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Channel: Aus der Stadt – Fränkischer Anzeiger
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Neue Sonderbriefmarke

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Im Sonderpostamt im „Rothenburg Tourismus Service“ wird die Marke erhältlich sein

ROTHENBURG – In Rothenburg wird es im Tourismus Service am Marktplatz am 4. April von 9 bis 17 Uhr und am 5. April von 9 bis 13 Uhr ein Sonderpostamt der Deutschen Post AG geben.

Der Panoramablick geht vom Burggarten aus über das Taubertal auf das Spitalviertel. Foto: Privat

Anlass hierfür ist die Briefmarkenausgabe „Rothenburg ob der Tauber“ aus der Serie „Deutschlands schönste Panoramen“. Der Panoramablick geht im Briefmarkenmotiv der Tauberstadt vom Burggarten aus über das Taubertal auf das Spitalviertel.

Im Sonderpostamt können Besucher am 4. April die Marke erstehen. Der Stückpreis liegt bei 45 Cent. Zudem gibt es an diesem Tag einen Sonderstempel sowie eine extra gestaltete Sonderpostkarte Rothenburgs. Die Auflage ist auf 2500 Exemplare limitiert.
Der Herausgeber belässt es nicht bei einer Briefmarke: Das Motiv Rothenburg erstreckt sich über zwei waagerecht nebeneinander angeordnete Briefmarken, wobei jedes Teilmotiv auch einzeln verwendet werden kann. Das Motiv ergänzt eine illustre Reihe an Topzielen in Deutschland wie Berlin Gendarmenmarkt, Heidelberg, Dresdens Elbpanorama, Bremens Marktplatz, Chiemsee, Moselschleife, Badische Weinstraße/ Markgräflerland sowie die Gärten von Dessau/Wörlitz. Die Serie gibt es seit 2013.
Eine offizielle Präsentation der Briefmarke durch Stefan Sievert, stellvertretender Leiter der Abteilung Postwertzeichen & Individualprodukte in der Zentrale der Deutschen Post AG, an Rothenburgs Oberbürgermeister Walter Hartl findet im geschlossenen Kreis im Rathaus statt. Eingeladen sind auch die Designer der Marke: Stefan Klein und Olaf Neumann aus Iserlohn. Weitere Informationen gibt es bei: „Rothenburg Tourismus Service“. rn

Ladentradition endet nach fast 90 Jahren

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Tabakwaren-Zeitschriften Ehmann Hafengasse schließt

ROTHENBURG – Auch wenn man sich auf den Ruhestand freut, fällt es doch nicht so leicht nach über fünfzigjähriger Tätigkeit ein Traditionsgeschäft endgültig zu schließen. Für Inhaberin Helga Sperer ist ab April Schluss mit dem Tabakwaren- und Zeitschriftenladen, den ihr Vater Karl Ehmann begründet hatte und den es in der Hafengasse schon seit fast neunzig Jahren gibt.

Helga Sperer in ihrem Metier hinterm Ladentresen beim Plausch mit einer ihrer Rothenburger Stammkundinnen. Fotos: diba

„Der gute persönliche Kontakt mit den Leuten, von denen man viele schon sehr lange kennt”, so Helga Sperer, war das Besondere an diesem langen Arbeitsleben. Und nicht jedem Kunden ging es nur um den Kauf einer Zeitschrift, einer Zigarettenmarke oder einer Pfeife mit Zubehör.

Wie sieht jemand mit jahrzehntelanger Altstadt-Erfahrung die aktuelle Entwicklung in der Innenstadt? Helga Sperer: „Allgemein nicht gut, weil wir zu wenig Fach-Geschäfte haben, aber andererseits beklagen das dann oft diejenigen, die alles vor der Altstadt einkaufen!”
Der Tabakwaren-Laden lebte vor allem von den Rothenburgern, aber trotzdem sind wie bei fast jedem Altstadt-Laden die Touristen nicht zu unterschätzen, deren Anteil dürfte laut Helga Spererer bei ihr immerhin  rund dreißig Prozent erreichen. Man weiß wie wichtig solche Läden für das Leben in einer Kleinstadt sind, fast eine soziale Funktion haben. Da wird der Einkauf oft zur Nebensache, und es geht mehr um das Miteinander reden „über Gott und die Welt“.
Als Helga Sperer in Ansbach als junge Frau nach der Realschule das Verkaufen lernte, dachte sie noch daran die Tauberstadt mal zu verlassen, aber dann kam es doch anders. Die Eltern und später vor allem die Familie mit Sohn und Tochter waren neben dem Ladengeschäft triftige Gründe im Heimatort ansässig zu bleiben. Heute sagt sie: „Ich bereue es nicht,  es ist  schön hier zu leben und ich habe den Laden gerne gemacht”.
Einkaufen wird anonymer
Strengere Gesetze und vor allem das Rauchverbot haben die Tabakwarenindustrie gebeutelt, was aber nicht nennenswert auf die Ladenkundschaft durchschlug, stellt die Inhaberin fest. Außerdem war man die letzten Jahre konkurrenzlos in der Altstadt. Zigarren-Cesinger in der Hafengasse hat als Fachgeschäft schon lange geschlossen. Am Marktplatz hat es bis in die sechziger Jahre noch den kleinen Tabakwaren-Laden Rösch gegeben. Zigaretten und Rauchwaren sind inzwischen in Supermärkten zu bekommen, aber das ist nicht vergleichbar mit den alten Tabakläden, denn das umfassende Tabak- und Pfeifen-Sortiment mit guter persönlicher Beratung bleibt dabei auf der Strecke.

Das Haus mit Laden in der Hafengasse 13.

Mit der Rothenburger Familiengeschichte Ehmann sind zwei weit zurückreichende Geschäftszweige verbunden. Vater Karl Ehmann (geboren 1899 im nahen baden-württembergischen Blumweiler) hatte schon 1928 einen „Groß- und Einzelhandel in Tabakwaren sowie Zuckerwaren“ in der Wenggasse 5 begründet.  Im Jahr 1930 zog der Laden dann in die Hafengasse 8 (später Cesinger) um und bereits 1932  in die Hafengasse 13, wo Tochter Helga 1976 das Ladengeschäft vom Vater (er ist 1988 verstorben) übernommen hat, Zeitschriften kamen erst in den achtziger Jahren dazu. Ihr Bruder Walter kümmerte sich um den Großhandel.

Bedeutender Großhandel
Der Firmengründer baute einen eigenständigen Großhandel und Automatenvertrieb auf, der schon zum 50-jährigen Bestehen 1978 mit 60 Millionen Mark Umsatz glänzte. Sohn Walter Ehmann hat den Großhandel übernommen und sehr erfolgreich weiterentwickelt. Auch nach seinem Tod 2012 hat die Karl Ehmann Großhandels GmbH & Co.KG (heutige Geschäftsführung Walter Schopf) im Gewerbegebiet soliden Bestand bei derzeit 25 Mitarbeitern sowie über 20 Millionen Euro Umsatz.  Der Vertrieb mit rund 4000 Zigaretten-Automaten ist wesentlicher Teil.
Helga Sperer freut sich jetzt auf den Ruhestand mit mehr Zeit zum Lesen und für die Familie. Ein Erlebnis aus diesen Tagen hat sie zum Abschied besonders berührt:  Ein holländisches Ehepaar, das jedes Jahr auf der Urlaubsfahrt nach Süden in ihrem Laden vorbeischaute und erfuhr, dass er nun schließt, besuchte sie im Januar nochmal. „Die Kunden haben mich zu Tränen gerührt” erzählt die Inhaberin, denn die Holländer überraschten sie mit einem kleinen Geschenk und einer Dankeskarte „An die liebe Frau vom Zeitschriftenladen!”.
Vorne aufgedruckt der Spruch „Die besten Tage sind die, an denen du nichts geschafft hast, außer dir Zeit zu nehmen!” und handschriftlich die Zeilen: „Es hat uns immer Freude gemacht Sie zu besuchen und einzukaufen. Wir möchten uns bei Ihnen bedanken für die Begegnungen und tollen Gespräche, die wir gehabt haben und wünschen Ihnen eine wunderbare Zeit mit viel Glück und in guter Gesundheit. Alles Gute und Liebe Jan und Jaqueline“. Dass sogar ausländische Gäste solche kleine Läden so schätzen, ist eine bemerkenswerte Erfahrung. Helga Sperer: „Da fällt einem das Aufhören doch gleich ein bisschen leichter”.        diba

Weiteres Licht für Leuchtturm

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Unternehmerfrühstück thematisierte Campus-Stiftungsprofessur, die heute startet

ROTHENBURG – Seit seinem Start mit dem Wintersemester 2016/2017 nimmt der Campus Rothenburg immer mehr an Fahrt auf. Ab heute beginnt auch die Stiftungsprofessur von Dr. Ritam Garg – die gemeinsam von den unternehmerischen und politischen Unterstützern der Hochschul-Außenstelle finanziert wird. Die Industrie- und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken nahm dies mit dem örtlichen IHK-Gremium, der Stadt Rothenburg und der Wirtschaftsförderung des Landkreises zum Anlass, sich im Rahmen ihres Unternehmerfrühstücks im Campus-Gebäude mit dem Thema „Stiftungsprofessur – aktueller Stand und Nutzen“ zu befassen.

