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Channel: Aus der Stadt – Fränkischer Anzeiger
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Professionelle Bewirtschaftung

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Die Zuständigkeiten bei Verwaltung und Vermietung von städtischen Liegenschaften

ROTHENBURG – An den Namen der neuen städtischen Immobilienmanagerin muss man sich erst noch gewöhnen: Nadja Zastricznyj. Die geprüfte Immobilienfachwirtin ist Teil eines Teams, welches dem Stadtbauamt zugeordnet ist.

Andreas Singer (li), Nadja Zastricznyj und Michael Knappe beim Pressegespräch. Foto: sis

Die professionelle Bewirtschaftung und Verwaltung der städtischen Immobilien einschließlich Vermietung der Veranstaltungsräume ist ein schwieriges Geschäft. Die Herausforerung besteht darin, zwischen unterschiedlichen Interessenlagen zu vermitteln und gleichsam zwischen den Stühlen zu sitzen. Aufgrund der Komplexität wurden die auszuführenden Aufgaben aufgeteilt, sind in der praktischen Umsetzung aber fließend. Die Neuausrichtung des Sachgebiets soll zur effektiven und rentablen Bewirtschaftung der zugeordneten Immobilien beitragen.

Sachgebietsleiterin Brigitte Kreiselmeier hat langjährige Erfahrung mit der Liegenschaftsverwaltung. Nadja Bohmann ist schwerpunktmäßig mit dem Bereich Mieten und Pachten betraut, Reiner Schalk mit dem Bauunterhalt der städtischen Mietgebäude. Nadja Zastricznyj kümmert sich vorrangig um die Vermietung der Veranstaltungsräume Reichsstadthalle, Mehrzweckhalle, Musiksaal und Rathausgewölbe. Der Stadtrat hat großes wirtschaftliches Interesse an den städtischen Liegenschaften im Hinblick auf Kosten, Nutzen und Qualität. Mit der neuen Mehrzweckhalle  wurden zusätzliche räumliche Kapazitäten geschaffen. Die neue Halle bietet Platz für bis zu 1300 Besucher. Der Sportkomplex ist mit Faltwänden in drei Teile abtrennbar beziehungsweise als großes Spielfeld nutzbar. Die ausfahrbare Tribüne kann bis zu 400 Personen aufnehmen. Eine sechs mal zehn Meter große mobile Bühne kann für Konzerte, Tagungen, Vorführungen und Präsentationen aufgebaut werden. Für Getränke und kleinere Speisen steht eine modern ausgestattete Küche bereit, die vom Veranstalter nach seinen Anforderungen betrieben werden kann. Das Foyer eignet sich zusätzlich als Veranstaltungsort für etwa 150 Personen.
Die altehrwürdige Reichsstadthalle bietet etwa 550 Sitzplätze bei Reihenbestuhlung  und 200 Plätze bei parlamentarischer Anordnung. Bei der Hallennutzung ist man allerdings an den Catering-Lieferanten Wörle gebunden, mit dem die Stadt eine vertragliche Vereinbarung hat. Die Nutzung des Musiksaals soll eventuell zeitlich gestaffelt werden, um Gruppen und Vereinen entgegenzukommen, die den Raum mit den festen Stuhlreihen für rund 120 Personen vielleicht nur für zwei Stunden benötigen.
Die Erfahrung zeigt, dass die Reichsstadthalle durchschnittlich für 480 bis 600 Euro angemietet wird, bei der neuen Mehrweckhalle liegt der Schnitt bei rund 1200 Euro und damit deutlich höher. Es gibt feste Kostensätze, die der Stadtrat festgelegt hat. Hinzu kommen dann noch die Aufwendungen für Heizung, Wasser-, und Stromverbrauch, Müllentsorygung, Hausmeistertätigkeiten oder weiteren Dienstleistungsservice. In aller Regel wird auch eine Mietkaution verlangt.
Beliebt ist sowohl die Reichsstadthalle als auch die neue Mehrzweckhalle für türkische Hochzeiten, die sich einer starken Nachfrage in Rothenburg erfreuen. Seit über vierzig Jahren hält der Kongress der Traditionellen Chinesischen Medizin mit über tausend Teilnehmern der Stadt die Treue. Der Veranstalter nutzt die Räumlichkeiten unterschiedlicher Größe und Ausstattung, die mit Reichsstadthalle, Wildbad und Mehrweckhalle zur Auswahl stehen und fußläufig gut erreichbar sind.
Ein professionelles Immobilienmanagement weckt Begehrlichkeiten in bezug auf Gewinnerzielung. Man müsse sich aber auch an der Realität und faktischen Gegebenheiten orientieren, machten Stadtbaudirektor Michael Knappe, sein Stellvertreter Andreas Singer, der vom Stadtbauamt Ochsenfurt nach Rothenburg gewechselt ist, und Nadja Zastricznyj im Gespräch mit der Redaktion deutlich. Wenn die Hallenmieten zu hoch angesetzt würden, springe womöglich die Kundschaft ab, so die einhellige Meinung.
Das Sachgebiet Zentrales Immobilienmanagement wurde bereits vor zwei Jahren neu strukturiert zusammengefasst. Der zuletzt für die Hallenvermietung zuständige Mitarbeiter war von seinem beruflichen Werdegang hochqualifiziert, ließ aber Schwachstellen bei der praktischen Umsetzung erkennen. Als sein befristeter Arbeitsvertrag auslief, sah die Stadt als Arbeitgeber davon ab, das Arbeitsverhältnis zu verlängern. Die mittlerweile in einem Pool beschäftigten städtischen Hausmeister haben die Betreuung der Objekte übernommen. Neu hinzugekommen ist der Hochschul-Campus. „Die örtlichen Zuständigkeiten sind jetzt besser geregelt“, wird betont. sis

Neue Chance für Altbaubestand

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Immobilien als Kapitalanlage scheinen sich wirtschaftlich zu lohnen – Gestreckter Zeitplan

ROTHENBURG – Eine Altimmobilie kann auch zur Last werden. Zuwarten ist keine gute Strategie. Auf der Suche nach einem Ausweg können sich auch Lösungen auftun.

Eckhaus mit Entwicklungspotenzial: Das Schaumann-Areal in bester Altstadt-Lage hat ein bekannter Investor erworben. Foto: Schäfer

Eigentum verpflichtet, heißt es im Grundgesetz. Wenn es ums Geld geht, dann geht es um mehr und oft sogar um ganz andere Dinge als um die rein materiellen, sondern auch um Verantwortung und die persönliche Situa­tion. Manchmal sind Hausbesitzer nicht zu beneiden, weil sie vor einer fast unlösbaren Aufgabe stehen. Sie müssen sich Gedanken machen, ob sie die Immobilie verkaufen, vererben oder verschenken sollen. Bei Modernisierung und Instandhaltung kommen schnell hohe Beträge zusammen. Immer mehr Inhaber einer Altstadt-Immobilie haben ein Problem, eine geeignete Lösung zu finden, die ihren eigenen Ansprüchen und auch städtischen Anforderungen gerecht wird.
Die Last der Entscheidung wurde auch Peter Schaumann, Jahrgang 1956, nicht abgenommen. Als Geschäftsmann, CSU-Politiker, Rothenburger Stadtrat und Mitglied im IHK-Gremium ist er als eine Person des öffentlichen Lebens auch an Themen wie Stadtentwicklung und regionalem Einzelhandel beteiligt. Vor diesem Hintergrund steht der Verkauf seiner Altstadt-Immobilie in prädestinierter Lage besonders im Blickfeld.
Der Gebäudekomplex besteht aus mehreren Objekten mit recht verschachteltem Grundriss, was aber auch seinen Charme und Reiz im Stadtbild hat. Das gemischt genutzte Objekt enthält die Aufteilung auf zehn verschiedene Wohnungen, Läden und Gewerbe mit großzügigen Schaufenstern. Es besteht insgesamt ein sehr hoher Sanierungsbedarf und die Ausstattung ist nicht mehr zeitgemäß.
Auf der Suche nach einem Investor ist Peter Schaumann fündig und handelseinig geworden, wie er auf Nachfrage der Redaktion bestätigt. Das Dinkelsbühler Unternehmen ProBau Projektbau und -entwicklung hat den unsanierten Altbestand erworben. Wohn- und Geschäftsstruktur sollen erhalten bleiben. Eventuell komme eine rückwärtige Erweiterung in Betracht. Es soll auch die Möglichkeit einer Tiefgarage ausgelotet werden für mehr Parkplätze. Geschäftsführer Gerald Kümmerle dämpft im Gespräch Erwartungen einer raschen Umsetzung. Moderner Wohnraum in der Altstadt ist begehrt und entsprechend stark nachgefragt.
„Wir stehen noch ganz am Anfang in der Phase der Vorplanung zur Entwicklung einer Konzeptidee. Bis zu einer durchführbaren Lösung wird es noch dauern. Der Unternehmer sprach von einem zeitlichen Ablaufplan über zwei bis drei Jahre. „Nicht dass mir Interessenten jetzt schon das Haus einrennen.“
Der Dinkelsbühler Unternehmer hat sich auf die Sanierung von Denkmalimmobilien spezialisiert. Auch in Rothenburg ist er kein Unbekannter durch Investitionen in Altbauten im großen Stil, die Privatleute finanziell kaum stemmen können. Für das Bauunternehmen bieten sich mit dem Kauf und der anschließenden Sanierung von Denkmalimmobilien oder von Altbauten, die sich in den von den Behörden eigens dafür ausgewiesenen Sanierungsgebieten befinden, erhebliche steuerliche Anreize, die es veranlassen, sein Geld in solche Objekte zu stecken.
Es gibt einen immensen Sanierungsstau in der Rothenburger Altstadt, der dazu führt, dass Gebäude ungenutzt sind, obwohl Wohnraum fehlt. Der Mangel an bezahlbarem Wohn­raum ist ein immer akuter werdendes Problem. Auch Ladenleerstände sind auf umfassenden Handlungsbedarf zur städtebaulichen Sanierung zurückzuführen. In der Rödergasse wird ein Ladengeschäft vermietet, das über einen Wasseranschluss, aber keinen Wasserabfluss verfügt. Der Mieter ist gezwungen, sich mit Eimern zu behelfen. sis

Weitere Ehrerweisung

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Erzbischof und Oberbürgermeister weihen Papst-Tafel ein

ROTHENBURG – Hoher geistlicher Besuch kündigt sich an: Am Donnerstag, 31. Januar, um 17 Uhr kommt der Bamberger Erzbischof Dr. Ludwig Schick nach Rothenburg, um gemeinsam mit Oberbürgermeister Walter Hartl eine Ehrentafel zum Aufenthalt von Papst Franziskus 1986 in der Tauberstadt einzuweihen.

Der richtige Platz für die Gedenktafel ist bereits gefunden. Foto: privat

Eine erste Gedenktafel wurde bereits im Dezember 2016 direkt neben der Franziskanerkirche am Eingang des einstigen Goethe-Ins­tituts, wo zur Zeit die Montessori-Schule ihre Räumlichkeiten hat, angebracht. Denn Jorge Mario Bergoglio, so der bürgerliche Name des „Heiligen Vaters“, widmete sich dort vor über 30 Jahren zwei Monate lang dem Studium der deutschen Sprache.
Aber ebenso eindrücklich wie Grammatik- und Vokabellernen waren für den Argentinier sicherlich auch die zwischenmenschlichen Begegnungen. Deshalb kommt eine zweite Tafel nun in der Judengasse 27 zu Ehren. Also genau dort, wo ihn Erwin und Frieda Pester in ihrem neun Quadratmeter großen Gästezimmer beherbergten. Und wo er, so hatte es Frieda Pester beobachtet, manchmal eine Kerze auf den Tisch vor dem Fenster stellte und eine stille Messe hielt.
Deren Sohn Walter Pester lebt heute noch in seinem Elternhaus im Herzen der Altstadt. Er befürwortete die Initiative der Stadt, diese Tafel dort anzubringen. Sie ziert ein Konterfei des Papstes und enthält zudem eine kurze Erläuterung zu dessen Aufenthalt in der Tauberstadt.
Es wird aber noch persönlicher. So ist darauf ebenfalls zu lesen: „Gern denke ich an meinen Aufenthalt vor über dreißig Jahen zurück. Ich wohnte bei Familie Pester in der Judengasse 27. Ich erinnere mich noch an Herrn Pester und seine Frau.“ Diese Zeilen stammen aus einem Dankesschreiben von Papst Franziskus an Erzbischof Dr. Ludwig Schick, der dem „Heiligen Vater“ zuvor zum Geburtstag gratulierte und ihm dabei von der Einweihung der ersten Gedenktafel in Rothenburg erzählte.
Diese für den Papst noch präsente Erinnerung an seine Zeit hier mag ein Grund dafür sein, dass der hohe Geistliche erneut persönlich an der Einweihung der zweiten Tafel teilnimmt. Ein zweiter Grund ist die gute persönliche Beziehung zu Pfarrer Harald Sassik, über den auch der Kontakt zum Erzbischof entstanden ist. mes

Lidl macht Dampf

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Markt an der Schlachthofkreuzung wird neu und größer gebaut

ROTHENBURG – Weiter geht es mit Marktprojekten in Rothenburg: Jetzt macht der Discounter Lidl Dampf. Er möchte seinem noch aus dem letzten Jahrzehnt stammenden Markt an der Schlachthofkreuzung den neuen Zuschnitt verpassen, den er nach aktueller Strategie und Philosophie braucht.

