeister aus Stadt und Land, Stadträte, die Vorsitzenden der Verwaltungsgemeinschaften, Kreisräte sowie die Wirtschaftsförderer des Landkreises und der Stadt Rothenburg und natürlich auch einige Unternehmer. Krankheitsbedingt fanden sich allerdings nicht alle 100 angemeldeten Personen zu dem Treffen ein.

Dr. Gerhard Walther freute sich dennoch über die Jahr für Jahr immer größer werdende Zahl an Teilnehmern. In seiner kurzen Ansprache ging er auf vier Punkte ein, die den Wirtschaftsstandort Rothenburg momentan umtreiben: Da ist zum einen die große Erfolgsmeldung aus dem vergangenen Jahr: „Wir werden Hochschulstandort.“

Bereits ab diesem Herbst soll der Studienbetrieb des Campus Rothenburg in der ehemaligen Luitpoldschule mit dem Studienfach „Interkulturelles Management“ starten. Neben seinem Dank für das „hervorragende Zusammenspiel von Politik und Wirtschaft“ in dieser Angelegenheit, appelierte der Vorsitzende an die Unternehmen, sich an der Stiftungsprofessur zu beteiligen – falls noch nicht geschehen.

Gemeinsame Investition

Zum anderen gibt es eine weitere „Baustelle“, mit der viele Hoffnungen verbunden sind: Für die Renovierung des Gastronomischen Berufsbildungszentrums (GBZ) investieren Landkreis und Industrie- und Handelskammer zusammen etwa 2,5 Millionen Euro. Dadurch soll die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes erhalten und das Bildungsangebot „sowohl in der Breite, als auch in der Tiefe ausgebaut werden“.

Auch für die im Juni anstehende Wirtschaftsmesse rief Dr. Gerhard Walther zur Teilnahme auf. Als letzten Punkt brachte er das von der Politik geplante Bargeldlimit von 5000 Euro zur Sprache. Seine persönliche Überzeugung: Eine derartige Obergrenze sei ein „nicht hinzunehmender Eingriff in die Privatsphäre der Menschen“.

Man verlor sich an diesem Abend aber nicht in der örtlichen Wirtschafswelt, sondern hatte auch Entscheidungen auf Bundesebene im Blick, namentlich die Reform des Erbschaftssteuerrechts. Diese Neugestaltung wird laut Dr. Gerhard Wal­ther „Familienunternehmen und inhabergeführte Betriebe mit voller Wucht treffen“. In diesen Tagen laufen die entscheidenden Gespräche. Die Koalition ringt um einen Konsens in dieser Frage. Für eine Einschätzung, wie das Gesetz letztlich ausgestaltet sein könnte, wurde Gerlinde Wanke eingeladen.

Abgesehen von ihren diversen Aufsichtsrat- und Verwaltungsmandaten ist die studierte Betriebswirtin auch Mitunternehmerin eines mittelständischen Familienunternehmens und ehrenamtliche Vorsitzende des Finanz- und Steuerausschusses des Deutschen Industrie- und Handelskammertags sowie Vorsitzende des Rechts- und Steuerausschusses der IHK Nürnberg für Mittelfranken. Durch die Mitwirkung in diesen Gremien hat sie Zugang zu den politischen Entscheidungsträgern.

Karlsruhe kippte Gesetz

Bis Ende Juni muss der Gesetzgeber eine Neuregelung für die Erbschaftssteuer erarbeiten. Dies hat ihm das Bundesverfassungsgericht 2014 aufgetragen, als es wesentliche Teile der bislang gültigen Steuervergünstigungen für Firmenerben kippte und strengere Regeln verlangte. Mit dem Urteil aus Karlsruhe wurde jedoch nicht die grundsätzliche Überzeugung bestritten, dass Familienunternehmen teilweise oder auch vollständig von der Erbschaftssteuer befreit werden können, um ihre Existenz und die damit verbundenen Arbeitsplätze zu erhalten.

Referentin: Steuerfachfrau Gerlinde Wanke.

Referentin: Steuerfachfrau Gerlinde Wanke.

Da es eine „ideologisch geprägte Steuer“ ist, so die Fachfrau aus der Oberpfalz, werde die Diskussion darum auch auf dieser Ebene geführt. Bei der momentan herrschenden Planungsunsicherheit seien ihres Ermessens nach diejenigen Unternehmen am besten dran, die ihre Nachfolge schon lange geregelt haben. Denn zum einen werde es eine Verschonung des Betriebsvermögens in der bisherigen Form wohl so nicht mehr geben. Im Gespräch ist, dass es ab einem Betriebsvermögen von 26 Millionen Euro eine sogenannte „Bedürfnisprüfung“ geben soll, bei der der Erbe nachweisen muss, dass ihn die Zahlung der Erbschaftssteuer finanziell überfordern würde. Und zum anderen besteht die Möglichkeit, dass der Gesetzgeber eine Rückwirkung der Neuregelung festsetzt.

Gerlinde Wanke mahnt an, dass die Reform neue Probleme aufwerfen wird: So führe sie auch zu Rechtsunsicherheit und erhöhe den administrativen Aufwand, ohne verfassungsrechtliche Zweifel vollends zu beseitigen. Eine grundlegende Neukonzeption sei politisch zurzeit kaum umsetzbar. Dies habe der Gesetzgeber mit seiner bewussten Entscheidung für eine Minimallösung versäumt. „Einen Ausweg aus diesem Dilemma bietet nur eine temporäre Abschaffung der Erbschaftssteuer“, ist die Steuerfachfrau überzeugt. mes

Möglichkeiten und Grenzen

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Voraussetzungen für mehr Bürger-Mitbestimmung geschaffen – Konzept mit Leben füllen

ROTHENBURG – Struktur und Finanzierung der neuen Mitbestimmungs-Regelung für Bürger stehen. Bei der Gründungsversammlung des Gemeinschaftsbeirates in der Aula der neuen Topplerschule wurde Herbert Holzinger zum Vorsitzenden gewählt. In seiner Funktion hat er entsprechend den Vorgaben Rederecht im Stadtrat, obwohl er selbst kein Stadtratsmandat hat.

Der Gemeinschaftsbeirat ist berechtigt, Anträge zur Behandlung im Stadt­rat beziehungsweise dem jeweils zuständigen Ausschuss zu stellen. Die Anträge sind schriftlich spätestens bis zum zehntenTag vor der Sitzung beim Oberbürgermeister einzureichen. Die Behandlung der Anträge erfolgt entsprechend Paragraph 24 der Gemeindeordnung: rechtzeitig und transparent. Dem Vertreter des Gemeinschaftsbeirates soll die Gelegenheit zur Begründung des gestellten Antrages in der jeweiligen Sitzung eingeräumt werden. Jetzt muss das Konzept mit Leben erfüllt werden.

Der Gemeinschaftsbeirat als neue Möglichkeit der Bürgerbeteiligung setzt sich aus zehn stimmberechtigten Mitgliedern aus den Bereichen Familie, Senioren, Inklusion, Migration und Jugend zusammen: Herbert Holzinger, Uta Rudolph, Beate Junkersfeld, Dr. Paul Kerscher, Ursula Ilgenfritz, Ralph Dürr, Roberto Mandosi, Stella Braun, Theresa Strobl, Nik­las Heißwolf. Gemäß der Satzung gehören weitere neun nicht stimmberechtigte Mitglieder dem Gemeinschaftsbeirat an: Oberbürgermeister Walter Hartl oder Stellvertreter, die im Stadtrat vertretenen Frakionen sowie drei Vertreter aus der Stadtverwaltung (Oberrechtsrat Michael Sommerkorn, Roland Pfaffelhuber, Irmgard Fischer).