Rund 40 Vertreter aus Politik und Wirtschaft kamen im Campus Rothenburg zum Unternehmerfrühstück zusammen. Foto: Scheuenstuhl

Professorin Dr. Ute Ambrosius, Präsidentin der Hochschule Ansbach, ging in ihrem Impulsvortrag zunächst auf die Entstehungsgeschichte des Campus Rothenburg ein. Angefangen      habe alles bei einer China-Reise der Fränkischen Gesellschaft zur För­derung der deutsch-chinesischen        Zusammenarbeit. Oberbürgermeister Walter Hartl ist dort an Dr. Ute Ambrosius mit der Idee einer Hochschul-Außenstelle in der Tauberstadt he-rangetreten – für die es auch ein passendes Gebäude geben würde.

Sie sei damals zwar gerade erst ein paar Wochen im Amt gewesen, habe sich aber schon vorgenommen gehabt, die Hochschule „in der Region zu verankern“. Westmittelfranken wird oft als strukturschwach wahrgenommen und leidet unter der Abwanderung junger Leute. Dr. Ambrosius und ihre Kollegen machten aber durchaus auch einige Potenziale der Region aus (verkehrsgünstige Anbindung, hohe Lebensqualität und ein starkes Interesse der maßgeblichen Akteure, die Region „gemeinschaftlich voranzubringen).
Daraus leitete man dann Ziele ab, was man mit dem Campus erreichen kann – also wie man den Gegentrend schaffen und junge Leute hier halten und auch hierher holen kann. Bei verschiedenen Workshops in Rothenburg ging es dann darum, die Kompetenzen der Region und die Angebote der Hochschule zusammenzubringen. Als Klammer kristallisierte sich schließlich das interkulturelle Management heraus. Diese beinhaltet die drei fachlichen Ausrichtungen auf Gastronomie und Tourismus, Handel und Dienstleistungen sowie Produktion und Handwerk.
„Eisern drangeblieben“
Darauf aufbauend hat man ein Konzept entwickelt, das man der Politik vorgestellt hat und mit dem man in die wettbewerbliche Ausschreibung gegangen ist. Während dieses Prozesses sei man „eisern drangeblieben“, betont die Hochschul-Präsidentin und dankt allen Beteiligten für das „große Engagement“. Dahinter verbirgt sich unter anderem die Sanierung des Luitpold-Schulhauses für 4,2 Millionen Euro sowie die finanzielle Übernahme der Stiftungsprofessur für fünf Jahre, wie Oberbürgermeister Walter Hartl hervorhob.
Dies wurde der Stadt und den weiteren Unterstützern als Bedingung auferlegt, was er „nicht ganz fair“ findet. Denn bei größeren Städten zahle dies der Freistaat. Man hat dies letztlich aber in Kauf genommen, weil der Campus das „Zukunftsprojekt für die Stadt und die Region“ sei. Und die Entwicklungen der ersten Jahre scheinen dies zu bestätigen. Zum bevorstehenden Wintersemester werden 250 Studenten am Campus Rothenburg eingeschrieben sein – eine „tolle Sache“ konstatiert Dr. Ambrosius. Die Resonanz auf das Studienangebot ist so groß, dass bereits im laufenden Semester ein Numerus Clausus, also eine Zulassungsbeschränkung, eingeführt werden musste.
Nachdem man zwei Semester lang im Reichsstadt-Gymnasium und anschließend in der    Berufsschule untergebracht war, konnte man im vergangenen Herbst endlich die frisch renovierten Räumlichkeiten im Hornburgweg beziehen. „Kämpfer vor Ort“, so Dr. Ambrosius, ist Professor Dr. Dominik Kögel. Mit „guten und innovativen Ideen“ leitet er den Rothenburger Campus. Seit einigen Monaten ist mit Dr. Carolin Durst auch die zweite Professorenstelle besetzt. Ihr Schwerpunkt auf „Digital Marketing“ sei eine „tolle Kompetenzergänzung“, findet die Hochschul-Präsidentin.
Akademisches Trio
Einen „sehr guten Griff“ habe man, laut Dr. Ambrosius, auch mit Dr. Ritam Garg gemacht. Als Stiftungsprofessor für den Studiengang „Interkulturelles Management“ komplettiert er ab heute das akademische Trio. Allein die Vita beeindruckt: Nach der Promotion an der Thapar Universität in seinem Heimatland Indien erlangte er den Master of Business Administration in Oxford. Er war bislang auch an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg sowie an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Berlin tätig.
Darüber verfügt er über ein „spannendes und internationales Netzwerk“ in Europa und den sogenannten „BRICS“-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika), erklärt Dr. Ambrosius, von dem die Hochschule wie auch die Studierenden profitieren können. Es bedeutete aber auch, dass er beim Unternehmerfrühstück selbst nicht answesend sein konnte, da er als Redner auf einer internationalen Konferenz weilte.
Ein Anliegen des Studiengangs sei, so die Hochschul-Präsidentin, gerade bei kleinen und mittelständischen Unternehmen „ein Bewusstsein zu schaffen“, dass interkulturelle Kompetenzen ein „strategischer Faktor“ sind. Angesichts des Fachkräftemangels muss man auch der Überlegung eine Chance geben, dass Mitarbeiter nicht nur aus Westmittelfranken kommen können.
Vieles ist in Sachen Campus Rothenburg bereits geschafft. Und die Verantwortlichen der Hochschule haben schon die nächsten Schritte in Planung. Neben der Forcierung von Kooperationen mit anderen Hochschulen und dem Eingehen von internationalen Beziehungen möchte man auch die Bildungseinrichtung in Rothenburg noch sichtbarer machen, etwa in Form von Unternehmerabenden. Ziel aller Maßnahmen ist, den „Campus als Leuchtturm mit überregionaler und internationaler Strahlkraft“ zu etablieren.
Auf Land noch nicht so präsent
Für Dr. Gerhard Walther, Vorsitzender des IHK-Gremiums Rothenburg und Moderator der anschließenden Diskussionsrunde, muss sich bei der einheimischen Bevölkerung aber auch das Gefühl einstellen „das ist unsere Hochschule“. Schließlich seien Stadt und Umlandgemeinden am Campus „stark beteiligt“. Gerade bei der Bevölkerung auf dem Land sei das Thema noch nicht so angekommen, räumte Hans Baier, Vorsitzender der Verwaltungsgemeinschaft Rothenburg ein. Deren sechs Mitgliedsgemeinden sowie Colmberg und Buch am Wald beteiligen sich an der Stiftungsprofessur. Es sei innerhalb der Landgemeinden „sofort klar“ gewesen, dass man mitmacht, da es um die Region gehe. Zwar gab es zwischen Stadt und Land unterschiedliche Vorstellungen hinsichtlich der Höhe der Beteiligung, doch letztlich habe man eine „gute Regelung getroffen“, findet Hans Baier.
Achim Schneider, Geschäftsführer im Rotabene Medienhaus, sieht mittelbare und unmittelbare Effekte für Unternehmen durch den Campus vor der Haustüre. „Extrem spannend“ sei die Zusammenarbeit, durch die Studenten einerseits neue Gedankengänge in die Unternehmen bringen, wo sie andererseits wichtige Fachpraxis miterleben könne.
Über Hochschulgrenzen hinweg
Interkulturelles Management sei ein weit gefasster Begriff. Als Hilfe für die Unternehmen regte er deshalb an, eine Art Liste mit Themen aufzustellen, die die Studenten bearbeiten können. Eine besondere Chance sieht er in der Präsenz der verschiedenen Bildungseinrichtungen in Rothenburg (Hochschul-Campus und IHK-Bildungs-Campus Westmittelfranken). Denn ein Studium sei mittlerweile so offen geworden, dass man über Hochschulgrenzen hinweg Kompetenzen erwerben und sich Leistungen anrechnen lassen können.
Aus den Reihen der rund 40 Zuhörer brachte Berufsschulleiter Dr. Friedhard Nichterlein seine Einrichtung in diesem Zusammenhang ebenfalls ins Spiel. Und Dr. Gerhard Wal-ther versicherte, dass man von Seiten der IHK „offen für alle Ideen“ sei.
André Neutzler, Geschäftsführer bei der Ebalta Kunststoff GmbH, wies aufgrund eigener Erfahrung aus seinem Unternehmen darauf hin, dass es junge Leute gibt, die keinen Widerspruch zwischen einer internationalen Ausrichtung ihrer Arbeit und der in einer heimeligen Umgebung wie Rothenburg sehen.
Oberbürgermeister Walter Hartl nutzte das Stichwort „Verankerung des Campus in der Region“, um an Wohneigentümer – gerade auch in den Umlandgemeinden – zu appellieren, Wohnungen für Studenten zur Verfügung zu stellen. Im Campusgebäude befindet sich für derartige Angebote ein Schwarzes Brett. mes