Der Lidl-Markt an der Schlachthofkreuzung wird weggerissen und durch einen noch größeren Neubau ersetzt. Foto: Weber

Was bedeutet: Der vorhandene Markt wird komplett abgebrochen, auch das schon seit dem Umzug in den Schlachthof nicht mehr genutzte Bäckerei-Café gleich daneben. Auf der gesamten Fläche entsteht ein neues Gebäude. Es ist in Teilen zweistöckig und kann im oberen Bereich die Mitarbeiter- und Sozialräume aufnehmen. Die reine Verkaufsfläche wächst bei dem Projekt von bisher 1104 auf 1455 Quadratmeter.

Trotz eines erheblich größeren Volumens wird der Bau kaum höher wirken als der bisher vorhandene. Das hat jetzt in der jüngsten Bauausschuss-Sitzung bei der Beratung des eingereichten Bauantrags Stadtbaudirektor Michael Knappe signalisiert. Grund sind unter anderem die völlig neu angelegten Park- und Grünanlagen um den Markt. Sie sind verglichen zu den vorhandenen höher gesetzt. Insgesamt entstehen im Außenbereich 119 Parkplätze.

Gemessen am bisherigen Bestand dürfte die Begrünung und auch die Pflasterung nach den vorliegenden Planungen wesentlich aufwändiger und gefälliger werden. Die gesamte bisherige Bepflanzung und auch die Flächenversiegelung müssen weichen und werden durch komplett neue Bestandteile ersetzt.

Das künftige Gebäude weist ein Pultdach auf, das in einem rechteckigen, inneren Kern eine geständerte Photovoltaik-Anlage trägt und im Bereich darum herum eine begrünte Fläche. Sie ist zusammen mit der gesonderten Ausführung der Außenanlagen ein Ausgleich für die Überschreitung der höchstzulässigen Grundflächenzahl. Bauplanungsrechtlich wären großflächige Einzelhandelsbetriebe wie der kommende nur in einem Sondergebiet zulässig. Aber weil schon ein Markt auf dem Grundstück besteht, gilt Bestandsschutz. Ein Bauleitplanverfahren ist nicht erforderlich. Die Landesplanungsbehörde erhebt keine Einwände. Im Flächennutzungsplan ist das betreffende Grundstück als gemischte Baufläche ausgewiesen.

Um die öffentlich-geschützten Belange von Nachbarn zu berücksichtigen, sind die Anlieger durch öffentliche Bekanntmachung beteiligt worden. Einen Monat lang, während der Auslegung, hatten sie Gelegenheit Einwände vorzutragen. Es gab keinen einzigen. Bei dem Projekt werden mehr Stellplätze nachgewiesen als erforderlich. Ein Prüfsachverständiger bescheinigt den vorbeugenden Brandschutz.

Wortmeldungen zu dem Projekt kamen von den Stadträten Fritz Sommer und Thomas Schmid (beide UR) sowie von Dr. Karl-Heinz Schneider (FRV). Sommer ging es um die Stellplätze, Schmid um den Abstand zum normalerweise recht schwierigen Nachbarn Bahn und Schneider um das Thema Wohnbebauung, das die Stadt angesichts des vorhandenen Bedarfs auch bei solchen Projekten in dieser Lage nicht aus den Augen lassen solle.

Baudirektor Knappe betonte, vom Bauwerber würden mehr Parkplätze geschaffen als nach dem Mindestschlüssel erforderlich. Obwohl der Abstand zur Bahn gering sei, habe das Bundesunternehmen zugestimmt. Ohne Bebauungsplan, wie im vorhandenen Fall, habe die Stadt keine Handhabe, von einem Bauwerber zu verlangen, er müsse einen Teil seines Projektes für Wohnbebauung nutzen.

Einstimmig hat der Bauausschuss schließlich das sogenannte gemeindliche Einvernehmen erteilt und da-mit grünes Licht gegeben für das Projekt. -ww-

Belebender Dreiklang

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Der „KunsTraum“ wird zur festen Größe im hiesigen Kulturkalender

ROTHENBURG – Bereits zum vierten Mal veranstaltete der Verein Grenzkunst am Wochenende seinen „KunsTraum“ in den von der Projektschmiede angemieteten Räumlichkeiten des Bilderleistenherstellers Biedermann. Und einmal mehr geriet der dreitägige Mix aus Elektronischer Tanzmusik, Rock und Rock ‚n‘ Roll sowie einer abschließenden Theateraufführung zu einem großen Erfolg.

Lichttechnisch und künstlerisch wurden die Räume besonders kreativ in Szene gesetzt. Fotos: Nathalie Götz

Flogen am Freitag noch flinke Finger über Player und Platten, explodierten am Samstag schon rockige Röhren, sprangen begeisternde Soli wie schrammende Riffs in Richtung Publikum und fetzten wuchtige Melodien ohne Atempause über Tastaturen. Am Sonntag dann schlussendlich abgelöst von einem gleichzeitig urkomisch-grotesken wie anregenden und zutiefst gesellschaftskritischen Theaterstück.
Ja, auch die inzwischen vierte Ausgabe des „KunsTraums“ hatte wieder so einiges zu bieten und brachte wärmende Ideen in die winterliche Kulturstarre. Und die wurden zum wiederholten Male auch prima angenommen. „Wir können mit allen drei Tagen sehr zufrieden sein“, zogen die Grenzkünstler ein positives Fazit. Großer Dank gelte darüber hinaus den Verantwortlichen und Mitarbeitern der Projektschmiede sowie der Familie Biedermann, welche den „KunsTraum“ überhaupt erst wieder möglich gemacht hätten.

Das Ludwigsburger Theaterkollektiv brillierte mit einer temporeichen und überspitzten Darbietung von „Auf hoher See“.

Besonders freute man sich von Veranstalterseite über die Wiedereingliederung der Theateraufführung ins Programm. Mit „Auf hoher See“ von Slawomir Mrozek kehrte in diesem Jahr das Ludwigsburger Theaterkollektiv, bestehend aus den Schauspielern Peter Schurz, Pascal Grupe und Carmen Fahlbusch, Regisseurin  Leonie Friedel und Dramaturgin Laura Jäger, zurück nach Rothenburg und sammelte gleich eine ganze Menge Applaus ein.

Herrlich überspitzt und überzeichnet lieferten sich die Protagonisten des Stücks in pointierten Dialogen einen überaus unterhaltsamen Schlagabtausch darüber, wer von ihnen als erster und zur Rettung der anderen beiden nach einem Schiffbruch verspeist werden soll. Eine kurzweilige, temporeiche und mit herrlich-komischen Wendungen versehene Darbietung.
In Sachen Darbietung hatten zuvor auch schon Tim Freitag, Chris Kunz, Spectralist und Home Alone ziemlich feine Klangkunst auf die „Kuns-Traum“-Bühne gezaubert und den lichttechnisch kreativ in Szene gesetzten Raum in ein fröhlich-chaotisches Tanzhaus verwandelt.
Das blieb es auch bei den höchst-experimentierfreudigen „Down with the Gypsies“, die am Samstag sphärische Klänge in ihren anspruchsvollen Progressive-Rock mixten, ehe im Anschluss die Stoner-Rockband „Zeremony“ – salopp formuliert – mal so richtig loslegte und gemeinsam mit dem Publikum für eine schweißtreibende, musikalische Eskalation sorgte.
Träumerisch-melancholisch
Etwas ruhiger hatten es zuvor Andreas Wolf, Jonathan Ziegler und Kenta Wohlfahrt angehen lassen, die mit lässig-coolen Akustik- und Folk-Covern die Zeit ein wenig anhielten und den Abend in träumerisch-melancholischer Wohnzimmeratmo-      sphäre beginnen ließen.
Für den Grenzkunst-Verein geht es nach diesem gelungenen Jahresauf-takt nun bereits in die Vorbereitungen für die inzwischen siebte Ausgabe des Sundowner-Festivals im       Rothenburger Wildbad. Erst recht    eine feste Größe also. og

Essen gehört nicht in den Müll

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Keine Selbstverständlichkeit: Das sorgsame Haushalten mit Lebensmitteln

ROTHENBURG – Verbraucher müs­sen sich beim Thema Lebensmittelverschwendung den Spiegel vorhalten. Veränderung fängt beim eigenen Kaufverhalten an. Umdenken ist angesagt, aber aus dem Trott herauszukommen, ist nicht einfach.

Christian Mittermeier und Uwe Spitzmüller (re) stellten Food-Bloggern ein Menü zusammen. Fotos: Schäfer

Christian Mittermeier, gelernter Koch, Metzger und renommierter Hotelier und Gastronom zeigt interessierten Erwachsenen Wege auf, achtsam mit Lebensmitteln umzugehen und will auch Kinder mit Kochkursen animieren, seinem Beispiel zu folgen. Bekannt für seine Küche für gehobene Ansprüche verarbeitet Christian Mittermeier Lebensmittel, die andere wegwerfen oder einer minderwertigen Verarbeitung zuführen wollen. Aus Blumenkohl-Strünken zaubert er ein leckeres Gericht. Aus dem Brot des Vortages macht er Suppe, Salat und Knödel.
Das Wegwerfen von Lebensmitteln erledigt der Verbraucher nicht allein selbst. Es ist Teil eines globalen Systems, an dem sich alle beteiligen. Usache ist die immerwährende Verfügbarkeit einer riesigen Angebotspalette. Hinzu kommen immer kürzere Mindesthaltbarkeitsfristen und die Allmacht des Handels, der immer höhere standardisierte Qualitätsnormen aufruft. Christian Mittermeier macht dies an Beispielen deutlich. In der Manufaktur der Deutschen See in Bremerhaven werden täglich tausende Fische filetiert und portioniert. Dabei gibt es Überproduktionen, Fehlbestellung und Abschnitte. Anstatt der Verarbeitung zu Fischöl findet dieser Fisch seinen Weg auf den Teller.
Ältere deutsche Milchkühe werden im Normalfall zu Hackfleisch oder zu Hundefutter verarbeitet. Die besten Exemplare jedoch werden nach Frankreich und Spanien exportiert. Ihre Edelstücke werden als teure baskische Delikatesse reimportiert. Solche eingefahrenen Handelsstrukturen hat Christian Mittermeier durchbrochen und einen Weg gefunden, dieses hochwertige Fleisch direkt zu beziehen, ohne es erst tausende Kilometer und unnötig subventioniert durch Europa zu fahren.
Die globale Verschwendung
Brot und Backwaren vom Vortag sind beileibe nicht schlecht. Jedoch hat der Verbraucher den Anspruch, in seiner Bäckerei ofenfrische Backwaren und das volle Sortiment zu finden. Deshalb bleiben beachtliche Mengen übrig. Aus den Broten werden kreative Brotsalate und Brotsuppen zubereitet. Die süßen Backwaren lassen sich in leckere Schicht-Desserts oder Kuchen verwandeln. Jeden Tag werden auf dem Großmarkt unzählige Kisten unverkaufter, essbarer Ware entsorgt. Andere, wie krumm gewachsene Gurken, finden erst gar nicht ihren Weg dorthin. Manches wächst schneller, als es verkauft werden kann, denn die Natur hat nicht zwingend den gleichen Takt wie die Nachfrage.
Kochkunst und Wissen um die Grundlagen unserer Ernährung weiterzutragen, dazu ist es nach Auffassung Mittermeiers notwendig, sich grundlegende Gedanken zu Lebensmitteln, ihrer Erzeugung und ihrer Verwendung zu machen. Schätzungen gehen davon aus, dass 30 bis 50 Prozent aller erzeugten Lebensmittel vernichtet werden, obwohl sie ohne Einschränkung verzehrt werden könnten. Dies, während anderswo Menschen an Hunger sterben oder unter Mangelernährung leiden.

Köstlicher Appetithappen aus altem Brot.