Zwischen Bürgern und Politik entsteht ein neues Miteinander im Gemeinschaftsrat. Foto: Schäfer

Zwischen Bürgern und Politik entsteht ein neues Miteinander im Gemeinschaftsrat. Foto: Schäfer

Dem Gemeinschaftsbeirat steht es offen, aktiv die Arbeit der Stadt zu beeinflussen und seine Gestaltungsspielräume zu nutzen. Auf verschiedenen Wegen kann er sich informieren, Meinungen bilden, Standpunkte einbringen und Entscheidungen mitgestalten. Durch finanzielle Zuwendungen in Höhe von insgesamt 10000 Euro aus dem Stadtsäckel hat die Bürgerbeteiligung einen finanziellen Handlungsspielraum. Es sind sogar 15000 Euro, rechnet man die 5000 Euro hinzu, die an den Beirat für Familie, Senioren, Inklusion, Migration und Jugend ausbezahlt werden zur Erfüllung seiner Aufgaben.

Aus den Reihen des Gemeinschaftsbeirates wurde außer dem Vorsitzenden Herbert Holzinger seine Stellvertreterin Uta Rudolph, Schriftführer Niklas Heißwolf und Kassiererin Ursula Ilgenfritz gewählt. Die Gründungsversammlung fand in der barrierefreien Topplerschul-Aula statt, denn mit dem Rollstuhl sind die Treppen im Rathaus nicht zu überwinden. Das historische Gebäude hat keinen Aufzug. Der Sitzungssaal für Stadt­rat und Ausschüsse befindet sich im zweiten Stock des Rathauses und ist mit moderner Mikrophontechnik ausgestattet, was eine Ausweichmöglichkeit in andere Räumlichkeiten schwierig macht. Oberbürgermeister Walter Hartl will eine rasche Lösung finden. sis

Erfolgreich etabliert

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Zum achten Mal Seniorennachmittag in der Reichsstadthalle

ROTHENBURG – Gemeinsam erzählen. Gemeinsam zuhören. Neues erfahren. Altes wieder ausgraben. Der städtische Seniorennachmittag lud einmal mehr zum Zusammenkommen ein. Die Reichsstadthalle zeigte sich gut gefüllt und neben der Möglichkeit zum Austausch bei Kaffee und Kuchen, wurde den Besuchern ein passendes Rahmenprogramm geboten.

Etwas weniger Besucher, als im letzten Jahr konnte Organisator Peter Wilde vom Amt für soziale Angelegenheiten begrüßen, als er den Nachmittag mit einer kurzen Rede eröffnete. Trotzdem durfte sich die Stadt als Veranstalter über regen Besuch freuen. Nur wenige Plätze blieben frei. Nach seiner Willkommensrede übergab Peter Wilde das Mikrophon an Oberbürgermeister Walter Hartl, der seinerseits die Besucher begrüßte.

Fast bis auf den letzten Platz gefüllt: Die Besucher des Seniorennachmittags lauschen den Vorträgen.                               Fotos: Götz

Fast bis auf den letzten Platz gefüllt: Die Besucher des Seniorennachmittags lauschen den Vorträgen. Fotos: Götz

Er sprach allen an der Organisation Beteiligten seinen Dank aus und informierte kurz über laufende und kommende Bauvorhaben der Stadt. In diesem Zusammenhang erwähnte er unter anderem den Umbau des Spitalgebäudes zum Schülerwohnheim und den gut voranschreitenden Bau der Mehrzweckhalle am Friedrich-Hörner-Weg. Es zeige sich nun, fuhr er fort, dass „die Sorge unbegründet“ gewesen war, die Halle würde negativen Einfluss auf das Stadtbild nehmen und er hoffe, dass nicht nur er das so sehe. Außerdem hob er das, aus seiner Sicht, Zukunftsthema Nummer eins, hervor. Die Etablierung eines Campus in Rothenburg. „Anfangs wurde er für seine Idee noch belächelt“, erzählte er. Jetzt starten schon im Herbst die ersten Module.

Zuletzt berichtete Walter Hartl den anwesenden Senioren über die Auswirkungen der Flüchtlingspolitik für Rothenburg. Zum jetzigen Zeitpunkt hielten sich 110 Flüchtlinge in der Stadt auf und in nächster Zeit werden definitv weitere hinzukommen. Er rief dazu auf, Flüchtlingen nicht mit Vorutreilen zu begegnen und die „christlichen Werte, die wir vorgeben zu verteidigen, auch zu leben.“ Er sei froh, dass die Rothenburger bisher gut mit den Asylsuchenden umgehen.

Anschließend stellte sich Dr. Paul Kerscher als Vorsitzender des neuen Seniorenbeirats vor, der 18 stimmberechtigte Mitlgieder umfasst. Darunter Vertreter der Caritas und der Seniorenheimen und auch Hermann Schönborn, der die Verbindung zum Stadtrat gewährleistet. Der Beirat soll helfen, die Interessen von Senioren zu bündeln und zu mehr Gehör in der Stadtpolitik verhelfen.

Realschul-Filmgruppe um Thilo Pohle präsentiert ihren Film.

Realschul-Filmgruppe um Thilo Pohle präsentiert ihren Film.

Dr. Kerscher sprach in seiner Rede einige Themen an, die er sich vorstellen könne, mit dem Beirat anzugehen. Eines, dass ihm selbst sehr am Herzen liege, sei die Schaffung von Barrierefreiheit in Rothenburg. Des Weiteren könne man im sozialen und kulturellen Bereich vielleicht etwas bewegen, sich beispielsweise für Theaterveranstaltungen im Rothenburger Raum einsetzen, Fahrdienste anbieten oder auch Kinderbetreuung. Natürlich stünden auch gemeinsame Ausflüge, Wanderungen und andere Freizeitaktivitäten auf der Agenda. Eine ganz wichtige Aufgabe sei auch, dass die Mobilität für Senioren in Rothenburg erhalten bleibt und ausgebaut wird.

Weiter im Programm ging es mit eigens verfassten Märchenerzählungen von Brigitte Trautmann-Keller. Was gut gemeint war, traf nicht unbedingt den Nerv des Publikums. Wohl aufgrund der Länge und des Inhalts, kam es gegen Ende sogar zu einigen Unmutsäußerungen. Es folgte die obligatorische Pause mit Kaffee und Kuchen, abermals serviert von Familie Wörle. Nach regen Unterhaltungen folgte der letzte Programmpunkt.

