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Gutes Beispiel geben

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Verein Alt-Rothenburg springt für öffentliche Hand ein

ROTHENBURG – Es gehört zu den originären Aufgaben des Vereins Alt-Rothenburg, sich für einen sensiblen Umgang mit der Altstadt einzusetzen, der Gleichgültigkeit gegen das kulturelle Erbe der Stadt entgegenzutreten und das Bewusstsein für die erhaltene historische Substanz zu fördern. Gerade in Zeiten rascher Veränderung muss das unverwechselbare Profil und die Identität der Stadt ein wichtiges Anliegen sein.

Mit dem Erwerb des Hauses Judengasse 10 ist der Verein erneut die große Verpflichtung eingegangen, ein gefährdetes Baudenkmal zu erhalten. Ein finanzielles Polster ermöglicht den Kauf und eine Anschubfinanzierung für die Sanierung. Zwei Brüder von auswärts hatten keine Verwendung für den Eigenbedarf an der geerbten Immobilie und wurden sich mit Alt-Rothenburg handelseinig. Das Nachbaranwesen Nummer 12 hat der Verein schon vor Jahren erworben. Beide Wohneinheiten bilden zusammen ein Doppelhaus aus der Zeit um 1400 mit gemeinsamem Dachstuhl und insgesamt noch in großem Umfang erhaltener ursprünglicher Bausubstanz.

Kulturgeschichtliche Rarität gesichert: Alt-Rothenburg konnte das Haus Judengasse 10 mit der jüdischen Mikwe erwerben.  Fotos: sis

Kulturgeschichtliche Rarität gesichert: Alt-Rothenburg konnte das Haus Judengasse 10 mit der jüdischen Mikwe erwerben. Fotos: sis

Alt-Rothenburg besitzt nun in der Judengasse zweieinhalb sanierte, bewohnte und vermietete Häuser und weitere zweieinhalb Häuser, die auf eine Sanierung warten und dem Verein vorläufig nur Kosten verursachen. „Es wird eine Aufgabe für die nächs­ten Jahre sein, eine Lösung für diese Gebäude zu finden“, sagte Vorstandsmitglied Dr. Richard Schmitt in der „Schranne“. Es ist eine alte Vereinstradition, dass bei der Mitgliederversammlung der Bericht des Schriftführers im Mittelpunkt steht. Der Vorsitzende fungiert in der Hauptsache als Moderator.

Im Bereich der Denkmal- und Stadtbildpflege will der Verein „einiges intensivieren“. Unter dem neuen Vorsitzenden wurde die Kommunikation mit der Stadt verbessert, so dass der Verein frühzeitig in Entscheidungsprozesse eingebunden werden konnte. Mit einer verbesserten Öffentlichkeitsarbeit will man die „Köpfe“ der Leute erobern und Anliegen positiv vermitteln. Dies könnte etwa durch Lob für gelungene Baumaßnahmen oder durch Stadtteilführungen geschehen.

Der Verein hat auch beschlossen, sich um die „kleinen Kostbarkeiten“ in der Altstadt zu kümmern. Dabei handelt es sich um alte Türen oder Wappensteine, dem der Zahn der Zeit arg zugesetzt hat. Außerdem will Alt-Rothenburg die Anstrengungen verstärken, den Grüngürtel um die Altstadt mit seinen vielen historischen Wohnhäusern zu schützen. Auf der „Rappen“-Baustelle sei ein historisches Gartenhäuschen verschwunden und das Portal von 1905 als Zeitdokument. Erst habe es mit dem Abriss der alten Gebäude nicht schnell genug gehen können und dann geschieht wochenlang nichts auf der Baustelle.

Zu den „Altlasten“ zählt Dr. Richard Schmitt das Arbeiterwohnhaus an der Mergentheimer Straße beim Brauhaus. Nach Aussagen des Bauamtes werde dieses Beispiel des Sozialen Wohnungsbaus der frühen 20er Jahre wegen statischer Probleme möglicherweise nicht zu retten sein. Um das Brauhausgelände sei es „nach jahrelangen großspurigen Ankündigungen inzwischen recht ruhig geworden“, so das Vorstandsmitglied. Ein Großhotel an dieser Stelle würde die Stadtansicht von Westen her „stark beschädigen“.

Beim Umbau des Spitalgebäudes hätte Alt-Rothenburg es gern gesehen, wenn der Vorraum zum Schäfersaal mit seinen einmaligen renaissance-zeitlichen Holzvertäfelungen aus dem zukünftigen Schülerwohnheim für Berufsschüler herausgenommen worden wäre. Die Stadt entschied sich für eine Kompromisslösung: die „Einhausung“ , also Verkleidung, der plastischen Schmuckelemente an den Türen zum Schäfersaal.

Aktiver Vorstand: Dr. Richard Schmitt (li), Dr. Hellmuth Möhring, Dr. Markus Naser, Peter Nedwal.

Aktiver Vorstand: Dr. Richard Schmitt (li), Dr. Hellmuth Möhring, Dr. Markus Naser, Peter Nedwal.

Für Diskussionen sorgte die Farbgestaltung von Altstadtfassaden. Das dunkle Blau des Sparkassengebäudes am Kapellenplatz und das kalte Blau am ehemaligen Kino wurden bemängelt. Nicht jedes profane Haus verdiene auffallende Farben. Dies solle markanten, das Stadtbild prägenden Bauwerken vorbehalten bleiben. Farbuntersuchungen an Privathäusern würden sogar von der Stadt bezahlt, um Anstriche nach historischen Befunden zu ermöglichen.

Seit langem setzt sich Dr. Richard Schmitt für eine intensivere Aufarbeitung der Rothenburger Geschichte im Dritten Reich ein. Mit den „bescheidenen Mitteln, die der Jahresbericht und die „Linde“ bereitstellen. Immerhin verschwand Ernst Unbehauens Topplerbild aus dem Rathaus, hieß es. Die Umbenennung der Ludwig-Siebert-Straße war Dr. Gußmanns Verdienst. Dass ein hochrangiger Nazifunktionär heutzutage keinen Straßennamen in Rothenburg verdient, „müsste eigentlich jedem klar sein“. Was er im „nationalsozialistischen Unstaat für Rothenburg geleistet hat, „diente vor allem propagandistischen Zwecken“.

Kritische Anmerkungen gab es zum städtischen Beleuchtungskonzept: „Die aus dem Pflaster herausschießenden Lichtblitze am Herterichbrunnen bringen erhebliche Blendungseffekte mit sich“. Bei den nächsten Vorhaben, etwa der Beleuchtung des Seelbrunnens am Kapellenplatz, sollte man „zurückhaltender und vorsichtiger vorgehen“. Ein Thema war auch das Pflaster in der Altstadt. Fußgängerfreundlich wie auch stadtbildkonform sollte es sein, wie an der Johanniskirche oder in der Georgen­gasse. Weniger geeignet seien die groben Granitsteine mit ihren holprigen, scharfen Kanten am Kapellenplatz für Rollator, Rollstuhl oder Kinderwagen.

Auf dem Gebiet der Geschichtsforschung und -vermittlung organisierte Alt-Rothenburg wieder gut besuchte Vorträge. Erstmals war der Verein mit einem Stand bei der Frühlings-Stadtmosphäre und beim „Fest der Vielfalt“ vertreten. Der Bücherverkauf brachte mehrere hundert Euro ein und darüber hinaus wurde ein halbes Dutzend neue Mitglieder geworben. Nicht gelungen sei der Ankauf von zwei bedeutenden kunsthandwerklichen Objekten aus der Barockzeit für das Reichsstadtmuseum im letzten Jahr. Zum einen ging es um den Zunftpokal der Rothenburger Bäckerzunft von 1702, zum anderen um eine Silbermünze des Nürnberger Medailleurs Oexlein von 1744 zum 200-jährigen Jubiläum der Einführung der Reformation in Rothenburg.

Zum Abschluss seines Jahresberichts erinnerte das Vorstandsmitglied an zwei langjährige Ausschussmitglieder, die im letzten Jahr verstorben sind. Mit Horst Brehm hat die Rothenburger Geschichtsforschung einen Mann verloren, der jahrzehntelang die Erarbeitung der Vor- und Frühgeschichte in Stadt und Umland zu seiner Lebensaufgabe gemacht hat. „Er kann als Begründer der modernen Stadtarchäologie in Rothenburg gelten, die sich durch sein Engagement bei zahlreichen Ausgrabungen und seine Publikationen in der Stadt etabliert hat“. Heinz Boas, der ehemalige Leiter der Stadtgärtnerei, hat über lange Jahre das Gesicht Rothenburgs mitgeprägt. „Vieles, was wir heute als Partien im Stadtbild sehen, ist sein Werk“.

Der Vereinsvorsitzende Dr. Markus Naser trat vor einem Jahr mit der Maßgabe an, die Beziehungen zu den Vertretern der Stadt und zur Lokalpresse zu verbessern. „Das ist auch gelungen“. Man sei nicht immer einer Meinung mit der Stadtspitze und dem Bauamt, aber man pflege einen kooperativen Umgang. In der Aussprache wurden aus den Reihen der Mitglieder neue Vorwürfe laut, dass der Verein zu spät oder unzureichend informiert werde, etwa bei der Beleuchtung am Marktplatz. Dem widersprachen OB Walter Hartl und Stadtbaumeister Michael Knappe in der Versammlung entschieden. Als die Entscheidung über das Beleuchtungskonzept nach mehreren Beratungen und einem Testlauf fiel, saß Alt-Rothenburg an der Informationsquelle. Dr. Karl-Heinz Schneider war in seiner Doppelfunktion als damaliger Vereinsvorsitzender und Stadt­rat intensiv in das Vorhaben eingebunden. sis


Ein „ambitionierter Haushalt“

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Fraktionen und Oberbürgermeister nehmen zum kommunalen Zahlenwerk Stellung

ROTHENBURG – Es ist vollbracht: In Abwesenheit von vier Mitgliedern verabschiedete der Stadtrat den kommunalen Haushalt für das laufende Jahr. Die Fraktion der „Unabhängigen Rothenburger“ (UR) versagte dem Zahlenwerk geschlossen die Zustimmung.

„Noch nie in der neueren Geschichte der Stadt war der Schuldenstand auf dem Niveau wie heute“, eröffnete Dr. Günther Strobl, SPD-Fraktionsvorsitzender, die traditionellen Erklärungen der Fraktionen zum Haushalt. Angesichts der hohen Zins- und Tilgungslast des ersten Haushalts-Entwurfs habe er „Mitgefühl mit den Bedenkenträgern“ in der Stadt. Doch mit Bedenkenträgern allein sei noch „keine Stadt gebaut und fortentwickelt“ worden.

Mit den Investitionen werden kommunale „Pflichtaufgaben“ erfüllt, die einen „Wertzuwachs“ für die Stadt darstellen. Das Geld werde nicht an der Börse verzockt. Für die SPD sei es ein großes Anliegen, „sich für bezahlbaren Wohnraum stark zu machen“. Dr. Günther Strobl mahnte an, darauf zu achten, dass es „zu keiner Konkurrenzsituation zwischen Flüchtlingen und den bedürftigen Schichten“ der Gesellschaft komme. Ansonsten sei ein politischer Rechtsruck zu befürchten. Die SPD-Fraktion stimmte dem Haushalt geschlossen zu. Sie stehe zu ihrer Verantwortung für die Entwicklung der Stadt, so der Fraktionsvorsitzende: „Man kann nicht die Schweinshaxe bestellen und bei der Rechnung jammern.“ Deshalb werde man auch in Zukunft keine „eigenen kostentreibenden Vorschläge zur Selbstdarstellung einbringen“.

Die CSU-Fraktion stimmte dem Haushalt geschlossen zu. Lobend hob CSU-Fraktionsvorsitzender Dr. Wolfgang Scheurer hervor, dass die Stadt bei den Infrastrukturmaßnahmen „wieder einen großen Schritt nach vorne machen“ werde. Der Umzug der Grundschule schreitet weiter voran. Mit Campus und dem Gastronomischen Berufsbildungszentrum werde sich ein „überzeugendes Gesamtkonzept praxisnaher Hochschulausbildung entwickeln“.

Donnerstagabend im Sitzungssaal: Stellungnahmen im Stadtrat zum Haushalt 2016.     Foto: Scheuenstuhl

Donnerstagabend im Sitzungssaal: Stellungnahmen im Stadtrat zum Haushalt 2016. Foto: Scheuenstuhl

Die Mehrzweckhalle strebe ihrer Fertigstellung entgegen. Von den Standortskeptikern sei nichts mehr zu hören – „auch kein Bedauern über ihre Fehleinschätzung“. Das Gewerbegebiet an der Ansbacher Straße gehe „in die entscheidende Phase“, darin inbegriffen seien „erhebliche Einnahmen aus Grundstücksverkäufen“. Zum Abschluss seiner Ausführungen schlug Dr. Wolfgang Scheurer vor, sich in Zukunft an dem Haushaltsprozedere im Kreistag zu orientieren, wo Teile des Zahlenwerks in den entsprechenden Ausschüssen beraten werden. Der Stadtrat selbst behandele dann noch strittige Fragen und beschließt die Anträge.

Auch Jutta Striffler, FRV-Vorsitzende, räumte ein, dass die Investitionen, die momentan getätigt werden, auch „zur Verschuldung führen“. Doch es seien keine „Luxusinvestitionen“, sondern sie „sichern nachhaltig die Zukunft unserer Stadt“. Es gibt vieles zu stemmen und immer wieder werde man vor neue Herausforderungen gestellt. Ziel müsse aber auch sein, so Jutta Striffler, Schulden abzubauen. Hierfür sieht die FRV die Stadt „in der glücklichen Lage“ über einen „hervorragenden Wirtschaftsfaktor“ zu verfügen: Ein intakter und erfolgreicher Wirtschaftskreislauf aus Industrie- und Tourismuswirtschaft. Ihn gelte es zu halten und zu steigern.

Das damit verbundene Potenzial sollte noch mehr wertgeschätzt werden und man solle sich Ziele setzen und klar definieren. Dies sei der „Garant, die Verbindlichkeiten langfristig abzubauen“. Die FRV stimmte dem Haushalt zu. Vorsitzende Jutta Striffler fügte noch an, dass ihr abwesender Fraktionskollege Dr. Karl-Heinz Schneider nach eigener Aussage dem Haushalt nicht zustimmen würde. Geschlossene Ablehnung des Haushalts – vornehmlich wegen der „hohen Kosten für die Mehrzweckhalle“ – gab es aus den Reihen der UR-Fraktion (Fritz Sommer war ebenfalls nicht anwesend). Vorsitzender Hermann Schönborn bemängelte, es seien bei den Haushaltsberatungen „keine gravierenden Änderungen“ vorgenommen worden, der Verwaltungshaushalt sei „ausgelutscht“. Entgegen seiner Vorredner bemühte er ausgiebig Zahlenreihen. So würden im Verwaltungshaushalt zum „Nullausgleich“ 553000 Euro fehlen.

Und um den Haushalt genehmigungsfähig zu machen, „müssten im Verwaltungshaushalt weitere 1,2 Millionen Euro für die vorgesehene Tilgung erwirtschaftet werden“. Wenn sich die Rechtsaufsicht an ihre eigenen Vorgaben halte, sei der Haushalt nicht genehmigungsfähig, prophezeite der Fraktionsvorsitzende. Im Vergleich mit anderen großen Kreisstädten werde man, so seine Vermutung, hinsichtlich der Personalkosten bei den Pro-Kopf-Ausgaben weiter den ersten Platz im Ranking behalten. „Der Personalstand ist sehr hoch – zu hoch“, befand Hermann Schönborn. Ein weiterer Kritikpunkt: „Der gesamte Vermögenshaushalt ist fremdfinanziert.“ Bei der Pro-Kopf-Verschuldung liege man beim Dreifachen des Landesdurchschnitts vergleichbarer Städte. Der Bau der Entlastungsstraße, die Erschließung des Gewerbeparks, der Ausbau des Campus und die Sanierung von Mittelschule und Pflegeheim seien „absolut wünschenswert und notwendig“. Durch freiwillige Leistungen habe man sich aber „selber einer freien Finanzspanne beraubt“, beklagte er.

Man sei eine steuerstarke Stadt, aber weil man über die eigenen Verhältnisse lebe, seien die Zahlen so schlecht. „Wir müssen lernen, dass wir uns nicht alles leisten können, was wir uns wünschen“, zitierte Hermann Schönborn den Kämmerer. Die Grünen-Fraktion stimmte dem Haushalt zu. Fraktionsvorsitzender Dieter Seiferlein lobte ebenfalls die zahlreichen Investitionen. Er rief darüber hinaus den sich „abzeichnenden Mangel an kleinen, bezahlbaren Wohnungen“ ins Gedächtnis. Mit neuen Fördermöglichkeiten von Bund und Land sollte es gelingen, die „langjährigen Leerstände zu beseitigen“. Dieter Seiferlein spannte den Bogen von der Lokalpolitik zur „gefährlichen weltpolitischen Situation“. Direkte Auswirkungen davon seien hier durch die Aufnahme von Kriegsflüchtlingen und Asylsuchenden zu spüren. Die Stadt und den Arbeitskreis Asyl lobt er für ihre „hervorragende Arbeit“. Auch Auswirkungen des Klimawandels würden sich seit einigen Jahren auch im städtischen Haushalt niederschlagen.