Im Supermarkt, auf dem Wochenmarkt und im Hofladen hat der Verbraucher die Wahl zwischen ökologisch oder konventionell erzeugten Produkten. Egal, ob die Ernte in einem Jahr gut oder schlecht war, es mangelt uns an nichts. Die Regale im Laden sind zu jeder Zeit gefüllt, das Angebot ist riesig, Nachschub scheinbar unbegrenzt vorhanden. Welche Konsequenzen das hat? Was uns in Hülle und Fülle zur Verfügung steht, das erscheint uns offenbar nicht kostbar. Wir erwarten gefüllte Regale auch noch beim Einkauf kurz vor Ladenschluss. Und am Ende der Woche, bevor der nächste Großeinkauf ansteht, werfen wir weg, was übrig war: die überreife Banane, den abgelaufenen Joghurt, das trockene Brot. Produkte mit Schönheitsfehlern sind uns nicht gut genug. Obst und Gemüse sollen wie gemalt aussehen. Wir orientieren uns sklavisch an aufgedruckten Zahlen des Haltbarkeitsdatums, statt uns auf unsere Sinne und den gesunden Menschenverstand zu verlassen. Riecht es komisch? Ist Schimmel sichtbar? Hat sich die Farbe geändert? Das sind alles Zeichen dafür, das das Lebensmittel nicht mehr so gut ist. Verbraucherbildung ist von Kindesbeinen an nötig.  Christian Mittermeier hat deshalb alle Schulen in Rothenburg zu dem Thema angeschrieben und ist auf positive Resonanz gestoßen. Schulklassen mit Zweit- und Siebtklässlern werden bei kleinen Kochkursen ein Aha-Erlebnis haben. Mit einer perfekten Hennen-Verwertung als Suppeneinlage, für ein feines Frikassee oder für kalte Speisen. Aus alten Brötchen und Zimtschnecken macht Christian Mittermeier mit den Kindern den beliebten Scheiterhaufen.

Zum Auftakt seiner Aktion „Taste not Waste“ (auf Deutsch „Teller statt Tonne“) hatte Christian Mittermeier Vertreter der Online-Foodszene in sein Keller-Restaurant „Blaue Sau“ eingeladen. Deren Leidenschaft  des Kochens in Gerichten spiegelt sich auf privaten Foodblogs mit tollen Instagram-Accounts wider. Die Vielfalt reicht hier von einfach bis kompliziert oder raffiniert und von glutenfrei bis vegan. Die meisten legen Wert auf saisonale und regionale Zutaten und bieten jede Menge Inspiration.
Sie sind gute Köche, Schreiber und Fotografen zugleich. Wie Uwe Spitzmüller. Der gelernte Informatiker stammt aus Feuchtwangen, lebt mit seiner Familie in Nürnberg und arbeitet bei einer Kommunikationsagentur in Erlangen an der Entwicklung digitaler Marketingstrategien. Seine Mutter,  eine Hauswirtschaftslehrerin, hat das Interesse an Ernährung und am Kochen bei ihm geweckt. Aus einem Hobby wurde Leidenschaft. Gemeinsam mit Christian Mittermeier kreierte er das Menü für den Abend:  Rote Beete, Brotcreme, Röstbrot, marinierter Blumenkohl. Rotkohlgazpacho mit Senfeis und krumme Gurke. Es folgten gekochter und roher Kohlrabi mit Schafsmilchjoghurt, roher Saibling aus Überständen geschmorte Milchkuh, Sellerie-Püree, Staudensellerie, Senfsamen. Als Nachtisch gab es Birnen-Variationen mit Honig-Creme und Streusel aus übrigem Gebäck.
Die beiden Ansbacher Hochschul-Studenten Patrick Wollner und Peter Falkenberg mit Schwerpunkt Journalismus drehten im Verlauf des Abends einen Dokumentarfilm, um die Aufmerksamkeit und das Bewusstsein für den Wert von Nahrungsmitteln zu wecken. Das Thema ist ihrer Meinung nach von politischem und gesellschaftlichem Interesse. sis

Verbindung zur dunklen NS-Zeit kappen

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Das Reichsstadtmuseum heißt bei der Wiedereröffnung am 1. April RothenburgMuseum – Neukonzeption setzt moderne Akzente

ROTHENBURG – Nicht mehr Reichsstadtmuseum, sondern RothenburgMuseum wird es ab der Wiedereröffnung am 1. April im Klosterhof 5 heißen. Das RothenburgMuseum unter Leitung von Dr. Möhring werde die Stadtgeschichte in all ihren Facetten neu aufbereiten und gleichermaßen präziser und besucherorientierter in den Blick nehmen, heißt es.

Reichststadtmuseum wird RothenburgMuseum. Foto: Weber

Bislang fehlen dort beispielsweise Darstellungen zu dem 19. und dem 20. Jahrhundert. Diese Lücke soll nun bei der Neukonzeption geschlossen werden. Außerdem greift die Einrichtung die andernorts im Museumsbereich eingesetzte neue Präsentationsform auf. Das Museum öffne sich außerdem der Gegenwart, das heißt der Stadtgesellschaft in all ihrer Vielfalt, heißt es in einer Pressemitteilung des Rothenburg Tourismus Service (RTS) zum Thema.

Museumsleiter Dr. Hellmuth Möhring wird zitiert: „Das RothenburgMuseum will auch verstärkt ein Ort der Reflexion und der Integration sein.“ In der Ausstellung „Pittoresk“ ab März 2021, so der Chef der Einrichtung weiter, sollen gegenwärtige Selbstbilder von Rothenburgern mit Fremdbildern konfrontiert werden. Das werde mit Sicherheit eine sehr spannende Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Begriffen und Bildern auslösen, mit der die Stadt gleichgesetzt werde.

Kurz nach 1936 geprägt

Ungeachtet der Namensänderung soll weiterhin die reiche Geschichte Rothenburgs in Mittelalter und Frü̈her Neuzeit erzählt werden – allerdings nicht mehr unter dem Namen „Reichsstadtmuseum“, der in der Pressemitteilung als irreführend postuliert wird.

Eine Verfassungsgeschichte des Alten Reichs oder gar der Reichsstädte bis zur Mediatisierung 1803/1806 habe das RothenburgMuseum nämlich zu keinem Zeitpunkt geboten, heißt es. Für eingefleischte Historiker und Geschichtsinteressierte sei dies beinahe eine Art Etikettenschwindel gewesen.

Außerdem sei der Name „Reichsstadtmuseum“ fü̈r das örtliche Heimatmuseum kurz nach 1936 geprägt worden, heißt es in der Pressemitteilung weiter: „Als sich das NS-Regime anheischig machte, die Geschichte des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation an das sogenannte Dritte Reich anschlussfähig zu machen.“

Das RothenburgMuseum werde die Tore weit öffnen: in die Gegenwart, in die Zukunft und in die Vergangenheit gleichermaßen. Als prominentes Beispiel wird genannt: Als einstiges Dominikanerinnenkloster birgt das städtische Museum einen Kreuzgang. Dieser soll – wie bereits im alten Kloster – zum Orientierung stiftenden Mittelpunkt des Hauses werden.

Besucher können hier in 30 Minuten das Wichtigste aus Rothenburgs Stadtgeschichte erleben – perspektivisch, mehrsprachig und unter Einsatz neuer Medien. Der Eintritt werde in diesem Bereich niedrigschwellig sein, wird angekündigt.

Wer mehr sehen und buchstäblich tiefer in Geschichte und Geschichten eintauchen wolle, werde gegen Aufpreis eine neu gestaltete Gemälde-Galerie und die europaweit einzigartige Waffensammlung Baumann in neuer Präsentation erfahren.

Alles in allem solle die gesamte Entwicklung der Stadt „stringenter herausgearbeitet werden“ – und durch den Schnellrundgang sowie neue Raumkonzepte in Zukunft noch besucherfreundlicher erlebbar werden. Die Klosteranlage selbst birgt bekanntlich neben dem Kreuzgang noch einen weiteren Schatz: Die original erhaltene Klosterkü̈che des 13. Jahrhunderts ist als Raumerlebnis bereits eine Zeitreise – gut vorstellbar, wie hier rund um die große Feuerstelle gewirtschaftet wurde.

Auch ein anderes Kapitel Rothenburg-Geschichte, das bisher immer gern ein bisschen kurz kommt, bietet sich an – angeknüpft über die im Haus bereits bestehende Sammlung Judaika: In einem religiöse Grenzen ü̈berwindenden Dialog sollen sich hier ein berü̈hmter Begründer der Scholastik, Albertus Magnus und einer der seinerzeit bedeutendsten Talmudlehrer Rabbi Meir ben Baruch begegnen.

Zur Zeit der Investitur des Klosters 1265 lebte Rabbi Meir Ben Baruch in Rothenburg und Albertus Magnus lehrte in Wü̈rzburg. Gut möglich, dass die beiden sich begegnet sind, heißt es in der Pressemitteilung reflektierend. Auf jeden Fall seien die interreligiösen Fragestellungen heute aktueller denn je. Dies werde ein Thema mit Gegenwartsbezug des RothenburgMuseums sein. Dies seien nur einige Beispiele der in den nächsten Jahren anstehenden Veränderungen.

Zentral sei, „dass sich das RothenburgMuseum ü̈ber gesellschaftliche Teilhabe neu in der Stadtgesellschaft verortet“. Die Rothenburger dü̈rften und sollten sich wieder mehr aktiv in „ihrem“ Museum einbringen, heißt es auffordernd.

Verheißungsvoller Schritt

Mit der Grü̈ndung eines Freundeskreises des RothenburgMuseums am 3. Dezember letzten Jahres ist der erste Schritt in diese Richtung bereits getan worden. Über 50 fördernde Mitglieder dürfen durchaus als erster Erfolg gesehen werden. Der Mitgliedsbeitrag liegt je Einzelperson bei 25 Euro. Interessenten, die sich hier einklinken und die Einrichtung fördern möchten, können sich im übrigen direkt an museum@rothenburg.de wenden.

Museumsleiter Dr. Hellmuth Möhring referiert heute, Freitag, ab 20 Uhr im Städtischen Musiksaal bei der seit Mitte Oktober vergangenen Jahres und noch bis Anfang April laufenden aktuellen Auflage der Veranstaltungsreihe „Rothenburger Diskurse“ zum Thema „Vom Reichsstadtmuseum zum RothenburgMuseum – das städtische Museum im Fokus der gesellschaftlichen Veränderungen.“

Weitere Vorträge im Städtischen Musiksaal zum Image Rothenburgs folgen am 22. Februar, am 15. März, am 29. März. Eine Tagung im Wildbad am Freitag, 5.April und Samstag, 6. April, rundet das Themenspektrum ab. -ww-

Judengasse 10 als Musterprojekt

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Verkauf in kompetente Hände der Kulturstiftung Bayern gestern mit Alt-Rothenburg besiegelt

ROTHENBURG  – Der nächste und entscheidende Schritt zur Rettung und Sanierung des wertvollen Hauses Judengasse 10 mit der jüdischen Mikwe ist erfolgt: gestern wurde die notarielle Urkunde zum Ankauf durch die Stiftung Kulturerbe Bayern in Rothenburg unterzeichnet. Der bisherige Eigentümer Verein Alt-Rothenburg bleibt aber enger Partner in der praktischen Umsetzung der historisch gerechten Erneuerung.

Die archäologischen Untersuchungen im Erdgeschoss laufen bereits seit zwei Wochen.

Außerdem ist der Verein weiterhin Eigentümer des gefährdeten Nachbarhauses, das ebenfalls in den nächsten Jahren wieder hergerichtet werden soll. Am gestrigen Freitagmittag informierten die Vertreter der Kulturerbe-Stiftung nochmal ausführlich über die künftige gemeinschaftliche Instandsetzung des Denkmals und konnten auch mit ersten Überraschungen aus der Forschung aufwarten: demnach sind die historischen Bestände noch weiterreichend, als zu vermuten war. Experten haben nachgewiesen, dass die Eichen- und Fichtenhölzer, die für die Bohlenstube verwendet wurden, aus Rothenburgs Umgebung stammen und zwar aus der Erbauungszeit um 1409. Dr. Andreas Hänel, der vor Ort erläuterte: „Die Bohlenstube dürfte zu den ältesten erhaltenen in Bayern gehören, genauso wie das jüdische Ritualbad im Gewölbekeller!”
Die Teilnehmer am gestrigen Pressegespräch und die am Vorhaben Beteiligten sowie Gäste erlebten vor Ort außerdem, dass im Haus schon fleißig gearbeitet wird. Im Zusammenwirken mit Rothenburger Sachkundigen vom Verein laufen seit etwa zwei Wochen bereits archäologische Untersuchungen im Erdgeschoss. Überhaupt erfolgt die gesamte Instandsetzung des Gebäudes mit Partnern aus der Region und dass Alt-Rothenburg hier auf seine eigenen Fachleute zurückgreifen kann, war auch ein Grund, dass die Bayerische Stiftung die Judengasse 10 sogar als ihren „ersten Schützling” ausgewählt hatte.
Kaufpreis aus Spenden
In der Begrüßung wurden Architekt Eduard Knoll, der als Kulturerbe-Vertreter ehrenamtlich die Arbeiten koordiniert ebenso wie das ArchitekturBüro Andreas Konopatzki und Klaus-Jürgen Edelhäuser erwähnt, sowie das Roßtaler Ingenieurbüro Christofori und Partner, die alle ehrenamtlich mitgewirkt haben. Allen Mitstreitern sagte Johann Böhm vom Vorstand gestern „ein vergelts Gott”.