Die Vorstellung des Films „Ein Tag der zur Nacht wurde – Rothenburg in Flammen am 31.03.1945“ von Thilo Pohle, Andrea Knäulein und Kerstin Schmidt. Der Film beleuchtete, anhand der Aussagen von Augenzeugen, die Bombardierung Rothenburgs gegen Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Anwesenden zeigten sich begeistert und aufgewühlt von der Intensität des Films. Von allen Seiten wurde den Veranwortlichen für diese Filmprodukion gedankt. „Dieser Film ist sehr erschütternd. Möchte unser Herrgott uns alle davor bewahren, dass uns so was nochmal trifft. Und möchte dieser Film ein Mahnmal für die ganze Menschheit sein“, so einer der vielen Kommentare der Besucher des Seniorennachmittags. Rundum war es wieder ein gelungener Nachmittag, der teils Erinnerungen wieder aufleben, aber auch in die Zukunft Rothenburgs blicken lies. og


Eine 641-jährige Tradition endet

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Mit Schließung der Löwenapotheke ist eine der ältesten Apotheken Deutschlands Geschichte

ROTHENBURG – Ein weiteres Stück unwiderbringlicher Stadtgeschichte ist verschwunden: zu Jahresbeginn hat die Löwen-Apotheke am Marktplatz 3 für immer geschlossen. Begründet im Jahr 1374 war sie die letzte noch existente Apotheke aus der Reichsstadtzeit Topplers. Der Blick in die Annalen zeigt eine gut dokumentierte Geschichte der einstigen Altstadt-Apotheken.

Wie beeindruckend alte Apotheken-Einrichtungen in Rothenburg waren, das sieht man leider nur noch im Reichsstadtmuseum. Glücklicherweise ist es in den achtziger Jahren gelungen, nahezu die komplette Ladeneinrichtung der Georgen-Apotheke (Apotheker-Familie Scharff) ankaufen zu können. Diese beliebte und wegen ihrer alten Einrichtung besonders reizvolle Apotheke war aus Altersgründen aufgegeben worden und musste wie so vieles in Rothenburg einer touristischen Nutzung weichen.

Einrichtung der früheren Georgen-Apotheke Scharff im Reichsstadtmuseum.  Foto: diba

Einrichtung der früheren Georgen-Apotheke Scharff im Reichsstadtmuseum. Foto: diba

Nachdem schon lange die Apotheke Rudolf von der Rödergasse schloss, bleibt jetzt nur noch eine Altstadt-Apotheke übrig: Es ist die seit 1812 bestehende Marien-Apotheke im Fachwerkbau vor dem Brunnen. Dort hat man bei dem 2006 erfolgten Umbau nur noch einen alten Tresen von der (nicht nur bei Touristen beliebten) alten Einrichtung übrig gelassen, so dass es jetzt ein moderner Laden im historischen Fachwerkbau ist. Ein geschichtsträchtiger Ort, denn dort hatte Rothenburg in der Stauferzeit sein Rathaus. Die Reichsstadtherrlichkeit der Rothenburger Apotheken, die große Bedeutung in der Stadt hatten, ist aber im Internetzeitalter zwangsläufig dahin. Selbst Arznei kann man heutzutage im Netz zu Sonderangeboten bestellen. Doch die drei außerhalb der Mauern niedergelassenen neuen Apotheken (zwei in der Ansbacher Straße, eine im Zentro) beweisen, wie wichtig den Kunden trotzdem noch die persönliche Beratung ist – schließlich wird wohl jeder den Hausarztbesuch einer reinen Internetrecherche vorziehen.

Dr. Jürgen Kohnhäuser-Burkl und seine Frau Silke hatten seit 1997 in Nachfolge von Dr. Erwin Mögel die Löwen-Apotheke geführt und konnten sich über eine zufriedene Stammkundschaft freuen. Trotzdem hätte die Zukunft auch ohne den überraschenden Tod der Apothekerin für den langfristigen Betrieb nicht unbedingt rosig ausgesehen. Zum einen ist es der offensichtlich verschärfte Wettbewerb, zum andern sind es immer strengere Auflagen, die hier wie in vielen Branchen das Leben besonders in alten Häusern schwerer machen. Auch die Verkehrsregelung und die Parksituation werden als problematisch angeführt. Letztlich sorgen die Touristen in der Altstadt Rothenburgs für den Erhalt der (im Vergleich zu früher) noch wenigen verbliebenen Läden. Immer einseitiger verändert sich die Struktur innerhalb der Mauern.

Dr. Erwin Mögel, der 1970 die Nachfolge von Otto Haindl angetreten hat, brachte zum 600-jährigen Bestehen der Löwen-Apotheke 1974 eine informative Schrift zur Historie heraus. Im Jahr 1374 wird in den Listen des Steueramtes ein „Meister Peter, der Apotheker” mit „fünf Heller zu Jahrgeld“ betont. Es ist belegt, dass er im Dienste der Stadt mit der damals begründeten Ratsapotheke (beziehungsweise dann die Löwen-Apotheke) stand. Das Gesundheitswesen der Stadt reicht zurück bis zum Spital im 13. Jahrhundert, damals eine fortschrittliche Einrichtung. Den im städtischen Dienst stehenden Ärzten, die Arzneien verabreichten, folgten bald die ersten Apotheker. Die Entwicklung hat Heinrich Weißbecker in seiner Schrift „zur Apotheken-Geschichte Rothenburgs vor 1806“ beschrieben. Die Feuersbrunst, die das städtische Archiv 1240 zerstörte, lässt leider wertvolle Dokumente vermissen.

Otto Haindl, Löwenapotheke 1937-70.  Foto: Wagner

Otto Haindl, Löwenapotheke 1937-70. Foto: Wagner

Jedenfalls folgt auf die älteste Rats- apotheke (Löwen-Apotheke) dann im Jahr 1600 die „Mohrenapotheke“, die von Georg Schwarzmann begründet wurde. Sie lag ebenfalls am Markt im Eckhaus der Oberen Schmiedgasse zur Hafengasse (Geißendörfer). Er gab sie weiter an seinen Sohn und dieser vererbte sie ebenfalls an den Nachkommen. So war die zweite Apotheke bis 1710 unter Senator Philipp Bernhard Schwarzmann im Familienbesitz. Später ging die Mohren-Apotheke allerdings ein.

Dritte Apotheke ist die „Zum goldenen Engel“, 1708 von Samuel Philipp Oppermann aus Goslar gegründet, später „Georgen-Apotheke“ an der Ecke Georgengasse/Markt. Von 1903 bis 1945 war sie im Besitz von Friedrich Scharff und wurde danach bis in die achtziger Jahre von Heinz Scharff bzw. zuletzt von dessen Witwe weitergeführt. Neben dem Mobiliar sind auch noch etliche Utensilien und Gerätschaften im Reichsstadtmuseum in einem eigenen Raum zu bestaunen.

Das örtliche Apotheken- und Gesundheitswesen hatte einen guten Ruf. Im 16. Jahrhundert führte der Rat regelmäßige Visitationen der Apotheken ein, wozu es ein Gremium mit den Stadtärzten und den Steuerherren gab. Der Apotheker K.-H. Bartels aus Lohr am Main hat zur vorbildlichen Apothekengesetzgebung von Rothenburg 1970 einen längeren Fachbeitrag in der „Pharmazeutischen Zeitung” veröffentlicht. Von Dr. Schnurrer gibt es u.a. in seinen „Rothenburger Profilen“ interessante Beiträge. Ebenso in der FA-Beilage „Die Linde“ vom Verein Alt-Rothenburg.

Mit der Weiterentwicklung des Medizinalwesens gab der Rat 1710 eine neue Ordnung heraus: Gifte mussten sicher verschlossen bleiben, Salia und Acida (Säure) durften nicht in Metallgefäßen verarbeitet werden, Präparate und Composita sollten „unter Aufsicht der Doctoren bereitet werden”. Der frühere Stadtarchivar Dr. Ludwig Schnurrer betont im Gespräch, welchen Grund die strenge Überwachung auch hatte: „So konnte nicht jeder Krämer einfach hineinpfuschen”.