Voll motiviert und optimistisch

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Keine falsche Bescheidenheit: Der CSU-Ortsverband sparte nicht mit Eigenlob

ROTHENBURG – Der CSU-Ortsverband sieht sich für die Kommunalwahlen 2020, wo Stadtrat, Kreistag, Landrat und der Oberbürgermeister von Rothenburg neu gewählt werden, gut aufgestellt. Bei der Jahreshauptversammlung vergangenen Mittwochabend im Hotel „Post“ wurde die Absicht bestätigt, die solide kommunalpolitische Arbeit konsequent fortzusetzen. 

Die CSU-Vorstandschaft mit geehrten Mitgliedern und Landrat Dr. Ludwig (3.v.li). Foto: sis

Auch Landrat Dr. Jürgen Ludwig kann auf seine Rothenburger Parteifreunde zählen. Offiziell hat er sich noch nicht zu einer weiteren Kandidatur geäußert. Die CSU-Ortsvorsitzende Silke Sagmeister-Eberlein machte keinen Hehl aus ihrem Wunsch, wen sie weiter an der Spitze des Landkreises sehen möchte und hielt den Zeitpunkt gekommen, eine Charme-Offensive zu starten. Der Freund der Politik aus Dinkelsbühl bekam in der Versammlung eine längere Redezeit eingeräumt als perfekte Plattform, um sich und seine Arbeit zu präsentieren. Er blieb sachlich und bemüht, sich nicht zu weit aus dem Fenster zu lehnen.

Eine weitere mögliche Kandidatur macht der Amtsinhaber von mehreren unterschiedlichen Faktoren abhängig, wie er auf Nachfrage der Re-daktion einräumte. Dazu gehört das Ausloten der eigenen politischen Einflussräume für gute Siegchancen.  Mit Zahlen und Fakten untermauerte der Landkreischef in seinen Ausführungen die positiven Ergebnisse und erläuterte die weiteren Herausforderungen. Veränderung heißt aktives Tun und der Versuch, die Dinge besser und auch anders machen zu können, so sein Fazit (wir berichten noch).
Der Landtagsabgeordnete Andreas Schalk, Bezirksrat Herbert Lindörfer und Kreisrat Johannes Schneider hatten sich wegen anderweitiger Termine für ihr Fernbleiben bei den Rothenburger Parteifreunden entschuldigt. Die mit klarer Mehrheit – bei vier Stimmenthaltungen – wiedergewählte Ortsvorsitzende ging in ihrem Rückblick noch einmal kurz auf die Landtagswahl ein, die eine „Watsche“ für die CSU gewesen sei: „Aber die Umfragewerte waren viel schlechter“. Die Christsozialen seien „wieder auf einem guten Weg.“
Beim CSU-Ortsverband ist man motiviert und optimistisch auf die Kommunalwahlen eingestimmt. „Für uns gilt es, gute Stadtratskandidaten und einen Bewerber als Oberbürgermeister zu stellen“, sagte Silke Sagmeister-Eberlein. „Wir machen dies im Stillen und nicht wie in Dinkelsbühl oder wie in Leutershausen, wo mit viel Rummel ganz schön viel Staub aufgewirbelt wird.“
Die gesamte CSU-Vorstandschaft wurde bei der Versammlung  wiedergewählt: die Stellvertreter Eberhard Albig und Gerhard  Rohn, Schatzmeister Peter Schaumann und Schriftführer Marc Schmidt.
Die Ortsvorsitzende warb in ihrer Rede für die Europawahl am 23. Mai und erinnerte daran, dass der Spitzenkandidat in Brüssel, Manfred Weber, die CSU Rothenburg bei der 70-Jahr-Feier beehrt hatte. Nicht ohne Stolz verwies sie auch auf den Besuch von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn im Altenheim am Krankenhaus. Sympathien hegt die CSU-Ortsvorsitzende auch für die neue Bundesvorsitzende  der Partei, Annegret Kramp-Karrenbauer. Nicht nur wegen der Initialen „AKK“, denn auch die Rothenburger Parteichefin hat drei Kürzel „SSE“. Sie zollte der Saarländerin Respekt „für ihren guten Job.“
Kein Grund für falsche Bescheidenheit sieht der CSU-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, Dr. Wolfgang Scheurer: „Wir waren konstruktiv an allen Entscheidungsprozessen beteiligt“. Als Beispiele, dass sich Rothenburg nach wie vor auf Erfolgskurs befinde, nannte er den Campus, das neue Bau- und Gewerbegebiet, die Betriebsansiedlung von Teknor Apex und „die zügige Erschließung über die neue Südosttangente“ als „eine Meisterleistung“, für die man den Verantwortlichen in der Stadtverwaltung „den größten Respekt“ zollen könne.
In die Reihe der positiven Entwicklungen stellte Dr. Scheurer auch die nach 1995 und 2015 jetzt zum dritten Mal vom Stadtrat gefasste Grundsatzentscheidung für eine Hotelnutzung am Brauhausgelände. Er äußerte sich auch zur aktuellen Haushaltsentwicklung der Stadt und den sogenannten „Leitplanken“, wenn es um die finanzielle Begrenzung geht. „Die CSU-Fraktion sieht den städtischen Haushalt in erster Linie als Instrument der Stadtentwicklung, bei dem Sparen nicht die vorherrschende Maxime sein kann. Ohne Mut wäre die überragende Entwicklung unseres Gemeinwesens in den letzten Jahren nicht möglich gewesen.“
Wenig erfreulich sei die öffentliche Diskussion um die ANregiomed-Krankenhauslandschaft durch die Auseinandersetzungen um die Notfallbereitschaft der Linkskatheter-Mess­plätze in Ansbach und Rothenburg, beklagte Dr. Scheurer, der auch dem Kreistag angehört. Diese mediale öffentliche Wahrnehmung überdecke „die erfolgreiche Arbeit des Landrates auf vielen anderen Gebieten, die sich auf einem leistungsfähigen Kreishaushalt bei gleichzeitigem Schuldenabbau manifestiert.“
Herzlich aufgenommen wurden drei neue Parteimitglieder: der 31-jährige Markus Kamleiter, Gerhard Kreiselmeier (48) aus Hemmendorf und die im Ruhestand nach Rothenburg zurückgekehrte  Christa Pohlmann. Sie hat interessante Lebensstationen bereist und kommt aus einem politischen Elternhaus. Ihr Vater, der Notar Franz Weber, war Gründungsmitglied der CSU und des VdK-Sozialverbandes in Rothenburg, Stadt­rat und in den 1940er Jahren sogar Landrat.
Für 50-jährige Mitgliedschaft in der CSU wurde Peter Baß geehrt. Seit 30 Jahren sind Ottomar Dörrer, Ortwin Weingärtner und Marietta Scheffler dabei, seit 20 Jahren Wilhelm Seybold. Ein Anlass für Worte des Dankes und Weinpräsente. Mit zu frühen Veröffentlichungen von Kandidaten für die Kommualwahlen will sich die CSU zurückhalten. Da hat man in der Vergangenheit „ausreichend negative Erfahrungen gemacht.“ sis

Mobber ist gegangen

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Große Trauer um den Rothenburger Künstler Peter Nedwal

ROTHENBURG – Er bleibt. In seinen Bildern, Grafiken, Skulpturen, Schnitzereien, die sich nicht nur im Künstlerbund, sondern an öffentlichen und privaten Orten finden. Er bleibt präsent. Als ein Mensch mit Charakter, mit Kanten und Ecken, heimatverwurzelt und doch weit über die Mauer hinausblickend als einzigartige Künstler-Persönlichkeit. Wie soll man sich Rothenburg vorstellen, ohne dass einem „der Mobber” begegnet?