Von links: MdL Schalk, OB Hartl, Dr. Naser, Dr. Hänel, J. Böhm (2.von rechts) Fotos: diba

Immerhin war es seit der Auftaktveranstaltung im Juni gelungen, die nötigen 75000 Euro als Kaufpreis komplett über Spenden zu finanzieren. Und Spender sind nun erst recht erwünscht, um die umfassende Erneuerung zu stemmen. Dr. Hänel verdeutlichte nochmal, weshalb man sich unter dreißig landesweiten Bewerbungen vom Bauernhaus über Klöster bis zum Fuggerschloss letztlich für das Rothenburger Haus als erstes Kulturerbe-Objekt entschieden hat: „Ein Gebäude mit überregionaler Ausstrahlung”. Existenziell sei das bürgerschaftliche Engagement, das man, so Hänel, „im Verein Alt-Rothenburg in perfekter Art und Weise gefunden hat und mit dem wir auch weiterhin gut zusammenarbeiten werden”. Die nächsten Monate laufen die Voruntersuchungen durch Fachleute und man wolle noch dieses Jahr mit der Herrichtung beginnen. Die Pläne zur Nutzung sollen dann auch mit den Erkenntnissen optimal abgestimmt werden.

„Wir sind überglücklich, dass wir das Haus in so kompetente Hände übergeben dürfen”, betonte Vereins-Vorsitzender Dr. Markus Naser. Diesem „Glücksgefühl” könne er sich nur namens der Stadt anschließen, fuhr Oberbürgermeister Walter Hartl in seinem Grußwort mit einem Dank an die Beteiligten für ihr großes Engagement fort. Von „einem absoluten Schmuckstück für die Region” und  dem ersten derartigen Sanierungsobjekt bayernweit sprach der Landtagsabgeordnete Andreas Schalk bei seinem Grußwort in der Bohlenstube. Hier gehe es um Kultur und Identität durch Erhaltung solcher Denkmäler, die uns mit unserer Geschichte verbinden. Hier entstehe „etwas ganz Großartiges und Mustergültiges mit dem Kulturerbe Bayern”.
Der frühere Landtagspräsident Johann Böhm erinnerte daran, wie wichtig der Kontakt zum Parlament bei der Gründung des Kulturerbe-Vereins und der Stiftung war. Ziel ist es weitere leerstehende und bedrohte Denkmäler zu kaufen und dauerhaft zu sichern. Dabei sollen aber keineswegs nur museale Einrichtungen entstehen, sondern die Gebäude eine neue Nutzung erhalten. In Rothenburgs Judengasse 10 sollen Räume wie die Bohlenstube und die Mikwe für die Öffentlichkeit museal zugänglich bleiben, aber soweit möglich ist nach der Sanierung wieder an teilweise Wohnnutzung gedacht.
Damit soll die jahrzehntelang baufällige Judengasse 10 wie schon andere vom Verein Alt-Rothenburg vorbildlich hergerichtete historische Häuser wieder zu einem lebendigen Ort in der Altstadt werden. Das Kulturerbe Bayern zählt fast 800 Mitglieder und 150 Volontäre, die praktisch beim Denkmalerhalt mitwirken wollen freut sich der Vorstand.     diba

Was wohl dabei rauskommt?

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Diskussion um weitere Philosophenweg-Bebauung hart der Dinge – Das wird spannend

ROTHENBURG – Noch unklar ist der Ausgang der artenschutzrechtlichen Prüfungen zur Umsetzung des bestehenden Philosophenweg-Bebauungsplans. Stadtbaudirektor Michael Knappe rechnet bis etwa Mai mit einem Ergebnis.

Ernsthafte Käufer von Bauplätzen im Philosophenweg – angeblich drei an der Zahl – müssen sich weiter gedulden. Foto: Schäfer

Der besondere Artenschutz, der seine Wurzeln im EU-Umweltrecht hat, hat in den letzten Jahren eine verfahrensrechtliche Aufwertung erfahren und ist daher in umweltrelevanten Genehmigungsverfahren gründlich zu behandeln. Ziel des Artenschutzes ist es, dem vom Menschen ausgelösten Artenrückgang von Tieren und Pflanzen entgegenzuwirken.
In der Praxis wird zum Thema des Umgangs mit dem besonderen Artenschutz ein eigenständiges Dokument, die sogenannte spezielle artenschutzrechtliche Prüfung vorgelegt. In einem ersten Schritt wird der relevante Wirkraum bestimmt und die konkreten naturräumlichen Gegebenheiten berücksichtigt. Zugleich erfolgt eine Erfassung des Arteninventars durch Begehung und Auswertung vorhandener Erkenntnisse. Sofern artenschutzrechtliche Konflikte möglich erscheinen, hat eine Bewertung der Betroffenheiten zu erfolgen.
Ist trotz Berücksichtigung eines Maßnahmenkonzepts davon auszugehen, dass mindestens ein Verbots­tatbestand erfüllt ist, wird ein Ausnahmeverfahren notwendig. Hier wäre dann der Nachweis zu führen, dass das Vorhaben im überwiegenden öffentlichen Interesse liegt, dass zumutbare Alternativen nicht existieren und auch der Erhaltungszustand der Population einer Art sich durch die Ausnahme von dem Verbot nicht verschlechtert.
Eine Bürgerinitiative hatte Ende letzten Jahres die von der Verwaltung und einer Stadtratsmehrheit geplante Umsetzung des 2009 beschlossenen Bebauungsplans zur weiteren Bebauung des Philosophenweges verhindert. Der Tagesordnungspunkt wurde   abgesetzt und damit fiel auch das von der Verwaltung angestrebte Vorhaben flach, in nichtöffentlicher Sitzung über den Verkauf der ersten drei Grundstücke in diesem Bereich zu entscheiden.
Den Stadtrat holt jetzt die Tatsache ein, dass in Plan- und Genehmigungsverfahren die Anforderungen an arten- und naturschutzrechtlichen Beiträge erheblich gestiegen sind und er neun Jahre hat verstreichen lassen. Was nun zu Problemen im Projektverlauf führt. Das Stadtbauamt hat ein Fachbüro für Faunistik und Landschaftsökologie mit der Erfassung und Bewertung von Fauna und Flora sowie zu den Aufgabenstellungen des Arten- und Gebietsschutzes beauftragt. Neue Aufschlüsse erhofft man sich  auch von einem Fachbüro für Archä­o­logie über den sogenannten „Toppler-Wall“. „Wir sind alle gespannt, was  da rauskommt“, sagt Michael Knappe. sis

Besonderer Kneipenabend

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Handgemachte Musik steht hoch im Kurs – Mit persönlicher Note

ROTHENBURG – Ein bisschen Musik läuft in den meisten Kneipen ja immer, aber schöner ist es schon, wenn die nicht vom USB-Stick, sondern von der Bühne kommmt. Die vierzehnte Auflage des beliebten Kneipenfestivals zog am vergangenen Samstagabend wieder Jung und Alt in die Lokalitäten.

Kneipenfestival: Zur fröhlichen Musik von Chico Diaz und seinem „Orquesta Salsaborrr“ wurde fröhlich getanzt. Das Hotel „Rappen“ mit seinen Sälen bot reichlich Platz für Beinarbeit und Hüftschwünge. Fotos: Schäfer

Konzertbesuche, um in einer großen Menschenmenge Musik zu erleben, üben auch einen ganz  besonderen Reiz aus. Ein Kontrast dazu, der in den letzten Jahren eine echte Renaissance in der Region erlebt, sind die Musikkneipen, auch wenn es sie nur kurzzeitig gibt. Sie sind gemütlich, überschaubar, die Künstler immer nah am Publikum. Die echte handgemachte Musik an besonderen Orten schafft die einzigartige Atmos­phäre.
Durch die Verschiedenheit der Künstler entsteht beim Kneipenfestival eine künstlerische Symbiose, bei der gute Musik eine verbindende Rolle zugestellt wird. Das Programm ist bunt gemischt. Die Vielfalt der Stilrichtungen macht es den Besuchern gar nicht so leicht, sich zu entscheiden. Von rassigen Rockclassics über fetzigen Reggae, Salsa und Folk bis zum beliebten Schlager ist alles dabei. Musikalische Einschränkungen gibt es nicht. Neben gecoverten Titeln, zum Teil neu arrangiert, haben die Künstler auch eigene Werke mit eingängigen Melodien und kreativen Texten im Repertoire. Sie handeln von Erfahrungen, mal aus der realen, mal aus der Gedankenwelt, in denen man sich leicht verlieren und wiederfinden kann. Das Publikum wird in Gefühlswelten hineingezogen, die zum Nachdenken anregen, aber auch eine positive Sicht auf sich selbst und das Leben im Großen und Ganzen  vermitteln, während die Musik gleichzeitig zum Tanzen animiert.

Im „Butz“: das Rothenburger Quartett „The Beersteins“.

Mit nur einer Eintrittskarte, die man im Vorverkauf für 12 Euro und an der Abendkasse für 14 Euro erwerben konnte, ließ sich die lange Nacht der Bands in vierzehn Lokalen ausgiebig genießen. Bezahlen musste man dann nur noch die Getränke und Speisen.

Alle Musikclubs befanden sich im Stadtkern oder im direkten Umfeld. So dass das Publikum problemlos zu Fuß von Gaststätte zu Gaststätte spazieren konnte.  Schade war: Händler ließen ihre Schaufenster unbeleuchtet.     So führte der Stadtbummel an dunklen Löchern vorbei.
Für die beteiligten Wirtsleute lohnt sich der Aufwand finanziell nicht immer, aufgrund der Gema-Kosten und weiteren Ausgaben. Doch sie machen mit, um dabei zu sein und weil sie die örtliche Musikszene fördern wollen.  Künstler und Kneipe bilden auch schon mal eine eingeschworene Einheit, weil ihre Verbindung seit Jahren besteht und immer wieder neu belebt wird. Im Laufe der Zeit hat man sich ein echtes Stammpublikum erobert, aber auch neue Gäste hinzugewinnen können. Die Leidenschaft ist das, was Musiker antreibt. Darunter musikalische Urgesteine wie die „Sixbag“-Veteranen und deutlich jüngere Semester wie „The Beersteins“, die neben Ausbildung und Beruf kaum zum gemeinsamen Proben kommen. Aber das Gastspiel  in der Heimat ist ein besonderes Event bei ihnen. sis

Ein gutes Stück vorwärts

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LAG Region an der Romantischen Straße: Über 1 Million EU-Fördergeld bewilligt

ROTHENBURG – Das Jahr 2018 ist für die Lokale Aktionsgruppe (LAG) Region an der Romantischen Straße sehr erfolgreich und positiv verlaufen. Das ist der jetzt vorgelegten Bilanz des Zusammenschlusses zu entnehmen. Es konnten wieder viele neue und interessante Projekte aus der Region gefördert und umgesetzt, beziehungsweise in Angriff genommen werden.

Lothar Schmidt (vorne rechts) engagiert sich für Mühlen und führt interessierte Gästegruppen.

Herbert Lindörfer als Vorsitzender berichtet, durch das Leader-Programm sei bereits ein Betrag von über einer Million Euro an europäischen Fördergelder für unsere Region bewilligt worden.

Die LAG Region an der Romantischen Straße hat sich als eingetragener Verein zur Aufgabe gesetzt, die Potenziale und möglichen Handlungsfelder für die Entwicklung im hiesigen ländlichen Raum zu identifizieren und durch Leader-Mittel zu unterstützen.

„Unsere durch die Bürger gesetzten Entwicklungsziele werden durch Vernetzungsarbeit und die Förderung und Umsetzung von Projekten unterschiedlichster Art erreicht,“ heißt es in einer Mitteilung der Lokalen Aktionsgruppe.

Bei ihrer zusammenfassenden Betrachtung blickt die Lokale Aktionsgruppe zurück schaut im Hinblick auf angestoßene beziehungsweise kommende Projekte auch etwas in die Zukunft.

So ist beispielsweise der Startschuss für das Kooperationsprojekt Spuren jüdischen Lebens in Westmittelfranken und dessen Teilprojekt zur Dokumentation des jüdischen Friedhofs in Schopfloch gefallen. Als Auftakt ist die Veranstaltung im Jüdischen Museum in Fürth genannt.

„Als Knotenpunkt des Netzwerkes werden 2019 weitere Exkursionen folgen, um die wichtigsten Orte jüdischen Lebens in den vier LAG Regionen kennen zu lernen“, heißt es in der Mitteilung.

FrankenLust in Lauterbach

Im August vergangenen Jahres erfolgte im Geslauer Ortsteil Lauterbach der Start in ein Projekt, das den Altkreis Rothenburg etwas in den Mittelpunkt rückt: der Spatenstich für den RegioTreff und FrankenLust am Mohrenhof.