Die Krämer handelten auch mit Arzneien und bis in jüngere Zeit waren ferner die Bader Anlaufstelle für manche Wehwehchen, behandelten sogar Verletzungen, offene Wunden und scheuten selbst chirurgische Eingriffe nicht. Aderlaß und Schröpfen gehörten zum Standardprogramm. Dr. Schnurrer: „In Rothenburg gab es praktisch in allen Stadtvierteln Bader”. Dass es außerdem nicht in allen Badestuben nur züchtig zuging, ist bekannt.

Am 31. März 1945 war die historische Löwen-Apotheke beim Luftangriff vollkommen zerstört worden, wertvolle Gerätschaften wurden vernichtet. Otto Haindl errichtete das Gebäude wieder nach äußerem Vorbild. Die typische steile Zugangstreppe bildet mit der gegenüberliegenden Rathaustreppe einen schönen Dipol und bleibt hoffentlich dauerhaft erhalten. Dort genießen Einheimische wie Touristen gerne die Sonne.

Nun ist die Löwen-Apotheke schon ausgeräumt. Vielleicht bleibt eine Erinnerungstafel für eine der ältesten deutschen Apotheken? Was aus dem Laden wird (das Haus gehört auswärtigen Haindl-Erben) ist abzuwarten. Die Zeiten haben sich gewaltig geändert. Dr. Mögel hatte in seiner Jubiläumsschrift noch auf die neue elektronische Technik hingewiesen: jedes Medikament sei künftig auf einer Lochkarte als Datenträger gespeichert und die „Fernübertragung“ biete viele Vorteile, schrieb er 1974 ganz auf die zukünftige Entwicklung eingestellt, nicht ahnend was sich noch alles verändern würde. Heute vermittelt der Apotheker tausende von Arzneien.

Dass man sich wenige Jahrzehnte später das ganze Apothekensortiment auf einen heimischen Rechnerbildschirm oder gleich aufs Mobiltelefon laden und dort bestellen kann, hätte sich kaum jemand erträumt. Der Apotheker sieht sich einer mächtigen Pharma-Industrie ge­genüber, mit der er kooperieren muss – und zugleich hat er sachkundiger Partner seiner Kunden zu sein, die Versorgung der Bevölkerung zu garantieren. Dabei ist der Auftrag gesetzlich festgelegt – in manchem vergleichbar mit dem Rang der alten Ratsapotheken der Reichsstädte. diba

Jetzt mit offiziellen Titel

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Altoberbürgermeister-Titel für das frühere Stadtoberhaupt

ROTHENBURG – Volksnah und bescheiden gab sich Herbert Hachtel während seiner 28-jährigen Amtszeit als Mitglied des Stadtrates, Kreistages, Bezirkstages, Bürgermeister und Ob­er­bürgermeister. Jetzt wurde ihm im kleinen Rahmen, so sein ausdrücklicher Wunsch, anlässlich seines 75sten Geburtstages eine besondere Ehre zuteil.

Zum Auftakt der jüngsten Stadt­ratssitzung im Rathaus verlieh ihm Oberbürgermeister Walter Hartl den offiziellen Titel „Altoberbürgermeister“. Diese Ehrenbezeichnung wird durch eine Satzung, die der Stadtrat nach der Gemeindeordnung erlassen hat, verliehen. Ausdruck lobender Würdigung einer verdienten Persönlichkeit, die bei offiziellen Anlässen bereits in der Anrede der Gäste eine herausgehobene Stellung einnimmt, was durch die Rangfolge zu erkennen ist.

In einem kurzen Abriss würdigte der Oberbürgermeister die Verdienste seines Vorgängers, der als Mitglied des Kreistages und des Bezirkstages Mittelfranken auch über Rothenburg hinaus nachdrücklich für die Interessen der Region eingetreten ist. Hartl zollte Hachtel Anerkennung und Respekt für dessen zukunftsweisenden Impulse für die Entwicklung der Stadt als Wohn- und Wirtschaftsstandort. Als Beispiele nannte er die Investitionen und Entscheidungen in Sachen Krankenhaus, die Ansiedlung der Firma Lechner, die sich zum zweitgrößten Arbeitgeber Rothenburgs entwickelt hat, den Aufbau der Musikschule und das große Engagement für Kultur, Denkmalpflege, Tourismus und Städtepartnerschaften.

Oberbürgermeister Walter Hartl mit Vorgänger Herbert Hachtel und Frau Anni.

Oberbürgermeister Walter Hartl mit Vorgänger Herbert Hachtel und Frau Anni.

Der Oberbürgermeister verband die Verleihung der Ehrenbezeichnung mit guten Wünschen für Gesundheit und Wohlergehen im Kreis der Familie, die ihm starker Anker und wichtige Stütze ist. Bei der Ehrung stand deshalb neben dem frisch ernannten Altoberbürgermeister auch Ehefrau Anni im Mittelpunkt. Sie bekam einen großen Blumenstrauß. Den Verdiensten wurde das würdige Lob erteilt – zu dem sich der Stadtrat von den Sitzen erhob und kräftig Beifall klatschte. Gerührt nahm der Ruheständler die stehenden Ovationen entgegen und dankte für die Würdigung. In seiner humorigen Art verwies er darauf, dass der Altoberbürgermeister-Titel für ihn nicht neu sei. Er hatte ihn schon als Nusch beim legendären Meistertrunk zur Errettung der Stadt vor der Zerstörung inne.

Herbert Hachtel sprach seinen jüngsten Krankenhaus-Aufenthalt an und wie er sich über seine rasche Genesung von der Operation durch sorgfältige Behandlung und mobilisierende Pflege freue. Angesichts seiner Erfahrungen im Krankenhaus warb er um Vertrauen „für die tolle Einrichtung“. Mit Sorge verfolge er die heftigen Debatten auf Kreisebene zum Klinikverbund ANregiomed als gemeinsames Kommunalunternehmen des Landkreises Ansbach. Auch mit dem Ehrentitel „Opa“ kann sich der zweifache Großvater sichtlich anfreunden.

Seit 1336 gibt es in Rothenburg das Amt des Bürgermeisters. Aufgrund des Status als Große Kreisstadt ist Rothenburg berechtigt, einen Oberbürgermeister zu wählen – auch nach der Auflösung des Landkreises Rothenburg. Rothenburg ist damit die kleinste deutsche Stadt mit einem Oberbürgermeister. Bei der Wahl 2006 gewann Walter Hartl, der für die parteiunabhängige Gruppierung „Für Rothenburg“ angetreten ist und im zweiten Wahlgang auch von der SPD unterstützt worden war. Hartl ist seit Mai 2006 im Amt. Er folgte auf Oberbürgermeister Herbert Hachtel (SPD), der sich nach 18 Jahren nicht mehr zur Wahl stellte. Bei der OB-Wahl im März 2012 wurde Hartl (er war der einzige Kandidat) mit 90,2 Prozent der Stimmen wiedergewählt. sis

Würde des Alters

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Porträts in Wort und Bild im Rothenburger Bürgerheim

ROTHENBURG – Ein Besuch lohnt sich: Die Ausstellung „Mensch, Alter, Respekt“ in Wort und Bild mit schönem Begleitprogramm im Erdgeschoss des Bürgerheims bringt Alt und Jung zusammen.