Peter Nedwal (von ihm entworfener „Vater Main”) im Glocken-Weinberg. Foto: diba

Man möchte es gar nicht. Als er vorletzten Freitag wie so häufig den traditionellen Stammtisch in der Glocke bereicherte, konnte niemand ahnen, dass es ein Abschied für immer sein würde. Peter Nedwal starb nach einem tragischen Sturz vom Fahrrad mit erst 65 Jahren im Krankenhaus.
Viele Eigenschaften machten seine starke Persönlichkeit aus. Eine die Szene belebende Ambivalenz gehörte dazu, wenn in mancher Rede als Künstlerbunds-Vorsitzender bissige Ironie und ernste Wahrheit wechselten. Das sorgte für Aufreger und Widerspruch, war aber essentiell, um etwas voranzubringen – für die freie Kunst, aber auch für die Stadt.
Er war die ausdrucksstarke Figur auf vielen Bühnen: sei es in der Paraderolle als der Heilige St. Peter bei den Hans-Sachs-Spielen, als Kontrabassist oder auf der Kaisersaal-Bühne als talentierter Darsteller im Festspiel, ebenso in der Gesangsgruppe beim Historienfest. Seine „Hauptrolle” aber blieb immer der Künstler als Holzschnitzer, Maler und Grafiker, zuletzt auch ganz experimentierfreudig in der digitalen Welt der Kunst.
Start in Oberammergau
Sein künstlerischer Werdegang schien gar nicht auf eine Rothenburg-Zukunft ausgelegt. Wer Holzbildhauer in Oberammergau lernt (nach Industrie-Design) und den Meisterkurs an der Akademie in München sowie die Meisterprüfung zum Holzbildhauer als Bester absolviert, muss sich nicht in der Kleinstadt wohlfühlen. Schon gar nicht, wenn noch ein zeitweises Studium an der königlichen Akademie in Kopenhagen dazu kommt.  Der international bekannte dänische Bildhauer Robert Jacobsen hat ihn als sein Mentor entscheidend geprägt, das zeigen manche seiner mutigen Skulpturen und Kreationen.
Doch „Mobber”, wie ihn alle freundschaftlich nannten, kehrt zurück, will hier arbeiten und setzt über die Jahrzehnte bleibende Zeichen. Als Künstlerbund-Vorsitzender war er Impulsgeber. In die Politik mischte er sich pointiert ein, wenn er es für nötig hielt, war Anreger im Bauausschuss, engagierte sich nachhaltig im Vorstand von Alt-Rothenburg für die Denkmalpflege und eine Stadtentwicklung mit Augenmaß.
Seine Kreationen als Objektkünstler und Grafiker zeigten in ihrer abstrakten Intention weit über die Stadtmauer hinaus. Dem  historischen Rothenburg gab er in der künstlerischen Darstellung eine Bedeutung, die nichts mit Kitsch und Romantisierung zu tun hat.
Ein begnadeter Künstler, der für  spannungsgeladene Wechselwirkungen zwischen Historie und Moderne sorgte, ein streitbarer Geist für die Sache. Seine tanzenden Paare, das Objekt im Krankenhaus-Garten, Metall- und Holzfiguren, die Madonna, die ihm typische Formensprache und räumliche  Faszination seiner Metall-Objekte beeindrucken. Von einer künstlerischen Gratwanderung, die ihn nie in provinzieller Belanglosigkeit landen ließ, schrieb die Kritik.
„Hoffen wir, dass Peter Nedwal als Riese unter Zwergen der ihm gebührende lange Schatten auch zuerkannt wird” – so drückte es Dr. Karl-Heinz Schneider  in seiner Laudatio 2013 bei der Werkschau in der Korn-Halle aus. Im Grunde war Peter Nedwal ein Heimatverbundener, der Tradition verpflichtet und doch ein Freigeist-Denker. Künstlerisch hat er in vielen Facetten bis hin zu popartigem Konstruktivismus und mit  klaren Linien überzeugt.
Peter Nedwals künstlerische Vielseitigkeit und Experimentierfreude setzten Akzente:  die Druckgrafiken, die geschnitzte Figur des Schutzpatrons in der Langspringer Klosterkirche oder der Kreuzweg für St. Johannis, Portraits und Tiergemälde in Pastell und Kreide ( mit Anklängen an Rudolf Schacht), sind einige Beispiele. Ausstellungen im In- und Ausland fanden ein bemerkenswertes Echo.
Fehlen wird er auch als eine sehr kritische und doch versöhnliche Stimme im öffentlichen Leben der Tauberstadt. Seine Geselligkeit und Genußfreude mit verschmitztem Humor schätzte man nicht nur beim Stammtisch. Peter Nedwal hatte eine große Präsenz in dieser Stadt.   Am heutigen Freitag um 13 Uhr findet die Trauerfeier für ihn in der Friedhofskapelle statt. Die Rothenburger werden „ihren Mobber“ schmerzlich vermissen.
DIETER BALB

Noch lange nicht am Ziel

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Engagiertes Eintreten für Gleichberechtigung mit großem Programm bei Frauentags-Veranstaltung

ROTHENBURG – Auch die siebte Veranstaltung der Weltfrauen zum Internationalen Frauentag war ein voller Erfolg, der mit über 150 Gästen ausgiebig in der Jugendherberge gefeiert wurde. Der Saal war, wie schon in den letzten vier Jahren, festlich geschmückt worden von Isabel Langenbuch und dem hilfsbereiten Team der Jugendherberge.

Finale in der Rossmühle: Alle stimmen ins gemeinsame Lied ein. Foto: Zissis

Bevor das eigentliche Programm startete, trommelte die Gruppe „Red and the Colours“ unter der Leitung von Dieter Buzek wie immer bravourös. Begrüßt wurden die Gäste von Beate Zerkowski, der Sprecherin der Weltfrauen, von der neuen Leiterin der Jugendherberge, Rebecca Alba, und von Stadträtin Susanne Landgraf, die stellvertretend für ihre Kolleginnen und für die Ortsgruppe Rothenburg des Evangelischen Frauenbundes, ein Grußwort sprach.