Die Grünen-Fraktion bedauere sehr, dass es wieder nicht gelungen sei die erforderlichen Baumaßnahmen für die Stadtbücherei in den Haushalt einzustellen. Man habe sich „redlich bemüht die Mittel freizuschaufeln. Nicht am Geld, sondern am „Durchsetzungswillen der Kollegen im Stadtrat“ sei es letztlich gescheitert. Die Entwicklung des Schuldenstandes verlaufe nicht so dramatisch, wie „die fleißigen Mahner in diesem Gremium immer wieder vorrechnen“, schloss Dieter Seiferlein seine Ausführungen.

Traditionell als letzter gibt auch Oberbürgermeister Walter Hartl eine Erklärung zum Haushalt ab. Es seien sich alle „bewusst und einig“, dass dies ein „ambitionierter Haushalt“ ist. Die darin enthaltenen Investitionen in die Zukunft seien aber „richtig und verantwortbar“ und sie zahlen sich aus. Rothenburg werde attraktiver. Seit dem Tiefstand 2013 konnte man im vergangenen Jahr wieder 100 Einwohner mehr in der Stadt begrüßen. Darunter befinden sich laut Oberbürgermeister auch junge Leute, die sagen, dass sie sich in Rothenburg wohlfühlen.

Zum Vergleich der Personalkosten mit anderen Kreisstädten entgegnete Walter Hartl dem „alten Hasen“ Hermann Schönborn, dass dabei die statistische und inhaltliche Aussage zu unterscheiden sind. Als „kleinste Große Kreisstadt“ habe man beispielsweise durch die Bereiche Tourismus, Baudenkmäler und eigene Müllabfuhr einen anderen Personalaufwand. Man könnte dort durchaus auch sparen. Wie in anderen Städten bereits üblich, könne man diese Aufgaben an Serviceunternehmen auslagern, zeigte Walter Hartl eine Möglichkeit auf. Das Stadtoberhaupt gab zum Abschluss seiner Erklärung den Ratsmitgliedern ein Zitat des früheren Stuttgarter CDU-Oberbürgermeisters Manfred Rommel mit auf den Weg: „Bedenken sind immer mehrheitsfähig“. Walter Hartl schloss sich dem fraktionsübergreifenden Dank an das gesamte Team um Kämmerer Franz Fisch an, das mit dem Haushalt erneut eine „Herkulesaufgabe“ gemeistert habe. mes

Frische Akzente

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Frühlingskonzert des Gymnasiums begeisterte

ROTHENBURG – War das ein ansteckendes und in vieler Hinsicht begeisterndes junges Singen und Klingen aus vielen Kehlen und Instrumenten vor vollbesetztem Haus! Mit einem denkwürdigen Frühlingskonzert der Überraschungen und des ambitionierten Anspruchs hat sich das Reichsstadtgymnasium in die Osterferien verabschiedet. Falls der Lenz, der sich in diesem Jahr doch ziemlich beknieen lässt, noch einer letzten überzeugenden musikalischen Aufforderung bedurft haben sollte: Das ist sie gewesen.

Vielfalt und Neues war Programm bei diesem Frühlingskonzert 2016 ­– von Anfang an. Schon der Bläserchor unter Erich Korder imponierte mit einem bisher in dieser Form noch nie gehörten Spagat, den das Publikum am Ende mit rhythmischem Beifall begleitete. Mit „The Star Wars Saga“ (John Williams, Michael Story) hatte die Bläserriege das Konzert eröffnet und mit der amerikanischen Folknummer „This Ol’ Hammer“ (H. Mück) thematisch wieder zurück auf die Erde geführt.

Riesenensemble der jungen Sängerinnen und Sänger: der Unterstufenchor, dynamisch dirigiert von Carolin Leyh. Fotos: Weber

Riesenensemble der jungen Sängerinnen und Sänger: der Unterstufenchor, dynamisch dirigiert von Carolin Leyh. Fotos: Weber

Dann zogen auch Klarinetten und Querflöten auf, ergänzten die Formation. Es war sozusagen angerichtet für den „Böhmischen Traum“. Der erklang in Form der 1997 von Norbert Gälle geschriebenen und von Siegfried Rundel arrangierten Polka. Die Komposition ist überaus beliebt bei Freunden der Volksmusik und hat sich schnell einen festen Platz im Standardrepertoire vieler Kapellen verschafft. Die jungen Bläser spielten sich damit in die Herzen der Zuhörer. Unter der Leitung von Carolin Leyh nahm der Unterstufenchor den Faden auf mit dem Kanon „If all men would live as brothers“, um mit „Listen, do you hear the music“ (Ron Gillis) eine zweite Pop-Nummer folgen zu lassen. Am Klavier: Ruby Emmert.

„Der Winter ist vergangen“ (Satz: Richard Rudolf Klein) klang es schließlich in eher traditioneller Fasson aus vielen jungen Kehlen. Das geriet zu einem solch überzeugenden und nachhaltigen Appell, dass es Väterchen Frost als wirklich letzte Aufforderung verstehen müsste, seinen verbissen gehalten Platz nun endgültig zu räumen. Eine alte Schreibmaschine der Marke „Triumph“ hatte neben dem talentierten Ensemble der jungen Streicher und Bläser ihren großen Auftritt bei „The Typewriter“ (Leroy Anderson) des Orchesters unter Caroline Leyh. Mit von der Partie: Marina Breiter am Klavier, Lukas Beisbart am Triangel, Philip Grüber am Guiro (hohles Rhythmus-Instrument Mittelamerikas) sowie Julian Grüber und an der punktgenau im Rhythmus bedienten „historischen Mechanischen“.

Neu ins Spiel ist der RSG-Männerchor gekommen, der an diesem Abend seinen ersten Auftritt hatte. Die zehn jungen Sänger – eine Mischung aus aktuellen Abiturienten, aus der noch jüngeren Riege und aus Ehemaligen – hatten sich unter der Leitung von Jonas Holstein die schottische Volksweise „Loch Lomond“ (arrangiert von J. Quick) vorgenommen. In vierstimmiger Formation verpflanzten sie das Hochland vom Norden der britischen Hauptinsel samt dem Lebensgefühl und der Melancholie in die Aula. Als Solisten ließen dabei Jonas Holstein und Adrian Pevak aufhorchen.

Ein weiteres Mal hat das Orchester bewiesen, dass es Herausforderungen der klassischen Konzertliteratur nicht zu scheuen braucht. Es ist zur gestandenen sinfonischen Formation herangewachsen. An diesem Abend lassen die jungen Streicher und Bläser „Carmen“ von Georges Bizet in einem Arrangement von G. Buchner erklingen, dass es eine wahre Freude ist. Zwei Teile dieser populären Komposition verschmelzen an diesem Abend zum Hörgenuss: der Torreromarsch als Vorspiel und die Aragonaise. Auch Pauke und Rhythmuseinheit sind besetzt, beides bei Julian Grüber in besten Händen. Nicht nur singen kann der Oberstufenchor, sondern auch als große Rhythmus-Formation der klatschenden Hände begeistern. Das hat er beim Frühlingskonzert 2016 unter der Leitung von Gebhard Bauer eindrucksvoll bewiesen.

Die Bigband mit Gitarrist, dirigiert von Gebhard Bauer, bringt Swing im Bläsersound.

Die Bigband mit Gitarrist, dirigiert von Gebhard Bauer, bringt Swing im Bläsersound.

Beim „You’re the voice“ (J. Farnham) und „All of me“ (J. Legend) setzen nicht zuletzt auch Hanna Fiedler an der Orgel, Adrian Pevak am Schlagzeug, Karolin Dürr und Joshua Humpfer (beide Sologesang), Miriam Schmidt und Lisa-Marie Henselin am Klavier sowie Lissy Bauer, Jule Schulz und Theresa Strobl in der Streicherformation Akzente. Ihren unwiderstehlichen Swing des opulenten Bläsersounds spielt die „Bigband“ unter Gebhard Bauer als Trumpf aus. Mit „Smooth“ (Rob Thomas), „Mystic Traveller“ (Michael Sweeney) und „How sweet it is“ (Holland, Dozier, Holland) setzt die Formation mit Kunstlehrer Uwe Jonath an der E-Gitarre und mit Sängerin Selina Kandert einen fulminanten Schluss-punkt.

Der besondere Dank des vom gebotenen Singen und Klingen hörbar angetanen Schulleiters gehört an diesem Abend am Ende nicht nur den Leitern der Gesangs- und Instrumentalensembles. Er richtet sich ganz gezielt auch an Philipp Breiter, der wieder in bewährter Weise für die Tontechnik gesorgt hatte, und an Benjamin Wacker, der erstmals mit Lichteffekten farbige Akzente in der Kulisse gesetzt und auf diesem Weg interessanten Raumschmuck beigesteuert hatte. Ein Hauch Hollywood umwehte eine kleine Preisüberreichung. Für ihre Verdienste um die Organisation der Skifreizeit und für ihr langjähriges Mitwirken als Posaunistin im Bläserchor und in der Bigband ging der „Schuloscar“ in Form eines Schokoladen-Osterhasen aus der Hand des Schulleiters an Oberstudienrätin Ursula Liegel. Dann gehörte die Aula den Abiturienten für ihren traditionellen gemeinsamen Auftritt in diesem Rahmen mit spaßigem Lied auf ihre Schulzeit und mit Dank an die Riege der Musiklehrer. -ww-

Junge Fachkräfte für die Region

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Mit bestandenem Examen in der Tasche sind  die „neuen“ Krankenpflegekräfte sehr begehrt

ROTHENBURG – Nach drei Jahren Ausbildung an der Berufsfachschule für Krankenpflege Rothenburg des ANregiomed, können sie es nun in den Händen halten, ihr Zeugnis. Elf weibliche und drei männliche Schüler haben sich den Prüfungen zum Gesundheits- und Krankenpfleger unterzogen. Alle haben erfolgreich bestanden und haben nun sogar die Qual der Wahl. Sie können unter mehreren Stellenangeboten auswählen.

Zum ersten Mal fand der Abschluss der dreijährigen Pflegeausbildung in Rothenburg im Frühjahr statt. Eine Besonderheit. Und ein Vorteil bei der Arbeitsplatzsuche. In der Region sei die Berufsfachschule für Krankenpflege Rothenburg des ANregiomed als gemeinsames Kommunalunternehmen der Stadt und des Landkreises Ansbach die einzige, die im April mit der Ausbildung beginne und nun auch erstmals im Frühjahr ende, sagt Hans-Peter Mattausch, Direktor der 2015 gegründeten ANregiomed Akademie, unter deren Dach sich sieben Berufsfachschulen befinden. Und zwar an den Standorten Ansbach, Dinkelsbühl und Rothenburg.

Bürgermeister  Kölle gratuliert Jahrgangsbester Anna Rüttler.

Bürgermeister Kölle gratuliert Jahrgangsbester Anna Rüttler.

Dort hatten 17 Schüler die Ausbildung begonnen, von denen letztlich 14 die Probezeit erfolgreich überstanden hatten und nun auch die Abschlussprüfungen als letztes Hindernis auf dem Weg zum ausgebildeten Gesundheits- und Krankenpfleger, meisterten. Anna Rüttler war mit einem Notendurchschnitt von 1,3 die Prüfungsbeste, bekam daher besondere Anerkennung und ein Preisgeld. 2100 Stunden theoretischer und fachpraktischer Unterricht und 2500 Stunden praktische Ausbildung liegen nun hinter ihnen.

Mattausch gratulierte den Absolventen zu ihren guten Leistungen und zeigte sich besonders darüber erfreut, dass ein jeder der „neuen“ Krankenpfleger „mindestens zwei Stellenangebote“ vorweisen könne. „Es gab sogar Angebote, ohne sich auf die betreffende Stelle beworben zu haben“, erzählte er ein wenig schmunzelnd. Sieben Absolventen bleiben am Krankenhaus in Rothenburg. Eine stolze Zahl. Die große Nachfrage zeigt aber wohl auch deutlich den Arbeitskräftemangel auf, der in der Branche herrscht. Darauf ging auch Mattausch im Verlauf seiner Rede ein.

Vor allem die unregelmäßigen, nicht planbaren Arbeitszeiten, seien ein Problem in den Pflegeberufen. Hier müsse man ansetzen und Lösungen finden. Natürlich sei auch die Bezahlung nicht die beste, aber aus seiner eigenen Erfahrung heraus, seien die Arbeitszeiten das Hauptproblem. Insgesamt bemühte er sich, den Pflegeberuf positiv darzustellen. Dieser biete durchaus Chancen. Die große Arbeitsnachfrage und das eher geringe Arbeitsangebot werden in nicht allzu ferner Zukunft Änderungen erzwingen. Das Gehalt wie auch die Arbeitszeiten werden sich ändern.

Auch Bürgermeister Dieter Kölle sprach ein Grußwort und gratulierte den Krankenpflegern zu ihrer Leistung. Dabei zitierte er Alt-Oberbürgermeister Herbert Hachtel, der vor kurzem nach einer Operation im Rothenburger Krankenhaus, sicher mit einem Augenzwinkern sagte, er würde, falls erforderlich, sich gleich wieder in die Klinik am Ort zur Behandlung und Unterbringung begeben. Nicht nur das Haus, dessen Umbau unter seiner Führung zu Ende gebracht worden sei, weise heute noch besten Zustand auf. Es sei „eine Lust sich dort operieren zu lassen.“ Der Service und die Pflege scheinen also gut zu sein. Dieter Kölle sprach außerdem den Absolventen Mut für die Zukunft zu. „Die Grundlagen, die sie durch die Ausbildung genossen haben“, sagte er, seien eine „hervorragende Basis“ für alles, was da noch so komme. „Und denken Sie immer an den Menschen, der vor ihnen liegt“, betonte er.

Die geprüften Krankenpflegerinnen glücklich und zufrieden mit ihrem Zeugnis. Fotos: Götz

Die geprüften Krankenpflegerinnen glücklich und zufrieden mit ihrem Zeugnis. Fotos: Götz

Die Musikhalle Gebsattel, die aufgrund von Umbauarbeiten im Gastronomischen Bildungszentrum Rothenburg diesmal als Veranstaltungsort diente, zeigte sich gut gefüllt. Nicht nur die Geehrten waren anwesend, sondern auch die noch in Ausbildung befindlichen Schüler der Berufsfachschule für Krankenpflege. Die sorgten für einen reibungslosen Ablauf und für das Rahmenprogramm der Veranstaltung. Rothenburg ist ebenfalls Standort für die Ausbildung „Gesundheits- und Krankenpflegehilfe“, die auch im April startet, aber anstatt drei Jahre nur ein Jahr dauern wird. Für den Herbst 2016 sei außerdem die Einführung einer „Berufsintegrationsklasse Pflege“ in Dinkelsbühl und Rothenburg geplant, sagt Mattausch. Hier sollen speziell Asylsuchende aus der Umgebung an den Pflegeberuf herangeführt werden. og

Steinreiche Tauberstadt

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Ausbaustandard für Sanierung von Altstadtstraßen beschlossen

ROTHENBURG – Dieser Weg wird kein leichter sein: Einheimischen und Touristen mag diese Liedzeile bei einem Gang durch die historischen Gassen der Altstadt des Öfteren durch den Kopf gehen. In seiner jüngsten Sitzung beschäftigte sich der Stadtrat deshalb gleich doppelt mit den städtischen Straßen: Mit welchem Material sollen sie saniert werden? Und wie kann man den Anwohnern bezüglich der Ausbaubeiträge entgegenkommen?

Robuste Insel: Granitstein inmitten des „weicheren“ Muschelkalkpflasters.

Robuste Insel: Granitstein inmitten des „weicheren“ Muschelkalkpflasters.

Es ist nicht zu übersehen. Viele Gassen in der Altstadt haben es nötig, dass man Hand an sie anlegt. Aber woran soll man sich bei der Erneuerung richten? Schon jetzt muten manche Stellen, beispielsweise unterhalb des Marktplatzes, wie die Ausstellungsfläche eines Baumarktes an: Mehrere Beläge, die sich deutlich unterscheiden, treffen dort aufeinander. Wegen dieses „Fleckerlteppichs“ ist es nicht möglich, sich bei den Erneuerungsmaßnahmen automatisch an dem bisher verwendeten Material zu orientieren. Für die Planung sei es aus technischer und finanzieller Sicht deshalb einfacher, so die Stadtverwaltung, Ausbaustandards festzulegen. Die Straßen werden dabei in verschiedene Klassen eingeteilt und die zukünftig zu verwendeten Materialien festgelegt. Man strebe eine gestalterisch deutliche Aufwertung an, so Oberbürgermeister Walter Hartl. Die touristischen Hauptachsen kämen mit Natursteinpflaster am besten zur Geltung, während an anderer Stelle das kostengünstigere Betonpflaster ausreichend ist. Es muss ein Spagat geschafft werden zwischen dem optischen Anspruch und der Nutzung.