Begegnungen zwischen den Generationen zu fördern, war einer der Impulse zu diesem gemeinsamen Projekt von Bärbel Andresen und Willi Pfitzinger. Ein weiterer: Den Lebensort für pflegebedürftige ältere Menschen kennenzulernen, die Fähigkeit zuzuhören und sich in ihre Situation hineinzuversetzen. Denn die älteren Menschen von heute sind keine anderen, als die, die gestern die Jungen waren. Und die Jungen von heute sind die Alten in einigen Jahren mit ihren Erfahrungen und Erlebnissen, die sie geprägt haben.

Das Leben schreibt lauter besondere Geschichten. Umso älter man wird, desto reicher ist die Zahl der Kapitel. Neunzehn Seniorinnen und Senioren hat Bärbel Andresen interviewt – in mehreren Etappen. Sie erlebte Nähe und Vertrauen. Die Gespräche und Besuche empfand sie „als große Schätze“. Um auch der jüngeren Generation diese Möglichkeit erlebbar zu machen und nicht nur übereinander, sondern miteinander zu reden, entstand die Idee, die Ausstellung um den Dialog zu erweitern.

Die Ausstellung ist eine Hommage an das Alter: eine gelungene Gemeinschaftsleistung von Bärbel Andresen und Willi Pfitzinger.

Die Ausstellung ist eine Hommage an das Alter: eine gelungene Gemeinschaftsleistung von Bärbel Andresen und Willi Pfitzinger.

Die Schulleiter waren von den Zielen des Projekts rasch zu überzeugen und bereit, sich mit ihrer Schule zu be­teiligen. Sie fanden engagierte Lehr­­kräfte, die sich mit ihren Schülern gemeinsam Vorhaben einfallen ließen. Sie überlegten, was sie zusammen mit älteren Menschen tun möchten, um sich gegenseitig ein wenig kennenzulernen, gemeinsam Freude zu haben, gute Erinnerungen mit ins weitere Leben zu nehmen, möglicherweise sogar auch mal wieder anzuknüpfen und eine Begegnung fortzusetzen.

Das Begleitprogramm ist sehr individuell gestaltet. Musik, Bewegungs- und Brettspiele, Gedichte, nachspüren von Sprichwörtern, Besuch des Gospelchores von Heilig Geist in den Osterferien und Auftritt des Musikers Oswin Voit bringen die Generationen in der Heim-Cafeteria oder im Ausstellungsflur einander näher. Die berührenden Porträts von Willi Pfitzinger ziehen den Blick auf die Menschen und machen die Würde des Alters sichtbar. Der Betrachter blickt ihnen ins Gesicht, nicht von oben herab, sondern auf Augenhöhe. Die Aufnahme von Rolf Oerter, dessen Bild in der Ausstellung zu sehen ist, entstand in seinen letzten Lebenstagen und ist deshalb ein besonderer Moment der Erinnerung.

Hildegard Kappert-Meyer ist inzwischen in ihre Heimatstadt umgezogen. Sie wäre gern noch mal nach Rothenburg gekommen und hatte schon Pläne geschmiedet, aber ihre Gesundheit ließ dies nicht mehr zu. Sie hat dreißig Jahre in Rothenburg gelebt und ist „dankbar für diesen Abschnitt“ ihres Lebens, mit Erinnerungen an schöne Erlebnisse und liebe Freunde. Beim Auftakt des Projekts, der Vernissage, fanden sich rund 120 Besucher im Bürgerheim ein. Für die musikalische Umrahmung sorgten Michael Wagner, er steht kurz vor Vollendung seines 90. Lebensjahres, und Jürgen Strauß. Hausleiterin Anne Janisch und Oberbürgermeister Walter Hartl würdigten das Engagement der Initiatoren und aller Beteiligten.

Die Ausstellung lädt dazu ein, Geschichte und Geschichten von Menschen zu erleben. Der eine oder andere Betrachter mag dabei vielleicht auch seine eigene Geschichte Revue passieren lassen, mag kleinere oder größere Parallelen zu seiner eigenen Lebensgeschichte erkennen. Mancher fühlt sich vielleicht versetzt in die Welt der Eltern, Großeltern, Urgroßeltern oder lernt ein bekanntes Gesicht näher kennen.

Zu lesen sind Auszüge aus bewegenden Lebensgeschichten von beeindruckenden Menschen, die zeigen, wie sie mit ihren Aufgaben gewachsen sind. Einige Beispiele: Michael Wagner wurde 1926 in Lechnitz in Siebenbürgen geboren. Er stammt aus einer Bauernfamilie und wurde Musiker. Zunächst lernte er Trompete. Mit 17 Jahren bekam er die Einberufung zur SS – und beging Fahnenflucht. Seine Schulfreunde, die in Wien zum Einsatz kamen, sind alle gefallen. Später arbeitete er im Fuhrbetrieb seines Vaters in Oest­heim und nach der Umsiedlung in Endsee. Seine Frau war Schneidermeisterin und führte das Hutgeschäft in der Hafengasse. Michael Wagner musizierte in der Rothenburger Stadtkapelle, war Mitbegründer der „Frankenjäger“, spielte Geige, Klarinette, Saxophon, Trompete und Flügelhorn. Sechzig Jahre stand er auf der Bühne. Bei Helmut Weigelt hat er dirigieren gelernt. Die Musik hat ihm in seinem Leben viel geholfen: „Ich war mit Leib und Seele dabei“.

Gülten Daghoglu: seit 1971 in Rothenburg.

Gülten Daghoglu: seit 1971 in Rothenburg.

Der frühere Forstmeister der Stadt Rothenburg, Egon Baur, erblickte 1927 in Rottweil am Neckar das Licht der Welt. Kindheit und Jugend waren geprägt durch Krieg und Gefangenschaft bei den Amerikanern. Abgemagert und in zerschlissener Gebirgsjägeruniform kam der damals 18-Jährige Ende 1945 heim und arbeitete zunächst in der Entwicklungshilfe. In Afrika erlebte er die letzten Jahre der Kolonialzeit, dann in Afghanistan fünf Jahre lang den Orient. Seine berufliche Laufbahn in Rothenburg nannte er eine „gute Wahl“. In dem damaligen Oberbürgermeister Alfred Ledertheil hatte er „einen wohlwollenden Vorgesetzten, wofür ich ihm dankbar bin“.

Mönke Wintermeier, 1938 in Halle geboren, war sechs Jahre alt, als die Familie nach Rothenburg flüchtete. Das Wasser musste vom Herterichsbrunnen geholt werden. Sein Vater war Komponist, die Mutter Schauspielerin und konnte gut singen. Die Eltern gaben Hauskonzerte im Wohnzimmer. Die Kinder standen auf den Stockwerken verteilt, um die Gäste zu empfangen und zu geleiten. Mönke Wintermeier entwickelte sich zum Kunstpfeifer. Seine Schwester Soetkin begleitete ihn manchmal am Klavier bei seinen Auftritten. Er pfiff im „Eisenhut“ vor Leuten vom Fernsehen und bekam einen Auf­trag für die Sendung „3 nach 9“. Anfang der 60er Jahre heiratete er seine Frau Hannelore in der Jakobskirche. Sie war Klavierlehrerin und hatte später die Boutique am Plönlein. Er führte sein Geschäft im Dürerhaus. Gern erinnert er sich auch an seine Zeit beim Festspiel. Im „Meistertrunk“ spielte er den Mönch, „eine kleine, aber schöne Rolle“.