Solche Bodennägel markieren seit 2018 den Jakobsweg im Bereich der Rothenburger Altstadt. Fotos: Weber

Im Kooperationsprojekt „Der Mittelfränkische Jakobsweg Nürnberg – Rothenburg“ sind, wie berichtet, die Bodennägel in Rothenburg und Nürnberg gesetzt worden. Ende der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts erfolgte die Renaissance der europäischen Pilger- und Kulturroute. Im September letzten Jahres konnten die Teilprojekte Jakobstrinkbrunnen in Colmberg und Bronzeskulptur „Pilger Anton“ in Stein feierlich enthüllt werden.

An den Projekten Nixelgarten Feuchtwangen, Rothenburg-Pittoresk und Diebacher Wappenwanderweg sei fleißig gearbeitet worden, heißt es: „So dass wir uns 2019 auf deren Umsetzung freuen.“

Richtfest ist an der Dorfscheune Gailroth gefeiert worden. Im kommenden Frühjahr steht die Einweihung an.

Außerdem hat sich die Lokale Aktionsgruppe am mittelfrankenweiten Leader-Projekt zur Erfassung (historischer) Kulturlandschaftselemente beteiligt, veranstaltete dazu einen Workshop für ehrenamtliche Engagierte und einen regelmäßigen Stammtisch.

Großes Mühlen-Kapital

Das im Februar 2018 bewilligte Kooperationsprojekt Radroutenkonzept Romantisches Franken ist fast fertig und geht zusammen mit dem Kooperationspartner, der LAG Hesselberg, in die 2. Phase. Das betrifft die Beschilderung der Radrouten in den Regionen.

Ebenfalls unter der Federführung der LAG wird derzeit das Kooperationsprojekt Mühlenerlebnis Mittelfranken vorbereitet, mit zahlreichen Teilprojekten in den vier Partnerregionen. Mit dem von Lothar Schmidt an der Spitze des Vereins initiierten Taubermühlenweg kann das Land im Bereich von Rothenburg und im Umgriff um die ehemalige Reichsstadt einen erheblichen Beitrag leisten.

An bereits umgesetzten Einzelprojekten unter dem Schlagwort „Unterstützung Bürgerengagement“ werden genannt: im Herbst letzten Jahres die Einweihung der Infotafeln der Historischen Grenze 1804 samt erarbeitetem Flyer beim Leutershausener Ortsteil Steinbächlein (wir berichteten), unweit des Schillingsfürster Ortsteils das große Frankenhöhe-Schäferfest in Colmberg und auch die Beschilderung des Obsthains im Mönchsrother Ortsteil Dieterstetten, direkt an der Grenze zu Baden-Württemberg. -ww-

Artenschutz ist wichtig

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Morgen startet die Eintragungsfrist für das Volksbegehren

ROTHENBURG/REICHARDSROTH  –  Sie ist eine der Aktivistinnen beim  Volksbegehren Artenschutz: die Reichardsrother Imkerin Irmi Jacob, die ihren Betrieb  zusammen mit ihrem Mann unter Demeter-Bedingungen führt. Warum sie sich wie viele andere aus den beteiligten Gruppierungen und Parteien dafür stark macht, bringt sie in einer Art Positionspapier auf den Punkt.

Keine Inseln, sondern Vernetzung der Lebensräume wünschen sich die Aktivisten. Foto: Weber

„Dies ist enorm wichtig für uns, unsere Natur, Umwelt – unsere Zukunft,“ betont sie : Es werden 1 Million Unterschriften in Bayern benötigt, diese historische Chance für einen wesentlich besseren Naturschutz in Bayern zu nutzen. Es geht nicht um das Interesse von Einzelnen. Es geht um uns alle!“
Jedes Rathaus in Bayern und die Verwaltungsgemeinschaften bieten Sonderöffnungszeiten für die Unterschriften an, unterstreicht sie und ruft zur möglichst breiten Beteiligung per Unterschrift auf. Es gehe um eine bessere Umwelt und um wertvollere Lebensmittel: „Bitte sprecht Freunde, Bekannte, Mitarbeiter an. Diesmal ist es enorm wichtig sich aufzuraffen und die Unterschrift zu leisten. Warum? Zuerst sterben die Insekten und Amphibien dann die Vögel und dann der Mensch.
Warum jetzt dieses Volksbegehren? Die einheimische Flora und Fauna geht stark in ihrem Bestand zurück. Diese Abnahme wird seit Jahrzehnten dokumentiert. Inzwischen hat sie dramatische Ausmaße angenommen. Beispiele: Ackerwildkräuter (wie z.B. Großer Klappertopf, Ackerrittersporn, echter Frauenspiegel). Jede zweite der 270 Arten der Ackerwildkräuter steht auf der roten Liste oder ist gefährdet. Vielen Tierarten, die auf sie als Nahrungsquelle direkt oder indirekt angewiesen sind, fehlen sie. Pflanzen sind Grundlage der Nahrungskette!
Insekten: In Deutschland ist die Masse aller Fluginsekten um mehr als 75 Prozent  zurückgegangen. In  Bayern sind 54 Prozent aller Wildbienen ausgestorben oder vom Aussterben bedroht und 73 Prozent aller Tagfalter. Mehr als 80 Prozent aller Nutzpflanzen werden von Insekten bestäubt!
Vögel: Im Erfassungszeitraum zwischen 1980 und 2010 hat die Agrarlandschaft 50 Prozent ihrer typischen Vogelarten verloren. Manche Arten sind um mehr als 80 Prozent zurückgegangen (Kiebitz, Bekassine).
Ziele des Volksbegehrens: Durch eine Verbesserung des Vollzugs des bayerischen Naturschutzgesetzes soll der Rückgang einheimischer Tier- und Pflanzenarten gestoppt werden. Das Bayerische Naturschutzgesetz (BNatSchG) verlangt in Paragraph 1, Absatz 1, Satz 1 sowie in Absatz 2 Satz 2 den dauerhaften Schutz aller Tier- und Pflanzenarten und ihrer Lebensstätten. Äcker und Ackerwildkräuter seien hier nicht auszunehmen. Es gelte, den Ökolandbau zu fördern. Bis 2025 sollen mindestens 20 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen ökologisch bewirtschaftet sein, bis 2030 mindestens 30 Prozent.
Der Irrweg der export-orientierten Landwirtschaft führe zu einem dramatischen Artenrückgang; gleichzeitig müssten viele landwirtschaftliche Kleinbetriebe schließen. Die Folgen  aus der Sicht der Aktivisten: Agrarwüsten, gifthaltige Monokulturen und ein Verlust der Naturschönheit in unserer bayerischen Heimat. Der Artenschutz und die Unterstützung der bäuerlichen Landwirtschaft seien eng anei-nander gekoppelt. Beide Seiten – Natur und Bauern – seien die Gewinner beim Artenschutz. Es gelte, die Landwirte fair zu bezahlen, damit sie sich überhaupt noch um die Natur kümmern können.

Imkerin Irmi Jacob (links) mit ihrer Mutter Elisabeth Rohn und ihrem Mann Martin Hofmann auf dem Betrieb in Reichardsroth.

Derzeit gibt es rund 10 Prozent ökologisch bewirtschaftete Flächen. „Wir fordern mindestens 20 Prozent bis 2025. Außerdem muss der bayerische Staat als Vorbild vorangehen. Deshalb fordern wir, dass alle staatlichen Agrar- und Forstflächen umgestellt werden auf eine ökologische Bewirtschaftung und nachhaltige Nutzung.“

Naturschutz müsse Teil der Lehrpläne werden. Es gelte, Ziele und Aufgaben des Naturschutzes in Aus- und Fortbildungen zu berücksichtigen! Der Schutz der Wälder sei hohes  Gut. Im Staatswald solle gelten: Der Erhalt der biologischen Vielfalt ist vorrangiges Ziel.
Es müssten Blühwiesen geschaffen und erhalten werden. Auf 10 Prozent des Grünlands dürfe nicht mehr vor dem 15. Juni gemäht werden! Dies bewirke ausreichende Nahrungsquellen  Rückzugsflächen und  für Insekten andere Tiere, Möglichkeit der Samenbildung bei Blütenpflanzen. Im Sommer täusche die vorhandene Blüte oft darüber hinweg, dass  dabei die Vielfalt fehle. Zudem blühe es nicht durchgehend und es fehle der Fauna oft an den benötigten Futterquellen: „Bienen und andere Bestäuber sind aber auf Vielfalt und Durchgängigkeit angewiesen. Eine Rapsmonokultur und zu satte Wiesen, auf denen fast nur noch der Löwenzahn blüht, sind kein gedeckter Tisch. Durch zu frühes und häufiges Mähen entstehen für die Insekten immer wieder Hungerperioden. Zuerst verhungern die Insekten, dann die Vögel, weil ihre Hauptnahrung, die Insekten, schon tot sind.“
Stopp den Pestiziden 
Der Einsatz von Pestiziden in Naturschutzgebieten müsse verboten werden, auch in gesetzlich geschützten Landschaftsbestandteilen und in gesetzlich geschützten Biotopen außerhalb von intensiv genutzten land- und fischereiwirtschaftlichen Flächen. Für die Landwirtschaft müssten neue Regeln gelten, beispielsweise das Gebot, Dauergrünland dürfe nicht umgebrochen und zu Ackerland werden. Besonderes Augenmerk müsse auch dem Grundwasserstand in Nass- und Feuchtgrünland gelten. Außerdem gehe es um den Erhalt von Feldgehölze, Hecken, Baumreihen, Leistungen im Naturschutz, die unter anderem von Landwirten erbracht werden, gelte es mehr anzuerkennen und finanziell auszugleichen. Allen an öffentlichen oder privaten Verkehrsflächen und Wirtschaftswegen dürften nicht beseitigt, beschädigt oder auf sonstige Weise erheblich beeinträchtigt werden.
Die Aktivisten sehen natürliche Gewässerrandstreifen mit Tabu für den Chemieeintrag in Ufernähe als unabdingbar. Entlang natürlicher oder naturnaher Bereiche fließender oder stehender Gewässer habe in einer Breite von mindestens 5 Metern von der Uferlinie garten- oder ackerbauliche Nutzung zu unterbleiben. Ausgenommen seien lediglich künstliche Gewässer, und Be- und Entwässerungsgräben,
Bis zum Jahr 2023 gelte es, mindestens 10 Prozent  des Offenlandes der Landesfläche in den Biotopverbund zu nehmen, bis zum Jahr 2027 mindestens 13 Prozent. Das Problem: Die einzelnen, lokalen Lebensräume (Biotope) sind nicht mehr verbunden. Menschliche Siedlungen, Straßen und leergeräumte Ackerlandschaften schlagen tödliche Schneisen, die für die meisten Arten unüberbrückbar sind. Inzucht ist die Folge, die Tiere werden anfällig für Krankheiten und sterben. Deshalb wird gefordert: Schafft zusammenhängende Lebensräume, sogenannte Biotopverbünde.
Zu Unrecht werde derzeit die Schuld einseitig auf die Bauern geschoben. Die ganze Agrar-Förderungspolitik und auch die Ausbildung junger Landwirte ist seit Jahrzehnten falsch ausgerichtet. Statt das überlieferte bäuerliche Wissen über Zusammenhänge gelehrt zu bekommen, sei die Ausbildung auf Ertrag, Effizienz und „Smart Farming“ ausgerichtet. Die jungen Bauern lernten zwar alles über die chemische und mechanisierte Landwirtschaft, aber sie lernten wenig über die Folgen und Zusammenhänge und auch über die Risiken für Mensch und Natur. Das muss geändert werden, sonst habe die Artenvielfalt keine Chance. Das fordert auch die Bundesregierung.
Mit der Unterschrift in den Rathäusern und bei den Verwaltungsgemeinschaften zwischen dem 31. Januar und dem 13. Februar kann jede und jeder dazu beitragen, dass Bayern ein besseres Naturschutzgesetz bekommt. -ww-

Voraussetzungen strenger geworden

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Rothenburger Handel betroffen: Bayerisches Ladenschlussgesetz ist schwer zu durchschauen

ROTHENBURG – Es war ein langjähriger Brauch, dass Tourismusstädte wie Rothenburg entsprechend der Ladenschlussverordnung an vierzig verkaufsoffenen Sonntagen geöffnet hielten.