In der Stadtratsitzung erklärte Stadtbaumeister Michael Knappe, dass langfristig „jede Asphaltstraße aus der Stadt entfernt“ werden solle. Hierfür ist es für das Bauamt von Vorteil einen derartigen Rahmenplan oder Leitfaden zu haben. Allerdings werde weiterhin jede Gasse als Einzelfall betrachtet, betonte er. Hinsichtlich des Ausbaukonzepts wurden das Landesamt für Denkmalpflege, der Stadtheimatpfleger und der Verein Alt-Rothenburg um Stellungnahmen gebeten.

Die staatliche Behörde weist darauf hin, dass die historischen Muschelkalkpflasterungen wegen ihrer Bedeutung für die „Gesamtwirkung der historischen Altstadt“ erhalten werden sollten. Es bestünden aber keine grundsätzlichen Bedenken, an untergeordneter Stelle Betonpflaster zu verwenden. Der Verein Alt-Rothenburg spricht sich dafür aus, vorhandenes Material soweit wie möglich wiederzuverwenden. Aus denkmalpflegerischer Sicht komme nur Granit, Muschelkalk oder Basalt in Betracht – Betonpflaster nur bei bisher asphaltierten Straßen.

Dabei solle „nicht nur die Materialwahl, sondern auch die Oberfläche des Materials und das Fugenbild beachtet werden“. Geschnittene Steine mit engem Fugenbild könnten „deplatziert oder sogar störend wirken“. SPD-Fraktionsvorsitzender Dr. Günther Strobl merkte an, dass die ältere Bevölkerung auf Pflaster mehr Schwierigkeiten habe zu gehen. Und auch UR-Fraktionsvorsitzender Hermann Schönborn regte an, bei solchen Maßnahmen den Senioren- und den Inklusionsbeirat einzubeziehen. Der Verwaltungsvorschlag wurde einstimmig angenommen.

Restliche Burggasse: Pflasterung steht an.

Restliche Burggasse: Pflasterung steht an.

Dieselbe Einigkeit herrschte auch beim zweiten Beschluss: Bei der Erhebung von Straßenausbaubeiträgen für Maßnahmen in der Altstadt wird eine Vergleichsberechnung zwischen den tatsächlichen und den fiktiven Kosten für eine Pflasterung mit altstadtgerechten Betonpflastersteinen vorgenommen. Als beitragsfähig werden dann maximal die Kosten angesetzt, die bei einer Pflasterung mit Betonpflaster entstanden wären. Hintergrund: Die Kosten eines aufwändigen Straßen­ausbaus aus Denkmalschutzgründen sind zwar grundsätzlich beitragsfähig. Kostentreiber bei Sanierungen sind vor allem Material- und Verlegekosten von Natur-steinpflaster – etwa 150 Euro gegenüber 70 Euro pro Quadratmeter bei Betonpflaster. Die Stadtverwaltung ist der Meinung, dass der aufwändigere und kostenintensivere denkmalpflegerische Ausbau nicht wie jeder andere Ausbau behandelt werden sollte, bei dem die Anwohner anteilig zur Kasse gebeten werden, da sie die größten Vorteile davon haben.

Naturgemäß empfiehlt der Stadtkämmerer weiterhin den tatsächlich anfallenden Betrag auf die Anwohner umzulegen. Denn durch die geschönigte Rechnung verzichtet die Stadt auf einen Teil der Straßenausbaubeiträge.Wie hoch diese sind, lässt sich bislang nur schätzen. Bei einer vollständigen Sanierung der Altstadt würde man wohl auf zirka 900000 Euro an Beiträgen über einen Zeitraum von etwa 20 Jahren verzichten. Die Billigkeitsmaßnahme betrifft hauptsächlich Altstadtstraßen, die mit Natursteinen gepflastert sind, vor allem mit Muschelkalk- oder Basaltpflaster, und bei denen das Material nicht wiederverwendet werden kann. Bei asphaltierten Straßen ist davon auszugehen, dass sie mit Betonpflaster erneuert werden. mes

Neuausrichtung beim Kulturforum

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Veränderungen bei den Wahlen und Satzungsanpassung – Theaterbetrieb vorrangige Aufgabe

ROTHENBURG – Mit Veränderungen in der Vorstandschaft und einer überarbeiteten Vereinssatzung, die den Erfahrungen der letzten Jahre Rechnung trägt, startet das Kulturforum in die nächste, zweijährige Wahlperiode. Erstmals wird als vorrangiger Vereinszweck die Trägerschaft des Toppler Theaters erwähnt. Der wiedergewählte Vorsitzende Jürgen Klatte sieht Verein und Theaterbetrieb auf gutem Weg in die Zukunft.

Engerer Vorstand: Gitta Zimmer, Erich Landgraf, Tanja Stömer, Jürgen Klatte und Christina Löblein.

Engerer Vorstand: Gitta Zimmer, Erich Landgraf, Tanja Stömer, Jürgen Klatte und Christina Löblein.

Im kleinen Kreis fielen die Beschlüsse in der Glocken-Kelter vergangene Woche durchweg einstimmig. Jürgen Klatte leitet weitere zwei Jahre die Vereinsgeschicke, neu im Amt ist Gitta Zimmer als 2. Vorsitzende. Christina Löblein als Schriftführerin und Tanja Stömer als Schatzmeisterin wurden in ihren Ämtern bestätigt. ­Erich Landgraf und Ulrich Knörr sowie Dieter Balb sind als Beisitzer im Vorstand vertreten. Die Beisitzerzahl wurde von fünf auf drei reduziert. In Kürze wird der Vorstand noch Fachbeiräte benennen, die beratend mitwirken. Josef Friedl konnte die Wahl zügig per Handzeichen durchführen.

Wichtiges Konzert

In seinem Rückblick erinnerte Jürgen Klatte an die zahlreichen Sitzungen, die vor allem dem Theaterbetrieb geschuldet waren. Das Kulturforum hat aber auch andere Zeichen gesetzt – so mit dem Konzert zum Neuen Jahr, das man mit Hilfe der Stadt gerne fortsetzen möchte. Der Welttag des Buches, ein Monolog in St. Jakob, den Vortrag von Prof. Walter Krämer zur Sprache als Produktionsfaktor und die Beteiligung am Märchenzauber sowie die Theaterwerkstatt für die Jugend sind Stichworte für die Aktivität des Vereins im Kulturbereich.

Im Ausblick auf das laufende Jahr nannte Jürgen Klatte ebenfalls den Welttag des Buches bei Korn Kultur zusammen mit der Stadtbücherei und eine Lesung mit Christian Klischat in der Franziskanerkirche. Unterstützt wird das „Wandelkonzert mit der Truhenorgel“ im Juli bei der Kirchenmusik von St. Jakob. Auch der kooperierende Verein für Deutsche Sprache soll wieder mit einer Veranstaltung vertreten sein.

Gründungszeit war anders

Angesichts der Satzungsanpassung erinnerte Jürgen Klatte an die Gründung des Vereins 2004 und meinte, seitdem hätten sich die kulturellen Rahmenbedingungen in Rothenburg deutlich verändert beziehungsweise entwickelt. Das Kulturforum habe dazu beigetragen, anfangs einen Kulturkalender herausgegeben, die Brauhaus-Initiative wesentlich unterstützt, eine Lesereihe auf den Weg gebracht und das Konzert zum Neuen Jahr initiiert. Mit dem 2009 vorgelegten „Kulturplan für Rothenburg“ habe man Wege aufgezeigt und einen Kulturbeauftragten gefordert. Diese Stelle sei nun durch Johanna Kätzel von der Stadt besetzt.

Heute gebe es das Theater am Burgtor, die Diskurs-Reihe der Stadt, viel Aktivität im Wildbad und andere Projekte durch verschiedene Veranstalter wie sie früher nicht existierten. Reichsstadthalle, Musiksaal und kün­f­tig die Mehrzweckhalle kämen hinzu. Die Kirchenmusik und Korn Kultur gehören zu den klassischen Angeboten. Laut Klatte stelle sich sogar aktuell die Frage: „Wie viel Kultur braucht und verträgt eine Stadt wie Rothenburg?”

Die größte Leistung aber des Kulturforums seien Initiierung und Trägerschaft des seit 2008 bestehenden Toppler Theaters und nun müsse es wichtigstes Vereinsziel sein dies als dauerhafte Kultureinrichtung zu sichern. Das Theater sei bis dato nicht einmal in der Satzung erwähnt, was man nun nachhole. Im Kulturforum habe man sich damit befasst, welche Aufgaben künftig wirklich noch Sinn machten angesichts der großen Angebotsfülle. So wurde einstimmig „die Trägerschaft des Toppler Theaters als Profibühne in Rothenburg sowie eine den Theatergedanken weiterführende Kulturarbeit“, wie es heißt, beschlossen. Eigene Kulturveranstaltungen unterschiedlicher Art bleiben aber auch künftig möglich.

Die Funktion eines Theater-Geschäftsführers hat sich bewährt, auch künftig soll Erich Landgraf diese wichtige Aufgabe wahrnehmen – eingebettet in das unverändert dreiköpfige rein ehrenamtliche Leitungsgremium (mit Jürgen Klatte, Dieter Balb).

Die erste Regisseurin auf der Topplerbühne: Katja Wolff inszeniert die Uraufführung „Drei Morde, Küche, Bad“ von Carsten Golbeck, Premiere am 27. Juli 2016.          Fotos: diba

Die erste Regisseurin auf der Topplerbühne: Katja Wolff inszeniert die Uraufführung „Drei Morde, Küche, Bad“ von Carsten Golbeck, Premiere am 27. Juli 2016. Fotos: diba

In seinem ausführlichen Geschäftsbericht zum Theaterbetrieb konnte Erich Landgraf 2015 unterm Strich positiv bilanzieren. Erneut war man mit zwei je vierköpfigen Ensembles und zwei Regisseuren angetreten. Dass man auf Gastspiele erstmals verzichtete, hat sich nicht bewährt und soll sich ab diesem Jahr wieder ändern. Das vergrößere das Angebot fürs Publikum und sei außerdem günstiger bei den Kosten als jede Eigenproduktion, stellte Landgraf fest. In Marian Jaworski habe das Theater einen erfahrenen Mitarbeiter für das vakant gewordene Büro (Organisation, Marketingassistenz und Produktionsabläufe). Er gehört schon seit sechs Jahren unter anderem als Regieassistent zum festen Mitarbeiterstab.

Höheres Einspielergebnis

Während andere Bühnen nur zwischen 16 bis 25 Prozent als Einspiel­ergebnis erzielten, komme man beim Toppler Theater auf 35 oder auch mal deutlich mehr Prozent, hebt der Geschäftsführer hervor. Das anstehende „kriminale Jahr“ sei als 9. Saison sehr vielversprechend. Erstmals habe man die bekannte Regisseurin Katja Wolff verpflichtet, die an vielen Bühnen bundesweit tätig ist. Dazu, wie schon letztes Jahr, wieder Martin König aus Stuttgart, dem Toppler Theater schon früher als Schauspieler und neuerdings als Regisseur verbunden. Für das Jubiläumsjahr 2017 gebe es bereits weitgehende Pläne inklusive möglicher prominenter Besetzung. Auch die erneute Aufnahme des Toppler-Stückes aus dem Gründerjahr (von Reiyk Bergemann geschrieben und inszeniert) sei als überarbeitete Fassung im Gespräch.

Fast 200000 Euro-Haushalt

Tanja Stömers Kassenbericht ergab Einnahmen von über 189000 Euro und Ausgaben über 197000 Euro. Den Verlust konnte man durch einen Puffer vom letzten Jahr ausgleichen. Ohne die zahlreichen Zuschüsse ginge es nicht: zu nennen sind vor allem die 40000 Euro vom Land Bayern und 28000 Euro von der Stadt Rothenburg sowie 14700 Euro von privaten Sponsoren, 7500 Euro entfallen auf den Hauptsponsor Sparkasse (von Anfang an dabei), während Bezirk und Landkreis mit je 5000 Euro vertreten sind. Hinzu kommt unter den jüngeren Sponsoren inzwischen die VR-Bank Mittelfranken West.

Dass sich immer wieder Leute melden, die gerne mitarbeiten wollen und ehrenamtlich helfen, freute Erich Landgraf besonders. Ohne weitere Diskussion konnte Jürgen Klatte die Jahresversammlung mit einem optimistischen Ausblick schließen. diba

Drastische Erhöhung

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Der Verein Historisches Festspiel zieht die Preise an

ROTHENBURG – Am Ostersonntag musiziert die Junge Schar des Festspiels von 15 bis 17 Uhr im Historiengewölbe, um für einen Besuch im Museum zu werben. Ab sofort sind die Pfingst-Festabzeichen zum vergünstigten Vorverkaufspreis von 14 Euro erhältlich – wer seine Lieben noch mit einem Rothenburger Ostergeschenk beglücken will.

Der Vorverkauf für das Festzeichen beginnt.

Der Vorverkauf für das Festzeichen beginnt.

Steigende Kosten veranlassen das Festspiel zur kräftigen Erhöhung der Eintrittspreise. Die neu gebildete Marketing-Gruppe im Verein muss die unpopuläre Entscheidung der Öffentlichkeit verklickern. Einheimische können die Beiträge abmildern, indem sie den Vorverkaufsrabatt nutzen, der bis 12. Mai gewährt wird. Bis dahin ist das Große Festabzeichen für 14 Euro (danach für 22 Euro) erhältlich. An den sechs Verkaufsstellen: Reisebüro Thürauf, Gasthof „Zum Ochsen“, Waffenkammer Wittmann, KL-Fotogalerie, Zentro-Tabakladen.

Das Festzeichen ist am Pfingstwochenende vom 13. bis 16. Mai gültig für alle Freiluftveranstaltungen. Im Preis enthalten ist der Eintritt in die Altstadt am Samstag und Sonntag, der Besuch des Heereszuges, des Feldlagers und der Festwiese sowie des Schäfertanzes. Kinder bis 14 Jahren haben freien Eintritt: mit Ausnahme der „Meistertrunk“-Auffüh­rungen­ im Kaisersaal des Rathauses. Es besteht auch die Möglichkeit, eine Pfingst-Tageskarte für Samstag und Sonntag zum Preis von jeweils 10 Euro zu erwerben.

Eine Stadtwache in historischen Kostümen sichert die Tore durch eine Zugangskontrolle ab. Seit 2009 erhebt das Festspiel mit Zustimmung des Stadtrates an Pfingsten Eintritt für die Altstadt. Die Anwendung dieser Regelung erfolgt auf freiwilliger Basis und sorgt vorrangig bei Einheimischen für Diskussionen, welche die Pfingstfestspiele gratis nutzen wollen. Sie vergessen nur allzu leicht: Eine Fülle an unterschiedlichen Darbietungen hat ihren Preis.

Es gibt deshalb Einzelabzeichen für alle Freiluftveranstaltungen. Die Preisstaffel für jede Variante wird aber schnell unübersichtlich und verlangt nach Erklärung. Genervte Reaktionen sind die Folge. sis

Unterstützung mit persönlicher Note

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Geldspenden in warmer und freundlicher Art an hilfsbedürftige Menschen in Susdal verteilt

ROTHENBURG – Eine 23-köpfige Gruppe vom Verein für Städtepartnerschaften und internationale Begegnungen reiste kürzlich in die Rothenburger Partnerstadt Susdal zum Überbringen von Spendenmitteln aus der diesjährigen Spendenaktion. Sechs Teilnehmer, die zum ersten Mal dabei waren, traten als neue Mitglieder dem Verein bei.

Die gemischte Rothenburger Reisegruppe erlebte interessante Begegnungen.  Foto: er

Die gemischte Rothenburger Reisegruppe erlebte interessante Begegnungen. Foto: er

Wie in den vergangenen Jahren hatte der Städtepartnerschaftsverein, unterstützt von Oberbürgermeister Walter Hartl, im November 2015 mit einem Spendenaufruf in der Lokalzeitung um Unterstützung der Spendenaktion für die Bürger der russischen Partnerstadt gebeten. Zusätzlich wurden rund 100 Briefe an Spender aus den Vorjahren versandt. Die Spenden sollten wieder zu Gunsten der Ärmsten in Susdal, insbesondere alleinerziehender Mütter mit behinderten oder schwerkranken Kindern, sowie alten, unterversorgten oder schwerkranken Menschen zur Linderung deren Not eingesetzt werden.

Dafür wurde, wie in jedem Jahr, vom Verein eine Liste mit Personen und Adressen vom Sozialamt der Stadt Susdal angefordert und diese auch übersandt. Sie enthielt 45 Namen und Adressen von Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen in Not leben. Die Beträge wurden wie immer von den Rothenburgern im Rathaus von Susdal in vorbereitete Kuverts verpackt. Dabei wurde mit dem Geld auch ein Bild mit einem Rothenburger Weihnachtsmarkt-Motiv, Neujahrsgruß in russisch und Unterschrift des Vorsitzenden eingelegt.

