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Channel: Aus der Stadt – Fränkischer Anzeiger
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Stadt und Land zu Fuß

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Die Volkswandertage wurden gut angenommen

ROTHENBURG – Ein sonniger Samstag und ein windiger Sonntag sorgten insgesamt für rege Beteiligung an den 38. Internationalen Vokswandertagen. Bei klarem Himmel waren die Strecken vor allem samstags gut besucht. Rund 2700 Wander-Begeisterte zählten die Organisatoren um Jochen Messerschmidt von der TSV-Wanderabteilung.

Sechs Kilometer. Elf Kilometer. Halbmarathon. Oder doch die „Altstadtwanderung“. An Möglichkeiten, Rothenburg und seine Umgebung bis hinüber nach Baden Württemberg kennenzulernen, mangelte es nicht an einem Wochenende, das aufgrund eines traumhaft-sonnigen Samstages den meisten Wanderern ein Lächeln auf das Gesicht zauberte. Die kamen einmal mehr aus den unterschiedlichsten Richtungen, Regionen und Ländern. Die Volkswandertage in Rothenburg finden nach wie vor Anklang. Was auch an einer gut durchdachten Streckenwahl liegt.

Die ausgewählten Wanderstrecken erwiesen sich als vielfältig.                                      Fotos: Götz

Die ausgewählten Wanderstrecken erwiesen sich als vielfältig. Fotos: Götz

Der 21 Kilometer lange Halbmarathon führte die Wanderer auf die Hohenloher Ebene, fast bis nach Leuzenbronn und über Hemmendorf bis nach Reutsachsen. Über ein paar Umwege ging es von da weiter nach Vorbach und von dort aus zurück in die Sporthalle an der Erlbacher Straße. Die Strecke vereinigte gekonnt Natur und Landschaft mit einer immer wiederkehrenden Aussicht auf den Rothenburger Stadtkern. In Kombination mit einem tiefblauen Himmel, boten sich dem Wanderfreund teils grandiose Ausblicke. Von vielen Teilnehmern kam ein ehrlich gemeintes „Wir kommen gerne wieder“.

Die Sporthalle an der Erlbacher Straße erwies sich als Start- und Zielort für alle Strecken als abermals gut geeignet. Und auch gut besucht. Wer sich nach anstrengendem Fußmarsch eine Pause gönnen wollte, konnte sich dort angemessen verpflegen und bei musikalischer Umrahmung mit anderen Wanderern ins Gespräch kommen. Das konnte man natürlich auch auf der Strecke.

Die Stimmung bei den meisten war heiter und viele nutzten die Wandertage zum Austausch untereinander. Manch einer war aber auch allein unterwegs. Genoss entweder unaufgeregt und im Stillen die Natur, oder lief schnell und mit Pulsuhr dem Ziel entgegen. Auffällig war eine wandergerechte Ausrüstung bei vielen Beteiligten. Angepasstes Schuhwerk, wandertaugliche Kleidung, Stöcke. Inzwischen scheint dies keine Seltenheit mehr zu sein. Die Mehrheit war zügig unterwegs. Samstagmorgen säumten sogar einige Läufer die Strecke.

Jochen Messerschmidt zeigte sich als Verantwortlicher „sehr zufrieden“ mit den diesjährigen Besucherzahlen. Sowohl Oberbürgermeister Walter Hartl als auch Dieter Kölle, Vorsitzender des TSV und Zweiter Bürgermeister, dankten ihm und allen Beteiligten für die Planung und Gestaltung des Wochenendes. Die größte Wandergruppe stellten dieses Jahr mit 141 Teilnehmern die „Wanderfreunde Creglingen“. Aber auch Gruppen aus dem Ausland waren unter den fünfzehn größten, die von Jochen Messerschmidt geehrt und unter dem Applaus vieler Wanderer, mit Preisen ausgezeichnet wurden. In der Sporthalle blieben nur wenige Plätze leer.

Preise für die größten Gruppen. Jochen Messerschmidt überreichte unter anderem Decken und Wein.

Preise für die größten Gruppen. Jochen Messerschmidt überreichte unter anderem Decken und Wein.

Mit ihrem vielfältigen Streckenangebot hat es die Wanderabteilung des TSV geschafft, die größte Volkssportveranstaltung Rothenburgs für alle Altersgruppen und verschiedenste „Wandergeschmäcker“ attraktiv zu machen. Da fällt es nicht schwer daran zu glauben, dass viele Wanderer gerne wieder kommen. Gewünscht hätte man sich einizig etwas mehr Vorabinformation bezüglich den zu bewandernden Strecken. Weder über das Internet noch in der eigens für die Veranstaltung erstellten Informationsbroschüre fand sich eine detaillierte Karte oder Wegbeschreibung. Wer sich aber einfach auf den Weg machte, fand ihn dann auch. Die Strecke selbst war gut sichtbar beschildert. og


Zeichen der Wertschätzung

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Das Aufeinander zugehen – Praktizierte Offenheit in der Gemeinschaft

ROTHENBURG – Ein schöner Erfolg war der „Tag der Begegnung“ am vergangenen Sonntag. Auf Einladung des Arbeitskreises Asyl kamen sich Rothenburger und die in einem früheren Gästehaus in der Hofbronnengasse untergebrachten iranischen Flüchtlinge bei persischen Spezialitäten und dem traditionellen Jo­ghurtgetränk „Dough“ näher .

Zusammen feiern, voneinander lernen: Rund 120 Nachbarn folgten der Einladung, ebenso Vertreter der politischen und kirchlichen Gemeinden. Sie wurden von den Flüchtlingen freundlich willkommen geheißen. Oberbürgermeister Walter Hartl, Stadträte, evangelische Pfarrer sowie Mathias Berndt von der zuständigen Sozialhilfeverwaltung des Landratsamtes Ansbach gehörten zu den Gästen. Es wurde Tee, Kaffee und ein persisches Erfrischungsgetränk angeboten. Es besteht aus einer Mischung von Joghurt mit Molke, wird mit Wasser oder Mineralwasser verdünnt, ist leicht gesalzen und wird durch die Beigabe von kleingehackten Kräutern verfeinert. Das „Dough“ ist dem türkischen Ayran und dem indischen Lassi ähnlich.

Nette Begegnungen: Zu einem geselligen Einstand luden Flüchtlinge ihre Nachbarn ein. Fotos: Schäfer

Nette Begegnungen: Zu einem geselligen Einstand luden Flüchtlinge ihre Nachbarn ein. Fotos: Schäfer

Dazu gab es kleine Häppchen zum Probieren, Reis als Herzstück der persischen Küche, gegrillte Rindfleischspieße und Paprikagemüse. Viele Zutaten und Getränke hatte der Rothenburger Rewe-Markt spendiert. Für die Essensvorbereitungen öffnete der benachbarte Gasthof „Greifen“ seine Küche und stellte Geschirr zur Verfügung. Das Fest war eine schöne Gelegenheit, Gemeinschaft zu leben und fremden Kulturen Toleranz entgegenzubringen. Nur mit Akzeptanz auf beiden Seiten, gegenseitigem Respekt und Wertschätzung sei ein verträgliches Miteinander zu schaffen, sagte Hartl in seinem kurzen Grußwort. Keine Kompromisse gebe es, wenn es um deutsche Gesetze und Regeln gehe.„Zutiefst beschämend“ nannte er rechte Gewalt gegen Flüchtlinge in Teilen Deutschlands.

Die Resonanz auf den Begegnungstag war so groß, dass die Flüchtlinge für die Anwohner noch Stühle zusätzlich aus ihren Zimmern herbeischafften, in denen sie zu viert, zu sechst oder zu acht wohnen und schlafen. Sigrid Heller-Meier aus der Burggasse überraschte die Flüchtlinge mit einem besonderen Gastgeschenk. Sie überreichte großformatige Farbfotos von Persien, so der historische Name vom Iran, von ihrer Urlaubsreise. Für die Flüchtlinge eine Erinnerung an die alte Heimat. Die sprachliche Hürde war gering. Einige Flüchtlinge sprechen Englisch – auch die Rothenburgerin. Sie hat lange in Amerika gelebt. Ein anderer Flüchtling übersetzte auf Persisch für seine Landsleute.

Das größte Problem für die Flüchtlinge ist momentan, dass sie keine offiziellen Deutsch- beziehungsweise Integrationskurse besuchen können, solange das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge nicht über ihren Asylantrag entschieden hat. Im Arbeitskreis Asyl haben Freiwillige um Susanne Nagy, Oberstudienrätin am Reichsstadt-Gymnasium, ein Konzept entwickelt, um Flüchtlingen die deutsche Sprache zu vermitteln.

Es finden jede Woche über zwanzig ehrenamtliche Deutschkurse in der Hofbronnengasse und im städtischen Hegereiterhaus statt. Der 25-köpfige Helferkreis könnte noch Unterstützung brauchen. Integration kann nur stattfinden mit einer gemeinsamen Sprache. Es engagieren sich aktive und pensionierte Lehrkräfte, aber auch Mitbürger aus anderen Berufen. Wie Nina Leistner, die seit 2010 in Rothenburg lebt, Politikwissenschaft studiert hat, und neben Job und Familie, einmal in der Woche Flüchtlinge unterrichtet.

Lernwillig und wissbegierig: iranische Flüchtlinge pauken mit ihrer ehrenamtlichen Lehrerin Nina Leistner die verzwickte Grammatik.

Lernwillig und wissbegierig: iranische Flüchtlinge pauken mit ihrer ehrenamtlichen Lehrerin Nina Leistner die verzwickte Grammatik.

Am Anfang haben ein erfahrener Lehrer und ein „Neuling“ zusammen die Stunden gehalten. Durch die jetzige Aufteilung können mindestens drei, manchmal auch vier Unter­richts­­einheiten (jeweils neunzig Minuten) pro Woche angeboten werden. Wenn es den ehrenamtlichen Lehrern zeitlich möglich ist, unterrichten sie ihre Gruppe zweimal und die dritte Einheit übernimmt ein anderer Lehrer. Die Unterrichtsgruppen sind nach Leistungs- und Kenntnisstand der Flüchtlinge eingeteilt. Ahmad Bahreini, ein iranischer Flüchtling, der sehr gut Englisch spricht, half Susanne Nagy, die Einteilung vorzunehmen. Es wurde darauf geachtet, dass in jeder Unterrichtsgruppe mindestens ein Flüchtling ist, der Englisch spricht, so dass die Verständigung mit dem Lehrer erleichtert wird.

Auch eine Alphabetisierungsgruppe wurde eingerichtet. Diese Schüler können entweder gar nicht Lesen und Schreiben, auch nicht in ihrer Muttersprache (Farsi) oder sie können die lateinische Schrift nicht lesen und schreiben. Eine wirkliche Herausforderung, die Hedwig Wüllner (pensionierte Gymnasiallehrerin) und Rut­hild Centmayer geduldig meistern. Gearbeitet wird nach dem Buch „Erste Schritte“ aus dem Hueber Verlag, der vielseitige Materialien für Deutsch als Fremdsprache anbietet. Das Buch steht den ehrenamtlichen Lehrern kostenfrei zur Verfügung und ist Eigentum des Arbeitskreises Asyl. Die Schüler müssen für das Buch mit CD eine Eigenbeteiligung von vier Euro leisten, damit ist das Lernmittel dann auch ihr Eigentum. Die vier Euro fließen wieder zurück in die Spendenkasse des Arbeitskreises Asyl. Dinge, die man bezahlt, haben auch automatisch einen größeren Wert. Desweiteren stehen den Schülern in den Unterrichtsräumlichkeiten eine Tafel, Tonträger sowie Schreib- und Vokabelhefte zur Verfügung. Rudi Dietrich, ebenfalls ein ehrenamtlicher Helfer, hängt jede Woche den aktuellen Stundenplan für Deutsch sowohl in der Jugendherberge, als auch in der Hofbronnengasse aus, so dass jeder Schüler weiß, wann seine Gruppe wieder das nächste Mal Unterricht hat.

Zu den Gruppen kann man sagen, dass momentan zwischen vier und sechs Schüler in einer Gruppe sind. Die Gruppen sind feste Einheiten. Den „neuen“ Flüchtlingen aus dem Iran in der Hofbronnengasse, stehen momentan noch keine offiziellen Deutschkurse beziehungsweise Integrationskurse zur Verfügung, so dass der ehrenamtliche Unterricht momentan die einzige Möglichkeit für sie ist, Deutsch zu lernen.

Die deutsche Sprache geht ihnen nicht leicht von der Zunge. Ein schwieriger deutscher Buchstabe für die iranischen Flüchtlinge ist das „Ö“. Auch das unliebsame „ch“ und sch“ klingen ungewohnt. Das kurze „u“ und das „t“ am Schluss machen die Sache nicht leichter. Das deutsche „z“ wird wie ein „ts“ ausgesprochen. Mit den Artikeln und den Fällen in der deutschen Grammatik hadern selbst Deutsche. Erst recht mit der Rechtschreibung. Das Ziel der freiwilligen Lehrer ist klar: Die Flüchtlinge sollen schnell Deutsch lernen. Denn die Sprache ist der erste Schritt zur Integration. Die Fortgeschrittenen üben kleine Sätze, die Flüchtlinge am dringendsten brauchen: Begrüßungsformeln, Wochentage, Uhrzeit, das Buchstabieralphabet. Sie sollen möglichst schnell formularfit gemacht werden. Sie müssen ja oft Daten angeben, Termine vereinbaren und den eigenen Namen in lateinischen Schriftzeichen beherrschen. Die Kommunikation ist nicht einfach, denn nur wenige Flüchtlinge sprechen Englisch. Aber meist ist einer dabei und übersetzt dann den anderen. Wer Englisch kann, ist auch sonst im Vorteil – schließlich ist es mit der deutschen Sprache verwandt.

Wer die erste sprachliche Hürde geschafft hat, kommt in die nächste Stufe und lernt Verben. In weiteren Kapiteln werden Fälle und Zeiten trainiert. Deutsch hat nicht nur vier Fälle und eine verzwickte Grammatik. Die Aussprache ist der reinste Zungenbrecher und die Sprache voller Fallstricke. Zwei Beispiele: Haben sie die gleiche oder dieselbe Jacke an? Treffen wir uns im März diesen oder dieses Jahres? Nicht nur Menschen, die die Sprache neu lernen, haben ihre Schwierigkeiten damit. Die Flüchtlinge sind wissbegierig und sitzen oft Stunden mit ihren ehrenamtlichen Helfern zusammen. Beim Besuch der Presse im Deutschkurs äußerte einer aus der Gruppe die Bitte, der Öffentlichkeit den Dank für die Hilfe und Unterstützung bei der Integration in der Gesellschaft kundzutun. „Die Menschen hier sind so nett zu uns. Wir werden besser behandelt als in der Heimat“. sis

Stimmungsvolles Konzert

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Der Brite Adam Barnes spielte im Rahmen seiner Europa-Tour in Rothenburg

ROTHENBURG – Musik. Kunst. Kultur. Einmal mehr vereinte der Verein Grenzkunst diese Komponenten zu einem lebendigen Abend. Das Theater am Burgtor erwies sich aufgrund seiner Beschaffenheit und Lage als optimaler Veranstaltungsort und empfahl sich für weitere Konzerte dieser Art.