Daran schloss sich Andrea Rodumer-Hauff, aktiv im Vorstand des Vereins „Rauhreif“, mit einem Kurzreferat über ihre Arbeit an. An den Verein geht ein großer Teil der Spenden am Weltfrauentag für die Beratung und Unterstützung von sexuell missbrauchten Kindern und Jugendlichen.
Die Einführung zum Thema des Abends „Die Erziehung von Frauen im Wandel der Zeiten“ gestaltete Beate Zerkowski mit dem Titelblatt einer der letzten Wochenendausgaben der Nürnberger Nachrichten. Es zeigt eine Frau mit einem Kochtopf über ihrem Kopf und davor einen ratlos blickenden Säugling. Das spielt auf den Spagat vieler Frauen zwischen Beruf, Kindererziehung, Haushalt und Eheleben an. Berufstätige Frauen und Hausfrauen, aber auch Männer sind oft verzweifelt. Das muss sich ändern, was als wichtige gesellschaftliche Aufgabe gilt. Eine zeitgemäße Erziehung von Mädchen sollte dazu einen großen Beitrag leisten. Mit einem von Lela Kartak getexteten Lied zum Weltfrauentag sangen alle Frauen den Vorkämpferinnen der Frauenbewegung ein großes Dankeschön.
Unabhängig sein
Cornelia Müller sprach über das Schulwesen für die Töchter des Adels und des gehobenen Bürgertums, das bis zum 2. Weltkrieg das Leben von Mädchen entscheidend prägte. Sie berichtete von einer Auseinandersetzung, die sie als Zwölfjährige mit ihrem Vater hatte. Er sprach ihr damals eindringlich ins Gewissen, dass sie auf jeden Fall studieren oder einen Beruf erlernen müsse, um finanziell unabhängig von einem Mann ihr Leben gestalten zu können.
Im Gegensatz zu den „höheren Töchtern“ hatten es die Mädchen und Frauen der Arbeiterschicht gegen Ende des 19. Jahrhunderts sehr schwer. Denn sie mussten, wie Gabriela Schmidt-Schwänke referierte, 10  bis 11 Stunden als ungelernte Industriearbeiterinnen schuften, wurden schlecht bezahlt und hatten oft keine Zeit, am neu eingeführten hauswirtschaftlichen Unterricht teilzunehmen. Ziel dieses Unterrichts war es, die Mädchen zum „natürlichen Beruf“ der Frau hinzuführen.
Um die Zeit bis zur Eheschließung auszufüllen, arbeiteten sie als Dienstmädchen in fremden Haushalten, oft ausgenutzt und misshandelt. Um die Arbeit etwas erträglicher zu gestalten, sangen die Mädchen „Küchenlieder“, mit manchmal traurigem oder tragischem Ende.
Zur Illustration schlüpften die Weltfrauen in weiße Schürzen, zogen sich Hauben auf den Kopf, „bewaffneten“ sich mit allerlei Küchengeräten und sangen zur Gitarrenbegleitung von Lela Kartak das Lied „Sabinchen war ein Frauenzimmer, gar hold und tugendhaft“. Am Ende gab es tosenden Applaus.
Passend zur damaligen Zeit wählte Hannelore Hochbauer die allseits bekannte Geschichte von „Paulinchen war allein zu Haus“. Der Arzt Heinrich Hoffmann hat sie 1845 in dem Kinderbuch „Der Struwwelpeter“ veröffentlicht. Diesen autoritären Erziehungsstil, der zum Teil heute wieder von konservativen Kreisen propagiert wird, hatte die Pädagogin Katharina Rutschky in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts als „Schwarze Pädagogik“ bezeichnet.
Als Gegenentwurf dazu sang Lela Kartak das Lied „Der Zeugnistag“ von Reinhard Mey“. Darin wird das Einstehen der Eltern für ihren Sohn gegen die Macht des Schulleiters gelobt.  Er wollte den Schüler wegen Unterschriftenfälschung von der Schule werfen.
Zur Vorbereitung des Weltfrauentags wurde im Herbst im Bekannten- und Freundeskreis eine Fragebogen-aktion unter den Frauen gestartet. Lela Kartak erläuterte kurz den Inhalt der 50 Fragen, die anonym beantwortet werden konnten, mit dem Ziel, Eckpfeiler der Erziehung zu beleuchten. Über 100 Frauen im Alter zwischen 18 und 88 Jahren aus Ungarn, Kasachstan, Türkei, Griechenland, Syrien, Polen, Malaysia, Schottland, Kroatien, Bulgarien und natürlich auch aus Deutschland nahmen daran teil. Dabei war es nicht Ziel der Aktion, die Ergebnisse statistisch auszuwerten. Vielmehr sollte aufgezeigt werden, welche Erlebnisse und Erfahrungen das Leben der Frauen geprägt haben. Für die anschließende Pause waren Fragen aus dieser Aktion schon an den Tischen verteilt worden.
Das übervolle Buffet, das wie jedes Jahr von den fleißigen Frauen des Frauenbunds unter der Leitung von Gabi Staudacher, aber auch von den Weltfrauen und einigen Gästen bestückt worden war, konnte nun gestürmt werden. Dafür und auch für die Getränke, die von den Stadträtinnen gesponsert waren, wurde ebensowenig Geld verlangt wie für den Eintritt. Ein Spendentopf stand bereit.
Die Trommelgruppe holte die Gäste wieder an die Tische und eine Zusammenfassung der Auswertung des Fragebogens begann im Dialog zwischen Hannelore Hochbauer und Lela Kartak. Was sie beim Verteilen und Auswerten des Fragebogens überrascht hatte, waren die unterschiedlichen Reaktionen der Frauen. Gefühle wie Ärger und Trauer über verpass-te Gelegenheiten, Zorn und auch die Weigerung, den Fragebogen auszufüllen, obwohl er anonym gestaltet war, begleiteten die Aktion.
Es folgte ein historischer Rückblick in die Zeit des 3. Jahrhunderts nach Christus. Die Syrerin Sousan Ali schlüpfte dafür in die Rolle von Zanubia, der Enkeltochter von Kleopatra, die nach dem Tod ihres Mannes im Alter von 27 Jahren Palmyra erfolgreich regierte und das Herrschaftsgebiet zum Ärger der Römer vergrößerte. Dass dies zu ihrer Gefangennahme und ihrem wahrscheinlich gewaltsamen Tod führte, ist nicht verwunderlich. Sousan Ali gewährte einen kleinen Einblick in die verschiedenen Regionen Syriens, untermalt von arabischer Musik.
Beate Zerkowski knüpfte an die Frauenherrschaft, die dort existiert hatte, an und berichtete über das heute noch existierende Matriarchat der Zapoteken in der Provinz Oaxaca, Mexiko. Sie wählte die Frauen aus Juchitan als lebendiges Beispiel einer von Frauen beherrschten Stadt, in der nach den Regeln der gegenseitigen Unterstützung gewirtschaftet und gelebt wird. Das Wort „Arche“ hatte zunächst die Bedeutung „Ursprung, Anfang, Gebärmutter“ und später erst „Herrschaft“. Matriarchate gab es in früheren Zeiten auf der ganzen Welt, heute unter anderem noch bei kleinen Völkern in China, Japan, Tibet, auf Sumatra, Melanesien, in Indien, Nord- und Zentralafrika, Nord-, Mittel- und Südamerika.
Dass in Juchitan das Wirtschaften nach wie vor in Frauenhand liegt, verhilft der 100000 Einwohner großen Stadt zu einem guten Leben, rauschenden Festen und einem höheren Lebensstandard im Vergleich zu anderen indianischen Regionen. Die Erkenntnis für Beate Zerkowski: Unsere Lebensweise muss sich dringend ändern.
Nicht wertgeschätzt
Der Kapitalismus, gestützt durch das Patriarchat, diene nur dazu, viel auf Kosten anderer zu verdienen, ohne Rücksicht auf die Natur und andere Völker. Und dass das Kümmern, Sorgen, gegenseitige Unterstützen, hauptsächlich in Frauenhand liegt, werde nicht wertgeschätzt. Es wird im Privaten geleistet, nicht bezahlt, trägt nicht zum Bruttosozialprodukt bei und hat damit auch keinen Wert. Erziehung von Mädchen und auch Jungen sei ein Schlüssel zur Änderung der Geschlechterrollen. Das beste Erziehungsmittel sei das Vorbild starker Frauen.
Es schloss sich die wahre Geschichte einer griechischen Bäuerin an, die sich am Ende des 19. Jahrhunderts zugetragen hat, lebendig erzählt von der Griechin Evi Vaimakos. Diese Bäuerin lebte mit anderen Frauen in den griechischen Bergen. Die Männer waren ausgewandert nach Rumänien, um dort zu arbeiten. Die Bäuerin wollte es nicht mehr hinnehmen, dass ihr Mann in Bukarest ein flottes Leben mit seiner jungen Freundin führte, während sie zu Hause mit der Landwirtschaft und den Kindern  kaum überleben konnte. Sie ritt allein nach Bukarest, fand ihren Mann und sagte ihm, dass sie ab sofort nicht mehr zu ihm gehörte, was an ihrem realen Leben auch nichts änderte. Die Enkelin der Bäuerin berichtete Evi, ihrer Freundin, dass ihre Großmutter die erste Frau aus diesem Dorf war, die sich von ihrem Mann geschieden hatte.
Passend zu dieser Geschichte wählte Lela Kartak das Lied von Cat Stevens „If you want to sing out, sing out, if you want to be free, be free…“. Den Schlusspunkt setzte Hannelore Hochbauer mit dem Auszug einer Rede der afrikanischen Schriftstellerin und Feministin Chimamanda Ngozi Adichie aus Nigeria. Sie sagte, die Denkanstöße zur Veränderung über die Geschlechterrollen müssten „von uns Frauen“ kommen, da Männer in der Regel nicht über ihr Verhalten nachdenken. Damit will sie auch Mädchen ermuntern, sie selbst zu sein, sich nicht zu verstellen, um anderen zu gefallen. Zitat von Hannelore Hochbauer: „Für mich ist Feminismus eine Bewegung, deren Ziel es ist, dass man sie nicht länger braucht!“
Beate Zerkowski dankte allen Beteiligten, besonders auch Makiko Mura, die die Fotos für den Beamer bearbeitet hatte. Sie ermunterte, kräftig für den Verein „Rauhreif“ zu spenden. Auch erinnerte sie an die nächs-ten Aktionen, wie „Frauencafé International, den Film „Female Pleasure“ und die Kundgebung des Migrationsbeirats zum Tag gegen Rassismus mit dem anschließenden Film „Ein Lied in Gottes Ohr“. Zum Abschluss sangen die Weltfrauen zusammen mit den anderen Aktiven noch einmal voller Enthusiasmus ihr Lied, beschenkt mit Papierblumen von einer Künstlerin aus Rothenburg.
Einig waren sich alle, dass auch diese Veranstaltung zum Weltfrauentag sehr gelungen war. Es sei solange notwendig, den 8. März zu feiern, bis die Gleichberechtigung der Frauen endlich verwirklicht ist. Vielleicht brauche es bis dahin auch in Bayern den Weltfrauentag als gesetzlichen Feiertag, um dieses Datum im Gedächtnis zu behalten. bz