Dabei wurden für die Verteilung an die Bedürftigen die eingegangenen Spenden ohne Zuordnung der Verwendung von 11000 Euro, sowie 14545 Euro für Personen, die als Empfänger von den Spendern festgelegt waren, verpackt. Im Anschluss daran folgte der offizielle Empfang durch den Susdaler Oberbürgermeister Egor Kechter und seinem neuen Verwaltungsleiter Sergej Sacharow. Neue Abteilungsleiterin für Kultur und Städtepartnerschaften ist Anna Makarowa, eine ehemalige Deutschlehrerin.

„Rothenburg-Komitee“ gebildet

Mit herzlichen Worten und kleinen Geschenken versicherten beide Seiten das Bestreben um den Erhalt und Ausbau der Partnerschaft. Wie in jedem Jahr wurde dabei dem Oberbürgermeister ein Betrag von 3000 Euro übergeben, damit im laufenden Jahr bei auftretenden Notfällen geholfen werden kann. Die Zuteilung, nach Prüfung eines eigens dafür eingerichteten Stadtratsgremiums, kann ausschließlich vom Oberbürgermeister angeordnet werden. Die Verwendung wird mit einer Aufstellung von Namen, Anschrift, Grund und eingesetztem Betrag nachgewiesen.

Bei diesem offiziellen Teil waren bereits die Verantwortlichen der einzelnen Kindergärten, Schulen, sowie Institutionen aus Kultur, Sport und Freizeitgestaltung anwesend, die von den Mitgliedern des in Susdal sich aus Privatpersonen gebildeten „Rothenburg-Komitee“ auf Bitte aus Rothenburg eingeladen waren. Denn an sie wurde nun im Anschluss, je nach Anzahl der betreuten Kinder und Jugendlichen, ein Gesamtbetrag von 8000 Euro, in Einzelbeträgen in vorbereitete Kuverts verpackt, als Unterstützung verteilt. Die Zahlen der Betreuten waren vorher vom Komitee übermittelt worden.

Mit 3000 Euro für den Oberbürgermeister und 8000 Euro für diese Zuschüsse hat damit der Städtepartnerschaftsverein 11000 Euro aus dem Ertrag des Betriebes der Weihnachtsmarktbude in die Spendenaktion eingebracht. Das übrige Geld, aus dem Weihnachtsmarkt erwirtschaftet, wird für Zuschüsse bei Schüler- und Jugendreisen im Rahmen des Austausches unter den Partnerstädten sowie befreundeten Städten verwendet. Nach dem offiziellen Teil im Rathaus fuhren alle gemeinsam zu einem Waldfriedhof zum Gedenken der im Gebiet Susdal ums Leben gekommenen und dort begrabenen deutschen Soldaten des Zweiten Weltkrieges. Der russischen Gefallenen wurde anschließend am Susdaler Ehrenmal gedacht. Bei beiden Gedenken wurde von allen eine rote Nelke niedergelegt.

In kurzen Ansprachen versicherten Oberbürgermeister Egor Kechter wie auch Bürgermeister und Vereinsvorsitzender Kurt Förster, dass es weiterhin Aufgabe und Ziel der Freundschaft, wie auch der gegenseitigen Besuche sei, dazu beizutragen, dass nie wieder Feindschaft und Krieg zwischen beiden Völkern entsteht. Bei einem gemeinsamen Mit­tag­essen mit folkloristischer Begleitung auf Einladung der Stadt Susdal wurde dies mit dem traditionellen Wodka bekräftigt.

Unmittelbar danach starteten fünf Teams, mit Freunden aus Susdal als Helfer, Fahrer und Dolmetscher, um die Empfänger der „Sozialliste“ aufzusuchen und den Brief persönlich zu übergeben. Wer nicht sofort zu erreichen war, wurde am nächsten Tag aufgesucht. Die aus der Rothenburger Bevölkerung gespendeten 11000 Euro wurden damit direkt an die Person übergeben und dabei auch die Notwendigkeit überprüft.

Für die übrige Reisegruppe wurde parallel ein interessantes Besichtigungsprogramm geboten. Mit Anja Smirnowa, einer hauptamtlichen Museumsführerin des staatlichen Museums Wladimir-Susdal, die jedes Mal für die Betreuung der Rothenburger Urlaub nimmt, lernten die Besucher die Susdaler Kirchen, Klöster und weitere Sehenswürdigkeiten mit sachkundigen Erläuterungen kennen.

Intensive Erlebnisse

Die Geldbeträge, die von Bürgern aus Rothenburg und Umgebung für bestimmte Personen oder Einrichtungen in Susdal festgelegt waren, wurden bei einer separaten Veranstaltung übergeben. Meistens werden dabei in Rothenburg offene Briefe übergeben, die dann in Susdal mit den entsprechenden Scheinen bestückt werden. Bei Spenden ohne Briefe des Absenders erstellt der Verein ein Kuvert, befüllt es mit Geld und dem Blatt mit Gruß.

Diese Briefe wurden am Samstagabend beim „2. Rothenburger Stammtisch“ übergeben. Dabei handelt es sich um ein zwangloses Treffen in einem Lokal, das allen Susdalern, die eine Beziehung zu Rothenburg haben, die Gelegenheit bietet, Freunde zu treffen und die Kontakte zu pflegen, ohne selbst Gastgeber zu sein. Gemäß einer übersandten Liste verständigten die Mitglieder des „Rothenburg-Komitees“ die Personen, die mit einem Kuvert bedacht werden, damit diese abgeholt werden sollten.

Es kamen fast alle und zur besonderen Freude der Rothenburger auch viele, die keinen Brief erhielten, sondern einfach nur um Freunde aus Rothenburg zu treffen. Besondere Begeisterung löste die Tatsache aus, dass auch eine Anzahl von jungen Menschen aus früheren Austauschbesuchen gekommen waren. Bei dieser Aktion „Privat an Privat“ wurden 14545 Euro verteilt.

Für die verbliebenen Tage war vom „Rothenburg-Komitee“ in Zusam­menarbeit mit der Stadt Susdal ein interessantes Programm vorbereitet. So wurde eine Keramikfabrik, wo sich auch einige als Töpfer versuchten, ein Hühnerhof, besonders für Schulklassen und Touristen gestaltet, sowie die Bezirkshauptstadt Wladimir, Partnerstadt von Erlangen, besucht. Im Haus der Volkskunst in Wladimir betätigten sich alle beim Bemalen eines Birkenrindentellers mit traditionellen Motiven, den jeder als Andenken mit nach Hause nahm. Das Konzert einer 20-köpfigen Folkloregruppe, die mit mehrstimmigem Gesang, begleitet mit Musik aus traditionellen Hörnern, Balalajka, Bajan – einem dem Akkordeon ähnlichen Tasteninstrument – russische Volkslieder darboten.

Unvergessen bleibt auch der Abschiedsabend. Im glasüberdachten Zwischenbau zweier Gebäude eines neuen Hotels mit Fünf-Sterne-Niveau, feierten neunzig Personen, bestehend aus Gastgebern, Freunden, Offiziellen der Stadt Susdal sowie allen Reiseteilnehmern einen schönen Abend bei gutem Essen, Singen russischer Folklorelieder, Karaoke-Gesang und Unterhaltungsmusik. Dabei wurde auch kräftig das Tanzbein geschwungen.

Die Spendenreise war ein großer Erfolg und durch die entgegengebrachte Freundschaft ein unvergessliches Erlebnis. Gäste, Gastgeber und Freunde, versicherten, dass sie sich schon auf das nächste Zusammentreffen im Februar 2017 freuen. er


Rassismus die rote Karte zeigen

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Rothenburger setzten mit gut besuchter Kundgebung ein Zeichen gegen den Fremdenhass

ROTHENBURG – Zum internationalen Tag gegen Rassismus fand auf dem Marktplatz eine Kundgebung unter dem Motto „Lauter sein gegen Rassismus“ mit schätzungsweise 150 Teilnehmern statt.

Ein Marktplatz voller Menschen für Toleranz, Respekt, Freundschaft und Frieden.     Fotos: privat

Ein Marktplatz voller Menschen für Toleranz, Respekt, Freundschaft und Frieden. Fotos: privat

Von den Vereinten Nationen wurde vor 50 Jahren der 21. März zum internationalen Tag gegen Rassismus festgelegt. Schon seit einigen Jahren ruft die Arbeitsgemeinschaft der Ausländer- und Integrationsbeiräte unter einem jährlich neu festgelegten Motto zu einer Kundgebung in Städten und Gemeinden auf. Das diesjährige Motto „Lauter sein gegen Rassismus“ verbindet Lauterkeit, das heißt Anständigkeit, mit einem lautstarken Engagement gegen alle rassistischen Bewegungen im Lande. In vielen Städten Bayerns wurden an diesem Tag zur gleichen Zeit vielfältige Zeichen gesetzt für Toleranz und Respekt und für einen fairen Umgang miteinander.

In Rothenburg wurde die Aktion organisiert vom neu gegründeten Migrationsbeirat unter Federführung des Vorsitzenden Roberto Mandosi. In seiner Ansprache hielt er ein Plädoyer für ein friedliches und tragendes Miteinander der Menschen. Er rief dazu auf, laut zu sein gegen Rechtspopulisten und Funktionäre rechter Parteien und Gruppierungen wie NPD, AFD und Pegida; diese bedrohen unsere Demokratie und Freiheit. Er stellte einen Vergleich her mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten, als den Bürgern die Möglichkeit genommen wurde, dagegen zu protestieren und sich zu wehren. Er will mit dieser Aktion ein Zeichen setzen für Toleranz, Respekt, Freundschaft und Frieden.

Für die Stadt Rothenburg sprach Dieter Kölle das Grußwort. Er ist offizieller Vertreter der Stadt Rothenburg in der mittelfränkischen kommunalen „Allianz gegen rechts“. An seiner Seite stand sein Stadtratskollege Bürgermeister Kurt Förster. Im Publikum waren weitere Stadträtinnen und Stadträte vertreten. Dieter Kölle erklärte, dass Rothenburg auch in der Vergangenheit immer weltoffen war. Er nannte als Gründe dafür den schon früh einsetzenden Tourismus aus aller Welt und das hier jahrzehntelang angesiedelte Goethe-Institut.

Im Jahr 2010 wurde Rothenburg, in dem mittlerweile Menschen aus 70 Nationen leben, von der Bundesregierung der Titel „Ort der Vielfalt“ verliehen. Sein besonderer Dank galt dem Migrationsbeirat und den ehrenamtlichen Mitgliedern des Asylkreises, die sich sehr engagiert um die Integration der Flüchtlinge bemühen. Er machte klar, dass in Rothenburg kein Platz ist für Rassismus und die Stadt auch in Zukunft weltoffen sein wird. Mitglieder des Rothenburger Migrationsbeirates verlasen anschließend Menschenrechte, die für alle Menschen auf der Welt gültig sind und eingefordert werden.

Beatrix Friedsmann und Maja Lomb sind laut.

Beatrix Friedsmann und Maja Lomb sind laut.

Maja Lomb von der Evangelischen Jugendsozialarbeit Rothenburg (EJSA) und Beatrix Friedsmann als Vertreterin des Jugendbeirates zeigten in ihrem Beitrag und auf einem Plakat Rassismus die rote Karte. Sie verglichen das Zusammenleben der Menschen mit einem Fußballspiel, wo Menschen verschiedener Nationalitäten friedlich zusammen spielen und sich an die Spielregeln halten müssen, wenn sie keine rote Karte riskieren wollen. So bekam jeder Besucher auf dem Marktplatz symbolisch eine rote Karte an die Hand, mit dem Hinweis, dass täglich die Spielregeln des Zusammenlebens, nämlich die Menschenrechte und unser Grundgesetz, durch rassistische Äußerungen und Handlungen gebrochen werden.

Jeder Einzelne könne darauf aufmerksam machen und sich gegen Rassismus stark machen, also diesem die rote Karte zeigen. Die Aktion wurde abgerundet durch das gemeinsame Singen der Ode an die Freude, seit 1985 die offizielle Hymne der EU. Herbert Meißner stimmte das Lied an und begleitete mit seiner Gitarre den Gesang. if

Ein neues Großprojekt

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Weiterhin kein Mangel an notwendigen Sanierungsmaßnahmen

ROTHENBURG – Nach „Jakob steht auf“ und der damit einhergehenden umfangreichen Sanierung der größten Rothenburger Kirche, rückt nun die kleinere Franziskanerkirche immer mehr in den Fokus. Die droht zu kippen. Die Gründung der Kirche auf lehmigem Fundament und der Gebäudedruck von Ost nach West sind die Ursachen. Stabilisierungsmaßnahmen können nicht mehr länger aufgeschoben werden.

Bekommt Druck vom Ostchor und verschiebt sich immer mehr: Der Westgiebel der Franziskanerkirche.Fotos: Götz

Bekommt Druck vom Ostchor und verschiebt sich immer mehr: Der Westgiebel der Franziskanerkirche. Fotos: Götz

„Wir können uns die Probleme, die auf uns zu kommen nicht aussuchen“, sagt Dekan Hans-Gerhard Gross. „Beschweren hilft nicht, wir müssen uns der Sache annehmen.“ Mit „der Sache“ meint er, die Franziskanerkirche davor zu bewahren, aufgrund von Einsturzgefahr, in Zukunft nicht mehr begehbar zu sein. Trotz seines Tatendrangs bereitet ihm die in diesem Zusammenhang anstehende Baumaßnahme einiges Kopfzerbrechen.

Sowohl in finanzieller Hinsicht als auch in Bezug auf deren Durchführung. Noch ist nicht klar, wie genau und mit welcher Methode die Kirche Stabilität finden soll. Im laufenden Jahr sollen aber die Entscheidungen getroffen werden. 2012 schon begann man mit kleineren Instandsetzungen der ältesten Kirche Rothenburgs. So wurden die Bodenplatten bearbeitet und geglättet, wie auch Risse und Verkrustungen, vor allem an den Maßwerken der Nordseite, beseitigt. Neben diesen Schäden untersuchte man damals auch alle weiteren Risse im Mauerwerk der Kirche und stieß so auf mögliche statische Probleme.

Im Anschluss beauftragte man einen Statiker mit einer genaueren Untersuchung, der den Verdacht bestätigte. Sowohl in den Obergaden der Nordwand, als auch in denen der Südwand, zeigen sich Risse. Am stärks­ten ausgeprägt sind diese jeweils im Übergangsbereich der „Obergadenwand zum Westgiebel.“ So deutete vieles auf ein „Ausweichen der Giebelwand nach Westen“ hin. Eine anschließende Vermessung zeigte dann auch eine „deutliche Schiefstellung der Wand“. Die Lotabweichung beträgt laut dem Statiker-Bericht bis zu 23,7 Zentimeter.

Ganz im Westen deutet links und rechts die Anbringung von Eisenschlaudern die Instabilität der Kirche an.

Ganz im Westen deutet links und rechts die Anbringung von Eisenschlaudern die Instabilität der Kirche an.

Verantwortlich dafür scheinen zwei Ursachen. Zum einen ist das der Druck, den der Ostchor auf den Westgiebel ausübt, welcher wohl schon vor langer Zeit entdeckt wurde. Möglicherweise vor fast 200 Jahren. Eisenschlaudern sind von der Giebelwand ausgehend im Mittelschiff geführt und in Konsolsteinen verankert. In einem dieser Steine zeigen sich aber bereits vertikale Risse, wie der Bericht angibt.

Das zeigt, dass diese Maßnahme wenig bis überhaupt nicht hilft. Angedacht und sehr wahrscheinlich ist nun eine Lösung mittels Zuganker. Dieser soll den Ostchor mit dem Westgiebel verankern, verliefe somit über die gesamte Länge der Kirche. Und muss unsichtbar eingebaut werden, da in der Kirche wertvolle Wandmalereien entdeckt wurden, welche man in der Vergangenheit, wie es scheint, immer wieder überstrichen hatte. Die sollen nun freigelegt werden und der Zuganker könnte sie verdecken. Darauf wies zumindest das Landesamt für Denkmalpflege hin, welches in der Sache das letzte Wort hat.

Ein weiterer Grund für den Einbau ins Innere des Mauerwerks sind die großen Temperaturschwankungen von bis zu 60 Grad, denen das Metall des Ankers sonst ausgesetzt wäre. Und auch so gilt: Je weiter oben er in der Kirche verläuft, desto größer die auf ihm lastenden Temperaturunterschiede. Um ihn also unsichtbar einzubauen, ist ein Bohrloch von 30 Metern notwendig, durch das der Anker verlaufen würde. Unter Druck muss dann Verpressungsmaterial eingespritzt werden. Laut Dekan Gross sei das problematisch, da dies gravierende Schäden im Mauerwerk hinterlassen könnte.

Die zweite Ursache für die Kirchenneigung nach Westen, ist das Fundament, auf der sie steht. Eindeutig fielen „Defizite in der Gründung“ der Kirche auf, heißt es im Bericht des Statikers. Das Gebäudefundament ende zirka „45 Zentimeter oberhalb des tragfähigen Baugrunds auf einer weichen Lehmschicht.“ Mit tragfähigem Baugrund ist der unter der Lehmschicht liegende Keuper beziehungsweise Tonmergel gemeint.