Lore Lerch, Jahrgang 1926, stammt aus dem Geschäftshaus der Wollverwertungsfirma Hermannsdorfer und tanzte beim ersten Schäfertanz nach dem Krieg. Zehn Jahre war sie dabei. Die Schafwolle lagerte im Krieg im Dominikanerinnenkloster und wurde mit der Bahn nach Neu-Ulm transportiert und an Fabriken verkauft. Den von Bauern angebauten Flachs brachte Lore Lerch zu Leinenspinnereien. Das Geschäft führte Webstoffe der Marke Ploucquet von Heidenheim und hatte viel Laufkundschaft. Frauen nähten damals selbst – auch Lore Lerch. Sie schneiderte Schürzen, die sie im Geschäft verkaufte. Im Bürgerheim hat Lore Lerch ein neues Zuhause gefunden, nachdem das Leben im eigenen Haus zu beschwerlich wurde.

Anna Behrend, Jahrgang 1921, ging in Oestheim zur Schule. Ihre Eltern betrieben eine Landwirtschaft. Brunnenwasser wurde zum Trinken verwendet, Regenwasser zum Kochen, für den Kaffee und zum Waschen. Gab es kein Regenwasser, wurde ins benachbarte Walkersdorf gefahren, um gutes weiches Brunnenwasser zu holen. Anna Behrend hat drei Kinder großgezogen und ganztags in der AEG gearbeitet. Sie fuhr bei Wind und Wetter mit dem Fahrrad ins Werk. Wenn es regnete, trug sie zwei Regenmäntel übereinander. Am Wochenende half sie bei ihrer Familie in Lohrbach zusätzlich in der Landwirtschaft. Später zog sie nach Rothenburg und wohnte 35 Jahre im Spitalhof im sogenannten Steinhaus. Jetzt lebt sie im Bürgerheim mit Blick auf ihr früheres Zuhause.

Gülten Daghoglu stammt aus der Westtürkei, wurde 1938 in Aydin geboren, und verlebte ihre halbe Kindheit in Izmir. Sie besuchte ein Mädchen-Institut, erwarb eine höhere Bildung, arbeitete zunächst als Kindergärtnerin, später im Kulturamt und danach als Sekretärin in der Schulverwaltung. Mit ihrem Mann Adnan siedelte sie Anfang der 70er Jahre zu ihrer Schwester nach Rothenburg um. Sie fanden beide Arbeit und nutzten die Wechselschicht bei der AEG, um die Erziehung ihrer drei Kinder zu bewerkstelligen. Vor etwa drei Jahren hat Gülten Daghoglu kurz hintereinander ihren Mann, ihre deutsche Schwiegertochter und ihre Schwester verloren. Ihr Mann ist auf dem islamischen Grabfeld des Rothenburger Friedhofs begraben.

Auch zwei Ehepaare erzählten Bärbel Andresen ihre Geschichte: Karl und Gertrud Mönikheim, Johannes und Jutta Kastner. Letztere haben sich in der Katholischen Jugend kennengelernt und 1963 geheiratet. 1945 war Johannes Kastner im Alter von neun Jahren mit seiner Mutter, den beiden Brüdern, Oma und Tante aus Liegnitz in Niederschlesien geflohen. Der Vater bekam nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft durch einen amerikanischen Gouverneur eine Anstellung als Postbeamter in Rothenburg. Johannes Kastner begann mit 14 Jahren eine Bau- und Schlosserlehre bei Fritz Pflüger, schloss die Meisterschule ab und übernahm 1967 die Schlosserei seines Lehrherrn und Arbeitgebers. Jutta Kastner, die 1940 in Elsenfeld zur Welt kam, fand eine Anstellung bei der Kunsthandlung Geissendörfer in Rothenburg. Ihr Vater arbeitete als Koch in der „Glocke“. Das Ehepaar Kastner genießt den Ruhestand und freut sich, dass Kinder und Enkel am Ort leben und eine große Familie bilden, wenn alle zusammenkommen.

Der gebürtige Wettringer Karl Mönikheim und seine Frau Gertrud, eine Rothenburgerin, haben sich 1952 im Saal der „Glocke“ kennengelernt. Beide tanzten gerne und waren im Verband landwirtschaftlicher Fachschulabsolventen. Sie heirateten 1957 und waren bis Anfang der 60er Jahre mit ihrem Betrieb in der Neugasse. Alle vierzehn Tage musste Mist gefahren werden. Die Fahrt durch die Stadt war aufwändig und umständlich. Deshalb siedelten sie aus in den Kaiserweg, wo sie noch heute leben – zusammen mit der Familie des älteren Sohnes, der den Betrieb vor einigen Jahren übernommen hat. sis

Anerkennung für den Einsatz

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Rothenburger Feuerwehr wünscht sich von Öffentlichkeit mehr Sensibilität

ROTHENBURG – Brände löschen und Menschen aus Gefahren retten, diese Aufgaben verbindet man mit der Arbeit der Feuerwehr. Die Realität sieht bisweilen anders aus. Oft sind die Feuerwehrdienstleistenden dann Schlüsseldienst, Straßenfeger oder Gärtner. Berechtigt kritisierte Kommandant Jürgen Holstein bei der Jahreshauptversammlung im „Ochsen“ die unnötigen Alarmierungen der allesamt ehrenamtlichen Einsatzkräfte am Tag von der Arbeit weg und zu nachtschlafender Zeit.

Es war beschämend zu hören, wie die Feuerwehr als Helfer aus Bequemlichkeit und Geiz immer mehr Aufgaben übergestülpt bekommt und ausgenutzt wird. Beispiele zeigen, wie die Feuerwehr immer mehr als Dienstleister gesehen wird, der rund um die Uhr verfügbar ist. Der Kommandant nannte einige Beispiele. Die Meldung, „es liege ein Baum über der Fahrbahn“ als Gefahr für Verkehrsteilnehmer zu nächtlicher Stunde entpuppte sich beim Eintreffen und nach intensiver Suche als abgebrochenen Ast, den man leicht selbst von der Fahrbahn hätte räumen können.

OB Walter Hartl (v.li), Reiner Wiegner, Landrat Dr. Jürgen Ludwig, Hermann Rippstein, Uwe Milferstädt, Kommandant Jürgen Holstein, Kreisbrandinspektor Werner Tischer. Fotos:sis

OB Walter Hartl (v.li), Reiner Wiegner, Landrat Dr. Jürgen Ludwig, Hermann Rippstein, Uwe Milferstädt, Kommandant Jürgen Holstein, Kreisbrandinspektor Werner Tischer. Fotos:sis

Oder der Kellerraum, der nach einem starken Gewitterregen ein paar Millimeter unter Wasser steht. Die Hausbesitzer alarmieren die Feuerwehr, statt sich selbst die Mühe zu machen und reklamieren später dann noch, wenn feuchte Flecken auf dem Boden verblieben sind. Bei diesen und ähnlich gearteten Einsätzen werde Personal und Gerät gebunden, auch die Motivation eines jeden Einzelnen, so der Kommandant. Von der Katze auf dem Baum oder der Taube in der Dachrinne wollte Jürgen Holstein in diesem Zusammenhang gar nicht sprechen.