Jugend macht Politik mit klarem Bezug zur Alltagswelt

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Jugend macht Politik mit klarem Bezug zur Alltagswelt

ROTHENBURG – Die Jugend las den Erwachsenen bei der gestrigen Schülerdemo für den Klimaschutz auf dem Marktplatz die Leviten. Mit deutlicher Sprache und klarer Parole: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr unsere Zukunft klaut“ trugen die Schüler ihren Protest auf die Straße und stellten konkrete Forderungen auf.

Erstmals auch in Rothenburg: Schülerdemo der „Fridays for Future“-Bewegung“ für besseren Klimaschutz mit rund 150 Teilnehmern. Foto: Schäfer

Josephine Trenkle, Klara Eberlein, Mia Respondek, Leni Reichel und Judith Overmans stellten sich couragiert mit dem Megaphon-Lautsprecher auf die Rathaustreppe und formulierten ihr gemeinsames Anliegen an die Politik: Den Ausbau regenerativer Energien, den Ausstieg aus der Braunkohle und die Einhaltung der Klimaschutz-Zusagen als globales Problem. „Warum zählen Grenzwerte mehr als unsere Zukunft?“ lautete eine ihrer berechtigten Fragen. Von der Kommunalpolitik wünscht sich die Jugend Schritte für einen besseren öffentlichen Nahverkehr, den Ausbau von Fahrradwegen und eine verkehrsberuhigte Altstadt. Dazu müssten Autos und Busse raus.

Die Schülerinnen nahmen nicht nur die Erwachsenen in die Pflicht, „nachzudenken, hinzuschauen und jetzt zu handeln.“ Es könne sich keiner vor der Verantwortung drücken, Umwelt- und Klimaschutz im Alltag zu praktizieren. Als Beispiele nannten die Schülerinnen die Verwendung von plastikfreien Behältnissen für das Pausenbrot und auf Einweg-Verpackungen zu verzichten.

„Wir dürfen noch nicht wählen, aber wir haben eine Stimme“. Auch auf selbstgemalten bunten Transparenten wurden inhaltsstarke Botschaften transportiert. Zum Teil in gereimter Form und auf Englisch, denn Fremdsprachenkenntnisse sind Teil des Lehrplans. „Klimaschutz statt Kohleschmutz“ oder „Wenn ihr nicht bald was tut, geht’s uns nicht gut“ prangte auf den Plakaten auch mit der augenscheinlichen Anspielung: „Fehlstunden verkraften wir, Klimawandel nicht.“ Die sich immer weiter ausbreitende Initiative mit dem Namen „Fridays for Future“ hat Nachahmer in einer ganzen Reihe von Ländern gefunden und findet bewusst während der Schulzeit statt, um möglichst viel Aufmerksamkeit zu erregen.

In Rothenburg beteiligten sich nach Polizeiangaben etwa 150 Schülerinnen und Schüler an der Demonstration. Auch Erwachsene, darunter Eltern, Großeltern, Stadträte und Vertreter aus den Bereichen Umwelt- und Naturschutz, schlossen sich der Schülerdemo an, um ihre Solidarität zu bekunden. Auch eine Hochzeitsgesellschaft aus Schnepfendorf mit den Brauteltern und ödp-Kreisräten Heidi und Jürgen Schilling reihte sich spontan ein. Ebenso zeigten Lehrer wie Jürgen Keller, pädagogischer Assistent an der Montessori-Schule und Johanna Krauß-Hamann, Religionspädagogin an der Berufsschule, Sympathie für das Engagement der streikenden Schüler. Von wegen unpolitische Jugend. Sie hat den Gegenbeweis erbracht. sis

Rassismus sprachlich vorbeugen

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Wenn Wörter wehtun

ROTHENBURG – Füreinander einstehen. Rothenburg praktiziert als „Ort der Vielfalt“ und internationale Touristenstadt das respektvolle Miteinander des interkulturellen Zusammenlebens. Doch auch hier gibt es Rassismus und Ausgrenzung im Alltag – von abwertenden Bemerkungen, wenn Menschen in „Schubladen“ einsortiert werden, bis zu blöden Witzen. Diese Diskriminierung – subtil vorgebracht und schwer verfolgbar – wird häufig nicht einmal wahrgenommen.

Gesicht zeigen mit Courage für eine bunte Gesellschaft und Solidarität statt Ausgrenzung. Foto: sis

Im Rahmen der interkulturellen Woche gegen Rassismus veranstaltete der Migrationsbeirat in Zusam­menarbeit mit der Stadt Rothenburg am vergangenen Samstag wieder eine Kundgebung auf dem Marktplatz. In den Reden wurde deutlich Position bezogen durch die Benennung von Ungleichwertigkeit der Menschen und klar gemacht, dass rassistische Taten in einer demokratischen Gesellschaft keinen Platz haben. „Rassismus, Ausgrenzung, Alltagsdiskriminierung, Antisemitismus, Muslimfeindlichkeit verletzten Menschen in ihrer Würde, vergiften unsere Gesellschaft und fördern Hass uns Spaltung“, sagte die neue Vorsitzende des Migrationsbeirates Ildiko Ortolino und warb für Toleranz und gegenseitigen Respekt.

Integration kann nur gelingen durch Begegnung, Kennenlernen, Austausch und Information, gemeinsames Erleben, gegenseitige Unterstützung und gemeinsame Weiterentwicklung. Interkultureller Stammtisch, Koch- und Sportveranstaltungen bieten eine Plattform zur zwanglosen Gemeinschaftspflege.
Zweiter Bürgermeister Dieter Kölle  erinnerte an den ersten Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte: Niemand soll wegens einer Hautfarbe, Herkunft, Kultur oder seines Glaubens diskriminiert oder verfolgt werden – alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“ Gerade jetzt, angesichts des Anschlags auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch, bei dem am Freitag 50 Menschen ums Leben gekommen sind und Dutzende verletzt wurden, sei dies ein besonderes Anliegen. Dass sich in Rothenburg viele Bürger und Ehrenamtliche für Vielfalt und Zusammenhalt in der Gesellschaft engagieren, sei ein erfreuliches Zeichen und erntete kräftigen Applaus beim Publikum.
Peter Noack, Pfarrer im Ruhestand, machte mit seinem satirischen Beitrag deutlich, dass Rassismus im Alltag nicht wegzureden ist und zu Diskriminierung führt. Die Sprache ist ein wesentlicher Baustein für das sogenannte „rassistische Wissen“, das oft unbemerkt und unbeabsichtigt  in einer Gesellschaft verbreitet wird. Rassistische Sprache ist verletzend, weil sie zumeist darauf angelegt ist, Menschen eine gesellschaftlich niedrige oder dienende Stellung zuzuschreiben. Rassismus sprachlich vorzubeugen ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung.
Musik als Mittel gegen Rassismus machte Philipp Schiffers mit seiner Band. Nach der etwa halbstündigen Kundgebung wurde im Anschluss die französische Filmkomödie „Ein Lied in Gottes Ohr“ im Café Lebenslust gezeigt. Drei Vertreter der Weltreligonen Christentum, Judentum und Islam versuchen ein gemeinsames Lied zu komponieren. Priester, Rabbi und Imam zu einem Sangestrio zu formieren und dann zu einer Einheit zusammenzuschweißen, erweist sich schon als Hürde für sich. Fallschlingen wie Lampenfieber, Kokainsucht, Zölibat und Flirtlust machen das Vorhaben zu einer kaum lösbaren Aufgabe – und ist eine Voraussetzung, dass Lacher zünden. sis

Licht, Ton, Kamera und Action!