Adam Barnes ist einer, der nicht viel braucht, um Musik zu machen. Ihm reichen eine Gitarre und seine Stimme. Vielleicht noch eine Begleitung am Keyboard. Die Grenzkunst-Mitglieder kennen seine Musik schon länger und als sie von der anstehenden Tour hörten, fragten sie bei ihm an. Dass der Musiker daraufhin in Rothenburg Station machte, ist keine Selbstverständlichkeit. Nur durch den privaten Kontakt der Grenzkunst-Mitglieder, konnte er für ein Konzert in der Stadt begeistert werden. Mit Songs wie „Come Undone“ oder „Old Shoes“ ist er einem breiten Publikum bekannt geworden, hat teils über einhunderttausend Klicks auf seine Musikvideos im Internet und spielt regelmäßig Live-Konzerte in ganz Großbritannien. Nun brachte der Brite auch in die Tauberstadt angenehm kulturelles Leben in die sonst so ruhige Februarzeit.

Füllte sein Konzert mit viel Emotion: Adam Barnes.     Fotos: Götz

Füllte sein Konzert mit viel Emotion: Adam Barnes. Fotos: Götz

Mit seinen Songs schuf er eine ruhige, fast melancholische Stimmung, zog damit die Zuhörer in seinen Bann. Es sind nicht unbedingt die Melodien die hängen bleiben, es ist der Mensch Adam Barnes, der in seiner Art seine Musik nach außen zu tragen, besonders ist. Er interessiert sich wenig für die große Bühne oder das große Publikum. Er will, dass die Leute zuhören, mit ihm zusammen seine Musik verstehen. Als er mit seiner Zugabe, einem ganz eigenen Cover von Whitney Houstons „I wanna dance with somebody“, große Teile des Publikums dazu brachte den Refrain des Liedes mitzusingen, nicht grölend, sondern ruhig, nachdenklich und fast träumerisch, ließ dies wohl niemanden mehr unberührt zurück. Das Theater am Burgtor erwies sich als perfekter Ort für diese Art von Musik und Veranstaltung. Durch seinen altertümlichem Charme schuf es eine warme, fast romantisch anmutende Atmosphäre.

Verantwortlich für eine schon zu Beginn gut besuchte Veranstaltung, war die Rothenburger Band „The Beersteins“. Die ist inzwischen zu einer festen Größe in der regionalen Musikszene geworden und überzeugte mit ihren Akustik-Covern aus dem Folk-, Rock- und Pop-Bereich. Die instrumentale Variabilität und ihr Blick für besondere musikalische Elemente lässt die Songs der vier Jungs fast gar nicht mehr wie Cover erscheinen.

Für Grenzkunst war der Konzert-Abend die erste Veranstaltung im Jahr 2016 und darf gleich als Erfolg bezeichnet werden. Eine Wiederholung eines solchen Abends oder vielleicht sogar die Etablierung solch einzelner Konzerte in Rothenburg sei daher von Seiten des Vereins nicht ausgeschlossen. Sehr froh sei man, dass die Idee so gut auf- und angenommen wurde. Das mache Lust auf mehr und motiviere für die kommenden Aufgaben. Mit dem „Sundowner“-Festival im April, das in diesem Jahr zum ers­ten Mal über zwei Tage gehen wird, sind die gar nicht mehr so fern. Musikalisch geht es dann in eine ganz andere Richtung. Im Rahmen der Veranstaltung steht die elektronische Musik im Fokus. og

Erneut im großen Umfang investiert

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Wirtschaftsspiegel: Restaurant und Zimmer des „Reichsküchenmeister“ im frischen Gesicht

ROTHENBURG – Für das Hotel „Reichsküchenmeister“ ist heute ein ganz besonderer Tag. Nach umfangreicher Renovierung und Umgestaltung eröffnet das grundlegend sanierte, neu abgestimmte und nachhaltig aufgehübschte Restaurant, das durch an den Rand gestellte Büfetts an heimeliger Note gewinnt, um 18 Uhr wieder seine Pforten.

Heimelige Note im Restaurant mit ungestörtem Durchblick zur Terrasse. Foto: Weber

Heimelige Note im Restaurant mit ungestörtem Durchblick zur Terrasse. Foto: Weber

Die Investition in diesen Bereich ist Teil eines 500000 Euro umfassenden Projektes. Corinna und Christoph Rother richten damit derzeit ihr Haus nach der umfassenden Modernisierung des Küchenbereichs 2012 weiter zielgerichtet auf die Zukunft aus.

Im Nebenhaus (frühere Viktoria-Lichtspiele) arbeiten die Handwerker noch an der Renovierung, farblichen Neufassung und Neuausstattung der Zimmer einschließlich der Nassbereiche. Elf Übernachtungsräume werden derzeit einer gründlichen Renovierung unterzogen. Acht Zimmer waren im November 2015 an der Reihe.

Die Handschrift von Mareile Hellwig und ihrer „Raumkonzepte“ (mit Sitz in Hamburg) zieht sich wohltuend durch das gesamte Projekt im „Reichsküchenmeister“, sowohl im Restaurantbereich als auch im Übernachtungshaus. Sie ist auf Inneneinrichtung, Dekoration und Farbkonzepte spezialisiert. In ihrer Referenzliste stehen Mövenpick-Häuser und Steigenberger-Hotels. In Rothenburg hat sie im „Herrnschlösschen“, in der VR-Bank und auch bei der Fassadenfarbe der Sparkasse Akzente gesetzt.

Gegenüber unserer Redaktion begründet sie ihren Gedankengang zum Projekt am Kapellenplatz: „Meine Intention war es vor allem, dass sich der Brunnen besser abhebt.“ Dass ihre Rechnung aufgegangen ist, müssen inzwischen selbst Kritiker zugeben.

Im Restaurant des „Reichsküchenmeister“ ging es bei der Umgestaltung ziemlich in die Tiefe. Der alte Boden wurde samt Unterbau komplett herausgerissen und durch eine neue Holzkonstruktion ersetzt. Modernisiert und mit Kühlschubladen ausgestattet worden ist der jetzt direkt aus dem Keller versorgte Schankbereich. Per Druckluft gelangen Bier und Co. über Schläuche direkt an die Zapfstelle. Getränkekästen und -kisten kommen über einen frisch integrierten Lastenaufzug (eine Idee von Seniorchefin Barbara Niedner) direkt in den Schanksektor.

Für das Frühstücksbüfett bleibt mehr Platz und es kann auch gefälliger präsentiert werden. Die Theke hat an Optik gewonnen und an Tiefe. Die beiden Büfetts schaffen, als neue, schmückende Elemente an den Rand des Raums gestellt, auch in dieser Hinsicht zusätzliche Möglichkeiten. Im Hinblick auf Raumfarben, Stoffe und Accessoirs spielt Mareile Hellwig geschickt auf ihrer Klaviatur.

Der Durchblick zur Terrasse ist inzwischen ungebremst. Normalglas ist bei den Fenstern auf der Westfront an die Stelle des früheren Antik-Glases getreten. Frisch inszeniert zeigt sich das von Günther Heckmann mit nur etwas Blattgold versehene Deckenornament im Korkenzieherstübchen. Bis zur Eröffnung wird zwar noch nicht der letzte Pinselstrich getan sein im Restaurant. Aber das Ergebnis kann sich schon sehen lassen. -ww-

Etwas mehr für den Faulturm

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Lastenaufzug für die Reinigung wird etwas teurer als geplant – Etatentwurf modifiziert

ROTHENBURG – Immer noch gibt es Verschiebungen bei der Aufstellung des städtischen Haushalts 2016. Aber nach den bereits erfolgten größeren Änderungen in Folge der Etatberatungen im Stadtrat (wir berichteten) geht es bei der jüngsten Korrektur nur um eine Kleinigkeit. Der Lastenaufzug im Faulturm der Kläranlage macht sich auf der Ausgabenseite mit 3500 Euro zusätzlich bemerkbar.

Der Faulturm gibt als Hochbau den Ton an auf dem Areal der Kläranlage. Foto: Weber

Der Faulturm gibt als Hochbau den Ton an auf dem Areal der Kläranlage. Foto: Weber

Die Ortsbesichtigung auf dem Areal in Detwang durch einen Statiker hatte gezeigt, dass der Einbau einer Lastschiene an der Decke des Turms nicht genügend Tragfähigkeit bringt. Deshalb ist die Montage des Aufzugs an der Seitenwand innen erforderlich, weshalb statt der eingeplanten 6500 Euro nun 10000 Euro eingeplant werden müssen.

Gebraucht wird die Vorrichtung vor allem für Reinigungsarbeiten, die im Faulturm im größeren Turnus anfallen, alle 10 bis 15 Jahre. Dabei beseitigen Taucher die trichterförmigen Ablagerungen am Boden und verhindern auf diesem Weg, dass sich der Abfluss blockiert. Die Spezialkräfte verwenden bei ihrem nächsten Einsatz, der für den 18. April dieses Jahres vorgesehen ist, schweres Gerät. Ein Autokran wird es einheben.

Weiteres kleineres Material und benötigte Werkzeuge sollen auf der Plattform des Lastenaufzugs abgelegt und in die jeweils benötigte Höhe gebracht werden können. Außerdem lässt sich die an einer Stahlstütze mit Galgen eingebaute Vorrichtung auch zum Trocknen von Schläuchen und als Zwischenpodest für allen möglichen Bedarf nutzen.

Im Vorfeld der kommenden Anschaffung waren Taucher über den Domschacht des Faulturms hinuntergestiegen und hatten festgestellt, dass die Entleerung und Reinigung des großen Faulbehälters erforderlich ist. Zuletzt war dies um die Jahrtausendwende geschehen.

Die mit der Investition in der Kläranlage verbundene Änderung im Entwurf des städtischen Etats ist vorläufiger Schlusspunkt im aktuellen Anpassungsvorgang. Zuletzt wurde im Vermögensabschnitt der Ansatz für die Sanierung städtischer Wohnungen kräftig angehoben, von ursprünglich 250000 Euro auf 920000 Euro. Hintergrund: Statt ursprünglich möglichen 4 können so gleich 16 Wohnungen saniert werden, was angesichts der aktuellen Lage und des zu erwartenden zusätzlichen Bedarfs in Folge des Flüchtlingszustroms wichtig ist.

Unter dem Strich werden die Mehrausgaben zum Teil wenigstens aufgefangen durch Zuweisungen vom Land in Höhe von 276000 Euro. Außerdem kommt die Stadt in den Genuss eines Kredits der Bayerischen Landesbodenkreditanstalt über 552000 Euro.

Rein rechnerisch sinkt die allgemeine Kreditaufnahme in Folge der neuen Lage um 158000 Euro. Allerdings handelt es sich dabei um eine gesplittete Rechnung. Unter dem Strich addiert sich die Neuverschuldung auf insgesamt 2 884886 Euro. Volumen des Vermögensabschnitts nach dem letzten Stand: rund 10,3 Millionen Euro.

In diesen Tagen wird der Zahlenkatalog von der Kämmerei unter Kämmerer Franz Fisch so weit fertiggestellt, dass er vom Stadtrat in der Sitzung am Donnerstag, 17. März, beschlossen werden und dann zur Prüfung durch die Rechtsaufsicht (Landratsamt Ansbach) weitergeleitet werden und nach Genehmigung zum Tragen kommen kann.

Die Aufstellung eines Zahlenkatalogs für die erwarteten Einnahmen und Ausgaben ist jedes Jahr ein arbeits- und beratungsintensiver Prozess. Noch vor Weihnachten letzten Jahres war von der Verwaltung ein ers­ter Entwurf erstellt worden, der bei den Stadtrats-Sitzungen im Januar und Februar entsprechende Änderungen durchlaufen hat. -ww-

Meisterbriefe erhalten

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Zeugnisübergabe für neue Küchen- und Hotelmeister im „Eisenhut“

ROTHENBURG – Neun neue Küchenmeister und eine Hotelmeisterin bekamen im Hotel Eisenhut ihre Zeugnisse und Meisterbriefe verliehen. Nicole Ziegler, die wie Roland Pfeiffer für die Organisation und Durchführung des Lehrgangs zuständig war, der stellvertretende Leiter des gastronomischen Berufsbildungszentrums Horst Maußner und die Vizepräsidentin der IHK Nürnberg für Mittelfranken Erika Gruber, überreichten die Urkunden.

Am 21. August 2015 hatte er begonnen, am 27. November selbigen Jahres geendet. Anschließend fanden die Prüfungen statt. Zwanzig Lehrgangsteilnehmer traten zu diesen an, zehn haben am Ende erfolgreich bestanden. Bis es zu diesem Erfolgserlebnis kam, mussten sich die neuen Meister durch einen sechswöchigen wirtschaftsspezifischen Teil, unter anderem mit den Fächern Recht, Betriebs- und Volkswirtschaftslehre arbeiten. Daran gekoppelt waren weitere sechs Wochen Unterricht im Rahmen des handlungsspezifischen Teils. Bekamen im ersten Teil noch alle Lehrgangsteilnehmer den selben Stoff vermittelt, fand nun zwischen den angehenden Hotel- und Küchenmeistern getrennter Unterricht statt, um so die Spezifizierung für das gewählte Berufsfeld voranzutreiben.

Nach diversen schriftlichen Zwischenprüfungen über die genannten Teile, folgten zum Ende des Lehrgangs die mündliche und eine abschließende praktische Prüfung. Das war je nach eingeschlagenem Ausbildungsweg die Zubereitung eines Fünf-Gänge-Menüs (Küchenmeister) beziehungsweise die Eindeckung eines Tisches und ein Verkaufsgepräch (Hotelmeister). Die Prüfungen waren bundesweit einheitlich.

Die frisch gebackenen Küchen- und Hotelmeister mit Gratulanten und eigenem Meisterbrief.      Foto: Götz

Die frisch gebackenen Küchen- und Hotelmeister mit Gratulanten und eigenem Meisterbrief. Foto: Götz

Horst Maußner, stellvertretender Leiter der IHK-Geschäftsstelle Ansbach und des Gastronomischen Bildungszentrums, das den Lehrgang anbietet, sprach den neuen Meistern seinen Glückwunsch aus. Wenig erfreut war er darüber, dass „nur“ die Hälfte der Prüfungsteilnehmer bestanden hatte. Dabei zeige die sehr gute Leistung vom Prüfungsbesten Fabian Bauereiß, dass sich mit viel Fleiß und Engagement ein gutes Ergebnis erzielen lasse. Auch Erika Gruber, Vizepräsidentin der Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken, lobte die neuen Meister und Meisterinnen für ihre Leistung.