Die Rothenburger Feuerwehr leistet immer mehr Einsätze und wird stärker gefordert. Im letzten Jahr gab es mit 153 Einsätzen einen neuen „Rekord“. Fast jeden zweiten Tag ein Einsatz. Um die enorme Steigerung der Einsatzzahlen zu zeigen, stellte der Kommandant einen Vergleich mit dem Jahr 2010 an. In den vergangenen fünf Jahren hat sich die Zahl der technischen Hilfeleistungen verdreifacht und die Zahl der Fehlalarme verdoppelt. Immens der Anstieg der geleisteten Einsatzstunden: von 2628 auf 4293.

Ein Ärgernis ist die hohe Zahl an Fehlalarmen. Melder einer Brandmeldeanlage werden durch äußere Einflüsse wie Wasserdampf, Zigarettenrauch oder Staubentwicklungen getäuscht und lösen aus. Bei einem technischen Fehlalarm sind Verschmutzungen des Melders als Folge ungenügender Wartung die Ursache, etwa durch Bohr- oder Schleifarbeiten in überwachten Bereichen. Nicht selten löst Wasserdampf in Bad und Küche Alarm aus.

Bei mittlerweile über fünfzig Brandmeldeanlagen im Stadtgebiet müsse zukünftig vermehrt auf die Betreiber der Anlagen ein schärferes Auge geworfen werden Die Kostensatzung „Feuerwehr“ gestattet hierzu gewisse Möglichkeiten. Die Betreiber, die für eine ordnungsgemäße Funktion der Brandmeldeanlage zuständig sind und häufige Fehlalarme zu verantworten haben, sollten auch die Kosten einer wiederholt falschen Alarmierung der Feuerwehr tragen, meinte Jürgen Holstein. Bisweilen müssen sich die Feuerwehrleute dann noch anhören, dass sie doch gerne mit Blaulicht und Martinshorn unterwegs sind. In solchen Fällen fällt es schwer, ruhig zu bleiben, meinte er.

Brandheißer Hit: Uwe Soldner (li) und Peter Wiegner.

Brandheißer Hit: Uwe Soldner (li) und Peter Wiegner.

Schade fand Jürgen Holstein die Auflösung der Löschgruppe Detwang nach 136 Jahren. Als Gründe nannte er „mangelnder Einsatz und Einstellung“. Eine lange Tradition ging zu Ende. Die Löschgruppe Detwang wurde im Jahr 1879 als dritte Abteilung unter dem damaligen Kommandanten Konrad Krauss gegründet. Jürgen Holstein dankte Thomas Pfaffelhuber, der als verantwortlicher Gruppenführer versuchte, die Löschgruppe am Leben zu halten, was trotz aller Bemühungen nicht gelang. Die verbleibenden acht Aktiven haben noch nicht entschieden, ob sie der Löschgruppe Steinbach beitreten werden, nach Rothenburg wechseln oder ihren Dienst beenden. „Der Brandschutz in Detwang war nie gefährdet und wird durch die Kernwehr zuverlässig gesichert“, hieß es.

Für die häufig schwierigen Einsätze braucht die Feuerwehr eine gute Ausrüstung als Schutz vor Gefahren wie Atemgifte, hohe Temperaturen, starke Säuren, ätzende Chemikalien. Als Beispiele für Beschaffungen, die der Feuerwehr das Arbeiten erleichtern, führte der Kommandant eine neue Überjacke aus einem feuerfesten und wärmeisolierenden Material vor, die zusätzlich mit einem Haltegurtsystem ausgestattet ist, sowie die neuen Schutzhelme. Die Stadt investiert nicht nur in die Rothenburger Feuerwehr, sie bekommt vermutlich im Herbst ihr neues Löschgruppenfahrzeug geliefert, sondern auch in die Ortsteilwehren. Bettenfeld und Leuzenbronn erhalten jeweils ein Tragkraftspritzenfahrzeug.

Die Un­terstützung von Verwaltung und Politik sei hilfreich und auch anerkennend, wurde betont. Jeder Einzelne bei der Feuerwehr ist wichtig. Jürgen Holstein dankte der Mannschaft für die geleistete Arbeit in den Einsätzen und Übungen, aber auch bei der Wartung und Pflege der Gerätschaften. Verlässlichkeit ist ein hohes Gut. 63 Aktive verrichten bei der Kernwehr ihren Dienst. Hinzu kommen die Jugendlichen mit abgelegter Truppmann- beziehungsweise Truppführerausbildung zwischen 16 und 18 Jahren. Die Jugendfeuerwehr besteht aus neun Jugendlichen unter 16 Jahren. Die Löschgruppe Steinbach zählt sechs Mitglieder. Christian Kleinschroth ist altersbedingt ausgeschieden und wurde zum Ehrenmitglied ernannt.

Ausbildungspflichttermine für alle Aktiven sind regelmäßige Übungsabende. So fanden in Rothenburg 21 Übungseinheiten statt. An 24 zusätzlichen Abenden wurde der Fuhrpark bewegt. Hinzu kamen zehn Objektbegehungen im Rahmen des vorbeugenden Brandschutzes. Alle Atemschutzträger nahmen an einer theoretischen Unterweisung und einer Belastungsübung teil. Die Freiwilligen opfern einen großen Teil ihrer Freizeit für die Feuerwehr.

Schriftführer Jürgen Geissler warf in beeindruckender Weise Schlaglichter auf schwere und tödliche Verkehrsunfälle, verschiedene Brände, Taubenrettung auf dem Marktplatz, Personenrettung, Großeinsatz in einem Spänesilo in Burgbernheim nach einer Verpuffung. Beim Taubertal-Festival musste die Feuerwehr kleinere Brände löschen und sorgte bei der Sommerhitze mit kreislaufbelastender Situation für kühlen Sprühregen zur Freude der Besucher.

Landrat Dr. Jürgen Ludwig und Oberbürgermeister Walter Hartl sprachen ihren Respekt und ihre persönliche Wertschätzung für die Arbeit der Feuerwehr aus und gratulierten verdienstvollen Mitgliedern, die geehrt wurden. Seit 40 Jahren ist Hermann Rippstein bei der Feuerwehr aktiv – eine beeindruckende Leistung. Ausgezeichnet wurden auch Dieter Kreiselmeier (30 Jahre), Uwe Milferstädt und Reiner Wiegner für 25-jährige Dienste. Anerkennung für ihre 10-jährige Arbeit erfuhren Martin Ploke, Thomas Hörber und Tobias Klemm. In den Floriansjüngern schlummern viele Talente. Peter Wiegner stellte erneut seine musikalischen Qualitäten unter Beweis mit einem Feuerwehr-Hit und einem Lied übers liebe Geld – unterstützt von Ehefrau Kathrin an Keyboard und Akkordeon und Sangesfreund Uwe Soldner. sis

Riesen-Abbruch schafft viel Platz

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An der Bodelschwinghstraße sind die Abrissbagger im Vorfeld des Marktprojektes im Einsatz

ROTHENBURG – Im Eiltempo schreitet das Riesen-Abbruch-Projekt im Vorfeld des künftigen Einkaufsmarkt-Standortes an der Bodelschwinghstraße voran. Gebäude um Gebäude fällt und nach der Rodung zeigt sich inzwischen die benötigte Freifläche ungewohnt „glattrasiert“, frei von Baum oder Busch.