Einkaufsstadt Rothenburg: In der Diskussion um den Sonntag ist man sich uneins. Foto:sis

Gegen diese langjährige Tradition ist nun die Verwaltungsbehörde eingeschritten. Es dürfen nur noch Geschäfte mit einem erheblichen Anteil an ortstypischen Verkaufsgegenständen geöffnet haben. Diese Regelung betrifft sämtliche touristischen bayerischen Orte – von Rothenburg bis Schloss Neuschwanstein. Das Landratsamt Ansbach hat Anhörungsbogen an den touristischen Einzelhandel verschickt, Bußgeldbescheide werden angedroht. Es gibt Befürchtungen, dass schon mit dem kommendem Saisonbeginn mehr als die Hälfte der Geschäfte am Sonntag geschlossen bleiben. Manche Schätzungen gehen sogar von neunzig Prozent aus.
Nach Auffassung der FRV-Ortsvorsitzenden Jutta Striffler, sie ist gleichzeitig Stadträtin und erfahrene Geschäftsfrau, mindert diese strenge Regelung die für Rothenburg wichtigen Einnahmequellen: Gewerbesteuer und Fremdenverkehrsabgabe.
Keine Alternative 
Das Ladenschlussgesetz basiert auf der Regelung von 1956 und sollte „reformiert werden“, so Jutta Striffler. Ihr Schreiben an den bayerischen Landtagsabgeordneten Dr. Peter Bauer (Freie Wähler) verbindet sie mit der Bitte, sich für die Änderung des Ladenschlussgesetzes dahingehend einzusetzen, „dass die Erlaubnis zur Ladenöffnung allgemein auf die Geschäfte, die überwiegend touristische Artikel führen, erweitert wird.“
Der Ladenschluss liegt in der Kompetenz des Landes Bayern. Der Freistaat hat 2006 einen Sonderweg gewählt und ist dabei deutlich strenger als die meisten Bundesländer. „Die CSU im Landtag ist nicht Willens und in der Lage, das aus grauer Vorzeit stammende Ladenschlussgesetz den touristischen Bedürfnissen der Gegenwart anzupassen, obwohl sie angeblich den Tourismus als Wirtschaftsfaktor stärken will“, wird kritisiert.
Dass Ministerpräsident Dr. Markus Söder  den Einzelhändlern empfiehlt, sie  sollten selber „online gehen“, ist zwar nett gemeint, aber für die Touristen eigentlich keine Alternative. Eine Reform der Öffnungszeiten an Sonn- und Feiertagen lehnt Söder ab. Aber die neue Koalition aus CSU und Freie Wähler im Landtag lässt Einzelhändler wieder Hoffnung schöpfen, denn die Freien Wähler haben vor Weih­nachten die Debatte um den Ladenschluss neu angefacht. Einig ist man sich jedoch nicht. Während sich Hubert Aiwanger in der Vergangenheit gegen längere Öffnungszeiten und für einen freien Sonntag ausgesprochen hat, war sein Vize-Chef Michael Piazolo gar Mitbegründer des Münchner „Vereins für maßvolle Ausweitung der Öffnungszeiten“.
Kunden mögen das sonntägliche Einkaufen,  das beweisen die Online-Umsätze. Die Gewerkschaften und Kirchen sind dagegen, die Politik windet sich – und bei den Händlern herrscht große Uneinigkeit. Das Bundesverwaltungsgericht hat im November 2015 darauf verwiesen, dass die Ladenöffnung in „engem, räumlichem Bezug zu einem konkreten Marktgeschehen stehen muss“. Zugleich müsse prognostiziert werden, dass dieser konkrete Anlass für sich genommen einen beträchtlichen Besucherstrom anzieht, der über die Besucherzahlen bei alleiniger Sonntagsöffnung hinausgeht. Der Anlass soll also den Charakter des Tages prägen, die Ladenöffnung nur das Anhängsel sein.
Der touristische Handel wünscht sich mehr Rechtssicherheit, wie der  Begriff „anlassbezogen“ denn überhaupt zu interpretieren sei. Auch darüber was ein „erheblicher Anteil“ ist, lässt sich streiten, wie sich bisher erwiesen hat. sis

Die Rotstift-Folgen

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Stadtkämmerei setzt rigide Stadtrats-Vorgaben um

ROTHENBURG – Wer bekommt den Schwarzen Peter zugeschoben aus Enttäuschung? Weil möglicherweise das neue Rothenburger Baugebiet „Himmelweiher“ und das neue Feuerwehrgerätehaus in Bettenfeld zeitlich hinausgeschoben werden.

Rückt die Umsetzung des neuen Rothenburger Baugebiets „Himmelweiher“ erst einmal noch in weite Ferne? Foto: Schäfer

Hehre Ziele – und was daraus wird. Dies wird sich bei den kommenden Haushaltsberatungen zeigen. Mitte Dezember letzten Jahres hatten sich die im Stadtrat vertretenen Fraktionen für die Verwaltung auf bindende Kriterien zur Aufstellung des diesjährigen Etats und für die folgenden Jahre festgelegt. Demnach soll – als Zuführung vom Verwaltungs- in den Vermögenshaushalt – eine Finanzspanne von rund 2,5 Millionen Euro vorgesehen und eingehalten werden. Das Prozedere unter Federführung des SPD-Stadtrates Peter Staudacher sorgte für ein gewisses Erstaunen in der Öffentlichkeit. Dem Stadtratsgremium gehört er bereits seit 2014 an. Als „politisches Schwergewicht“ und Finanzexperte im kommunalen Haushaltsrecht hat sich der Direktor der Commerzbank Ansbach bisher in den Debatten der Sitzungen nicht hervorgetan. Mit dem Fraktionsvorsitzenden Dr. Günter Strobl und Bürgermeister Kurt Förster sitzen noch ganz andere Kaliber in den Reihen der SPD-Fraktion. Auch CSU, FRV, UR und Grüne haben Haushaltsprofis mit langjähriger Praxis vorzuweisen, die ihre Kompetenz in die Waagschale werfen können.

Der Strategieprozess des Stadtrates bringt Stadtkämmerer Franz Fisch, auf diesem Gebiet ein ausgewiesener Experte, als „Auftragannehmer“ mitnichten in die Bredouille. Er arbeitet die rigiden Vorgaben in die städtische Haushaltsplanung ein. In Absprache mit der Verwaltung setzte er den Rotstift bei Investitionen an, um die Anforderungen des Stadtrates zu erfüllen.

Mit der Folge: Die Planungskosten für das zehn Hektar große neue Baugebiet „Himmelweiher“ mit etwa sechzig bis siebzig Bauplätzen, darunter auch ein paar Mehrfamiliengrundstücke, an der Schweinsdorfer Straße, wurden unter den als Diktat empfundenen Sparvorgaben aus dem Haushalt gestrichen.

Was im Etat nicht eingeplant ist, kann auch nicht umgesetzt werden oder hat vorläufig aufschiebende Wirkung. Die städtische Bauverwaltung hatte vorgeschlagen, heuer eine halbe Million Euro einzustellen, um das Bauvorhaben realisieren zu können, das einen langen Planungsverlauf hat.

Auch der geplante soziale Wohnungsbau an der Erlbacher Straße rückte auf der städtischen Prioritätenliste erst einmal ganz weit nach hinten. Es laufen aber Bemühungen, das 3,5 Millionen Euro teure Vorhaben gemeinsam mit den Stadtwerken anzugehen und finanziell zu stemmen, damit es nicht erst am Sankt Nimmerleinstag, sondern schon bald eine Lösung gibt.

Lange Gesichter dürfte es auch bei der Bettenfelder Feuerwehr geben, wenn es dabei bleibt, dass die erforderlichen Mittel für das neue Feuerwehrgerätehaus nicht zur Verfügung stehen. Das neue Feuerwehrgerätehaus ist erforderlich als passende Unterstellmöglichkeit für das neue Feuerwehrfahrzeug, das 2020 geliefert wird.

Büchereileiterin Hannelore Hochbauer wird ebenfalls zu den Leidtragenden gehören, die immer wieder mit schönen Worten vertröstet wird. Für verschiedene Unterhaltsmaßnahmen wären rund 150000 Euro erforderlich.

Die Sanierung der Riviera-Wege kommt – wenn überhaupt – nur in abgespeckter Form in betracht: Mit einem dünnen Überzug auf den Belag, dass die Lauffläche wieder leichter begehbar ist, wie Stadtbaudirektor Michael Knappe im Gespräch mit der Redaktion ausführt. Auch Straßen­sanierungen „die es eigentlich dringend nötig hätten“, etwa in der alten Heckenacker-Siedlung, oder der Stein­weg-Ring („ist in einem katas­trophalen Zustand“) hat die Verwaltung von der Vorhabensliste gestrichen, um die Zahlen aufzubessern.

Wie es aussieht, muss die Verwaltung auch den Wunsch der Toppler-Grundschule abschlagen, den Pausenhof zu asphaltieren. Die bisher wassergebundene Decke mit kleinem Splitt auf dem Grundstück hat den Nachteil, dass Steinchen in den Schuhprofilen hängen bleiben und mit ins Haus hineingetragen werden.

Für den Aufzug am historischen Rathaus sind Mittel in der Etatplanung bisher weiterhin vorgesehen. Der Stadtbaudirektor sieht die Priorität für den Einbau gegeben und spricht von einer „Pflichtaufgabe“, um Menschen die gesellschaftliche Teilhabe durch die Barrierefreiheit zu erleichtern. Etwa 500000 Euro kostet die gesamte Maßnahme.

Das letzte Wort hat der Stadtrat – wie in allen Jahren zuvor. Nur dass er heuer mit seinem Prozedere das Pferd von hinten aufgezäumt hat. Es ist immer wieder eine neue und große Herausforderung, die erforderlichen Bud­­gets für die Ziele und Projekte zu diskutieren und gegebenenfalls auch anzupassen. Das Rad muss nicht neu erfunden werden. Die Gelder sollen dort ausgegeben werden, wo sie den größten Nutzen für die Bürger bringen. Die Debatten über Prioritäten und Mittelaufstockung dürften spannend werden.

Auftakt zur ersten Haushaltsberatung ist am 14. Februar (Valentinstag). Sie findet ihre Fortsetzung am 12. März. Endgültig abgesegnet wird das Zahlenwerk bei der Haushaltsverabschiedung am 28. März. Beginn der öffentlichen Sitzungen im Rathaus ist jeweils um 19 Uhr. Dann zeigt sich der politische Wille ganz deutlich. sis

Ansporn, weiter aktiv zu sein

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Frauen-Union erinnerte mit Vortrag an „100 Jahre Frauenwahlrecht“

ROTHENBURG – Frauen stehen vor vielfältigen Herausforderungen, so Herta Sommer in ihrer Begrüßung der Zuhörerinnen und Zuhörer, die sich im Hotel „Altes Brauhaus“ zum Vortrag über „100 Jahre Frauenwahlrecht“ eingefunden hatten. Immer noch hätten Frauen Probleme, Beruf und Familie zu vereinbaren, da ist so mancher Frau neben vielen Ehrenämtern das politische Engagement einfach zu viel. Immerhin habe die Frauenunion erreicht, dass es endlich die Mütterrente gibt – ein echter Ansporn, politisch weiter aktiv zu sein.

Im „Alten Brauhaus“ ließ man die Entwicklungen hin zum Frauenwahlrecht Revue passieren. Foto: Schwandt

Studienrat und Diplom-Sozialpädagoge (FH) Marcus Pfalzer unterrichtet seit 2007 an der Rothenburger Realschule: Er startete seinen Vortrag mit einer Bestandsaufnahme der aktiven Politikerinnen. So sind auf kommunaler Ebene 25 Prozent Frauen vertreten, immerhin 10 Prozent der (Ober-)Bürgermeisterposten sind mit Frauen besetzt. Im Rothenburger Stadtrat liegt der Frauenanteil bei 20,8 Prozent.

In den Länderparlamenten sind 30 Prozent der Abgeordneten inzwischen Frauen. Auf Bundesebene finden sich 30,9 Prozent Frauen in den Parlamenten, bei Bündnis 90/ Die Grünen sind 58 Prozent der Abgeordneten weiblich, bei der AfD 11 Prozent.
Der Kampf um das Frauenwahlrecht begann bereits Mitte des 19. Jahrhunderts, so der Referent. Es folgte eine sogenannte Organisationsphase ab den 1890er Jahren mit der Etablierung der ersten Frauenstimmrechtsverbände. Die Kampfphase begann 1917 – mitten im Ersten Weltkrieg. Auslöser war die Ankündigung einer Wahlrechtsreform durch Kaiser Wilhelm II., in welcher er das Frauenwahlrecht nicht berücksichtigte.
Nach Kriegsende am 12. November 1918 wurde endlich das Allgemeine Wahlrecht eingeführt: Am 19. Januar 1919 gaben dann 82,3 Prozent der wahlberechtigten Frauen und 82,4 Prozent der wahlberechtigten Männer ihre Stimmen ab.
Vier Wegbereiterinnen der Frauenbewegung stellte Marcus Pfalzer vor: So die Sozialistin Clara Zetlein (1857 bis 1933), die dazu aufrief, sich „nicht schrecken zu lassen durch die Ungunst äußerer Umstände“. Anita Augspurg (1857 bis 1943) war Fotografin, Schauspielerin, angehende Lehrerin und Juristin – ihr Jurastudium mit Promotion schloss sie in der Schweiz ab, da es in Deutschland Frauen nicht möglich war, an einer juristischen Fakultät zu studieren.
Sie hatte 1923 die Ausweisung Adolf Hitlers aus Deutschland verlangt und lebte bis zu ihrem Tod im Schweizer Exil. „Was verstehen wir unter dem Recht der Frau?“, so fragte sie. „Nichts anderes als das Recht des Menschen überhaupt!“ Die Sozialdemokratin Marie Juchacz (1879 bis 1956) gab unter anderem die Frauenzeitung „Die Gleichheit“ heraus. Die Mutter von zwei Kindern gründete in Deutschland die Arbeiterwohlfahrt. Ihr Motto: „Frauen wollen keinen Bürgerkrieg, wollen keinen Völkerkrieg … Die Frauen …. durchschauen die Hohlheit einer Politik, die sich als besonders männlich gibt, obwohl sie nur von Kurzsichtigkeit, Eitelkeit und Renommiersucht diktiert ist.“
Mutter des Grundgesetzes
Die konservative Politikerin Helene Weber (1881 bis 1962) schließlich war eine der Mütter des Grundgesetzes: Sie setzte den Artikel 3 („Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. Männer und Frauen sind gleichberechtigt. […]“ durch. Als eine der wenigen Frauen ihrer Zeit hatte sie ein Lehrerseminar besucht und unterrichtete als Studienrätin, zudem war sie Mitbegründerin der CDU-Frauenunion. Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete sie das Müttergenesungswerk. Ihr Credo: „Der reine Männerstaat ist das Verderben der Völker.“ Aus allen politischen Lagern habe sich eine breite Front für das Frauenwahlrecht gebildet, so der Referent Marcus Pfalzer.
Was muss die Frauen und die Frauenunion heute noch schaffen? In einer regen Diskussion wurden Forderungen laut, wie „noch mehr Gleichberechtigung“, „endlich gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit“, „mehr Frauen in die Politik“. Es müssten Wege gefunden werden, mit Kindern im Beruf Karriere zu machen. So gibt es bis zu echter Gleichberechtigung weiterhin viel zu tun. Die Frauenunion möchte dies anpacken. sw