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Filmgruppe der Realschule begleitet Sanierung des Hauses in der Judengasse 10

ROTHENBURG – Es gibt wohl kaum einen Jugendlichen, der nicht schon mal mit seinem Smartphone ein kurzes Video gedreht hat, um es auf sozialen Medien zu teilen. An der Oskar-von-Miller Realschule kann man beim Video-Team-Rothenburg (ViTeRo) lernen, worauf es beim Drehbuchschreiben, der Kameraführung, sowie Ton und Licht wirklich ankommt, um ein ansprechendes Endprodukt zu erhalten.

Wandeln auf den Spuren von Steven Spielberg (v.l.): Philipp, Daniel, Philip, Liam und David (Tim fehlt auf dem Foto). Foto: Scheuenstuhl

Dieses Wahlfach war zu Beginn Teil der Dokumentarfilmgruppe von Thilo Pohle. Eigentlich wollte man dies so weiterführen, doch letztlich hat man sich dazu entschlossen, eigene Wege zu gehen, um inhaltlich einen ergänzenden Bereich abdecken zu können. Denn während die Dokumentarfilmgruppe einen bedeutenden Beitrag dazu leistet, den Wissensschatz von Zeitzeugen aus der Region für die Nachwelt zu bewahren, konzentriert sich „Vitero“ auf junge Menschen und ihre Fähigkeiten.

Talent und Geschick
So werden in der Reihe „Schülerwelten“ Kinder und Schüler vorgestellt, die ein beeindruckendes Talent oder Geschick besitzen und sich dafür – aber auch für andere – einsetzen. In den drei Jahren, in denen dieses Wahlpflichtfach bereits angeboten wird, schaute man bereits einem Mitschüler (Diego) über die Schulter, der selbst schmiedet und hielt die Parcour-Sportler in bewegten Bildern fest, wie sie allerlei Hindernisse überwinden.
Im laufenden Schuljahr wollen sieben Jungs – Philipp, Daniel, Philip,   Liam, David und Tim – mehr über die hohe Kunst des Filmes lernen. Die Leitung von „Vitero“ haben die Lehrerinnen Simone Leitner und Melanie Nowarra inne. Doch die Filmschüler sollen das Projekt soweit wie möglich selbstständig umsetzen, inklusive Thema wählen, Drehbuch schreiben, filmen, schneiden und das Werk fertigstellen. Es soll also ein Film von Schülern über Schüler für Schüler werden, denn Vorführungen finden bei Jahrgangsstufenversammlungen sowie bei Schulfesten und auf Wunsch statt.
In ihrem aktuellen Projekt begleiten die Filmschüler Lukas Fischer. Der Rothenburger widmet sich zur Zeit nämlich einer nicht alltäglichen Tätigkeit für einen Zehntklässler: Er darf den archäologischen Experten bei den Vorarbeiten zur Sanierung des Hauses in der Judengasse 10 durch das „Kulturerbe Bayern“ zur Hand gehen.
Strikt nach den Vorgaben
Über einen entsprechenden Aushang in der Schule sei er dazu gekommen, erzählt er. Da er sich schon immer für Geschichte interessiert hat, war dieses Projekt ideal für ihn. Er arbeitet dabei strikt nach den Vorgaben der Fachleute. Seine Vorstellung, dass man dabei nur mit Pinsel und Schäufelchen ganz behutsam ans Werk geht, hat sich mittlerweile etwas revidiert. Denn manchmal muss man auch etwas gröber vorgehen, um sich durch die übereinanderliegenden Schichten zu arbeiten.
Bei seiner Arbeit lernt Lukas Fischer viel über Architektur und Geschichte. Er könnte sich durchaus vorstellen, sich beruflich in diese Richtung zu orientieren. Das übergeordnete Ziel des Films ist es, die Realschüler für die „Wertigkeit eines Baudenkmales vor Ort und die Denkmalpflege im Allgemeinen zu sensibilisieren“, schreibt Hans-Gustav Weltzer, Kunstlehrer an der Realschule und Ausschussmitglied beim Verein Alt-Rothenburg“ in der Projektbeschreibung.
Blick ins Mittelalter 
Das konstruktive Fachwerkgefüge des Hauses ist dendrochronologisch auf das Jahr 1409 datiert. Zudem besitzt es im Keller eine Mikwe (rituelles Tauchbad). Dank der relativ guten und in großen Teilen noch aus der Bauzeit vorhandenen Bausubstanz bietet sich den Schülern mit diesem Objekt eine einmalige Möglichkeit, einen „Blick ins Mittelalter“ zu werfen. Fächerübergreifend können die Bereiche Geschichte, Biologie, Religion/Ethik und Kunst mit einbezogen werden. mes

Ausnahme-Erscheinung Rothenburg

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Prof. Dr. Bedal sieht in Diskurse-Vortrag die Stadt mit ihrer historischen Substanz als einzigartig an

ROTHENBURG – Natürlich ist Rothenburg als mittelalterliche Stadt nicht alleinstehend, sie hat durch das grenzoffene Europa als Touristenziel mehr Konkurrenz bekommen. Aber die etwas provokante Frage, ob die Tauberstadt gar ein „Sinnbild für Kitsch” sei, konnte Professor Dr. Konrad Bedal in seinem Diskurse-Vortrag beruhigend beantworten: Er spricht von einer „absoluten Ausnahmeerscheinung unter den historischen, europäischen Stadtbildern”.

Prof. Dr. Konrad Bedal im Musiksaal bei seinem Vortrag über das gefühlte Weltkulturerbe. Foto: diba

Ob die Stadt vielleicht viel zu touristisch sei oder gar ein negatives Imageproblem hat und als historischer Ort zu sehr romantisiert wird, waren Anreißer-Thesen für den Abend in der Reihe „Rothenburger Diskurse” im Musiksaal. Der Verein Alt-Rothenburg sowie das Tourismus- und Kulturbüro hatten dazu eingeladen, die Kulturbeauftragte Eva-Carina Kelley konnte über vierzig Zuhörer im Saal begrüßen.