Mitarbeiter des auf Abbruch und Recycling spezialisierten Unternehmens Metzner aus Pettstadt in Oberfranken haben dort mit ihren schweren Maschinen schon tüchtig Tabula rasa gemacht. Inzwischen ist nicht nur das frühere Eingangsgebäude dem Erdboden gleichgemacht worden, sondern auch der frühere Gebäudetrakt der Werksfeuerwehr und der Kantine. Parallel dazu ist das Freigelände darum herum in weiten Teilen „leergeräumt“ worden.

Trassierbänder, die vorher gespannt worden waren, kündigten an, dass sich die auf dem früheren Werksareal laufenden Abbrucharbeiten auch nach draußen verlagern würden. Grund für die relativ weiträumige Absperrung: Auf dem Parkplatz im Bereich des Zwickels Bodelschwinghstraße/Bensenstraße sollten keine Fahrzeuge mehr abgestellt werden, die dann stören und den Beginn der Arbeiten verzögern könnten. Schließlich müsste die Abrissfirma haften für Schäden, die an solchen abgestellten Autos entstehen. Von der Absperrung betroffen war und ist auch weiter der Fußgängerweg zwischen dem Bahnübergang und dem früheren Werkseingang.

Die Gesteinstrümmer liegen auf größeren Haufen zum Zerkleinern bereit.                                          Fotos: Weber

Die Gesteinstrümmer liegen auf größeren Haufen zum Zerkleinern bereit. Fotos: Weber

Hohe Bäume und kräftige Büsche säumten bisher jenen Parkplatz-Bereich, schotteten ihn zum Bahngelände hin ab und setzten auch optisch ein Signal. Im nördlichen Teil des Electrolux-Areals im Zwickel zwischen der großen Produktionshalle und dem Bahngleis setzte sich dieser Bewuchs fort. Auch er ist beim Räumen der bisherigen Freiflächen auf dem künftigen Marktgelände komplett beseitigt worden. Der Bereich um die Electrolux-Hallen wirkt jetzt ungewohnt kahl.

Die gefällten Bäume, das anfallende Astmaterial und auch Abbruchteile aus Holz wie Balken und Bretter, ja sogar Eisenbahnschwellen sind auf dem freigeräumten Gelände zu zwei großen Haufen aufgeschichtet worden. Einem Kleinunternehmer aus dem hiesigen Bereich bleibt die Verwertung überlassen. Das Material wird von ihm geschreddert. Insgesamt zehn Wochen umfasst das Zeitfenster für den Abbruch der Gebäude auf dem Gelände des künftigen Einkaufsmarkt-Projektes und fürs Freiräumen des Areals. Mit einem Team von sechs bis acht Leuten ist Bauleiter Alexander Preller vor Ort und setzt dabei sein Repertoire an Maschinen ein: einen 35-Tonnen-Abbruchbagger, einen 22-Tonnen-Radbagger, einen 8,5-Tonnen-Bagger, einen 4,5-Tonnen-Radlader und einen Minibagger (für den Einsatz beim Entkernen der Gebäude). Tonnenschwere Abbruchzangen werden dabei an die Bagger angebaut und beißen sich Stück für Stück vorwärts. Nach dem früheren Electrolux-Eingangsgebäude in einem ersten Schritt sind inzwischen in weiteren Schritten auch die ehemalige Werkskantine und das Gebäude Werksfeuerwehr komplett abgerissen worden. Davon übriggeblieben sind nur noch ein paar große Steinhaufen und ein paar Haufen Material von Metallschrott über Plastik- und Dämmstoff bis hin zum Elektrokabel.

In einem weiteren Schritt wird damit begonnen, die Steintrümmer nach den verschiedenen angefallenen Fraktionen (Mauerziegel, Porenbetonsteine, Betonsteine oder Leichtbetonsteine) zu zerkleinern und dabei auch gleich darin noch versteckte Bestandteile an anderen Stoffen herauszusortieren. Dies geschieht in der großen 50 Tonnen schweren Brechanlage, die für diesen Zweck eigens nach Rothenburg gebracht und auf dem Gelände an der Bodelschwinghstraße aufgestellt wird. Sie bereitet das Material an Bruchsteinen so auf, dass es weitgehend wiederverwendbar ist. Beim kommenden Projekt kann es gleich eingebaut werden. Mit einem Radlader, dessen Schaufel bis zu sechs Kubikmeter fasst, wird der Schotter gleich so auf dem künftigen Baugelände geschichtet, dass er mit möglichst wenig Aufwand exakt an die Stelle gebracht werden kann, wo er künftig gebraucht wird.

Vor dem Hintergrund der Electrolux-Werkhallen sind beim Abbruch der Gebäude Abrissbagger im Einsatz.

Vor dem Hintergrund der Electrolux-Werkhallen sind beim Abbruch der Gebäude Abrissbagger im Einsatz.

Die frühere Electrolux-Küche mit Personalräumen ist jetzt als nächstes Abbruchobjekt an der Reihe auf dem künftigen Marktareal. In der kommenden Woche, dann, setzen die Zangen der Bagger an am großen zweistöckigen Altbau, nachdem der entkernt und von Altlasten wie Neonröhren befreit ist. Für Spezialisten wie Alexander Preller ist der Abbruch Gefühlssache. Von Balken zu Balken werde entschieden, ob es richtig ist, ihn jetzt zu ziehen, oder ob es besser wäre dies später zu tun, damit die Außenmauern möglichst lange stehen bleiben und sie Stück für Stück abgebaut werden können, statt sie in sich zusammenstürzen zu lassen, gibt er zu verstehen.

Möglichst bald möchte Edeka mit dem Bau des großen Supermarkt-Projekts an der Bodelschwinghstraße beginnen. Es wird ein Gebäude für einen eigenen großen Vollsortimenter-Supermarkt des derzeit größten Verbunds im deutschen Einzelhandel mit 2500 Quadratmeter Fläche entstehen, außerdem ein weiterer Markt auf 950 Quadratmetern, der an Aldi verpachtet wird. Außerdem wird im Projekt eine Bäckerei mit Cafe mit 150 Quadratmeter Fläche enthalten sein. Insgesamt umfasst der gesamte Bereich des Vorhabens einschließlich der Parkflächen und des kommenden Kreisels an der Staatsstraße 2419 (Bensenstraße) rund 1,85 Hektar.

Alle Weichen sind gestellt, bis auf letzte Formalien. Das Verfahren für die Änderung des dortigen Bebauungsplans befindet sich auf der Zielgeraden und die Erteilung der Baugenehmigung gilt nach der langen Vorlaufzeit mit vielen Gesprächen und Abstimmungen mit der Stadt Rothenburg im Vorfeld des Bauantrags nur noch als Formsache. Der Zeitplan sieht den Beginn beim Hochbau ab Mai vor. Die Märkte sollen bereits bis Ende November fertig sein, „so dass die Eröffnung noch in diesem Jahr stattfinden kann“, teilt Jürgen Schmitt mit. Er hat seinen Sitz in Rottendorf bei der Edeka Grundstücksgesellschaft Nordbayern – Sachsen – Thüringen mbH und ist als Projektentwickler und Akquisiteur zuständig für das Vorhaben in Rothenburg. Nach seinen Angaben werden die derzeit laufenden Abbrucharbeiten noch bis etwa Mitte April andauern. -ww-

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