So muss die westliche Giebelwand und die südliche Außenwand (Richtung Taubertal) bis runter auf diese tragfähige Erdschicht unterfangen werden, um am Ende ein stabiles Fundament erzeugen zu können. Bevor man aber mit der Unterfangung starten kann, muss die Kirche über den genannten Zuganker stabilisiert werden. Kostenpunkt für die bereits abgeschlossenen Renovierungen und die statische Untersuchung: 96000 Euro.

Spätestens im Sommer 2017 soll mit der Sanierung begonnen werden. Sie weiter aufzuschieben, wäre dann auch „irgendwann fahrlässig“, wie Dekan Gross betont. Warten müsse man noch auf die Pläne der Stadt, die vor dem Projekt noch Tiefbaumaßnahmen in der Nähe der Kirche durchführen wolle. Nach der Jakobskirche muss nun also die Franziskanerkirche „aufstehen“. Die Gesamtkosten sind noch schwer abzuschätzen, liegen aber wohl im hohen sechsstelligen Bereich. Die Suche nach Unterstützern laufe bald an, sagt Dekan Gross. Aber natürlich müsse ein nicht geringer Anteil der Kosten von der Gemeinde getragen werden.

Nicht günstig klingen auch die Pläne, die St. Jakobs-Kirche einem neuen Beleuchtungskonzept zu unterwerfen und die Orgel zu „säubern“. Das sei notwendig, um den Klang zu erhalten und mit dem Hintergrund der vielen Konzerte in der Kirche ein Punkt, der bald angesprochen werden müsse, so Gross. Man muss die Probleme eben nehmen, wie sie kommen. og

Selber sehen und fühlen

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Die Kunst ist ein kompliziertes Phänomen – Ganz dem eigenen Eindruck vertrauen

ROTHENBURG – Schauen, schauen, schauen. Um herauszufinden, was gefällt und den Horizont erweitert, Vorurteile revidiert und nachhaltig fasziniert, sollte sich der Besucher Zeit nehmen für die neue Au­sstellung des Rothenburger Künst­lerbundes in der Fleischhalle am Marktplatz. Die Schau regt zur Diskussion an und fördert damit die Kommunikation.

Aquarell und Tusche auf Papier: Blaue Hasen und ein Osterei von Sylvia Krieg. Fotos: sis

Aquarell und Tusche auf Papier: Blaue Hasen und ein Osterei von Sylvia Krieg. Fotos: sis

Das Kunstjahr beginnt der Künstlerbund traditionell am Gründonnerstag mit der Osterausstellung. Der Vorsitzende Peter Nedwal hielt eine kurze Begrüßungsrede und verzichtete darauf, „über den täglichen Kampf um Ideen, Formen und Farben und das Sammeln von Erfahrungen im Künstlerdasein einen längeren Vortrag zu halten“. Er war zu der Überzeugung gekommen, dass es besser ist, „wenn die Betrachter anhand der Werke selbst erfahren können, ob sich die Kämpfe gelohnt haben“. Die Auswahl und Anordnung der Werke wurden im wesentlichen von Maria Semmer, Johanna Kätzel und Burk­hard Moser, der gewählten Jury, getroffen.

Neues und Vertrautes

Vierzehn Künstler zeigen über dreißig Arbeiten. Zu sehen sind Malerei, Druckgrafik, Collagen, besondere Fotografien Skulpturen und Objekte aus Holz, Ton und Bronze. Es fehlen aber bekannte Namen. Der japanische Wahl-Rothenburger Eiichi Takeyama stellt anlässlich seines 75. Geburtstages in seiner Heimatstadt Tokio aus. Auch Patrick Riefer-Kraus und Hermann Riederer sind diesmal nicht dabei. Im Namen des Rathauses würdigte Bürgermeister Kurt Förster die Galerie als besondere Tradition.

Kunst zum Anfassen: Frauenskulptur mit Schnur.

Kunst zum Anfassen: Frauenskulptur mit Schnur.

Die Sprache der Kunst besteht aus Metaphern, Bildern und Geschichten. Das, was jedermann umgibt, darf Thema der Kunst sein, darf Heiterkeit und Leichtigkeit verströmen, darf zuspitzen und überzeichnen. Das Ironische ist dabei das Künstlerische. Für Kunst muss man aufgeschlossen sein. Nur dann findet man Zugang zu den einzelnen Stilrichtungen und lernt die Kunstwerke richtig zu deuten. Eine bewegliche Wandskulptur aus Holz mit Schnur zum Ziehen von Peter Nedwal trägt den Titel „Für Otto Dix“. Eine Hommage an den vor 125 Jahren geborenen Künstler Otto Dix und Anlehnung an das berühmte Bildnis der Tänzerin Anita Berber. Eine Bereicherung sind auch die im besonderen Verfahren entstandenen Fotografien von Ulrich Frewel. Die „Argentotypie“ verstärkt den Reiz seiner Naturmotive, die beim Ausflug ins Hohenlohische entstanden sind. Maria Semmer fotografiert nicht die vorfindbare Realität, sondern sie inszeniert eine neue Wirklichkeit. Die menschlichen Körper in ihren Bildern verschmelzen mit den Räumen oder lösen sich auf.

Johanna Kätzel hat österliche Kunstwerke aus Hühner- und Gänseeiern gestaltet, in Handarbeit bemalt und mit Stoffborten verziert. Evelyne Weiß bringt in ihren keramischen Erzeugnissen die körperliche Stärke zum Ausdruck und erinnert an die Werte, die im Leben wichtig sind. Es gibt immer wieder Situationen, in denen es darauf ankommt, bei sich zu sein: Den eigenen Wert finden, stärken und ausstrahlen.

Alexander Fabi zeigt eine konstruktivistische Bron­­ze­skulptur. Pinienzapfen und Brathendl aus Bronzeguss stammen von Burk­hard Moser, die Zeitgenossen, die man auch auf der Straße treffen könnte, von Leo Wirth. Der Künstler aus dem Weikersheimer Stadtteil Laudenbach hat einen Blick für das Typische, ja Klischeehafte in unserem Alltag und nicht zuletzt eine gehörige Portion Humor.

Claudia Hädicke ist ein neues Künstlerbund-Mitglied und stellt zum ersten Mal aus. Die ausgebildete Kunsttherapeutin lebt in Schönbronn. Verwunschen wie ein Traum wirken ihre abstrakten Collagen. Desweitern zieren Druckgrafik-Arbeiten von Hans-Gustaf Weltzer, Acryl- und Ölmalerei, abstrakte und rea­listische Kunst (von Bernhard Karlstetter und Gerd Hintermeier) den Ausstellungsraum. Manche Bilder haben auch impressionistische Züge.

Renate Schletterer weckt mit ihrem Blumenstrauß in kräftigen Farbkompositionen Frühlingsgefühle. Ihr Ener­giebild mit Herzen wirkt harmonisierend und zaubert eine besondere Atmosphäre. Sylvia Krieg hat ein Atelier in Karlstadt am Main und ist seit letztem Jahr Mitglied im Künstlerbund. Mit ihren blauen Hasen unterstreicht sie die Bedeutung der Osterhasen in der Kunstgeschichte. Die Ausstellung ist Dienstag bis Sonntag von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. sis

Aktiv sein bis ins hohe Alter

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Männergymnastik-Gruppe des Bayerischen Roten Kreuzes ist einmalig in Bayern

ROTHENBURG – „Sie sind eine einzigartige Gruppe“, schmeichelt Carmen Zieglmeier-Streb den Herren in Trainingskleidung. Die hauptamtliche Teamleiterin beim Landesverband des Bayerischen Roten Kreuzes ist extra aus München angereist, um der örtlichen Männergymnastik-Gruppe des BRK einen Besuch abzustatten. Im ganzen Freistaat gebe es nämlich keine weitere Gruppe des Wohlfahrtsverbandes, in der sich ausschließlich Männer fit halten.

Seit wann es die Gruppe genau gibt, kann keiner so recht sagen. 1981 wurde sie zumindest das erste Mal erwähnt. Und genauso lange kümmert sich auch Marianne Christ engagiert schon darum, dass die Männer im Seniorenalter weiterhin fit bleiben.

Einmal die Woche treffen sie sich in der Turnhalle an der Realschule, um eine Stunde lang mit verschiedenen Übungen ihre Beweglichkeit, Koordinationsfähigkeit, Kraft und Motorik zu trainieren. Die Teilnehmer werden immer weniger, erklärt Marianne Christ. Heute gibt es noch einen harten Kern von gut zehn Senioren, die ihrer Gesundheit regelmäßig mit Frisbee, Gummiband, Bällen und Stöcken etwas Gutes tun. Der Spaß und der freundschaftliche Wettkampf kommen bei den Herren ebenfalls nicht zu kurz.

Die Gruppe freut sich über jeden, der sich ihnen anschließen möchte. Die Übungen sind auf die Fitness von Männern im besten Alter ausgerichtet. Der momentan älteste Teilnehmer bei Marianne Christ wird demnächst 87 Jahre alt. Gerne erinnert sich die Übungsleiterin auch an ihren bislang ältesten Teilnehmer zurück, der mit 90 Jahren in den Gymnastik-Ruhestand ging. Vor kurzem feierte er seinen 100. Geburtstag.

Spaß und freundschaftlicher Wettkampf kommen in der Gymnastikgruppe nicht zu kurz.Fotos: Scheuenstuhl

Spaß und freundschaftlicher Wettkampf kommen in der Gymnastikgruppe nicht zu kurz. Fotos: Scheuenstuhl

Einst hatte Marianne Christ 19 Kursstunden für Körperertüchtigung pro Woche. Dieses Pensum hat die 79-Jährige mittlerweile auf acht Stunden reduziert. Neben der BRK-Herrenseniorengruppe, freitags von 10 bis 11 Uhr, gibt sie noch weitere Kurse für andere Träger. Wenn Not am Manne ist, springt sie auch mal für Helga Wolff ein, die die BRK-Gymnastikgruppe für Seniorinnen leitet. Dieser Freundschaftsdienst beruht auf Gegenseitigkeit. Nachdem Marianne Christ 1968 nach Rothenburg gekommen ist, hat sie unter dem Dach des damals noch bestehenden ASV das Mädchenturnen, die Frauengymnastik und eine Mutter-Kind-Stunde aufgebaut.

Carmen Zieglmeier-Streb, die den Bereich Gesundheitsmanagement und Gesundsheitsprogramme beim Bayerischen Roten Kreuz betreut, zeigte sich begeistert von den aktiven Senioren in Rothenburg. „Ich werde sauber mit ihnen angeben im Land“, versprach sie ihnen. Ihr Besuch ist eine Würdigung des langjährigen ehren­amtlichen Engagements von Marianne Christ und auch ein Dank an die treuen Teilnehmer.

Von den insgesamt 65 Gesundheitsprogrammen, die in den 74 bayerischen Kreisverbänden angeboten werden, ist die Rothenburger Seniorengymnastik als reine Männergruppe einmalig. In der BRK-Organisationsstruktur ist die Seniorengymnastik innerhalb der fünften Gemeinschaft „Wohlfahrts- und Sozialarbeit“ angesiedelt. Vor rund 60 Jahren wurde sie ins Leben gerufen, um Menschen in der zweiten Lebenshälfte aus sozial niederen Schichten die Möglichkeit zu geben, sich um ihre Gesundheit zu kümmern.

Heute ist es eine relativ kostengünstige Option abseits von Vereinen in der Gemeinschaft weiterhin körperlich aktiv zu sein. Das BRK legt dabei großen Wert auf Qualität. Um als ­ehrenamtlicher Übungsleiter bei dem Wohlfahrtsverband tätig werden zu können, muss man eine zweijährige Ausbildung durchlaufen, die mit einer schriftlichen Prüfung und einer Lehrprobe, also einer Übungsstunde, abgeschlossen wird. Auch nach der Ausbildung halten sich die Gruppenleiter mit regelmäßigen Fortbildungen im Zwei-Jahres-Turnus auf dem neuesten Stand.

Nicht nur bei den Teilnehmern, sondern auch bei den Übungsleitern gibt es Nachwuchssorgen. „Sie kommen zusammen mit den Teilnehmern in die Jahre“, berichtet Anneliese Schneider vom BRK-Kreisverband Ansbach. Man ist deshalb händeringend auf der Suche nach Ehrenamtlichen, die sich als Übungsleiter engagieren wollen. Für Informationen dazu steht Karin Luff von der Kreisgeschäftsstelle Ansbach unter Telefon 0981/4611532 zur Verfügung. mes

Auf Vordermann gebracht

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Landkreis investierte in energetische Sanierung des Reichsstadt-Gymnasiums

ROTHENBURG – Ökobilanz verbessert: Dank einer beachtlichen Investition des Landkreises von rund 1,2 Millionen Euro ist das Reichsstadt-Gymnasium nun auch von innen eine „grüne Schule“. Neben der energetischen Sanierung des Gebäudes wurde die Bildungseinrichtung auch bei Wissensvermittlung und Sicherheit auf den neuesten technischen Stand gebracht.

Landratsamt, Schulleitung, Elternvertreter und Freunde der Schule freuen sich über die gelungenen Verbesserungsmaßnahmen inklusive neuer Lichtquellen. Foto: Scheuenstuhl

Landratsamt, Schulleitung, Elternvertreter und Freunde der Schule freuen sich über die gelungenen Verbesserungsmaßnahmen inklusive neuer Lichtquellen. Foto: Scheuenstuhl

Grün ist die Farbe der Mitte. In seiner Neutralität soll es beruhigend wirken und Hilfsbereitschaft, Toleranz und Zufriedenheit fördern. Es gibt zwar keine belastbaren Zahlen. Doch so manche Schülergeneration mag wohl nach acht beziehungsweise neun Jahren am Gymnasium in der Bleiche des allgegenwärtigen Grüns trotz dieser vielen Vorteile überdrüssig geworden sein – zumindest für eine Zeit lang.

Die Schule hat also nicht nur in bildungstechnischer Hinsicht bei ihren Schützlingen einen Eindruck hinterlassen. Einen absichtlich leichteren Fußabdruck möchte sie nun auch in ihrer Ökobilanz hinterlassen, in dem sie – nach der Fotovoltaikanlage auf dem Neubau – auch im Hauptgebäude im großen Stil nachbesserte. Landrat Dr. Jürgen Ludwig kam nach Rothenburg, um die Maßnahmen abzunehmen.

Hauptziel der Frischzellenkur war es, die Energieeffizienz der Schule zu verbessern und somit Strom einzusparen. 2010 ließ der Landkreis zehn seiner Schulen energetisch untersuchen. Bei den Haushaltsberatungen 2012 kam dann das Reichsstadt-Gymnasium zum Zug und wurde für die Erneuerung der Beleuchtungsanlagen, verteilt auf mehrere Jahre, ausgewählt. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit förderte das Projekt mit etwa 117000 Euro, weil in Klassenzimmern, Fluren und der Aula LED-Leuchten eingebaut wurden. Der Landkreis trug die restlichen Kosten von zirka 1,2 Millionen Euro.

Neben der verbesserten Beleuchtung sind in dieser Summe noch weitere Maßnahmen enthalten: So wurde die Elektroinstallation nach aktuellen Vorschriften erneuert. Die Elektroverteiler in den Flucht- und Rettungswegen wurden mit Brandschutzvorsatztüren umgerüstet. Zur Verbesserung der Raumakustik baute man Abhangdecken ein. Zudem besitzen nun alle Klassenzimmer eine elektroakustische Anlage mit Amokalarmfunktion. Und auch die Aula bekam eine Aufhübschung durch beispielsweise die Entfernung provisorischer Einbauten. Nach Erfordernis wurde auch an den Böden und den Wänden Hand angelegt.

Knapp zwei Jahre dauerten die Sanierungs- und Erneuerungsmaßnahmen, die bei laufendem Schulbetrieb durchgeführt wurden. Das Gymnasium ist nun im Inneren auf dem neuesten Stand und vergleichbar mit anderen sanierten Schulen im Landkreis. Schulleiter Walter Först freute sich, eine „sehr schöne Schule bekommen“ zu haben. Alles sei planmäßig abgelaufen. Der Oberstudiendirektor betonte auch den Aspekt der verbesserten Sicherheit durch die erneuerte Lautsprecheranlage und die Außenbeleuchtung.

Technischer Fortschritt

Und gleichzeitig wurde die eigentliche Aufgabe der Schule vorangebracht. Denn auch am Gymnasium macht der technische Fortschritt nicht bei der Wissensvermittlung halt. Insgesamt 14 Klassenzimmer sind nun mit sogenannten interaktiven „Whiteboards“ ausgestattet. Bei der Besichtigung der abgeschlossenen Arbeiten demonstrierte Studiendirektor Daniel Beck Vertretern von Landkreis, Schule, Elternbeirat und Förderverein wie diese digitale Tafel Lehr- und Lerninhalte mittels Computer und Beamer auf eine weiße Fläche zaubert.