Grenze zwischen Realität und Fiktion aufzeigen

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Mit dem „CineClub“ will das Mittelalterliche Kriminalmuseum nicht nur unterhalten, sondern auch informieren

ROTHENBURG – So manches Lachen entlockte Broccolis Familien-Musical „Chitty Chitty Bang Bang“ den Rothenburger Kinofreunden am Montagabend zum Auftakt des „CineClubs“ am Kriminalmuseum. Dem unfreundlichsten Gesicht des Januars zum Trotz erfreute sich die Veranstaltung einer ansehnlichen Besucheranzahl.

Die Filmfans ließen sich von „Chitty Chitty Bang Bang“ gut unterhalten. Foto: privat

Von wegen angestaubt! Dass Museen auch einmal etwas Neues wagen mü̈ssen, um als Kultureinrichtungen in der digitalisierten Welt bestehen zu können, weiß Museumsdirektor Dr. Markus Hirte. Das Kriminalmuseum wolle mit der neuen Veranstaltungsreihe eine Brü̈cke zur Traumfabrik Hollywood schlagen. Die unterhält den geneigten Besucher nicht nur prächtig, sondern lässt kü̈nstlerischer Freiheit und Unterhaltungswert zugunsten auch häufig einmal die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen – selbst dann, wenn das Produkt eigentlich als Historienfilm ausgelobt wird.

Hier möchte das Kriminalmuseum, so Hirte, mit seinem „CineClub“ ansetzen. Museen seien schon immer Mittler zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit gewesen. Der „CineClub“ soll mehr als nur ein kurzweiliges Kinovergnü̈gen in der dunklen Jahreszeit bieten, wenn Filme genau beleuchtet und interessante Details ans Licht gebracht werden. Bei der Veranstaltungsreihe sollen zukü̈nftig Filme verschiedenster Genres, vom Krimi ü̈ber den Historien- bis zum Horrorfilm, unter die Lupe genommen werden. Auch die Rothenburger Filme sollen nicht vergessen werden. Aufgrund des vielerseits bekundeten Interesses im Nachgang der Ausstellungseröffnung der kleinen, derzeit im Foyer des Museums ausgestellten Sonderschau zum in Rothenburg gedrehten „Chitty Chitty Bang Bang“ startete der „CineClub“ mit dem beliebten Familien-Musical.
Die Medienassistentin des Kriminalmuseums und studierte Medienwissenschaftlerin Charlotte Kätzel bot den Kinofreunden mit einem kleinen Vortrag in lockerer Runde einen Einblick hinter die Kulissen des 1968 veröffentlichten Films. Die sprichwörtlichen Kulissen enthü̈llen bei einem genaueren Blick große Gemeinsamkeiten mit den James Bond-Filmklassikern, die ebenso wie „Chitty Chitty Bang Bang“ auf Bü̈chern von Ian Fleming basieren. Die buchstäblichen Kulissen des beliebten Klassikers rund um das fantastische Auto mit dem außergewöhnlichen Namen wurden in den 60er Jahren in Rothenburg aufgeschlagen.
Gerade den alteingesessenen Rothenbuger Cineasten zauberten die in ihrem Heimatort gedrehten Aufnahmen bei der Filmvorfü̈hrung ein Lächeln auf die Lippen – vor allem dann, wenn im Hintergrund der Kopfsteinpflastergässchen Rothenburgs wie selbstverständlich Schloss Neuschwanstein aufragt, Montagetechnik sei Dank.
Ein Anliegen des „CineClubs“ soll sein, versteckte Leitmotive und Referenzen in Filmen zu entdecken. Bei „Chitty Chitty Bang Bang“ etwa, so Kätzel, gäbe es deutliche Anspielungen auf das Dritte Reich, lasse sich das Musical doch als Nachkriegsfilm ü̈ber einen (als typisch deutsch gekennzeichneten) Tyrannenstaat lesen, dessen Herrscher es auf eine bestimmte Gruppe von Menschen abgesehen haben. Aber auch Anleihen an die Märchenwelt der Gebrü̈der Grimm, ob Hänsel und Gretel oder den Rattenfänger von Hameln, sowie das Wiederaufleben von Cervantes Traumtänzer Don Quijote in Gestalt von Flemings verträumtem Erfinder Caractus Potts begegneten den Zuschauern.
Der Abend schloss nicht nur mit ­einem „Happy End“ im und einer kleinen Diskussion ü̈ber den Film, sondern auch mit einem Ausblick auf den nächsten „CineClub“-Abend am 25. Februar um 17 Uhr. So viel sei schon einmal verraten: Die Kinofans werden dann entfü̈hrt in das (vielleicht doch gar nicht so dü̈stere?) Mittelalter, wo sie einen Franziska-nermönch bei der Aufklärung eines mysteriösen Todesfalls in einem Kloster begleiten werden. Die FSK-Freigabe liegt bei 16 Jahren. mh

 

Müll oder wertvoller Rohstoff?

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Weltladen nimmt Taschen aus Flüchtlingsschlauchboten zeitweise ins Sortiment

ROTHENBURG – Taschen gibt es wie Sand am Meer. Und so manche davon hat genau dort ihren Ursprung: Das Berliner Sozialunternehmen „mimycri“ designt und fertigt hochwertige Taschen aus kaputten Flüchtlingsschlauchbooten, die am Strand der griechischen Inseln Lesbos und Chios aufgesammelt werden. Im Weltladen Rothenburg kann man sich über die Qualität der Taschen und den sozialen Gedanken dahinter informieren – und die guten Stücke natürlich auch erwerben.

Der Weltladen steht für hochwertige Waren mit sozialem Hintergrund. Foto: Scheuenstuhl

Es ist allerdings erst einmal eine Testphase, um zu sehen, ob diese Produkte auch in Rothenburg ankommen. Beim jüngsten „Träumen&Machen“-Festival, an dem der Weltladen ebenfalls beteiligt war, waren die Reaktionen überwiegend positiv. Der eine oder andere Asylsuchende äußerte jedoch ein ungutes Gefühl beim Anblick der Taschen, weil es ihn an eine lebensbedrohliche Situation erinnerte, sagt Bernd Deutschmann, Mitglied im Trägerverein des Rothenburger Weltladens.

Und auch die beiden engagierten Gründerinnen von „mimycri“, Nora Azzaoui und Vera Günther, werden oft gefragt, ob es moralisch vertretbar sei, sich die ausgedienten Schlauchboote als Taschen umzuhängen. Ihre Antwort: Nicht ihre Arbeit sei zynisch, sondern das, was im Mittelmeer passiere. Mit ihren Produkten wollen sie deshalb auch Denkanstöße geben – und Arbeitsplätze. So beschäftigen sie sowohl Menschen mit und ohne Fluchterfahrung, die bislang Schwierigkeiten oder nicht die Möglichkeit bekamen, ihre Talente zu zeigen.
Das Team des Weltladens ist über einen Bericht in dem Misereor-Magazin „frings“ auf den 2017 gegründeten Verein aufmerksam geworden. Gleich mehrere Aspekte faszinierten sie an dem noch jungen, aber schon ausgezeichneten Start-up. Da wäre zum einen der Auslöser für dessen  Entstehung: Nora Azzaoui und Vera Günther engagierten sich 2015 vor Ort in Griechenland für die Geflüchteten, indem sie Essen und Kleidung an sie verteilten.
„Boat people“ – allerdings aus Vietnam – waren vor mehr als 40 Jahren auch für viele Mitglieder des Trägervereins Auslöser, sich näher und tatkräftiger mit Flucht, Vertreibung und allgemein der Solidarität zwischen Erster und Dritter Welt – was mittlerweile überholte Begriffe sind – zu beschäftigen.
Hinzu kommt, dass „mimycri“ Geflüchteten die Möglichkeit gibt, ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Und zwar nicht wie sonst üblich mit einfachen Aushilfstätigkeiten, sondern mit dem, was sie in ihrem Heimatland auch gelernt haben. So fertigen unter anderem ein Schneider aus Pakistan und aus Syrien bei „mimycri“ Rucksäcke und Taschen in verschiedenen Größen und für unterschiedliche Zwecke. Sie sind aber auch in den Designprozess eingebunden.
Müll oder Ressourcen? 
Ein dritter wichtiger Punkt ist der nachhaltige Umgang mit Ressourcen. „Up-cycling“ ist derzeit – erfreulicherweise – in aller Munde. Und nichts anderes macht „mimycri“. Die einstigen Schlauchboote können mehr sein als nur Müll, der an den Stränden sich selbst überlassen wird, so damals wohl die Überzeugung der beiden Gründerinnen. Dank des strapazierfähigen und wasserdichten Materials lassen sie sich mit Kreativität und handwerklichem Geschick in hochwertige Produkte verwandeln. Der Verein arbeitet auf Lesbos und Chios mit Freiwilligenorganisationen zusammen, die die kaputten Schlauchboote aufsammeln und regelmäßig nach Berlin zur Weiterverarbeitung schicken.
Die Engagierten in Berlin und Rothenburg eint auch ihre Überzeugung, auf Augenhöhe und im Sinne einer universellen Gerechtigkeit sich für andere einzusetzen. „Wir wollen zu einer Welt beitragen, in der wir uns gegenseitig unterstützen, einfach weil wir es können – und weil es Spaß macht“, sagen etwa Nora Azzaoui und Vera Günther.

Das engagierte Team des Sozialunternehmens „mimycri“ aus Berlin. Foto: Judith Affolter

Produkte mit Siegel für fairen Handel gibt es mittlerweile in vielen Supermärkten und sogar in Discountern. Der Weltladen bezeichnet sich bewusst als „anders als andere“, erklärt Hedwig Plodeck, Zweite Vorsitzende des Trägervereins. Denn bei ihm steht grundsätzlich nicht im Vordergrund, Gewinn zu  erzielen. Sie haben auch den Anspruch und den selbst auferlegten Auftrag, aufzuklären. Die testweise  Aufnahme der Taschen aus den Flüchtlingsschlauchbooten in den Warenbestand sind dafür ein Paradebeispiel. „Jede Tasche hat ihre eigene  traurige Geschichte, die man hätte vermeiden können“, sagt Erika Holzmann vom Weltladen. Dies möchte man zum Thema machen.

Die Taschen und Rucksäcke aus ausgedienten Schlauchbooten verbleiben noch eine gewisse Zeit im Rothenburger Weltladen in der Klostergasse 20. Wenn die Verantwortlichen  der Überzeugung sind, dass sie keinen Anklang bei den Kunden finden, werden sie aus dem Sortiment gestrichen. Es wäre sehr schade – wegen des Engagements der Berliner Gründerinnen und ihres internationalen Teams sowie der verpassten Chance, den Blickwinkel zu verändern. mes

„Berg rumort und gebiert Maus“

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Oberbürgermeister kritisiert im Stadtrat Kernwege-Konzept und Fördersystem

ROTHENBURG – „Der Berg rumort und gebiert eine Maus!“ Mit diesen Worten hat Oberbürgermeister Walter Hartl in der jüngsten Sitzung des Stadtrats (siehe weitere Berichte auf dieser Seite) das Kernwegenetz-Konzept der Kommunalen Allianz „ILE-Region Rothenburg“ kommentiert.