Die Ausbildung und der Abschluss, den sie damit erreicht hätten, lohne sich für „ein Weiterkommen im Beruf“. Damit einhergehend ermunterte sie die Teilnehmer für die „fachliche Weiterbildung“ auch in der Zukunft. Gleichzeitig sprach sie mit Blick in Richtung der Meister und Meisterinnen von einer Vorbildfunktion, die diese durch ihren Erfolg nun inne hätten. Der stellvertretende Landrat Kurt Unger zeigte sich ebenso wie Bürgermeister Dieter Kölle erfreut über die gute Arbeit und die Erfolge des Gastronomischen Bildungszentrums am Standort Rothenburg. Die Teilnehmer des Lehrgangs kamen unter anderem aus Thalmässing, Nürnberg, Langenzenn und Spalt. Das große Einzugsgebiet unterstreicht die Bedeutung des hiesigen Zentrums. Horst Maußner sprach von Rothenburg als „attraktivem Standort“, der ein Begriff sei „für eine gute und fundierte Ausbildung“. Man wolle hier „weiter Maßstäbe setzen, die den Anforderungen der heutigen Zeit Rechnung tragen.“

Damit einhergehend erfährt das Gastronomische Bildungszentrum eine grundlegende Sanierung und Renovierung, gemeinsam gestützt von der Industrie- und Handelskammer und dem Landkreis Ansbach. Dafür freigegeben wurden finanzielle Mittel in Höhe von circa 600000 Euro. Das Zentrum soll auf den neusten Stand der Technik gebracht und als ein Standort der regionalen Bildungsinitiative „IHK-Bildungscampus Westmittelfranken“ ausgebaut werden. So sollen unter dem Dach der IHK Akademie Mittelfranken über die Gastronomie hinaus, Praxisstudiengänge in Bereichen, wie denen der Ausbildung zum Industriemeister der Kunststofftechnik oder zum Fach- und Betriebswirt, angeboten werden. Enger zusammenarbeiten will man in diesem Zusammenhang mit der Hochschule Ansbach und damit auch mit dem kommenden Campus Rothenburg.

Es entstehen eine neue Küche, ein Restaurant sowie weitere Seminarräume. Die Wiedereröffnung ist für das Jahr 2017 geplant. Während der Umbauarbeiten finden die weiteren Küchen- und Hotelmeister-Lehrgänge in angemieteten Räumen der Rothenburger Berufsschule statt. Bereits im Januar ist schon der nächste gestartet und bringt vielleicht bald wieder neue, gut ausgebildete, Küchen- und Hotelmeister hervor. og og

Großer Dank der SPD-Familie

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Bei Empfang zum 75. Geburtstag die Leistung von Herbert Hachtel unterstrichen

ROTHENBURG – Zu einer launigen Geburtstagsfeier ist am Samstag der Empfang des SPD-Ortsvereins für Altoberbürgermeister Herbert Hachtel im Saal des „Ochsen“ geworden. Viele politische Wegbegleiter hatten sich eingefunden, um dem frischgebackenen 75er zu gratulieren und mit ihm augenzwinkernd zurückzuschauen. Auf ihn erklangen Lieder und es gab stehenden Applaus, als er allen Bürgern dafür dankte, ihm die das höchste Amt der Stadt und die damit verbundenen vielen Begegnungen ermöglicht zu haben.

Es sei Freude und Ehre zugleich für den Ortsverein der Sozialdemokraten, in diesem Rahmen jenen Mann zu feiern und zu ehren, der durch sein Wirken zum Vorbild wurde, rechtfertigte Ortsvorsitzender Günther Schuster in seiner Begrüßung den mit etwas zeitlichen Abstand zum eigentlichen Geburtstag anberaumten Empfang.

Immerhin insgesamt 28 Jahre lang wirkte Herbert Hachtel auf den verschiedenen politischen Ebenen von der Stadt über den Kreis bis hin zum Bezirk. Er habe damit und dabei Geschichte geschrieben und der Partei alle Ehre gemacht. Als Oberbürgermeister von Rothenburg habe er für Volksnähe gestanden, „unsere schöne Stadt“ würdig vertreten, eine Menge für sie und die Bürgerschaft erreicht. Günther Schuster dankte Anna Hachtel mit einem Blumenstrauß. Sie habe ihrem Mann den Rücken freigehalten und wesentlich dazu beigetragen, dass er in so vieler Hinsicht politisch tätig sein und dazu noch an hervorgehobener Stelle die Stadt so vertreten konnte. Dem Genussmenschen und musischen Altoberbürgermeister drückte er zum Zeichen des Dankes – ein kulturell-kulinarisches Kombinations-Präsent regionaler Prägung in die Hand, über das sich der Beschenkte sehr freute.

Im vertrauten Austausch: Konrad Porzner und der Altoberbürgermeister beim Empfang. Fotos: Weber

Im vertrauten Austausch: Konrad Porzner und der Altoberbürgermeister beim Empfang. Fotos: Weber

Prominentester Gratulant und Mann mit den ranghöchsten Ämtern und Funktionen zu seiner aktiven Zeit war bei dieser SPD-Familienfeier im „Ochsen“-Saal der 81jährige Konrad Porzner aus Ansbach. Er hat in seiner Laufbahn als Chef des Bundesnachrichtendienstes, als parlamentarischer Staatssekretär im Finanzministerium, als parlamentarischer Geschäftsführer der Bundestagsfraktion und auch als Senator für Finanzen des Landes Berlin unter Hans-Jochen Vogel ungewöhnlich vielfältige Verwendungsfähigkeit bewiesen. Darüber hinaus hielt er in all den Jahren Kontakt zu den Genossen vor Ort. Dass ihn mit Herbert Hachtel etwas verbindet, das über das Duzen unter Genossen hinausgeht, zeigte sich bei seiner persönlichen Gratulation an den Altoberbürgermeister. Der Ortsvorsitzende bezeichnete den prominenten Gast bei seiner Begrüßung als jemand, über den sich viele Worte erübrigen und als „Marke für sich in der SPD“.

Ex-SPD-Bezirksrätin Gretl Schneider aus Ansbach, Vorgängerin des Rothenburger Oberbürgermeisters in diesem Gremium, erinnerte mit einem Schmunzeln daran, dass es sie damals schon einige Überredungskunst gekostet hatte, den Stadt- und Kreispolitiker aus der Tauberstadt zu einer Kandidatur für ein Bezirkstagsmandat zu überreden: „Ich musste dich fast zwingen.“ Herbert Hachtel sei dann durch sein Engagement auf sozialem und kulturellem Gebiet sowie durch sein Amt als Kurator der Maschinenbauschule mit Neubau-Initiative zu einem echten Zugewinn für diese politische Ebene geworden.

Einen humorigen Zwischenruf konnte sich Konrad Porzner an dieser Stelle nicht verkneifen. Sie sei doch damals für die Abschaffung des Bezirkstags gewesen. Neben Gretl Schneider waren auch die früheren Bezirksräte Gabi Köpplinger aus Fürth, Wolf Dieter Schottdorf aus Nürnberg und Elke Held aus Dinkelsbühl gekommen, um ihren politischen Wegbegleiter zu ehren. In die Zeiten, als ein Edmund Eichler aus Rothenburg als Gegenspieler der SPD mit seinen sachlichen Argumenten so manche Debatte beherrschte im Kreistag, sehnte sich stellvertretender Landrat Kurt Unger bei seiner Gratulationsrede zurück. Er und sein Parteifreund Herbert Hachtel waren 1990 gemeinsam für die Sozialdemokraten in das Gremium eingezogen, er als kommunalpolitisch Unerfahrener und der Rothenburger Oberbürgermeister als Gestandener auf diesem Gebiet. Der Mann aus der Tauberstadt sei ein profilierter und absolut verlässlicher Mitkämpfer gewesen, der große Fraktionsdisziplin zeigte, aber auch ausscherte („und das billigtem wir ihm gerne zu“), wenn es um Belange seiner Stadt ging.

Herbert Hachtel und Matthias, der jüngste Gratulant.

Herbert Hachtel und Matthias, der jüngste Gratulant.

Zum Thema Krankenhaus zeigte er interessante Parallelen auf. Herbert Hachtel habe damals erkannt, dass das örtliche Krankenhaus nicht weiter unter städtischer Ägide zu führen sei, weil „jeder der dort Beschäftigten einen eigenen Stadtrat hatte.“ Gleiches erlebe er zur Zeit in Ansbach. Die Rothenburger Klinik zeige sich bestens aufgestelt im derzeitigen Verbund. Neben Unger waren als Wegbegleiter Herbert Hachtels in der SPD-Kreistagsfraktion gekommen: Renate Hermann, Marlene Townson, Gisela Nützel, Horst Bell und Wolfgang Seidel. Auch die schon genannte Elke Held ist dieser Sparte zuzuordnen.

In die Zeit nach der Wahl 1984 blendete für die SPD-Stadtratsfratkion Dr. Günther Strobl zurück. Der unterlegene Amtsinhaber Alfred Ledertheil habe damals in die Fraktionsrunde gefragt, wer als OB-Kandidat in die nächste Wahl gehen wolle. Alle hätten beiseite geschaut, nur einer nicht. Herbert Hachtel sei von Ledertheil direkt angesprochen worden und habe gesagt: „Ja, ich will!“ Was der erfahrene Stratege mit der Bemerkung abgetan habe, was er denke oder wolle, spiele erst einmal keine Rolle. Er solle heimgehen und von seiner Frau grünes Licht einholen. Anna Hachtel habe signalisiert, sie wolle, dass ihr Mann OB werde. Was die so Angesprochene bei der Geburtstagsfeier in einer Anmerkung mit einem Lachen zurückwies: „Ich habe ihm gesagt, wenn du willst, mach ich mit!“

Von seinem Lieblingskarikaturisten Robert Hellenschmidt sei Herbert Hachtel einmal als Sonnenkönig dargestellt worden und das habe die Art und Weise, wie er regiert habe, schon ziemlich getroffen, meinte Dr. Strobl mit einem Schmunzeln. Dem Altoberbürgermeister gelte ausdrücklich zu danken für sein Engagement über so viele Jahre hinweg. In diesem Zusammenhang zog er auch den imaginären Hut vor Gerhard Eggler, der als Teil der SPD-Familie mit aktuellen und ehemaligen Stadträten zum Empfang gekommen war. Der „Tom“ habe es als 2. Bürgermeister „toll gemacht,“ betonte der Fraktionschef.

Vor allem die Tätigkeit im Bezirkstag habe ihm so manche politische Lehrstunde verschafft, gab Herbert Hachtel in seiner Entgegnung zu verstehen. Der Großraum habe dominiert. Dessen Vertreter hätten immer klar zu verstehen gegeben, was sie von den Belangen des flachen Landes und von den Forderungen und Wünschen der „Bauernbürgermeister“ halten. Der Altoberbürgermeister nannte bei seinem Rückblick auch die Namen des erst kürzlich verstorbenen Ex-Bezirkstagspräsidenten Gerd Lohwasser und von Edmund Eichler. Sein Dank gehe nicht nur an seinen Ziehvater Alfred Ledertheil, sondern auch an Gegner, mit denen man sich reiben und zu Absprachen kommen konnte.

„Wir hätten uns das keine zwei Jahre mehr leisten können,“ kommentierte Herbert Hachtel rückblickend die Entscheidung, das defizitäre Rothenburger Krankenhaus an den Landkreis Ansbach abzugeben. In Abwandlung der Unger-Feststellung sagte er, jeder Chefarzt dort habe seinen eigenen Stadt­rat gehabt. Jetzt stehe das Haus ausgezeichnet da. Es sei eine Freude, dort operiert zu werden, meinte er in Anspielung auf den Eingriff, dem er sich kurz vor seinem 75. Geburtstag in der Klinik am Ort unterziehen musste.

Sein ausdrücklicher Dank ging an die Älteren, die ihm ihre Erfahrungen weitergaben und an die Jüngeren, die mitzogen. Ihm seien viele Begegnungen ermöglicht worden, die er sonst nicht hätte haben können: „Euch Bürgern und der SPD bin ich zu großem Dank verpflichtet.“ Der kleine Matthias (6) war jüngster Teilnehmer des Empfangs. Er überreichte dem Altoberbürgermeister eine rote Nelke.

Mit dem Präludium Nr. 1 von Johann Sebastian Bach hatte der Empfang seinen musikalischen Auftakt genommen. Am elektronischen Klavvier: Dr. Günther Strobl. Seine Tochter Theresa spielte dazu auf der Geige. Mit Musik klang die Feier aus. Dr. Günther Strobl sang, begleitet von Kirchenmusikdirektor Ulrich Knörr, die Arie „O Sancta Justitia“ aus Lortzings „Zar und Zimmermann“. Das hatte er schon bei Herbert Hachtels 60. Geburtstag zum besten gegeben und mit einem schelmischen Text unterlegt. Jetzt gab’s im Hinblick auf die 15 Jahre mehr eine textliche Variation zu hören. Mit einer Parodie auf „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“ (Dschungelbuch) klang der offizielle Teil der Feier aus. Bei Gulasch und Häppchen nutzten die Gäste, darunter auch der frühere Ordnungsamtschef und spätere Mönchsrother Bürgermeister Fritz Franke, der stellvertretende SPD-Kreisvorsitzende Christoph Rösch und Unterbezirksgeschäftsführer Michael Rehbogen, die Gelegenheit, sich beim Gespräch in gemütlicher Runde auszutauschen. -ww-

Wahl-Marathon als Härtetest

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Generalversammlung des Festspiels „Der Meistertrunk“ mit besonderem Zuschnitt

ROTHENBURG – Er sei mit einem Team von 21 Köpfen angetreten und habe alle durchgebracht. Es sei eine tolle Mannschaft mit sechs Neuen in der Vorstandschaft und mit neun Neuen im Hauptausschuss. So kommentierte der mit einer eher schwachen Mehrheit wiedergewählte Vorsitzende Harald Krasser gegenüber unserer Redaktion die Situation nach der Generalversammlung des Festspiels am Samstag.

Sein eigenes Ergebnis wertet er als Protest: „Ich weiß auch woher.“ Es gelte jetzt aber wieder zur Gemeinsamkeit zu finden, nach vorn zu schauen und die Aufgaben auf mehrere Schulter zu verteilen. Von den insgesamt 275 Wahlberechtigten hatten – bei 4 ungültigen Stimmen und 5 Enthaltungen – 173 mit Ja für Krasser gestimmt. Daraus ergab sich nach unserer Rechnung eine Quote von 62,9 Prozent. Justitiar Michael Sommerkorn, der die umfangreiche Wahl-Prozedur des Festspiels leitete, macht darauf aufmerksam, dass die Enthaltungen und auch die Zahl der ungültigen Stimmen eigentlich bei der Ermittlung der Bezugsgröße abzuziehen wäre. Demnach ergäbe sich für Krasser eine Quote von 65 Prozent.