Vorbei die Zeiten, in denen man sich als Pädagoge wie ein Lastentier und Medienjongleur vorkam, wenn man seinen Unterricht visuell und akustisch abwechslungsreich gestalten wollte. Landkarte, Medienwagen, Tageslichtprojektor, CD-Player: Alles findet sich in der Tafel wieder und muss nicht extra ins Zimmer gebracht und dort aufgebaut werden. Darüber hinaus sind die Tafelanschriften und -bilder immer abrufbar. Vorbei sind damit also auch die Zeiten der beliebten Schüler-Ausrede nach der Schul­aufgabe: „Das haben wir aber nie durchgenommen!“

Den Weg bereiten: Der vordere Zugang zum Reichsstadt-Gymnasium wurde komplett neu gepflastert.Foto: Kamilli

Den Weg bereiten: Der vordere Zugang zum Reichsstadt-Gymnasium wurde komplett neu gepflastert. Foto: Kamilli

 

Neuer Boden fürs Abitur

Schulleiter Walter Först erwähnte auch die neue Pflasterung der Auffahrt zur Schule und die neuen Böden im Direktorat und der Sporthalle: Für Letzteres sind vor allem die Abiturienten dankbar, die nun während der Prüfungen nicht mehr durch das Knarzen bei jedem Schritt der Aufsichtslehrer gestört werden. Rundum „optimale Bedingungen für Schüler und Lehrer“ sieht Landrat Dr. Jürgen Ludwig mit den Maßnahmen hergestellt. Die „schönste Bestätigung“ für den finanziellen Einsatz des Landkreises sieht er darin, dass sich die Schule die Neuerungen „zu eigen gemacht“ habe. Sie seien kein Selbstzweck sondern dienen der Lehre und dem Lernen.

Seit 2004 habe man für die Landkreisschulen 150 Millionen Euro investiert. Der Freistaat steuerte 40 bis 50 Prozent der förderfähigen Kosten zu, erklärte der Landrat. Mit dem Projekt am Gymnasium konnten Themen wie energetische Standards, digitale Medien und Sicherheit in Angriff genommen werden, die früher noch keine Rolle spielten, bei Neubauten aber mittlerweile Grundausstattung sind. Dank der energetischen Sanierung kann die Schule durchschnittlich 72 Prozent beziehungsweise 121677 Kilowattstunden pro Jahr an Strom einsparen.

„Fertig ist man nie“

Diese Reihe an Maßnahmen ist zwar fertig, aber Dr. Jürgen Ludwig weiß: „Fertig ist man nie“, denn „nach der Maßnahme ist vor der Maßnahme.“ Es gibt laufend Entwicklungen, auf die man reagieren muss, damit der Schulbetrieb aufrechterhalten bleibt. Salopp gesagt ist der Landkreis „zuständig, dass das Licht brennt“ in seinen Schulen. Dem mit einem großen Augenzwinkern vorgetragenen Wunsch von Schulleiter Walter Först nach einem Pool im Außenbereich des Direktorats, wird der Landrat deshalb wohl eher nicht nachkommen.

Dafür seien aber zumindest Türschilder mit dem Stundenplan für das jeweilige Klassenzimmer in Planung. Im Eingangsbereich hat man bereits auf digital umgestellt. Der traditionelle handschriftliche Vertretungsplan samt mehrmaliger „Tipp-Ex“-Ausbesserungen hat mittlerweile für immer ausgedient. An seiner Stelle begrüßt nun ein imposanter Kasten mit Bildschirm Schüler bei „Arbeitsbeginn“ und auch Gäste zu den öffentlichen Veranstaltungen der Schule, wie den verschiedenen Konzerten.

Trotz aller Funktionalität der Neuerungen habe man von Seiten des Landratsamtes auch darauf geachtet, „die gestalterischen Qualitäten“ wie die „lichtdurchflutete Architektur“ der Schule von Günter Behnisch zu bewahren, fügt Christa Deuter-Klein hinzu. Sie ist Architektin und Leiterin der Abteilung für Finanzen, Bau und Schulen im Landratsamt. mes

Ab in ein neues Zuhause

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Noch im laufenden Jahr zieht die Projektschmiede aus und um

ROTHENBURG – Bald ist es soweit. Die Projektschmiede zieht um. Raus aus dem ehemaligen Schlachthofgebäude und rein in die leerstehende Lagerhalle in der Ansbacher Straße, die vor kurzem noch von der Firma Schopf genutzt wurde. Um die Beschäftigungsinitiative erfolgreich zu erhalten, ist dies kein schlechter Weg und eine Alternative gab es ohnehin nicht.

Wird in der zweiten Jahreshälfte von der Projektschmiede bezogen: Die Lagerhalle in der Ansbacher Straße.                       Fotos: Götz

Wird in der zweiten Jahreshälfte von der Projektschmiede bezogen: Die Lagerhalle in der Ansbacher Straße. Fotos: Götz

Für das städtische Schlachthofgelände interessiert sich ein auswärtiger Investor. Die Stadt steht mit ihm in ernsthaften Verhandlungen. Karl Dehm, Vorsitzender des Projektschmiede-Vereins sieht den Umzug mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Der neue Standort bietet Chancen, besitzt dafür vergleichsweise wenig Charme.

Es ist eine mittelschwere Herkulesaufgabe, die es für den Verein „Projektschmiede“, eine Beschäftigungsinitiative zur Wiedereingliederung (langzeit)arbeitsloser Menschen, in nächster Zeit zu erledigen gilt. Karl Dehm und Anke-Johanna Lautner, die dem Verein vorsitzen und dessen Leitung ehrenamtlich ausüben, haben alle Hände voll zu tun.

Es ist nicht der Umzug vom einen Gebäude in das andere. Es sind die Anträge und Verträge, die Gespräche, Mails und Anrufe, die Öffentlichkeitsarbeit, die Suche nach Unterstützern und finanziellen Zuschüssen, die diesen Standortwechsel so aufwendig und kompliziert machen. Wieso nicht alles beim Alten bleibt? Weil man einhergehend mit dem Wechsel der Räumlichkeiten aus der Projektschmiede eine gGmbH, also eine gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung macht.

Bald kein Sozialkaufhaus mehr: Das Schlachthof-Gebäude.

Bald kein Sozialkaufhaus mehr: Das Schlachthof-Gebäude.

Das schafft Vorteile, vor allem in finanzieller Hinsicht. Man kommt so leichter an Fördergelder. Zum Beispiel an die aus dem Fördertopf der „Aktion Mensch“, eine sich durch Lotterieeinnahmen finanzierende Sozialorganisation. 500000 Euro stellen die für eine fünfjährige Aufbauphase eines Integrationsbetriebs zur Verfügung. Wahrscheinlich bekommt die Rothenburger Projektschmiede die Förderung. Ab ersten April beginnt ein Vorlaufprojekt. „Aktion Mensch“ bezahlt ein halbes Jahr lang eine Fachkraft für zehn Stunden pro Woche, um die Betriebsgründung voranzutreiben.

Möglich sind sogar weitere 500000 Euro aus demselben Topf, ließe sich ein „Zuverdienstprojekt“ etablieren. Hierbei können psychisch benachteiligte Menschen eingestellt werden, die im Rahmen ihrer Arbeit bei der Projektschmiede bestimmte Aufträge von externen Unternehmen ausführen, die ihrem Können entsprechen. Denkbar wäre eine Zusammenarbeit mit den Firmen Biedermann und Käthe Wohlfahrt.

Das Weihnachtsartikelunternehmen spendete erst vor kurzem 5000 Euro an den Verein. Der Verdienst der Mitarbeiter stünde bei dem Projekt im Hintergrund, ihnen soll vor allem eine Tagesstruktur und ein ergotherapeutisch angeleitetes Arbeiten ermöglicht werden. Um überhaupt finanziell in einer Größenordnung, wie der der „Aktion Mensch“ gefördert zu werden, müssen zwischen 40 und 50 Prozent der Belegschaft mit besonders benachteiligten Menschen (psychische oder körperliche Behinderung) besetzt werden. So bekommt man dann auch einen niedrigeren Steuersatz von sieben Prozent zugeschrieben. Besonders entscheidend ist auch ein langfristiger Mietvertrag. Der ist jetzt wohl möglich und liegt bei zehn Jahren.

Bei der Miete profitiert die Projektschmiede von Vergünstigungen. Das ehemalige Schopf-Gebäude gehört der „Stiftung Schmidt“, welche von der Beschäftigungsinitiative einen deutlich reduzierten Quadratmeterpreis verlangt. Schon jetzt hat man in der Industriestraße 7, einer Halle des Bilderrahmenherstellers Biedermann, ein Gebrauchtwarenlager eingerichtet. Das bleibt auch nach dem Umzug erhalten. Und auch dort profitiert man von einer günstigen Miete.

Insgesamt hat man so nach dem Umzug eine Fläche von über 1000 Quadratmetern zur Verfügung, mehr als im ehemaligen Schlachthof. Dass dieser verkauft wird, ist noch nicht final entschieden. Von Seiten der Stadt wollte man der Projektschmiede aber nicht noch einmal einen langfristigen Mietvertrag über zehn Jahre anbieten, welchen die aus genannten Gründen braucht. Schließlich hätte man sich so in den Entwicklungsmöglichkeiten des städtischen Geländes eingeschränkt. Für den Fall, dass ein Investor Interesse zeigt, wie jetzt geschehen, hätte man ihn abweisen müssen.

„Es ist schon ein erzwungener Standortwechsel, aber letztlich einer, der zu unserem Vorteil ist“, sagt Karl Dehm. Eine nötige Instandsetzung des Schlachthofs wäre sehr teuer geworden. Außerdem könne man hier (in der neuen Halle) das ganze Jahr über arbeiten, schließlich könne durchgehend geheizt werden. „Da sich die Fördergelder wohl erhöhen, können wir vielleicht sogar bis zu drei neue Mitarbeiter einstellen. Nur leider müssen wir mit einer Industriehalle vorlieb nehmen. Der jetzige Standort hat da einfach mehr Charme.“ Der bleibt noch bis in die zweite Jahreshälfte 2016 erhalten. „Endgültig raus müssen wir wahrscheinlich im November oder Dezember“, sagt Dehm. Es bleibt also noch Zeit, den Umzug und all das, was an ihm hängt, geordnet und professionell zu meistern.

Für Karl Dehm und Anke-Johanna Lautner ist es für ein Ehrenamt trotzdem ein anstrengendes Unterfangen. Und ohne sie würde es nicht funktionieren mit dem Umzug, wahrscheinlich nicht mal mit der Initiative. Auch wenn sie sich gerne im Hintergrund halten, am meisten profitiert der Betrieb von ihnen. og

Vertrauen aufbauen

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Neuer Klinikvorstand zu Gast bei Förderverein Mediroth

ROTHENBURG – Deutliches Plädoyer für den eingeschlagenen Weg mit viel Lob für die Rothenburger Klinik: Claudia B. Conrad, seit Jahresbeginn neuer Klinikvorstand von ANregiomed, gab bei ihrem Antrittsbesuch in der Tauberstadt anlässlich der Mitgliederversammlung des Krankenhaus-Fördervereins Mediroth einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen des Kommunalunternehmens.

Etwas mehr bieten: Dem Krankenhaus-Förderverein Mediroth liegen Patienten und Mitarbeiter der Klinik Rothenburg am Herzen.  Fotos: Scheuenstuhl

Etwas mehr bieten: Dem Krankenhaus-Förderverein Mediroth liegen Patienten und Mitarbeiter der Klinik Rothenburg am Herzen. Fotos: Scheuenstuhl

Seit 2010 ist die gebürtige Hamburgerin im Unternehmen tätig und hat die Fusion der Kliniken im Jahr 2013 mitmoderiert. Claudia B. Conrad bekräftigte im Gasthaus „Goldenes Fass“, dass man sich mit diesem Zusammenschluss einen „Vorsprung verschafft“ habe. Andere Häuser wollten nun denselben Weg gehen. Man selbst könne jetzt bereits das „ernten, was andere erst noch säen“ müssen.

Antrittsbesuch: ANregiomed-Vorstand Claudia B. Conrad.

Antrittsbesuch: ANregiomed-Vorstand Claudia B. Conrad.

Die 48-Jährige kommt aus der pflegerischen Praxis und hat sich in Gesundheitswissenschaften weitergebildet, bevor sie in die Beratung wechselte. Im Hinblick auf ANregiomed betont sie: „Die Standorte wachsen zusammen.“ Vor allem bei den Mitarbeitern, die im direkten Kontakt mit den Patienten sind, sei häuserübergreifend eine stärkere Zusammenarbeit festzustellen. Was die Leitung vor allem dabei umtreibe, sei der Austausch über die Frage „Wer macht was wie?“

Was noch nicht ganz stimme, sei die Verbindung zwischen klinischem und ambulantem Bereich. Hierfür sei man gerade dabei, sogenannte Kompetenznetze für die verschiedenen Bereiche aufzubauen, die dann Behandlungsleitfäden und -standards definieren. Auf deren Basis soll dann eine Abstimmung mit den Haus- und Fachärzten erfolgen, die die eigentlich zuständigen Mediziner bei der Behandlung des jeweiligen Patienten sind, wie Claudia B. Conrad erklärt.

„Nachwehen der Fusion“

Während man auf menschlich-medizinischer Ebene in immer regerem Austausch steht, trifft dies im technischen Bereich allerdings überhaupt nicht zu. „Die IT-Systeme reden noch nicht miteinander“, klagt der Klinikvorstand. Dies seien „Nachwehen der Fusion“, die aber bis spätestens 2017 behoben sein sollten.

Der Rothenburger Klinik stellt die Gesundheitsmanagerin ein besonders gutes Zeugnis aus. Im positiven Sinne sei sie eigentlich immer schon ein „gallisches Dorf“ gewesen, da die Ärzte beispielhaft „gut aufeinander abgestimmt“ sind. Der Erfolg der Klinik ist da und es sehe nach einem „dauerhaften Trend“ aus. Es gelte deshalb umso mehr voneinander zu lernen, denn jedes Haus habe seine ganz eigenen Stärken. Eine Aufgabe der Klinikleitung sieht die Mutter zweier Söhne auch darin, die „Mitarbeiter zu ermutigen, Dinge selbst in die Hand zu nehmen“, beispielsweise wenn es darum geht Arbeitsabläufe zu modifizieren. Es sei wichtig, dass derartige Entwicklungen und Verbesserungen aus den Häusern heraus passieren.

Einem Mediroth-Mitglied wurde von Eltern zugetragen, dass sie mit ihren erkrankten Kindern in der Nacht vom Rothenburger Krankenhaus abgewiesen wurden. Claudia B. Conrad konnte sich dies nicht erklären, versprach aber den Vorwürfen nachzugehen. Zwar sei in Rothenburg keine Kinderheilkunde angesiedelt, allerdings müsse eine Erstversorgung im Notfall erfolgen, betonte sie.

Zum Bereitschaftsdienst

Beisitzer Dr. Wolfgang Scheurer nutzte die Gelegenheit darauf hinzuweisen, dass nachts oder am Wochen­ende – sofern es kein Notfall ist – die erste Anlaufstelle für eine kranke Person der allgemeine oder fachärztliche Bereitschaftsdienst ist und nicht das Krankenhaus. „Man mutet dem Krankenhaus etwas zu, wofür es gar nicht da ist“, so der Mediziner.

Mediroth-Vorsitzender Hans-Peter Nitt drückte seine Freude darüber aus, dass man sich auf dem Prädikat „Leuchtturm“ für die Klinik nicht ausruhe. Claudia B. Conrad führte ein „gesundes Mischverhältnis“ bei den medizinischen Abteilungen für den Erfolg ins Felde. Sie verschwieg aber nicht, dass „Ärzte und Pfleger am Anschlag“ arbeiten. „Soviel entlasten wie möglich“, gelobte sie, was beispielsweise bei der Dokumentation der durchgeführten Tätigkeiten möglich wäre.

Eine Absage erteilte sie jeglichen Spekulationen über eine Vergrößer-ung des Verbundes: „Dies hat im Moment keine Priorität.“ Hinsichtlich der Verbindung mit der Stadt Rothenburg wünsche sie sich eine „positive Begleitung des Unternehmens“ und „Offenheit in der Kommunikation“. Allgemein solle das Bewusstsein in der Öffentlichkeit gestärkt werden, dass man auf die Rothenburger Klinik „stolz sein“ kann.

Es müsse Vertrauen in die Krankenhäuser da sein. In der Vergangenheit ist dies jedoch verloren gegangen. Man sei nun aber auf einem guten Weg dies wiederzuerlangen. In diesem Zusammenhang sprach Hans-Peter Nitt zu Beginn seines Geschäftsberichts von „relativ großen journalistischen Turbulenzen“ im Zuge des Weggangs von Dr. Andreas Goepfert, bisheriger ANregiomed-Vorstand. Die Wogen sollen nun geglättet werden.

In den vergangenen beiden Jahren konnte Mediroth die hiesige Klinik im medizinischen und atmosphärischen Bereich nachhaltig unterstützen. Durch eine Spende von 6500 Euro konnte eine mechanische Reanimationshilfe im Wert von 16000 Euro mitfinanziert werden. Zudem wurde der Verein beim Landgericht Ansbach in die Liste der gemeinnützigen Vereine aufgenommen, denen vom Gericht verhängte Geldauflagen zugute kommen. Allerdings konnten dadurch noch keine Einnahmen verbucht werden.

