Großes Angebot in Rothenburg zum Weltgästeführertag am kommenden Wochenende
ROTHENBURG – Mit einem thematisch breit gefächerten und anspruchsvollen Angebot eigens ausgearbeiteter Führungen und Vorträge lädt Rothenburg am kommenden Wochenende anlässlich des bundesweiten Weltgästeführertags (Thema „BAUeinHAUS“) zum Besuch ein. Wenn das bei voraussichtlich vorfrühlingshaftem Wetter kein Grund für einen Abstecher ist!

Thema beim Weltgästeführertag in Rothenburg: Gebäude mit „Lebenslust“. Fotos: Weber
Organisator und Veranstalter ist der von Karin Bierstedt angeführte Ve-rein Rothenburger Gästeführer. In den letzten Jahren schon lockten die von diesem Zusammenschluss ausgearbeiteten Präsentationen und Themen-Spaziergänge mit fundiertem aber gleichzeitig auch unterhaltendem Ansatz zum Weltgästeführertag Hunderte von Besucher in die Tauberstadt.
Auch diesmal sind alle Angebote zum Weltgästeführertag wieder kostenlos. Wer gern eine Spende gibt, tut etwas für die Restaurierung wertvoller Bausubstanz in Rothenburg. Denn der Gästeverein stellt – wie schon in den Vorjahren für andere gemeinnützige Anliegen zugunsten der Stadt und ihrer Besucher – den gesamten Erlös für das aktuelle Projekt zur Verfügung, mit dem der Verein Alt-Rothenburg und der Verein Kulturerbe Bayern in der Judengasse ein Signal setzen.
Wichtiges Anliegen
Dort beginnt auch die Serie der Führungen zum Weltgästeführertag 2019. Dessen Motto geht auf das 100-jährige Bauhaus-Bestehen zurück. Planungen und Maßnahmen zu den Häusern Judengasse 10/12 stellt am Samstag ab 11 Uhr Dr. Markus Naser, Vorsitzender des Vereins Alt-Rothenburg vor. Der bayernweit tätige Verein Kulturerbe Bayern e.V. hat im Frü̈hjahr letzten Jahres beschlossen, das Haus Judengasse 10 mit seiner mittelalterlichen Mikwe in Rothenburg als ersten Schü̈tzling unter seine Fittiche zu nehmen.
Der Verein Alt-Rothenburg, dem das Haus bis vor kurzem noch gehörte, hat sich bei der Bewerbung gegen fast 30 Mitbewerber durchgesetzt und den begehrten Zuschlag erhalten. Zusammen mit dem Kulturerbe Bayern e.V. möchte er auch das Haus Judengasse 12 wieder herrichten und einer nachhaltigen Nutzung zufü̈hren. Die Führung ist ideale Gelegenheit, sich ein Bild vom aktuellen Stand zu machen.

Imponierend: St. Jakob als Bauwerk der Gotik.
Nächste Station am Samstag ist die Jakobskirche. Ab 13 Uhr laden dort zum Thema „Bau ein Gotteshaus in der Gotik“ Gästepfarrer Dr. Oliver Gußmann und Gästeführerin Camilla Ebert zur Führung ein. Sie geben dabei Antworten auf Fragen, die der eine oder andere Besucher gern stellt. Was können wir aus Steinen lesen? Was wissen wir über Steinmetze und ihre Zeichen, Sitten und Bräuche? Was ist ein „Heilig-Geist-Loch“? Wofü̈r wurde es verwendet? Ein Gang in und um St. Jakob, um einen kleinen Einblick in die Besonderheiten des Kirchenbaus zu geben, wird angekündigt.