Als Projekt von Rothenburger Seite auf Dringlichkeitsstufe 1: Straße nach Schweinsdorf. Fotos: Weber

Dabei geht es um den Ausbau von Wegen und Straßen vor allem auch für die immer schwerer und immer breiter werdenden landwirtschaftlichen Fahrzeuge. Die Stadt könnte hier zwar unter anderem auch beim Ausbau von Ortsverbindungsstraßen und besonders maroder Abschnitte wie zwischen Leuzenbronn und Schnepfendorf oder zwischen Rothenburg und Schweinsdorf profitieren. Allerdings müsste sie sich dabei entweder in Geduld üben oder mit kleinen Ergebnissen zufrieden sein, wie das Stadtoberhaupt nach einem vor etwa einem halben Jahr geführten Gespräch mit dem Amt für ländliche Entwicklung resümierte.

So gut wie nichts

Ein verantwortlicher Vertreter der Behörde habe ihm bei der Unterredung signalisiert, im Rahmen dieses gemeindeübergreifenden Projektes stünden für den Ausbau des Netzes Mittel zur Verfügung, die gerade für ein bis zwei Kilometer Ausbau im Gesamtgebiet aller elf beteiligten Kommunen ausreichen. Inwieweit die damals geäußerte Einschränkung zum Tragen komme, dies könne sich stündlich ändern, sei schwer einzuschätzen.

Nach dem gegenwärtigen Konzept ist in einer Art Zeitraster eine Prioritäten-Liste zu erstellen. Dabei werden den Abschnitten kurzfristige (innerhalb der nächsten 10 Jahre), mittelfristige (innerhalb der nächsten 25 Jahre) und langfristige (über 25 Jahre) Dringlichkeit zugeordnet. Das bedeute, noch lange bevor es ans Ende des Konzepts gehen könne, müsse nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund weiterer technischer Entwicklungen bei den Fahrzeugen und Geräten in der Landwirtschaft wieder von vorn angefangen werden, betonte der Oberbürgermeister.

In diesem Zusammenhang übte er auch Kritik am Fördersystem hinter solchen Programmen. 60 Prozent der Gelder landen nach seiner Einschätzung in planenden Büros, die sich natürlich über die Aufträge freuten. Lediglich die restlichen 40 Prozent blieben für die vorgesehenen Investitionen übrig. Nach Auffassung des Stadtoberhauptes wäre es viel sinnvoller und effektiver, das Geld aus den Fördertöpfen zu nehmen und es nach einem Schlüssel aus Fläche und Einwohnerzahl an die einzelnen Kommunen zu verteilen.

Was nichts daran ändert, dass Rothenburg nun versucht, seinen vordringlichen Bedarf im Rahmen dieses Kernwege-Konzepts anzumelden. Einstimmig hat der Stadtrat deshalb die Straße zwischen Schnepfendorf und Leuzenbronn als besonders sanierungsbedürftig festgelegt.

Im Stadtrat: von links Stahl und Schuster.

Einstimmig befürwortet hat das Gremium am Ende auch das von Alfred Stahl (Polizeiprä­sidium Mittelfranken) und dem Rothenburger Inspektionsleiter Stefan Schuster vorgetragene Konzept zur geplanten Einführung einer Sicherheitswacht in der Tauberstadt (wir berichteten).

Gleiches gilt für das zum RothenburgMuseum umbenannte Stadtmuseum und sein neues Erscheinungsbild in typischem Schriftzug und moderner Bildkomposition auf Broschüren, Plakaten und Fahnen. Museumsleiter Dr. Hellmuth Möhring stellte das in Kooperation mit der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg/Schweinfurt entwickelte grafische Konzept vor. Außerdem präsentierte er weitere Schritte zur Entwicklung eines frischeren Zuschnitts beim Auftritt der Einrichtung im Internet, bei gestaffelten Eintritts-Angeboten und zu ersten Ausstellungen ab diesem Frühjahr.

Über einen warmen Geldregen darf sich die Stadt in Zusammenhang mit der Jahresrechnung 2017 freuen. Stadtkämmerer Franz Fisch präsentierte überaus postive Zahlen. Demnach konnten entgegen der ursprünglichen Etatplanung bei der Endabrechnung 4,77 Millionen Euro freigemacht werden, um die Kreditaufnahme von 6,7 Millionen Euro auf rund 2,8 Millionen Euro zu drücken. Womit der Schuldenstand trotz der vielen getätigten Großinvestitionen zum Ende 2017 nicht wie befürchtet rund 22 Millionen Euro beträgt, sondern etwas über 17 Millionen.

Stadtbaudirektor Michael Knappe stellte das geplante Vorgehen bei der Sanierung des Treppenturms am Rathaus vor. Er bereitete in diesem Zusammenhang auf ein erneutes Gerüst an der Fassade und einen außen liegenden Materialaufzug noch vor Pfingsten vor. Auch zur weiteren Sanierung des Kaisersaals muss wieder ein Gerüst aufgestellt werden: im Lichthof des Rathauses. -ww-

Partyzeit für Klein und Groß

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Kinder- und Sportlerfasching des TSV werden nach wie vor gut angenommen

ROTHENBURG – Die närrische Jahreszeit ist auch in Rothenburg wieder eingezogen. Dies haben die Faschingshungrigen am Samstag, beim diesjährigen Fasching des TSV 2000 Rothenburg in der Reichsstadthalle bewiesen.

In ihren kreativen und teils aufwändigen Kostümen machten die jungen Faschingsgäste jeden Spaß des Unterhaltungsprogramms mit.

Der TSV-Nachwuchs startete schon am Nachmittag mit dem traditionellen Faschingsumzug. Auch dieses Jahr zur allgemeinen Freude war der Tauberesel wieder mit dabei und das in zweifacher Ausführung. Die beiden Esel Günter und Düsel, schon alte Bekannte beim Kinderfasching, führten den Umzug hinter der Blaskapelle aus Adelshofen an und waren bei allen die vielbestaunte Sensation.

Der närrische Zug startete wieder am Luitpoldschulhaus und zog über die Galgengasse zum Marktplatz und dann zur Reichsstadthalle. Am Marktplatz wurden die vielen Kinder von TSV-Vereinsvorsitzenden Dieter Kölle und Oliver Rapke im Namen der Stadt Rothenburg begrüßt und mit einem Bonbon-Regen für die schönen Kostüme belohnt.
Hunderte Kinder und Jugendliche tobten dann, begleitet von ihren Eltern und Großeltern, in ausgelassener Stimmung und originellen Kostümen durch die Reichsstadthalle. Nach wie vor standen wieder Cowboys und Indianer, Prinzessinnen und Feen, Clowns und Bienen, Seeräuber, Teufel und Zauberer sowie viele andere verwegene Gestalten bei der Maskerade hoch im Kurs. Voll auf ihre Kosten kamen die Steppkes bei der riesengroßen Polonaise.
Regen aus Bonbons
Zwischendurch ging immer wieder ein Bonbon-Regen nieder, was natürlich super bei Klein und auch Groß ankam. Für beste Stimmung sorgten die drei Sportlerclowns Charly, Wolfi und Jürgen unterstützt von Clown-Dame Eva sowie DJ Niclas, der mit einer professionellen Soundanlage die Rasselbande zum Tanzen animierte und immer wieder auf die Wünsche der Kinder einging.

Der Faschingszug der Kinder schlängelt sich durch die Altstadtgassen. Fotos: Schulze

Ein Höhepunkt am Nachmittag war auch der Auftritt der Tanzsportgarde aus Ippesheim, die bereits zum festen Programmteil des Kinderfaschings in der Reichsstadthalle gehören und Ausschnitte aus ihrem Tanzprogramm der begeisterten Narrenschar zeigten. Für Stärkung sorgten die vielen Helfer mit einem reichhaltigen Angebot von Wurstsemmeln und selbstgebackenem Kuchen. Als süße Versuchung zwischendurch gab es außerdem Zuckerwatte und Popcorn.

Nach 18 Jahren Sportlerfasching bei den Erwachsenen haben die Organisatoren vom TSV 2000 noch einmal die Ärmel so richtig hochgekrempelt, um mit einem veränderten Konzept die Attraktivität der Veranstaltung in der Reichsstadthalle zu steigern. Unter dem Motto „Winter-Nacht in Tracht“ gab es einen Hüttenzauber im altehrwürdigen Gemäuer der Reichsstadthalle mit Bayerns bekanntesten Party-DJ. Die Verantwortlichen vom TSV konnten mit DJ Babaluga eine wirkliche Größe im Party-Geschäft verpflichten.
Mit dem eigens für den DJ hergerichteten Disko-Podium mitten in der Tanzfläche und der aufwändigen Lichtanlage waren somit alle Voraussetzungen für einen stimmungsvollen Abend gegeben.
Tracht und klassische Kostüme
Es ging etwas zaghaft los, aber zu fortgeschrittener Stunde füllten sich dann die Tischreihen mit Party begeis­tertem jungen Disco-Volk. Da zwar die „Tracht“ als Party-Outfit im Vordergrund stand, haben sich doch auch einige im „klassischen“ Faschingskostüm auf die Tanzfläche gewagt.
Musikalisch konnte DJ Babaluga die Party-Gäste gleich von Anfang an begeistern. Mit Titeln aus der Oldie-Zeit, der aktuellen Stimmungs- und Popmusikszene wurde ein regelrechtes Stimmungsfeuerwerk gezündet, so dass es viele Partyhungrige auf die Tanzfläche zum Abtanzen zog.
Der Bar-Bereich mit Rothenburgs längster Theke erlebte dieses Jahr wieder traditionell großen Zulauf. Mit einer extra großen Cocktail-Auswahl und einer reichhaltigen Karte an Speisen war für das leibliche Wohl der Partybegeisterten bestens gesorgt worden.
Bis in die frühen Morgenstunden wurde ausgiebig gefeiert und getanzt. Für den Veranstalter, den TSV 2000 Rothenburg, ein eindeutiges Zeichen, dass diese Veranstaltung auch weiterhin im Veranstaltungskalender der Stadt Bestand haben sollte.
Ein Dank gilt den fleißigen Helfern, die zum Gelingen dieser wunderbaren Veranstaltung am Nachmittag und am Abend sowie beim nachträglichen großen Reinemachen mitgeholfen haben. ms

Musik als Lebenselixier

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Helmut Weigel feierte 102. Geburtstag munter und dankbar

ROTHENBURG – „Ein gutes Gefühl ist das, vor allem weil aus all meinen Ideen im Leben etwas wurde”, meint Musikdirektor Helmut Weigel auf die Frage, wie er sich so fühle am 102. Geburstag. Den beging der erfolgreiche Musiker, Komponist und Dirigent diesmal im engen Familien- und Gästekreis und zeigte sich dabei bemerkenswert fit.

Helmut Weigel, Urenkelinnen Astrid und Stefanie. diba-foto

„Überall wo ich was Neues angefangen habe, hatte ich Erfolg“ freut sich der rüstige Jubilar. Die Liste seines musikalisch-künstlerischen Schaffens ist lang. In Rothenburg begründete er schon 1946 ein Sinfonieorchester, machte in den fünfziger Jahren als Stadtkapellmeister von sich reden. Sein Lebenswerk aber schuf er dann ab 1964 in Heidenheim an der Brenz, wo man ihm letztlich die heutigen Opernfestspiele zu verdanken hat. Als Chefdirigent des Sinfonie-Orchesters leistete er zwanzig Jahre überzeugende Pionierarbeit. Anstatt den Ruhestand zu genießen, kehrte Weigel 1986 nach Rothenburg zurück und initiierte die Reihe der klassischen Meisterkonzerte in der Reichsstadthalle. Erst im Alter von 85 Jahren reichte er im Jahr 2002 den Dirigen-tenstab an Gerd Wachowski weiter.

Auch diesmal gehörten außer Familienmitgliedern mit Urenkeln ehemalige Weggefährten wie Reinhard Mosch aus Heidenheim zu den Gratulanten. Nach der Feier im Gasthof zur Schranne ging es noch zur kleinen Kaffeerunde in die Wohnung, wo Helmut Weigel auch ein Musikzimmer hat und immer noch gut die Klaviertastatur beherrscht. Mit den modernen Musiktrends kann er wenig anfangen, da genießt er lieber die großen Meister: „Jeden Tag höre ich Klassikkonzerte im Bayerischen Rundfunk” betont er. Die Musik bleibt sein Lebenselixier.

An solchen Tagen ist ihm seine 2005 mit 96 verstorbene Frau, die Sopranistin Jolanthe Hielscher, in Gedanken besonders nahe. Mit 102 erleben zu können wie seine Arbeit vor allem in Heidenheim, aber auch in Rothenburg Früchte trägt und fortlebt, macht ihn besonders glücklich. Der Jubilar war wieder charmanter Gesprächspartner und erzählte mit bewundernswertem Gedächtnis aus seinem großartigen Leben, für das er „sehr dankbar” sei. Die Gästeschar verabschiedete sich hoffnungsvoll „bis zum 103. Geburtstag”. Das aber hänge nicht von ihm, sondern davon ab, „ob es der Herrgott auch so will”, schmunzelte Helmut Weigel. diba

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