Bei der Einweihung des zweiten Herzkatheter-Labors in Rothenburg finanzierte der Verein die musikalische Umrahmung der Feier. Einen ebenso musischen Akzent setzte man bei der Ausstellung des Rothenburger Kunstkreises im Krankenhaus sowie bei der Zeugnisübergabe der Pflegehelferschüler.

Dank der Zusammenarbeit mit der Pflegeleitung Anästhesie konnte eine zweckgebunde Spende über 500 Euro eines Patienten für die Anschaffung einer Übungspuppe über den Verein abgewickelt werden. Eine 5000 Euro-Spende wurde zur Anschaffung von zwei sogenannten Niedrigflurbetten verwendet. Als fast schon laufende Kosten des Vereins kann man die beiden Trinkwasserspender in der Klinik bezeichnen. Seit seiner Gründung 2003 habe der Verein über 100000 Euro an Spendenmitteln für das Rothenburger Krankenhaus aufgebracht.

Bürgermeister Kurt Förster versicherte Claudia B. Conrad, dass man als Stadt stolz auf das Krankenhaus sei. Die hiesige Klinik werde entsprechend angenommen. Er äußerte ebenso seine Hoffnung, dass man nun unter neuer Führung „in ruhigere Gewässer“ kommen werde.

In Richtung Leserbriefschreiber fand der Bürgermeister deutliche Worte. Die betreffenden Personen hätten von der rechtlichen Seite „keine Ahnung“ und schlagen ständig in dieselbe Kerbe, ohne zu bedenken, „wie sehr sie dem Haus damit schaden“. Es sei eindeutiger Wille die Krankenhäuser in kommunaler Hand zu halten, unterstrich der Bürgermeister und Kreisrat.

Alter und neuer Vorsitzender von Mediroth ist Hans-Peter Nitt. In Abwesenheit wurden Jutta Striffler als stellvertretende Vorsitzende und Renate Schauer als Schriftführerin in ihrem Amt bestätigt. Heinz Tomann wurde als neuer Kassier gewählt. Seine Vorgängerin hatte dieses Amt aus persönlichen Gründen niedergelegt. Kassenprüfer sind Thomas Schmid und Dr. Thomas Rebmann. Als Beisitzer und Beiräte fungieren Dr. Paul Kerscher, Maria Berger, Dieter Kölle, Friedrich Stegmann, Günther Schuster und Dr. Wolfgang Scheurer. mes


Immer viel zu tun

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Umfangreiche Aufgaben des Straßenbetriebsdienstes

ROTHENBURG – Führungswechsel bei der Straßenmeisterei Rothenburg: Jürgen Schuh (48) tritt die Nachfolge von Wolfgang Häfner an, der in den letzten zwölf Jahren die Dienststelle leitete. Aus gegebenem Anlass wurde auch Dieter Gäullein (42) vorgestellt: als künftige Führungskraft für die Kooperationsmeisterei in Uffenheim.

Der neue „Chef“ der Straßenmeisterei Rothenburg, Jürgen Schuh, neben seinem Uffenheimer Kollegen Detlef Gäullein (kariertes Hemd). Foto: sis

Der neue „Chef“ der Straßenmeisterei Rothenburg, Jürgen Schuh, neben seinem Uffenheimer Kollegen Detlef Gäullein (kariertes Hemd). Foto: sis

In der Einrichtung an der Ernst-Geißendörfer-Straße sind 25 Mitarbeiter beschäftigt: 1 Dienststellenleiter im Beamtenverhältnis, 2 Verwaltungsangestellte und 22 Mitarbeiter für den Straßendienst. Die Straßenmeisterei Rothenburg betreut 137 Kilometer Staats- und 132 Kilometer Kreisstraßen. Der Zuständigkeitsbereich erstreckt sich von der Landesgrenze zu Baden-Württemberg im Westen, der Landkreisgrenze zum Landkreis Neustadt an der Aisch im Norden, im Osten bis Lehrberg und im Süden bis Wörnitz. Ihr gesetzlicher Auftrag ist es, die Straße befahrbar zu machen.

Die Straßenwärter haben viel zu tun und sollen manchmal überall gleichzeitig sein. Etwa beim Winterdienst, wenn sie im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen. Unabhängig vom Wetter haben sie das ganze Jahr über Saison. Die Mannschaft kümmert sich um alles, was man als Verkehrsteilnehmer auf oder an der Straße sieht. Dazu gehören der Auf- und Abbau von Schnee- und Amphibienzäunen, Gehölzpflege, Mäharbeiten, Erneuerung von Fahrbahnmarkierungen und Schutzplanken. Auch das Flicken der Löcher im Asphalt, Ban­kettregulierung, Warten von Ver­kehrs­zeichen, Brückenbauwerken und Ampelanlagen stehen an. Trotz hohem Maschinen- und Fahrzeugeinsatz müssen Straßenwärter zupacken können und körperlich belastbar sein.

Auswahlverfahren

Der neue „Chef“ der Straßenmeisterei in Rothenburg kennt die Einrichtung aus seiner früheren Funktion als stellvertretender Dienststellenleiter. Danach leitete der zweifache Familienvater aus Neusitz, der die zwei Qualifizierungsebenen Bautechniker und Straßenmeister absolviert hat, zunächst kommissarisch und dann richtig die Straßenmeisterei in Uffenheim. Seine Nachfolge tritt Detlef Gäullein am 1. Juli an. Der 42-Jährige aus Markt Bibart leitete in den letzten Jahren die Kooperationsmeisterei in Geiselwind und war zuvor unter anderem bei der Autobahnmeisterei Neusitz beschäftigt.

In seiner Antrittsrede freute sich Jürgen Schuh über den Vertrauensbeweis des Staatlichen Bauamtes Ansbach mit seinen insgesamt fünf Straßenmeistereien. „Es ist nicht selbstverständlich, die Stelle zu bekommen, die man sich vorstellt“. Es gab mehrere Bewerbungen. Vor 22 Jahren begann Jürgen Schuh in Rothenburg seine berufliche Laufbahn und kehrt nun als Vorgesetzter zurück. „Mir ist besonders wichtig, dass wir als gutes Team zusammenarbeiten“, sagte er. „Das entscheidende Instrument unserer täglichen Arbeit ist die Kommunikation“. Sein Wunsch: „Lasst uns miteinander reden, anstatt übereinander“.

In seinem Rückblick auf fast zwei Jahrzehnte bei der Straßenmeisterei Uffenheim erinnerte er an zahlreiche Baumaßnahmen: an den Rückbau der Tankstelle und den Einbau von Zisteren, den Neubau einer Unterstellhalle und eines Waschsplatzes mit Ölabscheider. Auch auf den Straßen habe sich in der Zeit viel getan. Die Umgehungsstraße Bad Windsheim und einige Kreisverkehrsplätze kamen neu hinzu.

Das Modell der Kooperationen für die Straßenmeistereien in Bayern wurde 2004 eingeführt, um Personal- und Sachkosten einzusparen. Die gesamte Verwaltung und später auch der Werkstattleiter wurden von Uffenheim nach Rothenburg versetzt. Wenn es nötig und sinnvoll ist, kann man so Kräfte bündeln, Mitarbeiter, Fahrzeuge und Geräte ergänzen oder austauschen, wie Jürgen Schuh ausführte, „dass es dem Kollektiv dieser großen Straßenmeisterei dient“.

Glückwünsche zur Beförderung

Der Leiter des Staatlichen Bauamtes Ansbach, Leitender Baudirektor Heinrich Schmidt, nahm die offizielle Bestellung des neuen Dienststellenleiters vor und verkündigte die neue Personalentscheidung für Uffenheim. Im Beisein von Abteilungsleiter Andreas Fechner, Verwaltungsleiterin Ellen Windisch und Dieter Krach, zuständig fürs Straßenerhaltungsmanagement. Auch die Personalräte Werner Synek (Rothenburg) und Markus Stern (Uffenheim) gratulierten zur Beförderung.

Gerhard Ortegel geht demnächst in den Ruhestand und bekam als nette Überraschung sowie eine schöne Anerkennung für seine Leistung in der Arbeit einen Geschenkkorb. Im Anschluss an den offiziellen Teil luden Jürgen Schuh und Detlef Gäulein ihre Kollegen und Vorgesetzten zum gemeinsamen Mittagessen ein.

Das Staatliche Straßenbauamt Ansbach ist eines von 22 staatlichen Bauämtern in Bayern, die aus den früheren Staatlichen Hochbauämtern und Straßenbauämtern hervorgegangen sind. Es ist zuständig für Hochbaumaßnahmen des Freistaates Bayern und des Bundes sowie für das Bundes- und Staatsstraßennetz im westlichen Teil Mittelfrankens. Die Behörde ist Teil der Bayerischen Staats­bauverwaltung, die auf ministerieller Ebene von der Obersten Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern geleitet wird. Der Obersten Baubehörde nachgeordnet sind die „Bereiche Planung und Bau“ der Bezirksregierungen und die Autobahndirektionen mit angegliederter Landesbaudirektion. sis

Schon jetzt Medienecho

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Sonderausstellung „Luther und die Hexen“ nimmt mehr und mehr Form an

ROTHENBURG – Das Kriminalmuseum als bedeutendes Rechtskundemuseum kann mit seinen Pfunden wuchern, die es im Haus zu bieten hat. Der Aufbau der Sonderausstellung „Luther und die Hexen“ ist schon weit gediehen. Die Schau reicht über zwei Stockwerke in der Johanniterscheune und wird in vier Wochen eröffnet. Sie erregt bereits überregionales Medieninteresse, etwa bei „Terra X“, eine Programmmarke des ZDF für Dokumentationen.

Drehtafeln veranschaulichen Luthers Position gegen die katholische Kirche. Fotos: Schäfer

Drehtafeln veranschaulichen Luthers Position gegen die katholische Kirche. Fotos: Schäfer

Museumsleiter Dr. Markus Hirte und seine Mitarbeiter widmen sich der Aufgabe mit großem Engagement und äußerster Sorgfalt. Die Dokumentation soll einer kritischen Betrachtung standhalten und diese auch verdienen. Anhand von mehr als hundert Exponaten, darunter eine wertvolle spätgotische Mondsichelmadonna mit dem Jesuskind auf dem Arm, sowie moderner Museumstechnik wie Tastbildschirme, Videoinstallatationen, eingesprochenen Zaubersprüchen, erhält der Austellungsbesucher eine greifbare Vorstellung von der Epoche der Reformation in Franken und Rothenburg, von der grassierenden Hexenangst und den Hoffnungen der Menschen.

Bares erspart das Fegefeuer

Als einer der prominentesten Vertreter dieser Zeit macht die Schau auf museale und emotionale Art und Weise mit Martin Luthers Leben – von der Geburt bis zum Tod – und mit seiner Theologie vertraut. Ein besonderer Fokus liegt auf den Stellungnahmen des Reformators für und wider den Hexenglauben. Das Kriminalmuseum als seriöses Rechtskundemuseum beschäftigt sich seit langem mit dem Thema Hexen und tritt mit seinen Objekten als internationaler Leihgeber auf.

Hörstationen vermitteln Luthers Auffassung. Martin Luther war fest davon überzeugt, dass es Hexen gibt und dass sie durch ihre Zauberei Schäden an Mensch, Vieh und Ernte anrichten. Er forderte zur Tötung der Hexen durch das Feuer auf. Damit wollte er allerdings nicht mehr und nicht weniger, als dass ein für ihn real existierendes Verbrechen bestraft wird. Wie Mord oder Diebstahl sollte auch das Verbrechen der Zauberei geahndet werden. Ob Paracelsus, der Erfinder der modernen Medizin oder Melanchton, den man zu Lebzeiten den Lehrer Deutschlands nannte: Seine damaligen Zeitgenossen glaubten alle an Hexen und wollten ihre Bestrafung. Die Menschen waren von tiefstem Aberglauben durchdrungen.

Von Dämonen besessen

Der eigentliche Hexenwahn, verbunden mit Massenhysterien und Massentötungen, setzte erst eine Generation nach Luthers Ableben ein. Zu seiner Zeit gab es einzelne Verfolgungen, so auch eine Verbrennung von vier angeb­lichen Hexen in Wittenberg. Allerdings war der Reformator zu dieser Zeit nicht in Wittenberg, auch äußerte er sich in keiner Weise zu diesem Vorfall.

In Einzelbeispielen verfuhr er relativ milde, wie die Ausstellung zeigt. Der Student Valerius Klockner fühlte sich von Dämonen besessen. Luther verfuhr nach der Devise belehren statt verbrennen und holte den bekehrten Mann in den Schoß der Kirche zurück. In seiner Theologie baute Luther Hürden ein, die es gar nicht erst zum Ausbruch eines Hexenprozesses hätten kommen lassen.

Zwar hielt er drei Elemente des Hexereibegriffs für existent: den „Teufelsbund“ (den Pakt mit dem Teufel), die „Teufelsbuhlschaft“ (den Geschlechtsakt mit dem Teufel) und den „Schadenszauber“. Luther war überzeugt, dass der durch Hexen verübte Schadenszauber göttlich legitimiert ist. Gott gestehe dem Teufel einen bestimmten Machtbereich zu, indem er mit Hilfe von Dämonen und Hexen sein Unwesen treibt.

Der Aufbau der Ausstellung unterteilt sich in Martin Luthers Haltung zur Hexerei und die der Geisteswelt der damaligen Zeit. Auf großen Wandtafeln, drehbaren Tafelflächen und lichtdurchlässigen Fahnenstoffen werden Hintergründe und Begriffe in Deutsch und Englisch erläutert und durch historisch bedeutsame Exponate, ergänzt, Es handelt sich bei den meisten Stücken um Originale aus dieser Epoche. Zu sehen sind eine Kurfürstenbibel, Propa­gan­daliteratur von den Religionskämpfen, Gedenkmünzen, Rechtsspiegel. Ablassbriefe, Holz­schnitte, eine mansfeldische Chronica (erste historische Karte, die in Deutschland gefertigt wurde), bildliche Darstellungen der Hexenverfolgung, dazu simulierte Streitgespräche zwischen Luther und dem Teufel über Krankheiten und Zauberei. Gesprächsinhalte zu Luthers Tischreden vermitteln ein beklemmendes Gefühl, wie es überhaupt zu dem Wahn der Hexenverfolgung während der Reformationszeit kommen konnte.

Es gab religöse Auseinandersetzungen und Verunsicherungen. Mit Rückkehr der Pest erschütterten Seuchenzüge das Reich. Eroberungs- und Religionskriege ließen die Menschen verrohren. Das Verbrechen der Hexerei wurde von Gelehrten im wahrsten Sinne des Wortes erdacht und vor weltlichen Gerichten geführt. Zur Veranschaulichung werden alle Stufen des weltlichen Inquisitionsverfahrens durchlaufen: von der „Besagung“ über die „geheime Zeugenvernehmung“, die „Rolle der Universität“, das „peinliche Verhör“ und das „Geständnis“ bis zum „Endurteil“. Das perfide System der „Befragungen“ unter Einsatz entsetzlicher Folter, bei der Angeklagte irgendwelche Namen nannten, um endlich Ruhe vor den unsäglichen Schmerzen zu haben, brachte weitere Menschen in Misskredit: Fremde, Zugezogene, „Sündenböcke“.

Auf hohem Niveau

Die Scheiterhaufen brannten in protestantischen und katholischen Gegenden, auch in Bamberg und Würzburg. In Rothenburg, das im Jahr 1559 den reformatorischen Glauben annahm, fanden in den Jahren der großen Verfolgungswellen (1587-1602) keine Hexenprozesse statt. Man orientierte sich an Nürnberg und Schwäbisch Hall (der Prediger Johannes Brenz an der Michaelskirche kannte Luther von seiner Studienzeit in Heidelberg und sah nicht „Hexen“ als Ursache des Bösen, sondern die Sünde der Menschen). Auch in Nürnberg kam es lange zu keiner nachhaltigen Hexenverfolgung. Zwar ließ der Rat bereits 1491 einen „Nürnberger Hexenhammer“ anfertigen und erließ 1536 das „Nürnberger Mandat gegen betrügerische Zauberei“.

Die Ausstellung kommt zu dem Schluss: Nürnbergs wirtschaftliche und kulturelle Hochblüte bestimmten in vielen Bereichen ein von Weitsicht, Vernunft und Humanismus geprägtes Handeln des Rats. Dieser zeigte sich erst mit dem wirtschaftlichen und politischen Niedergang nach dem 30-jährigen Krieg kurzzeitig anfällig für grausame Hexenprozesse. Und: Hätten sich protestantische Obrigkeiten an Martin Luther gehalten, wäre es zu keinen Massenverfolgungen von Hexen gekommen.

Die Schau auf außergewöhnlich hohem Niveau macht deutlich: Es gab keine „Hexen“, sondern Menschen wurden durch die Folter zu „Hexen“ gemacht. Auch in der Gegenwart gibt es Feindseligkeiten und Vorurteile, Gerüchte und Verdächtigungen gegen Menschen, die zu ihrer gesellschaftlichen Ächtung und Ausgrenzung führen. Die öffentliche und hemmungslose Diskriminierung und Diffamierung von Einzelnen oder Menschengruppen führen bis heute zu offenen oder heimtückischen Gewaltanwendungen gegen Menschen.