Fast ein Drittel der Mitglieder war zur Versammlung in den großen Saal des „Rappen“ gekommen. Fotos: Weber

Fast ein Drittel der Mitglieder war zur Versammlung in den großen Saal des „Rappen“ gekommen. Fotos: Weber

Die Wahlen beherrschten die Generalversammlung nicht nur als Thema, sondern nahmen auch einen Großteil der Zeit in Anspruch. Erst weit nach Mitternacht waren sie abgeschlossen. Relativ glatt ging es bei der Vorstandsriege vonstatten. Probleme machte dagegen die Wahl der Ausschuss-Mitglieder. Als Stellvertreter Krassers wurden für die kommenden vier Jahre Josef Baumann (71,4 Prozent) und Markus Friedlein (78 Prozent) gewählt. Als Schriftführerinnen fungieren Carola Siegmund (77 Prozent) und Sabine Horn (81,5 Prozent), als Schatzmeister Willi Friedlein (91,2 Prozent) und Alexander Schopf (75 Prozent), als Zeugmeister Jürgen Baumann (93,7 Prozent) und Andreas Jesse (88 Prozent).

Im ersten Wahlgang zu den insgesamt 12 Ausschuss-Mitgliedern hatten lediglich 10 der 13 Kandidaten mindestens 50 Prozent der Stimmen auf sich vereinen können: Klaus Beyer, Jonathan Butzer, Peter von Bocksen, Jonas Finkenberger, Thomas Grömer, Timo Herrscher, Annika Keller, Ralf Moldaschl, Barbara Schmid und Thomas Schwarz. Es war ein zweiter Wahlgang erforderlich, um die beiden noch offenen Ausschuss-Sitze zu vergeben. Da allerdings zu diesem Zeitpunkt die Zahl der stimmberechtigten Festspiel-Mitglieder im Saal schon erheblich geschrumpft war, mussten alle nach draußen und das gesamte Einlass-Zeremoniell wurde erneut durchgezogen. Im zweiten Wahlgang schafften dann Andreas Krasser und Gernot Reizamer gegen Tanja Müller-Millichamp den Sprung in den Hauptausschuss.

Gleich zu Beginn war von unerwarteter Seite zusätzliches Feuer in den ohnehin reichlich vorgewürzten Abend gekommen. Der Kurzschluss eines Staubsaugers im Keller des Veranstaltungshauses hatte durch austretenden Rauch, der über den Aufzugschacht aufstieg, Feueralarm ausgelöst. Löschen muss­te die schnell anrückende Feuerwehr aber nicht mehr. Der Gefahrenherd war „hausintern“ aus dem Weg geräumt worden. Die Feuerwehr konnte sich auf die Entrauchung des Aufzugsschachtes beschränken. Große Auswirkungen auf die diesmal im Hinblick auf die Querelen und den großen Wahlpart ohne geladene Ehrengäste stattfindende Versammlung gab es nicht, wenn man vom etwas hinausgeschobenen Beginn und von der kleinen Pause bei der Getränkeversorgung absieht. Eine getrennte Veranstaltung im festlichen Rahmen wurde für die Zeit nach Pfingsten angekündigt.

In seinem Bericht blickte Harald Krasser auf ein „sehr erfolgreiches Spieljahr“ zurück. Er sprach von sehr schönen Pfingstfeiertagen 2015, die allein schon von den Temperaturen her erträglicher als bei der Hitze 2014 waren. Es sei ein gelungenes, sehr fröhliches Fest mit vielen Besuchern gewesen. Er dankte in diesem Zusammenhang ausdrücklich allen Beteiligten vor und hinter der Bühne für ihr Engagement und für ihre Unterstützung.

Harald Krasser

Harald Krasser

Als Höhepunkt im abgelaufenen Jahr nannte der Vorsitzende die Verleihung des Titels Immaterielles Weltkulturerbe der Unesco auf Landesebene: „Es war und ist die wohl höchste Auszeichnung, die unser Verein bislang erhalten hat.“ Er gab bekannt, dass sich das Festspiel erneut für den Titel „Immaterielles Kulturerbe“ beworben hat, und zwar diesmal auf der Bundesliste: „Die Entscheidung hierüber trifft ein Fachgremium hochdotierter europäischer Historiker im Frühjahr 2017. Wir dürfen gespannt sein.“ Sorgen macht dem Verein der Besucherrückgang in seinem Historiengewölbe. Es gelte nach Möglichkeit geeignete Maßnahmen zu ergreifen, die diesem Negativtrend entgegenwirken können: „Die Einnahmen aus unserem Museum sind für unseren Verein sehr wichtig, es ist unsere Haupteinnahmequelle.“

Außerdem ist das Festspiel mit der Auslastung des Kaisersaals zwischen 70 und 80 Prozent bei den Aufführungen alles andere als zufrieden. Es sei oftmals nicht nachvollziehbar, wie bei Tausenden von Besuchern in der Stadt an Pfingsten, an den Reichsstadttagen oder im Rothenburger Herbst die knapp 330 Sitzplätze dort nicht zu füllen seien: „Hier sind Ideen und Maßnahmen gefragt!“ Krasser sagte, es habe im vergangenen Jahr auch Unstimmigkeiten gegeben, die nicht unerwähnt bleiben sollen: „Es kam zu Streitigkeiten, die hauptsächlich im Bereich Hauptausschuss und Vorstandschaft ausgetragen wurden. Auch er habe „natürlich entscheidende Fehler gemacht“. Er stehe dazu und habe das in einer persönlichen Erklärung erläutert: „Aber der Fairness halber muss ich auch erwähnen, Fehler entstanden auch auf der anderen Seite.“

Er verwies auf das Protokoll einer Sitzung von Ende Januar dieses Jahres. Darin sei nachzulesen, dass sich Alexander Zierer, um den sich ein Alternativ-Team zu ihm und seiner Mannschaft gebildet hatte, für eine Kandidatur nicht bereitfinde, weil er eine drohende Spaltung des Vereins verhindern wolle. Krasser erwähnte auch eine Erklärung zu dieser Sitzung. Darin heiße es, es sei nun an Harald Krasser, den Verein mit seiner Mannschaft weiterzuführen.

Den Gruppenführern hatte er sein Team schon bei einer zurückliegenden Sitzung vorgestellt. In der Generalversammlung präsentierten sich die Kandidatinnen und Kandidaten den Mitgliedern. Das neue Team sei daran interessiert, die Auseinandersetzungen sofort zu beenden und nicht nachzukarteln. Der Verein solle noch ein Stück weiter gebracht werden, einige Stufen höher, als er in der öffentlichen Wahrnehmung dargestellt werde. Absolute Teamarbeit in harmonischer, kameradschaftlicher und freundschaftlicher Art und Weise sei die Devise. Eine neue Satzung sei angestrebt mit neuer Organisation der Führungsspitze. Neben dem Vorsitzenden und maximal zwei Stellvertretern solle sich die Arbeit auf sieben Ressorts verteilen: Innen, Außen, Finanzen, Vereinsverwaltung, Fundus, Historischer Markt und Oberer Festplatz sowie Marketing. Die neue Variante ist bereits im Herbst letzten Jahres vom Hauptausschuss einstimmig beschlossen worden. Nach dem Wahlmarathon schob Krasser nach, es sei in diesem Zusammenhang eventuell auch gleich über die Änderung des Wahlrechts nachzudenken.

In seinem Kassenbericht zeigte sich auch Schatzmeister Willi Friedlein zufrieden mit dem abgelaufenen Jahr. Nach einem Verlust von rund 20500 Euro 2014 sei 2015 ein Gewinn von 19700 Euro zu verzeichnen. Ausschlaggebend seien 9400 Euro an Mehreinnahmen aus dem Markt und 18200 Euro zusätzlich aus den Stadteintrittsgeldern gewesen. Der Schatzmeister verwies angesichts von 900 Mitgliedern und 900 Uniformen auf die Herausforderungen beim Fundus, was Pflege sowie Neu- und Ersatzbeschaffungen angehe. Aus dem Spiel und den Einnahmen von der Festwiese sei das schon lange nicht mehr zu stemmen. Leider lahme zudem „unser Goldesel, das Historiengewölbe“. Größere Investitionen sollten warten, bis Pfingsten 2016 gelaufen sei und man in finanzieller Hinsicht die wesentliche Zahlen für dieses Jahr kenne. Außerdem müsse auf die Stärkung der Rücklagen geachtet werden.

Größte Einnahmeposten waren 2015 das Spiel mit 22979 Euro (verglichen mit 26000 Euro im Jahr zuvor), die zwei Feldlager und das Bürgerfest mit 18526 Euro (13600 Euro), trotz angehobenen Eintritts beim Historiengewölbe mit 73393 Euro statt eingeplanter 78800 Euro, der Festabzeichenverkauf mit 13100 Euro (11500), der Handwerkermarkt mit 12181 Euro (8100) sowie die Einnahmen aus dem Festbetrieb von 11926 Euro (9100 Euro). Unter dem Strich stehen insgesamt 232000 Euro.

Ausgaben: Das Spiel samt Regie kostete 18357 Euro (19400 Euro), der Heereszug 19296 Euro, die Feldlager und das Bürgerfest 11474 Euro (17500 Euro), das Historiengewölbe 34447 Euro (31629 Euro). Für Neuanschaffungen von Uniformen und Zubehör sowie deren Unterhalt waren 61985 Euro (55400 Euro) aufzubringen. Einen ausdrücklichen Dank sprach Willi Friedlein seiner bis dahin amtierenden Mit-Schatzmeisterin Miriam Agrebi aus. -ww-


Hans Sachser auf Geburtstagstour

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Gilde begeistert zu ihrem 95-jährigen Bestehen bei Kunst Kultur Korn unterm Sterndach

ROTHENBURG – Schon 95 Jahre alt und unterhaltsam wie eh und je : Zur Jubiläumsfeier haben die Rothenburger Hans Sachser mit ihrem Spiel das Publikum begeistert unterm Sterndach von Kunst Kultur Korn.

500 Jahre ist es her, seit der Nürnberger Schuhmacher Hans Sachs seine Texte und Dichtungen schrieb. Immerhin schon seit 95 Jahren werden die humorvollen Schwänke in Rothenburg zum besten gegeben. An Aktualität, so hatte man jetzt bei Kunst Kultur Korn das Gefühl, haben die Stücke seither nicht verloren.

Heidi Tripps und Paul Seltner im „Krämerskorb“. Fotos: Anne-Lena Leidenberger

Heidi Tripps und Paul Seltner im „Krämerskorb“. Fotos: Anne-Lena Leidenberger

„Schon damals zog Hans Sachs mit seinen Texten von Wirtshaus zu Wirtshaus“, erzählte Hans-Peter Nitt, der Vorsitzende der Spieler- und Musikerschar, in seiner Eröffnungsrede. Dies habe sich bis heute nicht verändert. Allerdings ist es nun die Hans-Sachs-Gilde, die durch die Gast­häuser Rothenburgs und der Umgebung zieht und sie mit Leben füllt. Von den insgesamt 85 Schwänken des Schuhmachers und Meistersingers Hans Sachs wurden zur Jubiläumsfeier drei Klassiker aufgeführt. „Das heiße Eisen“ handelt von einer eifersüchtigen Ehefrau, die sich mit ihrem Misstrauen selbst in Erklärungsnot bringt. „Der Krämers-korb“ stellte schon damals die klassischen Rollenbilder auf herrlich humorvolle Art und Weise in Frage.

Beim „Kälberbrüten“ kommt ein überforderter Ehemann auf ungewöhnliche Ideen, um seine Ehefrau zu besänftigen und seine Faulheit zu vertuschen. Die fränkische Volksmusikgruppe „Hans-Sachs-Musik“ untermalte die Schwänke schwungvoll und die Zuschauer durften sich zurückversetzt fühlen in das 16. Jahrhundert mit seinem Treiben, wie es Hans Sachs festgehalten und in seiner unvergleichlichen Art auf den Punkt gebracht hat. Auch Bürgermeister Kurt Förster sprach anlässlich des Jubiläums und übergab der Hans-Sachs-Spieler- und Musikschar ein Präsent zu Ehren des 95-jährigen Bestehens.

Begeisterte in großer Besetzung: die Rothenburger Hans-Sachs-Musik auf der Bühne unterm Sterndach.

Begeisterte in großer Besetzung: die Rothenburger Hans-Sachs-Musik auf der Bühne unterm Sterndach.

Das Publikum in der Halle unterm Sterndach war begeistert von den mittelalterlichen Schwänken. 250 Zuschauer klatschten den Laiendarstellern und Musikern viel Applaus. Die Hans Sachser dankten mit einer tiefen Verbeugung und freuen sich auf weitere Aufführungen im Jubiläumsjahr. all

Erfreuliche Jahresbilanz

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Stadt- und Jugendblasorchester arbeitet an Weiterentwicklung

ROTHENBURG – Bei der Jahreshauptversammlung des Rothenburger Stadt- und Jugendblasorchesters wurden die prägenden Ereignisse des vergangenen Jahres in Erinnerung gerufen. Unter der Leitung seines Dirigenten Jan-Peter Scheurer arbeitet das Orchester kontinuierlich an der musikalischen Weiterentwicklung. Ein Schwerpunkt ist dabei weiterhin die Nachwuchsarbeit.

Vorsitzender Dr. Wolfgang Scheurer (re.) ließ die Aktivitäten des Stadt-und Jugendblasorchesters noch einmal Revue passieren.   Foto: privat

Vorsitzender Dr. Wolfgang Scheurer (re.) ließ die Aktivitäten des Stadt-und Jugendblasorchesters noch einmal Revue passieren. Foto: privat

In seinem Jahresrückblick ging Dr. Wolfgang Scheurer als Vorsitzender auf die vielfältigen Aktivitäten des Orchesters im vergangenen Jahr ein. Es galt unter anderem die zumeist traditionellen Konzertverpflichtungen des Orchesters zu erfüllen. Die Reihe der Auftritte unter freiem Himmel begann Mitte Mai mit dem Himmelfahrtskonzert auf dem Marktplatz und endete traditionell spät im Jahr mit dem Konzert zur Eröffnung des „Reiterlesmarktes“.

Im Juli spielte das Orchester zur Einweihung der Sparkassen-Hauptstelle auf dem Kapellenplatz. Die für den selben Tag geplante Serenade auf der Stöberleinsbühne fiel jedoch einem heftigen Platzregen zum Opfer. Dies war bedauerlich, weil sich bereits ein zahlreiches Publikum eingefunden hatte, das sich auf das eigens für dieses Konzert einstudierte Programm gefreut hatte.

Die herausragenden Konzertereignisse waren wieder einmal mit einem überaus großen Publikumserfolg die Weihnachtskonzerte kurz vor Jahreswechsel in der Reichsstadthalle, die unverändert einen gesellschaftlichen Höhepunkt darstellen. Aus den Reihen des Publikums waren zahlreiche begeisterte Rückmeldungen zu hören, die sich vom Konzertprogramm und von der musikalischen Leistungsfähigkeit des Rothenburger Stadt- und Jugendblasorchesters überaus beeindruckt zeigten.

Gesellige Veranstaltungen wie die Fackelwanderung im Winter und das Grillfest vor den Sommerferien haben ebenfalls einen festen Platz im Jahresprogramm. Mit einem erheblichen finanziellen Aufwand wurden schwarze Softshelljacken mit dem Stadtwappen auf der linken Brustseite und dem Schriftzug des Orchesters auf dem Rücken angeschafft. Damit ist man jetzt für Auftritte im Freien bei kühler Witterung und auch bei geselligen Unternehmungen, ergänzend zu den bisherigen Uniformen, bestens ausgestattet.

