ROTHENBURG – Mit dem ungemütlichen Wetter hatte das 11. Kneipenfestival am vergangenen Wochenende nicht gerade die besten Begleitumstände. Das schlug auf die Publikumsresonanz durch. Weniger Musikfans und Kneipenjäger als letztes Jahr, wo rund 2000 unterwegs waren, meldete gestern Manfred Metz vom Veranstalter Kammerevents auf Anfrage unserer Redaktion.

„Der Dicke und der Belgier“ : Gute Musik für den Biergenuss am Tresen, gespielt von einem starken Duo. Foto: Weber
Wieviele es unter dem Strich waren, die um die Häuser zogen? Genaue Zahlen konnte der Organisator nicht nennen. Die Abrechnung war noch nicht gemacht. Aber nach den Informationen, die ihm vorlagen, ging er davon aus, dass es wohl rund 1600 gewesen seien. Das wären etwa 400 weniger als 2015.
Nachdem im Vorverkauf, ähnlich wie im letzten Jahr, etwa 1000 Karten abgesetzt worden waren, lässt sich das miese Wetter ziemlich sicher als Grund dafür benennen, dass am Abend selber dann nicht mehr das Doppelte erreicht wurde.
Nicht kompatibel
Dass es doch eine solche Rolle spielt, obwohl die Lokale in der Regel sicheren Regenschutz bieten! Aber für den angestrebten Wechsel des musikbegeisterten Völkchens zwischen den verschiedenen Standorten kann man sich, zugegeben, einladendere Voraussetzungen vorstellen.
„Alles ruhig verlaufen,“ zieht Polizeihauptkommissar und stellvertretender Polizeichef Friedrich Stahl aus der Sicht der Rothenburger Ordnungshüter Bilanz. Selbst Probleme wie in zurückliegenden Jahren, als andrängende Nachtschwärmer das eine oder andere Lokal mit späten Schlusszeiten überforderten, habe es diesmal nicht im Ansatz gegeben.
Terminlich werde man sich auch nach den schlechten Wettererfahrungen 2016 im kommenden Jahr nicht in Abenteuer stürzen und Experimente wagen, kündigt Manfred Metz an. Der letzte Samstag im Januar ist gesetzt für das Kneipenfestival in Rothenburg und dabei bleibt es.
Kontinuität gilt gerade in dieser Hinsicht als wichtige Voraussetzung. Zum einen sind die Terminpläne der Bands und der Kneipenjagden andernorts darauf ausgelegt. Zum anderen ist die Rothenburger Gastronomie in der Sauren-Gurken-Zeit froh, dass es diese Veranstaltung gibt.
Kontinuität steht auch beim musikalischen Angebot im Vordergrund. Unter den zwölf Bands, die diesmal für gute Musik und für Stimmung sorgten, waren acht Mal „die üblichen Verdächtigen“, bei nur vier „Neulingen“. Längst ihre eigene Fangemeinde beim Kneipenfestival in Rothenburg haben unter anderem „The Cräcker“, die im „Pulverer“ bei Cover-Songs ihre Stärken als fundiert ausgebildete Pop-Musiker ausspielen und zum Tanzen einladen konnten.
Mit „The Custers“ schlugen Neulinge auf im „Greifen“. Es sprach sich in Windeseile herum, dass hier Hits vergangener Jahre in interessanter Mischung und Abfolge geboten werden. Entsprechend war der Andrang der Musik- und Feierbegeisterten. Auf Anhieb einen Draht zum Publikum fanden unter anderem auch – trotz ihres fast abschreckenden Namens – „Der Dicke und der Belgier“ im „Landwehr Bräu am Turm“ als weitere Neulinge. Sie würden Altes und Neues mit Hammer und Säge in die Stilrichtung der Dreifaltigkeit bringen, hieß es in der Ankündigung. Unter dem Strich standen Rock, Pop und Soul, ansprechend und eingängig serviert.
Die „Molkerei“ lud sich die Band „Liedfett“ aus Hamburg als Neuling ein beim Kneipenfestival. Und von der ersten Sekunde an fanden die drei Jungs aus dem hohen Norden den Draht zum Publikum. Der fing mit zunehmender Spieldauer immer mehr das glü̈hen an und wer dachte er wü̈rde irgendwann verglü̈hen, dachte falsch. Das „Liedermaching Underground“, wie die Band ihren Stil selbst bezeichnet, ließ bis zum Schluss niemanden zur Ruhe kommen. Schlagzeug, Gitarre, Gesang und deutsche Texte. Ganz viel rohe Musik und keinerlei musikalische Grenzen. „Liedfett“, ab dem 4. Mä̈rz mit neuem Album auf Deutschland-Tour, machten an diesem Abend ganz einfach richtig „fette“ Lieder.
Mitreißend
Im Gasthof „Butz“ sorgten „The Beersteins“ mit ihren Coversongs im speziellen und teils ganz eigenen Acoustic- und Bluegrass-Stil fü̈r gewohnt ausgelassene Stimmung. Als Besucher fand man kaum Platz, durfte sich dafü̈r aber mitreißen lassen von Songs aus einigen Jahren Musikgeschichte und Musikgegenwart in teils ganz neuem klanglichen Gewand. Von Mundharmonika ü̈ber Mandoline bis hin zum Banjo ließen die jungen Musiker keine Gelegenheit ungenutzt, ihrem Auftritt besonderen Charakter zu verleihen.
Wer auf seiner Kneipentour in der „Wuwi“ Halt machte, kam nicht an den „Smashed Potatoes“ und einem herrlich rockigen Musikprogramm vorbei. Ob Green Day, die Red Hot Chili Peppers, Depeche Mode oder Coldplay. Mit einer unendlich scheinenden Auswahl von Covern, bevorzugt aus dem Rock der 90er, war fü̈r jeden was dabei. Mehr als rockig war auch die Stimmung. Bisweilen war die „Wuwi“ so voll, dass man kaum mehr zur Tü̈r hereinkam. og/-ww-