„Hoppla, was ist denn da passiert?“ heißt es am Samstag ab 14.30 Uhr bei einer Führung mit den Gästeführern Karin Bierstedt und Werner Weber. Treffpunkt ist vor dem Rödertor am Hornburgweg. In jü̈ngerer Zeit hat sich die historische Bausubstanz an einigen Stellen verändert, oft auch ein ganzer Bereich, mit mehr oder weniger Auswirkungen – auch auf die Sicht von draußen auf die Altstadt. Die etwas andere Führung zum Thema des Weltgästeführertags wird angekündigt.
Interessante Details
„Zeitreise durch die Jahrhunderte“ heißt es am Samstag mit Horst Fechtner ab 16 Uhr am und im „Café Lebenslust“. In unmittelbarer Nähe zur Jakobskirche steht jener größere Gebäudekomplex, der inzwischen das „Café Lebenslust“ beherbergt.
Das dreigeschossige Hauptgebäude schließt hofseitig an einen ehemaligen Pferde- und Schweinestall an. Ü̈ber ihm liegt der Wohnbereich. Die beiden ältesten Gebäude stammen von 1422/23, die um 1600 erneuert wurden. Von 2015 bis 2017 wurde restauriert. Dazu sind bei der Führung interessante Details zu erfahren. „Rothenburg und sein Plönlein“ nennt sich der Spaziergang, den Helga Grund am Sonntag ab 11 Uhr anbietet. Treffpunkt ist vor dem Kobolzeller Tor. Das Plönlein ist eine kleine Berü̈hmtheit. Es diente schon manchem Film als Kulisse. Unzählige Maler bildeten es schon ab. 2013 wählte es der berühmte „Lonely Planet Guide“ gar als Titelmotiv fü̈r seinen Deutschland-Reisefü̈hrer.
Was ist das fü̈r ein windschiefes Häuschen auf dem kleinen Platz zwischen zwei Straßen, an dem kaum ein Gast, egal aus welchem Land, vorbeikommt, ohne ein Foto schießen zu mü̈ssen? Worin liegt die Faszination? Die Führung verspricht Antworten. Auf Spurensuche nach der Kirche des ehemaligen Dominikanerinnenklosters geht es am Sonntag ab 12.30 Uhr mit Gästeführer Robert Frank. Treffpunkt ist am Reichsstadtmuseum, das ab 1. April als Rothenburg Museum wieder öffnet. Wo finden wir Überreste der 1812 abgerissenen Kirche des ehemaligen Dominikanerinnenklosters im Garten und im Konvent? Der Versuch einer Rekonstruktion vor dem geistigen Auge wird angekündigt.
„Herausforderung Denkmal“ ist das Thema des Vortrags von Eduard Knoll am Sonntag ab 14 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses (2. Stock). In der Öffentlichkeit bestehen bisweilen noch falsche Vorstellungen zu den Möglichkeiten und Verpflichtungen bei einem Baudenkmal. So betrifft Denkmalschutz nicht nur Fassaden, sondern auch das Innenleben eines Denkmals. Dabei ist doch eigentlich alles geregelt.
Mit dem Vortrag sollen Missverständnisse bei der Umsetzung von Denkmalschutz und Denkmalpflege ausgeräumt werden. Denkmalpflege darf die Eigentümer nicht verunsichern, schon gar nicht in Rothenburg, das auch vom historischen Bestand lebt.
Vorbild für Hampstead
„Rothenburg ob der Tauber in London, Einflüsse auf die Gartenstadtbewegung“ ist der Titel des Vortrags von Edith Weitzel am Sonntag ab 15.30 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses. Dank der harmonischen Einheit seiner mittelalterlichen Stadtarchitektur mit der Landschaft des Taubertals gilt Rothenburg als die »pittoreske« (malerische) Stadt schlechthin. Bereits ab Mitte des 19. Jahrhunderts wird sie ein beliebtes Ziel. Zunächst kommen Kü̈nstler, Architekten und Literaten, später Gäste aus aller Welt. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts war Rothenburg Vorbild zur Konzeption und zum Bau der Gartenstadt Hampstead bei London. gf/FA