Jan-Peter Scheurer konnte als musikalischer Leiter des Orchesters eine erfreuliche Jahresbilanz ziehen. Er ging auf die Schwerpunkte der musikalischen Arbeit ein und hob noch einmal die auch aus Sicht des Dirigenten sehr positiv verlaufenen Konzerte des Jahres hervor. Besonders bei den Weih­nachtskonzerten habe das Orchester gezeigt, was es an Dynamik und Genauigkeit zu bieten habe.

Sehr gefreut haben ihn das Engagement und die Disziplin, die die Musikerinnen und Musiker bei den Vorbereitungen zu den Konzerten an den Tag legten, ebenso wie die Konzentration bei den Aufführungen. Gleiches gelte für das Nachwuchsorchester, mit dem die Arbeit unverändert viel Freude bereite. In seinem Resümee sprach er auch die Schwerpunkte der musikalischen Weiterbildung im kommenden Jahr an.

2017 wird das Orchester 35 Jahre alt und die Planungen dafür werfen bereits ihre Schatten voraus. Vorgesehen ist ein „Wertungsspiel“ für Blasorchester in Zusammenarbeit mit dem Nordbayerischen Musikbund in der dann schon eingeweihten Mehrzweckhalle, ein Benefizkonzert des Heeresmusikkorps Veitshöchheim zugunsten des Orchesters sowie ein Marktplatzfest mit Konzerten des Orchesters und des Nachwuchsorchesters. Höhepunkte werden im Jubiläumsjahr dann wieder die Weih-nachtskonzerte sowie ein Kirchenkonzert an Pfingsten in St. Jakob sein. Geplant ist auch ein dreitägiger „Jubiläumsausflug“ nach Hamburg.

Die weiteren Regularien der Jahreshauptversammlung mit der Vorlage eines soliden Kassenbestandes durch Schatzmeisterin Tanja Weiß und dem Bericht der Kassenprüfer mit der Entlastung des Vorstandes konnten zügig abgewickelt werden. Den Musikern wurde für ihren Einsatz gedankt. ws

Die Lach-Heraufbeschwörer

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Frankens beliebte Komödianten Heißmann und Rassau füllten die Reichsstadthalle

ROTHENBURG – Allmächdnaa. Gleich zu Beginn des Auftritts schütteten die fränkischen Komödianten, Volker Heißmann und Martin Rassau, ihre Spöttelei über den Rothenburger Veranstaltungsort aus.

Die Kult-Witwen Waltraud und Mariechen besingen „Die schönen Frauen von Fürth“. Fotos: Schäfer

Die Kult-Witwen Waltraud und Mariechen besingen „Die schönen Frauen von Fürth“. Fotos: Schäfer

Aus dem Nichts entdeckten die beiden volksnahen Stars Staub in der ausverkauften Reichsstadthalle als Schmutz abgetane Erscheinung – aber auch als häufige Verwendung in der Dichtung zwischen Metapher und Symbol. „Goethe war also auch schon da.“ Heißmann und Rassau kamen, spielten und siegten. Als Rentner-Charaktere, liebevoll-schrullig, manchmal auch fränkisch derb oder als lustige Witwen mit losem Mundwerk, die ihre Zipperlein mit Fassung tragen. Mit krachendem Humor, führten sie skurrile Gestalten vor und schufen einen Zerrspiegel, der die affektierten Alltäglichkeiten persiflierte. Ihre bunt gewandeten Auftritte sind Kult, ihr famoses Witwenpaar Waltraud und Mariechen Tradition. Ihre Fernsehauftritte tragen zum hohen Bekanntheitsgrad bei.

Der Lokalkolorit ist die Stärke des Duos, den direkten Draht zum Publikum herzustellen. Mit trockenem Humor witzelten die beiden Schlitzohren über Rothenburger Besonderheiten. Das Kino heißt „Ballhaus“, wunderten sie sich. Käthe Wohlfahrt bietet zum Christbaumschmuck auch Oster­eier feil und Gourmetkoch Christian Mittermeier steht kaum noch an seinem Herd, weil er dauernd irgendwo zu Events unterwegs ist.

Den „Meistertrunk“ des Festspiels titulierten sie zum „Sommerschluck“ um. Sie erwiesen sich auch als Fans des „Fol­ter­kam­mer­mu­seums“ und als Kenner des Taubertal-Festivals: „Die klassische Musik fehlt“, monierten sie und rümpften die Nase über das viele Pinkeln in freier Natur im „Lieblichen Taubertal“. Ihre Bewunderung galt dem Geschäftsmodell des Rothenburger Schneeballenkönigs („einmal backen, vier Wochen lang verkaufen“) und ihr Mitleid der asiatischen Kundschaft: Sie muss viel Flüssigkeit nachtrinken beim Verzehr des trockenen Gebäcks.

Mit fränkischen Frotzeleien, einem Haufen Gschmarri und skurrilen Gedanken, Monologen, Dialogen und Sketchen trieben sie den Unsinn auf die Spitze. Die „Toten Hosen“ als Grabsänger? Und wie wär’s mit der Inschrift auf der letzten Ruhestätte: „Wer erben kann, der kann auch gießen.“ Sie sinnierten über die großen und kleinen Alltäglichkeiten, kalauerten sich durch allerhand Untiefen des fränkischen Lebens, ratschten, philosophierten, jammerten über den ewig währenden Stress in den Beziehungen der Geschlechter und verstrickten sich im Dschungel der Missverständnisse ­– verwirrt von den ganzen technischen Begriffen wie „Äppel und Eier“ statt „Appel und iPad“ oder „Gewitter“ statt „Twitter“.

Ihr Programm lebt weniger von überraschenden oder anregenden Poi­nten, als von den großzügig überzeichnenden Darstellungen und dem Zusammenspiel der beiden Akteure. Vom Fall Hoeneß („im Knast ist wieder eine Zelle frei“) schwenkten sie zu den CSU-Granden Seehofer, Söder, Herrmann („Balu der Bär“). Sie tischten eine Geschichte auf mit abstrusen Verwicklungen und überraschenden Wendungen durch Heidi Klum und Kartoffelkäfer-Szenario.

Zwischen den Einlagen warben sie für ihr Buch „Das Leben ist kein Fleischsalat“, zeigte sich Rassau als Frauenflüsterer und Heißmann brillierte mit Gesangseinlagen. Das zündende Finale gehörte den „Schönen Frauen von Fürth“. Aufgehübscht als lustige Witwen im Zebra- und Gardinenmustergewand gaben sie Einblick in den Senioren­alltag und bewiesen, dass Erotik im Alter kein Tabu sein muss. Erbost berichtete Waltraud vom Exhibitionisten, der vor ihr den Trenchcoat öffnete. Was ihr just in diesem Moment einfällt? „Schrimps wollt’ ich noch kaufen.“

Guter Draht zum Publikum: Bei der Autogrammstunde kamen Stars und Fans ins Gespräch.

Guter Draht zum Publikum: Bei der Autogrammstunde kamen Stars und Fans ins Gespräch.

Immer wieder schlüpften sie in verschiedene Rollen zum Weihnachtsmarkt-Casting oder zur Busfahrt der besonderen Art. Nach der letzten kostenfreien Dreingabe hieß es Abschied nehmen mit einem aufrichtigen „Danke sagt der Franke“. Mit dem berührenden Lied mit viel Lebensweisheit „So leb dein Leben“ wurde das Publikum ermutigt, zu sich selbst zu finden. Bei der anschließenden Autogrammstunde im Foyer kamen die Fans den beiden Komödianten ganz nah und sparten nicht mit Lob über den „tollen Abend“. sis

Freiwillig geht wenig

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In der Gleichstellung der Geschlechter gibt es noch einiges zu tun

ROTHENBURG – Bereits zum vierten Mal in diesem Rahmen, fand vergangenen Dienstag die Veranstaltung zum internationalen Weltfrauentag in Rothenburg statt. Das erste Mal diente die Reichsstadthalle als Veranstaltungsort. Und war sehr gut besucht. Ein vielfältiges und buntes Programm führte zu einem geselligen und lehrreichen Abend.

„Die selbstsichere Frau verwischt nicht den Unterschied zwischen Frau und Mann – sie betont ihn.“ Das sagte einmal die berühmte Modeschöpferin Coco Chanel. Stadträtin Jutta Striffler griff jenes Zitat zum Ende ihres Grußwortes auf und gab damit schon mal eine Richtung für die abendliche Veranstaltung vor. Der internationale Weltfrauentag 2016 behandelte wieder Themen im Rhamen der Frauenrechte in der Welt, des Weltfriedens und der Gleichberechtigung. Zu Beginn des Abends sorgte das Trommel-Trio „Red and the Colours“ für Aufmerksamkeit. Ihre Rhythmen waren der Auftakt zu einem kurzweiligen und vielseitigen Programm mit viel Lyrik, Poesie und Musik zum Thema.

Die Weltkugel als Symbol für globale Verbundenheit. Die „Weltfrauen“ sind mitten drin und voll dabei. Fotos: Götz

Die Weltkugel als Symbol für globale Verbundenheit. Die „Weltfrauen“ sind mitten drin und voll dabei. Fotos: Götz

Dass der Abend in dieser Form überhaupt erst Realtität wurde, ist der gemeinsamen Arbeit von Evangelischem Frauenbund, den Ort der Vielfalt-Mitgliedern und den „Weltfrauen“ um Beate Zerkowski zu verdanken. Nicht zu vergessen auch die Rothenburger Stadträtinnen. Jutta Striffler, Silke Sagmeister-Eberlein und Edith Hümmer waren auch am Abend präsent und sorgten mit für das leibliche Wohl der Gäste. Die Reichsstadthalle als Austragungsort, wurde den Frauen von der Stadt kostenlos zur Verfügung gestellt.

Nach dem musikalischen Auftakt wurde es politisch. Mitbürgerinnen, unter anderem aus der Türkei, Ungarn und Tansania, berichteten über die Situation von Frauen in den jeweiligen Ländern. Durchweg positiv beschrieben sie die Erfolge, die durch die verschiedensten Bewegungen in der Vergangenheit erzielt werden konnten, machten aber genauso darauf aufmerksam, dass man immer noch weit entfernt sei von einer Gleichberechtigung zwischen Frau und Mann. So seien beispielsweise die gesetzlich zugesicherten Rechte für Frauen in der Türkei ähnlich denen in Deutschland, nur unterschieden sich dort Gesetz und Praxis erheblich. Nach wie vor würden viele Frauen unterdrückt und ausgenutzt. Stella Brown, die über Tansania sprach, lobte den dortigen Spagat zwischen dem Erhalt alter Werte und der Emanzipation, welchen das Land zunehmend besser hinbekäme.

Noch immer aber werden Frauen für gleiche Arbeit weitaus schlechter bezahlt als Männer. Das gilt nicht nur für Tansania, sondern für große Teile der Welt. Auch in Deutschland ist das immer noch das große Streitthema in der Geschlechterpolitik. Und damit auch in Rothenburg, wie Beate Zerkowski betont. „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“, sagt sie. „Das muss endlich Realitiät werden“. Der Mensch müsse im Vordergrund stehen, nicht das Geschlecht. Gleichzeitig fordert sie die Einführung einer gesetzlichen Frauenquote für viel mehr Bereiche als nur in den Aufsichtsräten der großen deutschen Unternehmen. „Freiwillig rührt sich nichts.“

Aufmerksame Besucher an farbenfroh dekorierten, großen Gruppentischen.

Aufmerksame Besucher an farbenfroh dekorierten, großen Gruppentischen.

Zwischen Politik, Geschichte und Fakten zur Stellung der Frau, lockerte Dr. Cornelia Kartak die Stimmung mit Gedichten von Mascha Kaleko und musikalischen Darbietungen auf. Mit ihrer Stimme, Gitarre und Textauswahl traf sie den Nerv des Publikums, sorgte für einige Lacher und brachte vieles gekonnt und deutlich auf den Punkt. Hannelore Hochbauer las im Verlauf des Abends ein Märchen aus Tadschikistan.

Auch um die Frauenrechte in der Vergangenheit ging es. So bekamen beispielsweise bis vor 40 Jahren nur Kinder deutscher Väter die deutsche Staatsbürgerschaft. Kinder einer deutschen Mutter und eines ausländischen Vaters, waren somit staatenlos. Bis 1977 noch, durften Frauen nicht ohne die Erlaubnis ihres Mannes arbeiten. In der heutigen Zeit klingen diese Dinge verrückt, aber sie waren einmal real. Und manches ist es immer noch in Deutschland, wenn auch bei weitem nicht mehr in solchem Ausmaß.

„Zeit also sich zu bewegen“, riefen die Frauen von der Bühne und ernteten viel Zustimmung aus dem Publikum. Zum Ende der Veranstaltung kam es dann noch zum gemeinsamen Tanz. Der stieß auf viel Be­geis­terung und so hielten sich Frauen an den Händen und tanzten viele Minuten lang durch die große Reichsstadthalle. „Zeit sich zu bewegen“, wurde also gleich mal wörtlich genommen.

Die angesprochene Quotenforderung und gleichzeitig der Wunsch, dass der Mensch und seine Arbeit im Vordergrund stehen, das passt irgendwo nicht ganz zusammen. Bei einer Quote wird dem einen Geschlecht eine Mindestanzahl an beispielswiese Arbeitsplätzen eines Unternehmens zugesprochen. Das klingt wenig fair, bedenkt man, dass so ein vielleicht besser qualifizierter Bewerber des anderen Geschlechts nicht angenommen werden kann. Aber das war wohl auch das Einzige, was nicht passte, an einem Abend von Frauen für Frauen (und auch Männer, wenn sie denn wollten). Einem Abend der versuchte aufzuklären, aber auch zu Gemeinsamkeit führen sollte. Das Selbstbewusstsein der Frau weiter stärken wollte und mit Fakten darlegte, dass es überall auf der Welt, und auch immer noch in Deutschland, viel zu tun gibt in Sachen Gleichberechtigung. Gut, dass es Frauen gibt, die aufstehen und sich Unrecht nicht gefallen lassen, die den Unterschied zwischen Mann und Frau betonen, anstatt sich anzupassen. og

Eindrucksvoll

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Realschüler eröffnen Ausstellungssaison

ROTHENBURG – Mit ihrer „Ouvertüre“ setzen sie ein Ausrufezeichen: Bevor die etablierten Künstler die Galerie im Fleischhaus mit ihren Werken bestücken, zeigen Kunstschüler der Oskar-von-Miller-Realschule dort noch bis einschließlich diesen Sonntag, von 14 bis 18 Uhr, wie kreativ sie mit Stift, Pinsel, Kamera und Kleister umgehen können.