Die rätselhafte Bilderwelt von Hieronymus Bosch.

Die rätselhafte Bilderwelt von Hieronymus Bosch.

Rechtswissenschaftlicher, Historiker, Theologen und interessierte Laien lädt die Ausstellung ein, sich mit der Reformation zu beschäftigen. die sich 2017 zum 500. Mal jährt. Sie war der Beginn einer Bewegung, die weltweit Spuren hinterließ. Auch zeitgenössische Kunst von Zeitgenossen Luthers ist in die Schau integriert. „Der Totentanz“ von Hans Holbein dem Jüngeren, Dürers „Reitende Hexe“ und eine Videoinstallation mit Meisterwerken des Malers Hieronymus Bosch, dessen überbordende Werke bis heute grandiose Bilderrätsel geblieben sind. In seinen Bildern prangert er das Verhalten der Kirche an, die mehr Verwirrung stiftete als seelischen Frieden und er zeigte die Höllenqualen, die der von Gott entfremdete Mensch über sich ergehen lassen musste. Eine holzgeschnitzte Muttergottesfigur aus dem 15. Jahrhundert in der Darstellung des „apokalyptischen Weibes“ hält den kleinen Jesus im Kampf zwischen Gut und Böse.

Kinder entdecken Geschichte

Eine eigens konzipierte Kinderrallye führt junge Besucher durch die Ausstellung zu Mitmachstationen, wo sie sieben verschiedene Geräusche richtig zuordnen sollen. Bei einem heftigen Gewitter mit Donner, Blitz und Starkregen geriet Luther in Todesnot. Ein entscheidendes Ereignis, welches ihn bewegte Mönch zu werden, statt nach einem erfolgreichen Jura-Abschluss als städtischer Beamter Karriere zu machen, wie es sein Vater wollte.

Es ist wichtig, das Ereignis der Reformation zu würdigen und in Erinnerung zu rufen, ohne dass ein geschöntes Lutherbild präsentiert wird. Der Reformator trotzte der Macht von Papst und Kaiser und schrieb Weltgeschichte. Er hetzte aber auch gegen rebellische Bauern, huldigte dem Obrigkeitsstaat und versprühte antisemitischen Hass. Die dunkle Seite des Reformators lässt sich besser verstehen, wenn man die Zusammenhänge mit dem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben der damaligen Zeit sieht. sis

Starke emotionale Wirkung

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Kurze Botschaften künstlerisch verpackt beim „Sundowner“-Festival

ROTHENBURG – Wer früher kulturell hervorstechen wollte, hörte besonders anspruchsvolle Klassik. Heute bedeutet Fortschritt eine möglichst hohe Toleranz. Junge Menschen hören eine sehr durchmischte Musik – und schaffen es trotzdem, sich soziologisch abzugrenzen.

Das große Leuchten: Künstler vereinten die verschiedenen Facetten elektronischer Musik zu einem großen Kangteppich. Foto: Schäfer

Das große Leuchten: Künstler vereinten die verschiedenen Facetten elektronischer Musik zu einem großen Kangteppich. Foto: Schäfer

Das Programm des Vereins „Grenzkunst“ in den letzten Jahren im Wildbad, in der Projektschmiede oder als Naturschauspiel in Waldlichtungen zeigt die Vielfalt der jugendlichen Emotionen in einem breiten Stimmungsbild. Jede Veranstaltung der jungen Leute, meist Studenten, ist anders. Als ob die Klangmeisterwerke nicht schon groß genug wäre.

Die elektronische Musikszene hat sich rasant entwickelt und es entstehen immer neue Stile und Richtungen. Die Kombination von klassischen Themen und die Vielzahl an technologischen Möglichkeiten machen es möglich. Geschmack ist etwas ganz persönliches. Es gibt keine objektiven Maßstäbe. Das ist wie beim Essen, man findet Geschmack an etwas oder eben nicht.

Die vierte Auflage des erstmals über zwei Tage stattfindenden „Sundowner“-Festivals mit dreizehn Künstlern auf drei Bühnen am Wochenende im Wildbad zählte rund 1400 meist jugendliche Besucher. Bekannte Namen der Szene lockten sogar Großstädter aus Berlin, Konstanz, Frankfurt und dem Ruhrpott aufs Land. Die Leidenschaft für anspruchsvolle elektronische Musik hat sie zusammengebracht. Immer auf der Suche nach dem Sound und dem gewissen Etwas. Auch in Sachen ­Performance. Neben der markan ten Lichtmalerei mit beweglichen Schein­werfern gefaltete Kunstwerke aus Papier. Als Dekoration hatten fleißige Hände über zweihundert fliegende Origami-Vögel gebastelt.

Die vielseitigen Szenarien und neuen überraschenden Elemente verstärkten die kraftvollen Botschaften, die Welt ein wenig besser zu machen. Künstlerisch umgesetzt mit Gedichtfragmenten von Goethe und Eichendorff, ergänzt durch Selbstaussagen von Johannes Keitel und seiner Freundin Laura, und aufgesprochen von Raquel Cannati. Der eingängige Text wurde durch Melodie und Rhythmus der Musik verstärkt. Gefühle entfachen mit fantastischen Details. Wirkungsvoll gelungen. sis

Trauern in stiller Natur

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Ruheforst lockt mit in seiner Schlichtheit besonderem Begräbnis

ROTHENBURG – Kein herkömm­liches Grab auf einem Friedhof in der Stadt, lieber eine Ruhebiotop in der Natur. Dafür interessieren sich inzwischen immer mehr Menschen in der Umgebung. Seit Eröffnung im Dezember 2009 wurden im Ruheforst Landhege bei Oberrimbach, ein Gemeinschaftsprojekt von Rothenburg und Creglingen, 213 Personen bestattet und 968 Grabplätze verkauft. So sind bereits 25 Prozent der vorhandenen Grabstätten veräußert. Und die Anzahl der Bestattungen pro Jahr ist steigend. Landschaftliche Lage, ebenes Gelände, ruhige Umgebung und ein vielfältiger Baumbestand machen ihn besonders.

Für Trauerzeremonien oder einfach nur zum Verweilen: Andachtsplatz mit Kreuz inmitten des Ruheforstes.                        Fotos: Götz

Für Trauerzeremonien oder einfach nur zum Verweilen: Andachtsplatz mit Kreuz inmitten des Ruheforstes. Fotos: Götz

Parken. Motor abstellen. Türe auf. Dann geht es raus aus Auto und Alltag und rein in eine friedlich anmutende Atmosphäre. Rein in die Stille der Natur. Umgeben von Wald führt ein kleiner, schmaler Weg hinein in den Ruheforst. Nur ganz selten hört man es oben in den Bäumen klopfen, auf Ästen zwitschern, am Boden rascheln. Dann ist es wieder still. Und die Gedanken schweifen ab in alle Richtungen. Nach kurzem Fußweg mit fast meditativem Charakter, steht man vor einem größeren Platz mit Kreuz und Bänken. Die Andachtsstätte des Ruheforstes. Der Ort lädt zum Verweilen ein. Zum Innehalten. Zum Atmen frischer Luft und dem Geruch des Waldes.

Doch man muss weitergehen, um ihn ganz zu verstehen, den Platz im Wald, eine mögliche letzte Ruhestätte für Verstorbene. Ein angelegter Weg aus Rindenmulch führt einen tiefer in das 3,5 Hektar große, zusammenhängende Areal, was ungefähr der Größe von fünf Fussballfeldern entspricht. Schon jetzt genehmigt, ist eine Erweiterung der Fläche auf 14 Hektar. Gesäumt wird die Fläche von 350 Ruhebiotopen, die durch runde Aluminiumplaketten mit der Aufschrift LRC markiert sind. LRC, das steht für Landhege Rothenburg Creglingen. Und Ruhebiotop, das ist die Bezeichnung für die Gräber, die immer um einen zentralen Baum oder Baumstumpf liegen, der somit das Ruhebiotop als solches ausweist. Bis zu zwölf Beisetzungsplätze können mit einem Abstand von 1,5 bis 3 Metern um einen Baum liegen. Wählen kann man zwischen einem Gemeinschafts- und einem Familienbiotop. Beim Gemeinschaftsbiotop, gekennzeichnet durch gelbe Scheiben um die Plakette an der Baumrinde, können einzelne Gräber von unterschiedlichen Personen erworben werden. Gezahlt wird nur für den gewählten Platz.

Das Familienbiotop wird durch eine blaue Scheibe beschrieben. Hier erwirbt man das Nutzungsrecht am gesamten Biotop. Somit also für bis zu 12 Gräber. Alle Plätze nutzen, muss man nicht. Das Nutzungsrecht für ein Ruhebiotop kann man schon zu Lebzeiten für bis zu 99 Jahre erwerben. Die Auswahl der Ruhestätte kann ganz frei unter allen Bäumen mit Plakette erfolgen. Nicht gekennzeichnete Bäume können nicht gewählt werden. Die Kosten für die letzte Ruhestätte können je nach Beisetzungsstelle stark variieren. Für ein Einzelgrab fallen zwischen 515 und 1785 Euro an. Ein Familienbiotop kostet zwischen 2975 und 9520 Euro. Die Beträge sind einmalig zu entrichten, gelten dann für die gesamte Laufzeit. Hinzu kommt noch das Beisetzungsentgelt von 400 Euro.

Ein Grab kann auch nur ein einziges Mal belegt werden. Die eigene Urne bleibt also für immer im Ruheforst. Und das Stichwort Urne sagt es schon. Es sind keine Erdbestattungen möglich. Ganz einfach aus Rücksicht vor der Natur. Eine forstwirtschaftliche Nutzung findet auf dem „Naturfriedhof“ ebenfalls nicht statt.

Sich im Ruheforst Landhege bestatten lassen, kann grundsätzlich jeder. Der Wohnort spielt keine Rolle. Besondere Bestimmungen für die Bestattung gibt es nicht. Ganz allgemein wird die Wahlfreiheit des Ruhebiotop-Erwerbers oder auch die seiner Angehörigen nach eingetretenem Todesfall, was die Art der Beisetzung angeht, groß geschrieben.

Trauerfeiern können im Ruheforst selbst abgehalten werden, oder auch an einem externen Ort. Sie können kirchlich sein oder nicht kirchlich, mit einer Andacht versehen sein, oder komplett anonym ablaufen. Auch um die Länge der Beisetzung müsse man sich keine Gedanken machen, sagt Daniel Gros als verantwortlicher Leiter des Ruheforstes. Die könne 30 Minuten oder zwei Stunden dauern. „Das ist völlig egal“.

Kleine Tafel anstelle von großem Grabstein.

Kleine Tafel anstelle von großem Grabstein.

Was den Grabschmuck angeht, gelten dagegen strenge Regeln. Blumenkränze als Zeichen der Anteilnahme kurz nach der Beisetzung sind erlaubt und werden bis zu zwei Wochen liegen gelassen. Auf Grabschmuck anderer Art, in erster Linie nicht biologisch Abbaubares wie zum Beispiel Plastikteilchen, muss verzichtet werden. Auch auf Verzierungen an den Bäumen. Einzig ein kleines Täfelchen mit Namen und gegebenenfalls Herkunftsort ist erlaubt. Den Grabschmuck übernehme der Wald und die Natur, so Gros.

Bisher kann er auf einen sehr pfleglichen Umgang der Ruheforst-Besucher mit den Grabstätten verweisen. Nur einmal habe ein Wildschwein an einem frisch verschlossenen Grab nach Würmern gegraben, erzählt Gros. Mehr sei bisher aber nicht passiert. Dass ein Baum durch einen Sturm entwurzelt wird, ist da vielleicht schon wahrscheinlicher. In diesem Fall würde aber an gleicher Stelle einfach ein neuer gepflanzt werden.

Die Anzahl der Bestattungen im Ruheforst Landhege steigt stetig an. 2010, so Gros, wurden 15 Personen beigesetzt. Im Jahr 2015 waren es nun schon 57. „Aber bei all diesen Zahlen darf nicht vergessen werden, dass hinter jeder Bestattung ein individueller Mensch, ein individuelles Schicksal steht, mit dem wiederum verschiedenste Menschen verbunden sind“, betont Gros. Das zu verstehen sei ihm sehr wichtig. „Im Mittelpunkt unserer Arbeit wird immer der oder die Verstorbene stehen beziehungsweise die trauernden Angehörigen“.

Viele Veränderungen und Neuerungen wird es in naher Zukunft erstmal nicht geben im Ruheforst. Für dieses Jahr ist einzig das Aufstellen weiterer Sitzmöglichkeiten geplant. Außerdem soll der Ruheforst von einer Drohne überflogen werden, um nicht aus der Umgebung stammenden Personen eine Möglichkeit zu geben, das Waldstück durch aufberei­tetes Bildmaterial kennenzulernen. Sonst braucht es auch keine Veränderung, keine weiteren menschlichen Eingriffe. Der Ruheforst lebt von seiner Symbiose mit dem Wald und der Natur.

Der Weg, der einen hineinführt in die Ruhestätte, führt einen am Ende auch wieder hinaus. Langsam verstummen die Geräusche des Waldes um einen herum. Und dann heißt es: Türe zu. Motor an. Ausparken. Rein ins Auto, rein in den Alltag. og

Einfach begonnen

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Ehrgeiziges Projekt „Rothenburger Kostbarkeiten“

ROTHENBURG – Wer mit offenen Augen durch die Rothenburger Altstadt geht, entdeckt nicht nur das große Ganze, sondern auch die Details der gestalterischen und städtebaulichen Qualität. Originalität und Einfallskraft früherer Baumeister machen die Geschichte eines Denkmals ablesbar und bringen die besondere Charakteristika eines Bestandes zur Entfaltung.

Auf Hingucker aufmerksam machen: Die Besonderheiten im mittelalterlichen Stadtbild sollen nicht dem Verfall anheimfallen. Fotos: Schäfer

Auf Hingucker aufmerksam machen: Die Besonderheiten im mittelalterlichen Stadtbild sollen nicht dem Verfall anheimfallen. Fotos: Schäfer

An vielen Baudenkmälern in der Altstadt finden sich historische Ausstattungsstücke, die in vielfacher Hinsicht von besonderer Bedeutung und damit schützenswert sind. Der Verein Alt-Rothenburg, der sich weiterhin für die Stadtentwicklung, das Stadtbild und die Denkmalpflege engagiert, hat auf Anregung seines Mitglieds Gudrun Knoll-Schäfer das Projekt „Rothenburger Kostbarkeiten“ gestartet, um die besonderen Bestandteile vor dem Verfall zu sichern. An allen nagt der Zahn der Zeit.

Mit der Reparatur der sich im schlechten Zustand befindenden Feuerschutztür zum Pulverturm am Schrannenplatz wurde der Anfang gemacht. Mit der Metallbaufirma Haag in Bettwar konnte der Verein Alt-Rothenburg einen Fachbetrieb für die sorgfältige Ausführung nach den Regeln der Denkmalpflege gewinnen – und gleichzeitig einen Sponsor. Handwerksmeister Dieter Haag, Arbeitgeber von sieben Beschäftigten und regelmäßiger Ausbilder junger Fachkräfte, übernahm die Kosten der über 1200 Euro teuren Instandhaltung. „Ich arbeite immer wieder für die Stadt Rothenburg und kann mich nun erkenntlich zeigen“, nannte er als Beweggrund für seine großzügige Geste.

Die verrotteten Holzplanken der wohl aus dem 16. Jahrhundert stammenden Turmtür wurden ausgetauscht, die beschädigten und verdellten Me­tall- und Blechteile repariert. Der mittelalterliche Charme des Bauteils blieb erhalten. Aus alten Protokollen geht hervor, dass die Türme ursprünglich nach hinten offen waren. Als man begann, Pulver und sonstiges Material dort zu lagern, wurden massive Feuerschutztüren eingebaut, damit bei einem eventuellen Stadtbrand das Feuer nicht bis in den Turm brennt.

Als nächstes Projekt ist die Instandsetzung der Turmspitze im Klostergarten beschlossen. Der Natursteinbetrieb Herzig aus Crailsheim erklärte sich bereit, die Erhaltungsmaßnahmen zu übernehmen und finanziert sie auch. Um weitere Aktivitäten in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen wurde anhand der Kriterien und Wichtigkeit eine Prioritätenliste erstellt.

Etwa fünfundzwanzig Maßnahmen zur Notsicherung umfasst die Aufstellung momentan. Es handelt sich dabei um Wappen, Skulpturen, Gewände, Sandsteinbänke und Geländer. Alt-Rothenburg will sich in die Finanzierung einbringen und Geldgeber für seine Pläne gewinnen. Auch die Stadt und Privatleute möchte man dazu animieren, sich an dem Prozess zu beteiligen, um die bauli­chen „Kostbarkeiten“ und ge­schicht­lichen Zeugnisse für die Nach­welt zu erhalten. sis

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