Seit mittlerweile gut fünf Jahren ist diese besondere Ausstellung eine „Auszeichnung und ein Höhepunkt“ für seine Schüler, eröffnet Schulleiter Dieter Schulz die Vernissage in den „heiligen Hallen“ des Künstlerbundes. Dass die jungen Nachwuchskünstler sich und ihre Werke dort präsentieren können, sei ein „großes Kompliment“ von Seiten der etablierten Kunstschaffenden. Anerkennung gebührt aber nicht nur den Schülern, sondern auch ihren Kunstlehrern Maria Salamanek und Hans-Gustaf Weltzer, die stets aufs Neue mit hilfreichen Anregungen und Tipps der nächsten Künstler-Generation unter die Arme greifen.

Mit Kunst können Franzi Gottschling und Mevlüde Mercan ihre Gefühle ausdrücken.  Fotos: Scheuenstuhl

Mit Kunst können Franzi Gottschling und Mevlüde Mercan ihre Gefühle ausdrücken. Fotos: Scheuenstuhl

Aber auch mit Unterstützung wird nicht aus jedem automatisch der nächste Picasso. Kurt Förster, selbst ehemaliger Realschüler und jetziger Bürgermeister, gestand offen, dass keines seiner Bilder wohl jemals in der Ausstellung zu sehen gewesen wäre: „Über die Strichmännchen-Phase bin ich nicht weit hinaus gekommen.“ Trotzdem erkennt er Kunst, wenn er sie sieht, und zollte deshalb den Schülern „höchste Bewunderung“ für ihre Werke, die zu seiner besonderen Freude in einem städtischen Haus der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Dem Künstlerbund riet Kurt Förster, sich genau anzuschauen, welche Talente hier in der Ausstellung zu sehen sind, denn letztlich ist auch der Künstlerbund ein Verein, der Mitglieder braucht.

Die Auseinandersetzung mit der Kunst ist mehr als nur ein Selbstzweck, sie fördere vor allem auch die Persönlichkeitsentwicklung, erklärt Peter Nedwal, Vorsitzender des Künstlerbundes. Als Künstler entscheidet man, was man von sich preisgeben möchte. Dahinter stecke auch immer die Frage, welchen Qualitätsanspruch man an sich und an sein Publikum stellt. Erfolg habe man dann, wenn man „in die Materie eindringe und nicht nur an der Oberfläche Schaum schlage“. Mit einem Augenzwinkern gab der „heimliche Hausherr“ der Galerie dem künstlerischen Nachwuchs einen Eindruck mit auf dem Weg, wie das vermeintlich schwere Los für einen Kunstschaffenden aussieht. Hierfür zitierte er aus Wilhelm Buschs „Maler Klecksel“: „Leicht kommt man an das Bildermalen, doch schwer an Leute, die’s bezahlen! Statt ihrer ist, als ein Ersatz, der Kritikus sofort am Platz.“

Kunstlehrer Hans-Gustaf Weltzer und Maria Salamanek an „Malmaschine“.

Kunstlehrer Hans-Gustaf Weltzer und Maria Salamanek an „Malmaschine“.

Kritiker fanden sich an diesem Abend aber wenige bis gar keine in der mit Eltern, Schülern, Stadträten und allgemein Kunstinteressierten gut besuchten Galerie. Vielmehr herrschte durchweg Bewunderung über die in Stil und Technik facettenreiche Werkeschau. Umrahmt wurde die Vernissage mit musikalischen Einlagen eines Keyboardspielers, einer Delegation der Schulband und der Kunstklasse 10e.

Die Schüler der 5. bis 10. Jahrgangsstufe, darunter als Schwerpunkt die Kunst-Hauptfachklassen, zeigen ihre Werke aus dem laufenden Schuljahr. Zwischen den vielen ansprechenden Bildern auf Papier gab es auch dreidimensionale Kunst zu bewundern. Schallplatten wurde von den Zehntklässlern ein zweites Leben als figürliche Kleinplastiken geschenkt. Und Leon Urban hat innerhalb von zehn Monaten ein Papiermodell der Villa Rotonda angefertigt.

Max, Malte, Joshua, Pauline und Melissa entwickelten aus einem ausgedienten Lüftungsstück des alten Schulhauses eine „Malmaschine“, mit der sie sich im „Action Painting“ versuchten. „Es ist schon etwas anderes, wenn man Lob für seine Arbeit nicht nur von den Lehrern, sondern auch von anderen Leuten bekommt“, findet Max. Und Malte ergänzt: „Man kommt sich professionell vor.“

Als imposanten Farbtupfer zeigten sich auch überlebensgroße Schneeballen aus Pappmaché, die in einem zweiten Arbeitsauftrag an diversen Plätzen in der Stadt in Szene gesetzt und auch auf Fotos verewigt wurden. Daneben zogen auch romantische Landschaften in Acryl, Kohle- und Bleistiftzeichnungen sowie Comics, Linoldrucke und ein Blick auf die Heimatstadt durch die Brille des großen Meisters Roy Lichtenstein die Besucher in ihren Bann.

Vinyl-Klassiker: Würdevolles Zweitleben als Kleinplastiken.

Vinyl-Klassiker: Würdevolles Zweitleben als Kleinplastiken.

Ein Teil der ausstellenden Künstler kam mit einer guten Entschuldigung verspätet zu ihrer Feierstunde: Zehntklässler zeigten in einer Würzburger Fachoberschule im Bereich Gestaltung bei der Aufnahmeprüfung ihr künstlerisches Talent. Pauline aus der 10e etwa hat „ein ganz gutes Gefühl“ nach den vier Stunden, in denen sie eine Zeichnung aus der Wirklichkeit und eine aus der eigenen Vorstellung, sowie eine Tonarbeit und einen Ausschnitt einer Kaffeerunde mit Wasserfarben anfertigte.

Für Franzi Gottschling und Mevlüde Mercan ist Kunst eine Möglichkeit ihre Gefühle auszudrücken. Am liebsten malen sie in ihrem Skizzenbuch einfach drauf los. Aber auch bei vorgegebenen Themen können sie ihrer eigenen Vorstellungskraft ausreichend freien Lauf lassen. Was den Auftritt in der Öffentlichkeit betrifft, sind die beiden „alte Hasen“. Seit der fünften Klasse bekommen ihre Werke ihren verdienten Platz in der Schüler-Ausstellung. mes

Bedeutung für das Stadtbild

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Echte Hingucker – Sanierung historischer Gebäude abgeschlossen

ROTHENBURG – Öffentliche Ehrung und Anerkennung vom Bezirk Mittelfranken erfuhren die Stadt, die Familie Wehrwein und die Brüder Andreas und Martin Knausenberger für Erhaltungsmaßnahmen an historischen Bauwerken.

Direkt in unmittelbarer Nachbarschaft zur Doppelbrücke befindet sich die Herrenmühle. Zu dieser 1760 erbauten ehemaligen Loh-, Getreide- und Ölmühle gehört unter anderem eine Scheune. Dieses eingeschossige Nutzgebäude verfügt über ein steinernes Erdgeschoss, während die darüber liegenden Stockwerke in konstruktivem Fachwerk ausgeführt sind. Das Erbauungsdatum der Scheune ist unbekannt, sie dürfte im Kern hochmittelalterlich sein. In der Vergangenheit diente sie als Lagerstätte für Holz und Stroh sowie als Schweinestall.

Scheune zum Wohnhaus umgebaut. Fotos: Schäfer

Scheune zum Wohnhaus umgebaut. Fotos: Schäfer

Die Sanierung der Scheune erfolgte schrittweise, um sie zum Wohnraum umzunutzen. Erst Werner Knausenberger und dann seine Söhne Andreas und Martin haben diesen Plan mit viel Eigenleistung verwirklicht. Eine der größten Herausforderungen stellte die Rekonstruktion des Fachwerkgiebels dar, der bei der Sprengung der Doppelbrücke gegen Ende des Zweiten Weltkriegs fast vollständig zerstört und nur provisorisch wieder aufgebaut worden war. In einem Stück wurde er am Boden gezimmert und anschließend als großes Einzelteil den Erdgeschossmauern aufgesetzt. Die Fachwerkonstruktion an den Traufseiten konnte an Ort und Stelle ertüchtigt werden. Des Weiteren wurde der Dachstuhl denkmalgerecht instand gesetzt und das Dach teilweise mit historischen Ziegeln neu eingedeckt. Der Schopfwalm auf der Westseite wurde repariert, die darunterliegende Fläche durchfenstert und verbrettert. Um die Statik wiederherzustellen musste die Balkenkonstruktion repariert und, wo nötig, fachgerecht ergänzt werden. Für die Wohnnutzung mussten Etagenböden und ein Treppenhaus neu eingezogen werden. Die offenliegenden Holzbalken in den meisten Räumen vermitteln eine gemütliche Atmosphäre.

Auch die Familie Wehrwein hat ein Rothenburger Baudenkmal vor dem Verfall bewahrt und damit das Stadtbild aufgewertet. Der giebelständige, eingeschossige Sandsteinbau mit Satteldach in der Hirtengasse dürfte etwa aus der Zeit um 1446 stammen. Seiner ursprünglichen Bestimmung entsprechend wurde das historische Nutzgebäude auch heute noch als Lagerraum genutzt. Allerdings war das Dach undicht, das Fachwerk schadhaft und die Scheune insgesamt in ihrer Stabilität gefährdet. Die Eigentümer ließen den Dachstuhl sichern und das Dach unter teilweiser Verwendung der alten Biberschwanzziegel wieder eindecken. Die erneuerte Dachentwässerung verhindert künftig eindringende Feuchtigkeit. Um das Fachwerk der Giebelseiten vor weiteren Witterungsschäden zu schützen, wählte man eine Boden-Deckel-Schalung.

Das Fachwerk und die darin eingebauten Luken sind dabei nicht mehr sichtbar, konnten aber an Ort und Stelle verbleiben – eine bei Nutzgebäuden denkmalverträgliche Form der Altbestandsicherung. Das Scheunentor ersetzte man nach historischem Vorbild und verputzte das Gebäude. „Für zahlreiche historische Nebengebäude wünschte man sich Nachahmer dieser Maßnahme“, lobte der Bezirk als Denkmalschutzbehörde.

Richard Bartsch gratuliert den Brüdern Knausenberger.

Richard Bartsch gratuliert den Brüdern Knausenberger.

Die Stadt, vertreten durch Bürgermeister Dieter Kölle, bekam ein dreifaches Lob durch Bezirkstagspräsident Richard Bartsch bei der Prämierungsveranstaltung: für die Sanierung der Esse in der ehemaligen Klosterküche des einstigen Dominikanerinnenklosters (heute Reichsstadtmuseum), für die Sanierung der Rathaus-Balustrade und für die Dach- und Fassadensanierung der Ratstrinkstube. Die Denkmalprämierung führt der Bezirk Mittelfranken seit vierzig Jahren durch, um beispielhaftes bürgerschaftliches Engagement anzuerkennen und zu unterstützen, aber auch um das öffentliche Bewusstsein für den hohen Wert der Denkmalpflege zu schärfen. Im Zeitraum seit 1975 wurden viertausend Kulturdenkmäler in prämierungswürdig hoher Qualität saniert. Eigentümer, Kommunen, Kirchen, Vereine und Instituionen haben Initia­tive ergriffen für den Erhalt ihrer Baudenkmäler. sis

Endlich sitzen wie im Kino

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Städtischer Musiksaal erstrahlt dank Ingrid Ehmann in neuem Glanz

ROTHENBURG – Am vergangenen Wochenende wurde er mit der Aufführung des Theaterstücks „Außer Kontrolle“, inszeniert vom Landestheater Dinkelsbühl, offiziell eingeweiht. Der für geschätzte 250000 Euro neu renovierte und nun mit weichen, viel Platz und Beinfreiheit bietenden Sesseln ausgestattete, städtische Musiksaal. Möglich war dies nur durch die großzügige Spende von Ingrid Ehmann, die die Kosten für die Instandsetzung ganz alleine trägt.

Dass es so viele Jahre „nach dem Krieg“ noch einen so ausgestatteten Saal in Rothenburg gäbe, das dürfe nicht sein, antwortete Ingrid Ehmann auf die Frage, woher denn ihre Idee und ihre Motivation kam, den städtischen Musiksaal mit finanziellen Mitteln aus eigener Tasche in ein neues und modernes Gewand zu stecken. Oberbürgermeister Walter Hartl für die Stadt und Peter Cahn, im Namen des Landestheaters Dinkelsbühl, bedankten sich für das außerordentliche, finanzielle Engagement, welches auch in einer kleinen Tafel mit Namen seine Würdigung fand. Es sei schön, dass es Menschen wie Frau Ehmann gäbe, die sich nicht nur für die Förderung von Kunst und Kultur aussprächen, sondern auch aktiv etwas tun würden, konkret ein Projekt förderten, so Peter Cahn, Regisseur des Theaterstücks „Außer Kontrolle“.

Voll besetzter Saal und Sitzprobe der neuen Stühle: Fast alle Stadträte waren anwesend. Fotos: Götz

Voll besetzter Saal und Sitzprobe der neuen Stühle: Fast alle Stadträte waren anwesend. Fotos: Götz

Mit dem Gastspiel des Landestheaters aus Dinkelsbühl kam dann auch gleich richtig Leben in den Saal. „Außer Kontrolle“ sorgte für einige Lacher, gute Stimmung und am Ende für viel Applaus. Für die Pause hatte die Stadt Sekt und Gebäck für die Gäste organisiert. In dem Stück geht es um den eiskalten Politiker Josef Martin Standfest, toll gespielt von Andreas Peteratzinger. Eigentlich müsste er bei einer Debatte im Bundestag sein, lässt sich stattdessen aber auf eine Affäre mit der Sekretärin des Oppositionsführers (Monika Reithöfer) ein. Dann taucht plötzlich eine Leiche am Fenster zu seinem Hotelzimmer auf und das Unheil nimmt seinen Lauf. Georg Schweinhöfer (ebenso sehr gut: Patrick Mai), unscheinbarer Sekretär von Standfest, muss versuchen zu retten, was nicht mehr zu retten ist und wächst dabei über sich hinaus.

Der britische Autor Ray Cooney verstrickt bis zum Ende alle Beteiligten gekonnt und mit viel Witz in ein großes Schlamassel. Eines voller Ausreden, Lügen und Affären. Mit neun Darstellern ist das Theaterstück ungewohnt vielseitig besetzt. Es ist ein famoser Spaß zuzusehen, wie im Laufe des Stücks immer mehr Personen in Standfests Hotelzimmer auftauchen und hineingezogen werden in dessen Versuch, irgendwie seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Inhaltlich muss das Stück nicht jedem gefallen, fehlt ihm doch sicher irgendwo die Tiefe und die sprachliche Gewandtheit. Das Ende ist ein schneller Schnitt, lässt dramaturgisch Wünsche offen. Dafür aber ist „Außer Kontrolle“ witzig, unterhaltsam, ohne Längen. Und lebt von sehr lebendig spielenden Darstellern. Nur Paul Cahn hat seine besten Momente, in denen er nicht lebendig ist. Als Leiche nämlich. Und der aufmerksame Beobachter, der sieht nicht nur nackte Oberkörper und leicht zu verführende Frauen, sondern auch herrlich satirische Kritik am Politiker von heute.

Oberbürgermeister Walter Hartl dankt Ingrid Ehmann für die Spende.

Oberbürgermeister Walter Hartl dankt Ingrid Ehmann für die Spende.

Der „neue“ Musiksaal war schnell bis auf den letzten Platz gefüllt. Zu Beginn mussten sogar noch zusätzliche Stühle aufgereiht werden, um allen Besuchern einen Platz bieten zu können. Die kamen dann leider nicht in den Genuss der neuen Sitzmöbel. Aber mit dieser luxuriös anmutenden Instandsetzung im Rücken wird der städtische Musiksaal sicher noch viele weitere Möglichkeiten bieten, um Platz zu nehmen und kulturelle Darbietungen zu bestaunen. og


Anlaufstelle für Tiere in Not

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Das Rothenburger Tierheim bietet denen Hilfe, die nicht um sie bitten können

ROTHENBURG – 50 Katzen, 15 Hunde und nochmal zwischen fünf und zehn Kleintiere, wie Hasen, Meerschweinchen oder Igel, halten sich im Durchschnitt im Rothenburger Tierheim auf. Mit viel Einsatz wird sich dort gekümmert. Vieles läuft inzwischen ehrenamtlich ab. Die Finanzierung des Heims erweist sich als äußerst schwierig.

Ob sogenannte Fundtiere, Tiere also, die teils arg verwahrlost aufgefunden werden und niemandem zu gehören scheinen, oder die Abgabe von Privattieren. Dagmar Wiegmann aus Neusitz, seit 1992 Leiterin des Tierheims, und ihre Mitarbeiter nehmen sie an, päppeln sie wenn nötig auf, behalten sie oder geben sie bei Interesse weiter. Leer wird es nie im Heim. Auch nicht halbleer. „Es ist immer voll bei uns. Aber wenn Tiere Hilfe brauchen, kümmern wir uns natürlich um sie. Ich kann keine verletzten, unterernährten oder anderweitig stark beeinträchtigten Tiere einfach draußen liegen lassen“, sagt Dagmar Wiegmann, die ihr Amt seit vier Jahren ehrenamtlich ausführt.

Im Gespräch mit ihr wird einem schnell klar, dass das Tierheim ihre Leidenschaft ist. Natürlich mache es Arbeit. Sehr viel Arbeit sogar. Aber es gehöre einfach zu ihrem Leben, sagt sie und fügt an: „Wenn ich ein paar Tage weg bin, kribbelt es schon und ich merke, dass mir etwas fehlt.“ Ohne diese Art von Leidenschaft und einer gewissen „Tierliebe“ könnte man dieser Arbeit wohl auch schwer nachgehen.

Um 10 Uhr geht es jeden Morgen los. Die Betonung liegt auf „jeden“, denn „Tiere interessieren sich wenig für Sonn- und Feiertage“, wie Dagmar Wiegmann betont. Regelmäßig muss gefüttert werden. Ebenso regelmäßig brauchen die Hunde Auslauf. Im Frühjahr und Herbst ist am meisten los, denn da kommen die Katzenbabys. Und die verlangen einige Fürsorge. Hinzu kommen die Tierarztbesuche. Damit einhergehend ist es wichtig, die vielen verschiedenen Krankheitsbilder erkennen zu können. Nicht immer braucht es gleich den Arzt. Durch ihre langjährige Erfahrung erkennt die Tierheimsleiterin oft, welches Problem vorliegt. Damit kann sie es manchmal gleich selbst lösen.

Blick vom Balkon ihrer Hütte: Es wird versucht, es den Katzen gemütlich zu machen.

Blick vom Balkon ihrer Hütte: Es wird versucht, es den Katzen gemütlich zu machen.

Mit dem Lösen eines anderen Problems tut sie sich weitaus schwerer. Der Finanzierung des ganzen Projektes. Allein die Tierarztkosten können schon schnell in die Tausende gehen. Hinzu kommen Futter- und Energiekosten und natürlich Löhne, denn vollkommen ehrenamtlich lässt sich das Tierheim nicht führen. Einnahmen generiert man seit 1995 über Patenschaften, Mitgliedsbeiträge, Spenden aus meist privater Hand und dem eigenen Flohmarkt als Haupteinnahmequelle, der viermal im Jahr im Rathausgewölbe stattfindet. In diesem Jahr unter anderem am kommenden Sonntag von 10 bis 17 Uhr und am darauffolgenden Osterwochenende.

Mit der Stadt Schillingsfürst hat man außerdem einen Vertrag, der das Rothenburger Tierheim dazu verpflichtet, Fundtiere aus dem Gebiet der Stadt und der Verwaltungsgemeinschaft aufzunehmen. Dafür gibt es einen finanziellen Ausgleich in Form einer Pauschale pro Bewohner in genanntem Gebiet. Die Versorgung der Fundtiere nehme aber diesen Betrag locker wieder in Anspruch, sagt Dagmar Wiegmann. Eigentlich müsste das Tierheim dringend saniert werden, vor allem das Dach, erzählt sie weiter. Aber dazu fehlten die Mittel. Ein Weg, um Kosten zu sparen, ist die Aufnahme und Anstellung von straffällig gewordenen Jugendlichen, die Sozialstunden ableisten müssen. Mit diesen kommt Dagmar Wiegmann meist gut zurecht. Fundtiere aus dem Gebiet der Verwaltungsgemeinschaft Rothenburg gehen aus Kostengründen inzwischen an das Tierheim in Crailsheim. Das Rothenburger Heim dient hierfür nur noch als Erstaufnahmestelle. Bei exotischeren Tieren, wie zum Beispiel Schlangen oder Spinnen, kümmert man sich nur um die Vermittlung. Zur eigenen Aufnahme und Versorgung fehlen Wissen, damit einhergehend speziell geschulte Mitarbeiter, und angepasste Vorrichtungen zur Unterbringung. Greifvögel beispielsweise werden an den Falkenhof auf Schloss Schillingsfürst weitergegeben.

Streicheleinheiten für und von dem Hund: Tierheimleiterin Dagmar Wiegmann.        Fotos: Götz

Streicheleinheiten für und von dem Hund: Tierheimleiterin Dagmar Wiegmann. Fotos: Götz

Das Tierheim bietet auch eine Notfallnummer an. Allerdings handelt es sich hierbei nur um eine Privatnummer der Verantwortlichen, die nicht durchgehend erreichbar ist. In wirklichen Notfällen, bei schwer verletzten Tieren oder ähnlichem, sollte man besser gleich den Tierarzt rufen. Dagmar Wiegmann kümmert sich als anerkannte Tierschutzinspektorin auch noch darum, Tiere vor Misshandlungen zu schützen. Und wenn sie die finanziellen Mittel hätte, würde sie an das jetzige Tierheimsgebäude anbauen. Schließlich sei einfach viel zu wenig Platz.

Die Arbeit wird ihr wohl kaum ausgehen in nächster Zeit. Und die Liebe zu Hund, Katze und Co. auch nicht. „Ich bleibe hier, bis ich einmal nicht mehr bin“, sagt sie und lacht. Eines stimme sie aber auch wehmütig: „Nach mir ist dieses Tierheim hier tot. In all den Jahren habe ich bisher niemanden gefunden, der ernsthaft daran interessiert war, meine Arbeit einmal zu übernehmen.“ og

Gutes Image wirkt

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Professionelle Außenwirkung durch Messeauftritt

ROTHENBURG – Bereits über hundert Aussteller haben sich für die Wirtschaftsmesse vom 10. bis 12. Juni in Rothenburg vor dem Spitaltor angemeldet. Damit sind neunzig Prozent der 4000 Quadratmeter großen Fläche in den vier Ausstellungshallen schon belegt. Der erste Messetag wird wieder vom Berufsinfotag flankiert. Hier werden über den ganzen Tag etwa tausend Schüler erwartet.

Um langfristig erfolgreich zu sein, ist heutzutage mehr erforderlich als reine Verkaufsförderung und Werbung. Ein gutes Image, das auch durch eine stimmige Öffentlichkeitsarbeit erreicht wird, kann zum Wettbewerbsvorteil beitragen. Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels liegen Unternehmen mit einem guten Gesamteindruck bei der Nachwuchs- und Mitarbeitergewinnung vorn. Natürlich kann ein gutes Image auch positive Auswirkungen auf das Unternehmensklima haben, etwa auf die Motivation der Mitarbeiter.

Die Vorbereitungen für die Rothenburger Wirtschaftsmesse sind schon weit gediehen: Die Wirtschaft zeigt Flagge.         Foto: Schäfer

Die Vorbereitungen für die Rothenburger Wirtschaftsmesse sind schon weit gediehen: Die Wirtschaft zeigt Flagge. Foto: Schäfer

Obendrein sind Unternehmen mit guter Reputation bei Geschäftspartnern begehrte Referenz- oder Vorzeigekunden. Diese Wahrnehmung darüber muss nicht wirklich objektiv sein, also an Fakten orientiert, sondern wird stark durch Gefühle und Assoziationen beeinflusst. Ein Erfolg ist wirklich erst ein Erfolg, wenn die Öffentlichkeit davon weiß. Die Wirtschaftsmesse bietet Industrie, Handwerk, Handel und Dienstleistern eine gute Gelegenheit, sich einer breiten Öffentlichkeit als interessanter Arbeitgeber mit besonderen Aufgaben vorzustellen. Die Fachkräftesicherung ist eine der entscheidenden Herausforderungen der nächsten Jahre. Durch den demografischen Wandel wird die Zahl der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter in Deutschland stark zurückgehen. Hier sind neue Strategien der Personalgewinnung und -bindung gefragt, aber auch der Unternehmenspositionierung. Es wird in Zukunft stärker darum gehen, wie Unternehmen ihre Mitarbeiter halten können, denn der Konkurrenzkampf um gute Arbeitskräfte wird sich verschärfen.

In den vier Messehallen gibt es nur noch sieben freie Plätze und im Freigelände noch zwei freie Plätze. Die teilnehmenden Aussteller kommen vorwiegend aus der Region. Darunter eine ganze Reihe Rothenburger Arbeitgeber: Electrolux, Lechner, Neuberger, Ebalta, Pehl, Wohlfahrt, Sparkasse, VR-Bank, Stadtwerke, Kölblin, Ströbel, Baumann, Korn, Bauereiss, Stiegele, Wolff, Rotabene. Des Weiteren sind dabei: der Rothenburger Hotel- und Gaststättenverband, Berufsschule, Stadtmarketingverein, Evangelische Jugend­sozial­arbeit, Diakonie und Schreinerinnung, Auf der Wirtschaftsmesse präsentiert sich auch die Firma Baß aus Gebsattel, die Endseer Bk-Gruppe sowie Speedmaster, die Gemeinden Insingen und Neusitz, aus Buch am Wald der Partyservice Weingärtner und Romutec, aus Schillingsfürst die Firmen Dinzl und Knoll.

Hinzu kommen Aussteller aus Burgbernheim (Brothaus), Blaufelden (Sigloch), Schrozberg (Hakro), Creglingen (Wirthwein), Uffenheim (Waldenmaier). Sogar Aus­steller aus Braunschweig und Lauf nutzen die Wirtschaftsmesse als Plattform. Zudem sind die Hochschulen Heilbronn (Campus Künzelsau) und Weihenstephan-Triesdorf vertreten. Die Branchenvielfalt ist groß. Besuchern wird eine interessante Mischung geboten. Träger der Wirtschaftsmesse ist die Stadt Rothenburg im Zusammenwirken mit der Wirtschaftsförderung Landkreis Ansbach und des IHK-Gremiums Rothenburg. Ansprechpartnerin bei der Stadt Rothenburg ist Karin Schmidt (Telefon 09861/404-530) und bei der Organisationsfirma Geschäftsführer Willi Dörr (Telefon 07138/971920). sis

Inspiration vor der Haustür

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Realschüler zeigen sich durch ihre Kunstwerke mit Rothenburg verbunden

ROTHENBURG – Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Wohl mit diesem Sprichwort als Leitmotiv gingen Kunstschüler der Rothenburger Oskar-von-Miller-Realschule ans Werk. Für zwei Projekte suchten sie vor der Schulhaustür nach Inspiration und setzten kulinarische und historische Besonderheiten der Tauberstadt einfallsreich in Szene.

Schneeballen auf Reisen.

Schneeballen auf Reisen.

Jeder Tourist und Einheimische sammelt unterschiedliche Eindrücke von Rothenburg. Auch wenn jeder das malerisch-historische Antlitz der Stadt von seiner eigenen Warte aus wahrnimmt, lassen sich dennoch als gemeinsamer Nenner und kollektiver Eindruck altehrwüdige Mauern, Türme und Fachwerkhäuser herausarbeiten – solide, geschichtsträchtig und traditionsverbunden.

Jung, bunt und modern: So sehen die Realschüler die Tauberstadt. Bei ihrer Auseinandersetzung mit den herausragenden baulichen Merkmalen der Stadt wandelten sie auf den Spuren des amerikanischen Künstlers Roy Lichtenstein. Der – neben Andy Warhol – bekannteste Vertreter der sogenannten „Pop Art“ hat sich mit seinem Comicstil auch bei selbst künstlerisch eher unbewanderten Zeitgenossen ins Gedächtnis gebrannt und als Poster-Nachdruck aus dem Baumarkt an die Wohungswand vorgearbeitet.

Die Zehntklässler griffen den eigenen Stil des Meisters auf, so wenige Farben wie möglich zu verwenden, die dafür umso kräftiger sein sollen. Und zum Teil verwendeten sie zur Kolorierung auch gleichmäßige Farbtupfer anstatt Farbflächen. Deshalb erstrahlen nun beispielsweise das Plönlein und die Türme der Stadt in rot, blau und gelb oder sind in ein gepunktetes Gewand gekleidet. Das kulinarische Aushängeschild Rothenburgs ist in den meisten Reiseführern der traditionelle Schneeballen. Allgegenwärtig scheinen die herausgebackenen Teigkugeln in der Stadt zu sein. Während sich die Original-Exemplare schon eher in die Umgebung einfügen, stechen ihre großen Geschwister deutlich heraus. Mit einem Wasserball als Formgeber sowie viel Papier und Kleister wurde Schicht um Schicht aufgetragen bis zur typischen, einmaligen Struktur des Gebäcks.

Rothenburgs Wahrzeichen: Tausendmal fotografiert – Von den Realschülern neu interpretiert.

Rothenburgs Wahrzeichen: Tausendmal fotografiert – Von den Realschülern neu interpretiert.

Ausgehend von der Realschule in Reih und Glied machte sich jeder für sich auf die Reise durch die nähere Umgebung in die Altstadt. Immer mit dabei war die Fotokamera, um den eigenen Siegeszug mit eindrucksvollen Motiven für die Ewigkeit festzuhalten: Vom Gleisbett über Treppenstufen, bis hin zum Aussichtspunkt an der Eich, dem Burggarten und dem Plönlein, inmitten von Touristen auf dem Marktplatz oder auch in friedlicher Abgeschiedenheit auf einem Brücklein in lauschig-grüner Umgebung. mes

Größtes Gebäude fällt jetzt

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1949 von Evangelischer Werkshilfe errichtet – Die AEG zog 1961 ein

ROTHENBURG – Anfang dieser Woche stand er noch in voller Größe da: der Altbau der früheren AEG an der Bodelschwinghstraße. Doch inzwischen nagt der Zahn der Abbruchmaschinen an ihm und auch er wird Platz machen für das kommende Marktprojekt. Das Denkmal Rothenburger Industriegeschichte als prägenden Bau für diesen Bereich südöstlich der Altstadt gibt es dann nicht mehr. Vor dem Ausschlachten im Vorfeld des Abrisses schauten wir uns im Gebäude um und konnten so manches Überbleibsel aus vergangenen Pionierzeiten entdecken.

Letztes Bild des Gebäudes in voller Größe. Inzwischen sind Teile schon abgebrochen. Fotos: Weber

Letztes Bild des Gebäudes in voller Größe. Inzwischen sind Teile schon abgebrochen. Fotos: Weber

Lange Räume zu beiden Seiten des Flurs ziehen sich im Erdgeschoss über gut die Hälfte des gesamten Gebäudes. Sie stoßen am westlichen Ende aneinander. „Bis hier Rauchen verboten“ heißt es auf einem Schild am Ausgang des Produktionsbereichs rot auf weiß. Hier ist einst unverkennbar die Nachkriegszeit auf das Wirtschaftswunder getroffen. Übriggeblieben aus dieser Epoche sind – nachdem schon in den 60er Jahren in die neuen Werkhallen umgezogen wurde – zweiflüglige graue Holztüren, ein Sicherungskasten in Kopfhöhe, unter Fensterbretthöhe verlaufende Versorgungskanäle fürs Elektrische mit Steckdosen in den Arbeitsbereichen, Rammleisten auf Hüfthöhe, zwei mit rotem Kreuz versehene graue Überzüge für Krankentragen, lange Neonröhrenschienen an der Decke, roher Estrichboden und im gelblichen Ton gestrichene Wände mit gen Decke immer bräunlicher werdender Patina.

Im Flur daneben: doppelflüglige Aufzug-Türen aus Metall in hellem Grau mit den obligatorischen Sichtschlitzen. Daneben hängt die schwarze Werksirene. Ein paar Schritte weiter findet sich der Abgang in den Keller. Ein Schild an der Tür mit rotem Blitz und schwarzer Schrift auf gelbem Feld mahnt zum Abstand. Text: „Prüffeld – Zutritt für Unbefugte verboten“. In Richtung Eingang liegt ein Raum, der für anderes genutzt wurde: „Kinderübergabe“ heißt es auf einem Schild an der Tür. Hier wurde der Nachwuchs der Arbeiterinnen betreut und konnte zum Schichtwechsel gebracht oder abgeholt werden. An den Wänden hängen noch ein paar phantasievoll gestaltete Kindergemälde und schmuddlige Bahnen Schallschutz.

Blick in einen der beiden Produktionstrakte, der zuletzt nur noch als Abstellraum genutzt wurde.

Blick in einen der beiden Produktionstrakte, der zuletzt nur noch als Abstellraum genutzt wurde.

Das Erdgeschoss ist damals, Anfang der 60er Jahre, Schauplatz des Produktionsbeginn mit den ersten Geräten gewesen. Am 15. Mai 1961 haben hier die ersten fünf Arbeiterinnen des Rothenburger Elektrogerätewerks ihre Tätigkeit aufgenommen. Kollektormotoren für einen Metall-Fön wurden in der Urzelle dieser „Produktion von der Tauber“ zusammengesetzt. Damals, in der Gründungsphase des Industriebetriebs vor den Toren der Altstadt, stieg der Personalstand rasant. Schon Ende des Monats waren 29 Mitarbeiter erreicht. Anfang September wurde die Montage des Kunststoff-Föns aufgenommen, Anfang Dezember die Montage des Stielbrotrösters. Zum Jahresende betrug der Personalstand 87. Gleich zu Beginn 1962 kommt mit der Montage des Metallföns ein weiterer Bereich hinzu.

Kurz vor Mitte März wurde östlich des Altbaus mit dem Errichten der Stahlkonstruktion für die großen, modernen Werkhallen begonnen. Auf prominentem Grund: Jener Teil der von der AEG erworbenen 96000 Quadratmeter diente beim 1960 erschienenen Kinofilm „Gustav Adolfs Page“ mit Curd Jürgens und Liselotte Pulver als Drehort. Kulissen für ein großes Kriegslager waren dort aufgebaut und vermittelten die Illusion eines unmittelbar zum Sturm auf die alte Stadt ansetzenden Heeres.

Kurz vor Mitte April 1962 kommt im AEG-Altbau die Montage des Automatic-Toasters hinzu. Ein paar Tage später gibt es im dort eingerichteten Speisesaal erstmals warmes Mittagessen. Neu im Juli: die frisch gegründete Werkfeuerwehr. Im August folgen die ersten Betriebsratswahlen, im September das Richtfest im Hospiz für die neue Werkhalle und wenige Tage später der Start der „Ventiofen“-Montage (Ofen mit eingebauten Ventilatoren).

Die Entwicklung des Rothenburger AEG-Werks nimmt damals innerhalb kurzer Zeit weitere Dynamik auf. Ende Oktober führt das Unternehmen erste Gespräche mit der Gemeinnützigen Bayerischen Wohnungsbaugesellschaft zur Errichtung von Wohnblöcken mit 48 Parzellen an der Erlbacher Straße. Personalstand zum Jahres­ende: 166.

Erste Record-Herde verlassen im Januar 1963 das eine Fertigungsband im Altbau und zwei Tage später im (ersten) Waggon den Rothenburger Bahnhof. Anfang Februar, schon, wird an einem zweiten Fertigungsband die Schlagzahl erhöht. Auf das Werk werden Sattelzug-Maschinen und ein erster Kleinbus zugelassen. Im Juni läuft die Produktion der ers­ten Deluxe-Herde an und im gleichen Monat zieht die Verwaltung in den Neubau um. Im September kann bereits die Montage des 100000. Herdes verkündet werden. Im August 1964 wird auch die Herdfertigung in den Neubau verlagert.

Vor der Kulisse der Altstadt: Die 50 Tonnen schwere Brechmaschine wird fertig gemacht und in Stellung gebracht.

Vor der Kulisse der Altstadt: Die 50 Tonnen schwere Brechmaschine wird fertig gemacht und in Stellung gebracht.

Der Altbau wird immer weniger und schließlich gar nicht mehr gebraucht, nur noch bei Bedarf als Abstellmöglichkeit genutzt. Ein paar übrige Schreibtische verlieren sich im Montagebereich, als wir uns jetzt im Gebäude umsahen, bevor es ausgeschlachtet wurde. In Rothenburg ist vielfach zu hören, der AEG-Altbau sei ein Gebäude des Reichsarbeitsdienstes gewesen. Das trifft aber nicht zu. Der Arbeitsdienst war vielmehr in der Topplerschule (Topplerweg 15) untergebracht und residierte dort unter dem bezeichnenden Begriff „Herzog Friedrich von Rothenburg“.

Stadtarchivarin Angelika Tarokic: „Auf dem Stadtplan des Adressbuchs 1941 ist nur die zur Leonhardshöhe führende Straße ohne Namen und Bebauung angegeben.“ Möglicherweise speist sich die Mär mit dem Reichsarbeitsdienst aus dem Baustil des Gebäudes. Er ist mit dem der 20er und 30er Jahre identisch. Das erste Adressbuch nach der NS-Zeit stammt von 1949. Hier taucht zum ersten Mal die Bodelschwingh-straße und die Hausnummer 1 mit „Schwerkriegsgeschädigten Umschulungswerkstätten“ auf. Dort waren die Schwerversehrten-Umschulungswerkstätten des Evangelischen Hilfswerks untergebracht. Als Beweis gibt es sogar ein Dokument mit bewegten Bildern. Darin wird eine Szene vom Bau des Hauses im Jahre 1949 geschildert. Das Gebäude ist also ganz zweifelsfrei ein Nachkriegsbau. Neun Jahre lang, bis 1958, dauerte die Periode mit der oben genannten Nutzung.

1959 wechselt das Gebäude dann zu den Rummelsberger Anstalten der Inneren Mission. Es finden sich Angaben von Erziehern, Heimleitern und Lehrern, die auf ein Kinder- und Jugendheim beziehungsweise Internat schließen lassen. Ab 1963 erscheint dann endgültig die AEG, die ja schon zwei Jahre vorher eingezogen war, als Besitzer. -ww-

Beifall fürs CSU-Sprachrohr

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Staatsminister Markus Söder schlug bei Landfrauentag populistische Töne an

ROTHENBURG – Das war ganz nach dem Geschmack der Zuhörerinnen und Zuhörer. Immer wieder gab es Zwischenapplaus, manchmal auch beifälliges Gelächter. Als prominenter Redner des Landfrauentages im Theatersaal des Wildbads hatte Staatsminister Dr. Markus Söder ein Heimspiel. Er zeigte sich als eloquentes Sprachrohr seiner Partei und schlug populistische Töne an.

Der Flüchtlingszustrom werde das soziale Gefüge bei uns verändern. Aber dies dürfe nicht dazu führen, dass für die einheimische Bevölkerung nichts mehr bleibe. Die habe schließlich Beiträge gezahlt, während von den Zuwanderern ja nichts derartiges erbracht worden sei.

Sicherung der Grenzen. Das ist für Söder ein ganz zentrales Thema. Als wegen des G-7-Gipfels in Elmau die Grenzen geschlossen werden mussten, seien plötzlich innerhalb weniger Tage 10000 Straftaten auf dem Schirm der Sicherheitskräfte gewesen. Wie das sein konnte, sei gefragt worden. In einem dunklen Raum sei plötzlich Licht gemacht worden, habe es zur Erklärung geheißen: „Und was machen wir jetzt? Einfach das Licht wieder aus.“ Das dürfe nicht sein. Unsere Grenzen müssten besser geschützt werden. Und zwar ständig. Außerdem brauchen wir weniger Bürokratie, meint Söder. Vor allem geht er dabei in den Clinch mit Arbeitsministerin Andrea Nahles, mit der ihn wohl nie eine Freundschaft verbinden werde. Lege man sämtliche Formulare aneinander, die von den Betrieben bei Minijobs und für Mindestlohn auszufüllen sind, komme man von München bis Südkorea und zurück. Dies gehe einfach nicht an und müsse geändert werden.

Eine Schürze für den Heimatminister von der Kreisbäuerin und ihren Stellvertreterinnen.  Fotos: Weber

Eine Schürze für den Heimatminister von der Kreisbäuerin und ihren Stellvertreterinnen. Fotos: Weber

Er sei im übrigen relativ beeindruckt davon, dass man den Griechen bei der Sicherung der EU-Außengrenzen so viel zutraue. Wo sie es doch bis zum heutigen Tag weder bei der Besteuerung noch bei der Grundbuchverwaltung weit gebracht haben. Nach den Anschlägen von Paris sieht Söder ein Kartell von Meinung eingekehrt, das vieles weglasse und alles diktiere. Aber mit „political correctness“ allein lasse sich ein Land nicht führen.

Köln (gemeint ist damit die Silvesternacht) hätte in Bayern nicht passieren können. Allein schon weil die Polizei bei uns besser bezahlt und ausgebildet sei. Dort werde sie angegriffen. Bei uns seien die Ordnungshüter die Guten. Dass man sich inzwischen in Nordrhein-Westfalen schon in bestimmten Stadtteilen nicht mehr auf die Straße traue, dürfe nicht sein. „Wer vor Gewalt flieht, um Frieden zu finden und hier Gewalt anwendet, der muss wieder nach Hause gehen.“

Was verändert die Zuwanderung bei uns kulturell? Vielfach werde diese Frage mit dem Hinweis darauf beantwortet, dass wir auch die Bevölkerungsverschiebungen bei der Wiedervereinigung ohne Probleme gestemmt haben. „Aber das waren Landsleute,“ betont Söder. Und nicht Flüchtlinge, die dem Staat Israel die Anerkennung verweigern, die keinen Pluralismus kennen, bei denen Frauen Menschen zweiter Klasse sind. Dass wir uns halt etwas ändern müssen, um uns auf die schwierige Situation einzustellen, wie es laut Söder „der Hofreiter“ mit seiner „grundsätzlichen Abneigung gegen Friseure“ sagt? Der Heimatminister sieht das nicht ein. Anders müsse es sein. Die hier bei uns leben wollen, müss­ten sich auf uns einstellen, auf unsere Kultur, auf unsere Sitten und Gebräuche. In diesem Kreis kommt Söder natürlich auch auf die Landwirtschaft zu sprechen, auf Kulap und Co. Bei dem Förder-Programm habe er „auf Drängen von Jürgen“ (gemeint ist der Ansbacher Landrat) noch dafür gesorgt, dass nachgelegt wurde. Große Betriebe wie in Norddeutschland seien für uns hier nicht angestrebt. Unsere bäuerlichen Höfe müssten Zukunft haben, weil sie Identität, Landschaftspflege und Heimat bedeuten.

Zuhörer ganz vorn: v.l. Bürgermeister Kölle und Landrat Dr. Ludwig.

Zuhörer ganz vorn: v.l. Bürgermeister Kölle und Landrat Dr. Ludwig.

Außerdem bricht Söder eine Lanze für regionale Erzeugung und heimische Produkte bei der Ernährung, weil das schöner und erfolgreicher macht. Wenngleich er einräumt, dass es ihm trotz ziemlichen Einsatzes nie gelungen sei, mit Brokkoli einen Kindergeburtstag zu be­geis­tern. Mit einer Sequenz über das Fränkische, seinen Vater und seinen Werdegang sorgt er für beifälliges Nicken im Saal. Als er auch noch seinen Doktortitel ins Spiel bringt, den ihm im Gegensatz zu manch anderer und anderem noch niemand abgesprochen habe, bricht Gelächter aus.

Sein Dank geht an diesem Nachmittag gezielt an die Landfrauen, besonders weil sie die eigentlichen Stützen der bäuerlichen Betriebe sind. Zur Erbschaftssteuer hatte er eingangs betont, sie dürfe nicht zum Folterinstrument werden für in Generationen aufgebaute Betriebe. Zum Gastspiel des Finanz- und Heimatministers hatten sich neben Vertreterinnen und Vertretern des Bauernverbands auch etliche Repräsentanten des öffentlichen Lebens eingefunden. Unter anderem mit von der Partie: Landrat Dr. Jürgen Ludwig, Bürgermeister Dieter Kölle für die Stadt Rothenburg und einige Bürgermeister aus dem Altkreis. Weinprinzessin Lena I. aus Tauberzell brachte etwas monarchischen Glanz in den Theatersaal. Mit Dank und Präsenten verabschiedeten Kreisbäuerin Christine Reitelshöfer und ihre Stellvertreterinnen Christina Dümmler und Doris Schienagel den Gast. Er durfte sich über Schürze, Landfrauen-Kochbuch und guten Tropfen freuen. -ww-

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