„Was bleibt von Rothenburg, wenn wir es mit europäischen Welterbe-Städten vergleichen?” fragte Stadt­heimatpfleger Prof. Dr. Konrad Bedal in seiner Lichtbild-Präsentation. Die Stadt gelte manchesmal sogar als abfälliges Beispiel, als ob es sich nur um ein Bild in den Köpfen, aber nicht um ein original bauliches Erbe handele. In seinem Beitrag wolle er „dem nachspüren, was Rothenburg ausmacht”. Dies mit „einem kritischen, aber zugleich auch wohlwollenden Blick auf das tatsächliche Erbe Rothenburgs”.
 Man habe zu fragen, ob es nicht weit mehr sei als „ein bloßes gut vermarktetes Touristenspektakel, sondern vielmehr ein durchgestaltetes und vielfältiges Stadtensemble von umfassender kulturgeschichtlicher Authentizität?“ Er wolle der Frage nachgehen, was im Vergleich mit anderen europäischen Städten bleibe. Das Besondere an Rothenburgs baulichem Erbe fasste der Referent in wesentlichen Punkten zusammen.
Einzigartige Lage am Tal
Die einzigartige Lage oberhalb der Tauber sieht er dabei als besonderes Glück an, denn ohne sie würde die Stadt kaum ihr (Teil)-Gesicht bewahrt haben (wie belanglos es dann aussehen könnte, zeigt der aktuelle Blick von der Autobahn im Osten auf den Ort). Ganz wesentlich sei der gut erhaltene Mauerring mit dem gesamten Stadtbild und eine großartige Mischung an Bauten mit repräsentativem Rathaus, die gebäudereiche Spitalvorstadt, aber auch die vielen Mühlen an der Tauber und schließlich der Wiederaufbau von den kriegszerstörten Gebäuden und Ensembles.
Zwar gebe es einige Städte wie Schwäbisch Hall mit Stadt und Fluss oder welche, die am Berg liegen wie Waldenburg, Langenburg oder Cadolzburg, aber meist nicht „in der großartigen Weise wie Rothenburg”. Im Ausland existierten inte-ressante historische Orte wie das italienische Orvieto auf dem Hügel in einer mit Rothenburg vergleichbaren Anlage. Ebenso im südlichen Frankreich finde man schöne Bergstädte. Aber das „doppelte Gesicht Rothenburgs”, einmal Ebene, einmal Tal, finde man kaum.
Professor Bedal sieht eine ganze Menge seltener Attribute. Dazu gehören der riesige historische Baubestand trotz der Kriegszerstörungen  ebenso wie Einzelschätze unter den Denkmalen. Er hebt die großen, teils sehr gut erhaltenen Patrizierhäuser in der Herrngasse heraus. Auch die frühen Steinbauten und Turmhäuser wie sie bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen, seien etwas Besonderes. Ein Markenzeichen ist für ihn die gut erhaltene fast ringsum führende Stadtmauer, die mit 3,4 Kilometer Länge fast alle vergleichbaren Städte übertrifft, Dinkelsbühl hat 2,4 Kilometer Länge. Lediglich Nürnberg komme mit fünf Kilometer Mauerlänge darüber. Im Fränkischen finde man die meisten ummauerten Städte Deutschlands.
Hinzu kamen Beispiele aus ganz Europa, wo ummauerte Städte wie Visby (Gotland), Carcassone in Südfrankreich mit drei Kilometer Länge oder Montagnana in Italien sowie Avila in Spanien genannt wurden. Im Resümee sei die Rothenburger Stadtmauer mit ihren Basteien und vielen Türmen durchaus einzigartig. Wesentlichen Anteil am Stadtbild habe die Dachlandschaft mit den vielen steilen Giebeldächern. Das erfordere besondere Feinfühligkeit bei Erneuerungen, wobei man die jahrhundertealten Ziegel möglichst erhalten solle. Immerhin seien 500 Gebäude in die Bayerische Denkmalliste eingetragen, in Dinkelsbühl sind es 550, wobei man dort keine Kriegszerstörungen hatte. Reizvoll werden auch die Fachwerkbauten gesehen, hier habe Rothenburg Qualität, aber es gebe auch interessante Fachwerk-Städte wie Quedlinburg.
Rathaus und Kaisersaal
Das Rathaus mit dem Markt-Ensemble hält Konrad Bedal für sehr wesentlich, hier verwies er auf die Arbeit von Dr. Karl-Heinz Schneider. Gerade der Kaisersaal sei eine Besonderheit und müsse mehr ins Bewusstsein der Rothenburger und Touristen rücken. Der könne sich ebenso im Vergleich mit Nürnberg sehen lassen wie das örtliche Spitalviertel mit dem ehemaligen Heilig-Geist-Spital. Dieses sei sogar größer als das Nürnberger Viertel.
 Auch ringsum hat Rothenburg einiges zu bieten, vor allem nicht nur Mahlmühlen, sondern ebenso technische Mühlen wie beispielsweise die „vor sich hinträumende“ Hammerschmiede im Schandtaubertal, so Bedal. Sie hat eines der ältesten eingerichteten Hammerwerke. Dann sind es die vielen kleinen Kostbarkeiten in der historischen Stadt, die dazukommen. Und ganz wesentlich ist es die schlaue Entscheidung, den zerstörten Teil nach historischem Vorbild wiederaufzubauen und nicht wie andere Orte verkehrsgerecht.
Und warum ist Rothenburg dann nicht Weltkulturerbe? Das hielt Bedal für naheliegend, aber vielleicht habe man es auch gar nicht unbedingt nötig. Vielleicht habe man sich ja auch zu zögerlich und zu spät darum beworben. Ein neues Buch zähle zu den Monumenten der Menschheit unter den 800 weltweiten Bauwerken und Ensembles auch ohne den Kulturerbetitel die Stadt Rothenburg. Kulturamtschef Dr. Jörg Christöphler merkte in der Diskussion an, dass man für die politische Entscheidung eine frühzeitige Bewerbung schon ab den siebziger Jahren versäumt habe und inzwischen hätten unter der Vielzahl der Bewerber leider andere Städte den Vorrang erhalten.
Professor Dr. Bedals Fazit jedenfalls war eindeutig: Rothenburg sei ein außergewöhnliches, einzigartiges  Beispiel europäischer, vom Mittelalter und der frühen Neuzeit geprägten Stadtbaukunst. Natürlich sei seine Heimatstadt Windsheim für ihn auch einzigartig, aber bei Rothenburg gehe dies in den genannten Feldern weit über eine regionale Einzigartigkeit hinaus. In der Gesamtschau stelle „die gegenwärtige Altstadt von Rothenburg mit ihrer baulichen Substanz und Einbettung von Westen her eine absolute Ausnahmeerscheinung unter den historischen Stadtbildern Europas dar“.     diba
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Applaus für die neuen Schuhtrends

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Bei der Präsentation im Schuhhaus Hellenschmidt waren über 100 Paare der Kollektion 2019 aufgeboten

ROTHENBURG – Kann spannend und überaus kurzweilig sein, in einer Präsentation über 100 trendige Schuhe am Auge des Betrachters vorbeiziehen zu lassen! Das hat jetzt das Schuhhaus Hellenschmidt mit seiner aktuellen Schau bewiesen.

Viel Publikum und großes Interesse für die kommende Schuhmode. Foto: Weber

Was die Models Elyan, Lissy, Katie, Francesco und Ulli am Fuß und para-llel dazu auf mitgeführten Rundtabletts aufboten, konnte sich sehen und bestaunen lassen.

Es gab viele staunende Blicke und jede Menge Beifall von den Zuschauern, die sich zu beiden Seiten des Catwalks drängten. Schusters Rappen der kommenden Monate zeigen sich demnach in recht frechen und lauten Farben, bei den Frauen noch mehr als bei den Männern.

Darüber hinaus sind Schwarzweiß-Effekte angesagt, markante Sneaker wie der „Cetti“ aus Spanien, mit dicken Sohlen, Ballerinas für jede Lebenslage und coole Westernboots in wilder Kreation, Pumps mit Absatz und Stand. Auch der Mann gibt sich beim Schuh immer lockerer und lässiger. Sandalen und Pantoletten in allen Varianten reflektieren zunehmende Freude an der offenen Version. Think verrät besonderen Geschmack und Wagemut. Retrosneaker und Slipper aus weichem Leder in Naturfarben sind nicht wegzudenken.

Tina Hellenschmidt moderierte fachkundig. Am Ende dankte sie strahlend dem sympathischen Vorführ-Quintett, ihren Mitarbeiterinnen, darunter besonders ihrer Freundin Ela, DJ Piet und Heidi Treiber von Hallers Modegeschäften in unmittelbarer Nachbarschaft, mit der sie eine gute Kooperation verbindet. -ww-

Wenn Brandschutz zum Problem wird

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Die Stadt sieht das Jugendherbergswerk in der Pflicht

ROTHENBURG – Wenn es ums Geld geht, gerät die Zusammenarbeit  nicht selten ins Stocken. Es hakt zwischen der Stadt Rothenburg und dem Landesverband Bayern des Deutschen Jugendherbergswerks als Betreiber der Übernachtungseinrichtung im Spitalviertel in Sachen Brandschutz. 

Jugendherberge Rossmühle: Die städtische Bauaufsicht reagiert auf unzureichenden Brandschutz. Foto: Schäfer

Auf Nachfrage der Redaktion stellt Oberbürgermeister Walter Hartl klar, dass das Jugendherbergswerk am Zuge sei,  seinen Verpflichtungen nachzukommen. Es gebe eine klare vertragliche Vereinbarung, in der die wichtigen Punkte konkret fixiert seien. Die Stadt sei dem Betreiber bei der Erfüllung der Brandschutz-Auflagen sogar finanziell entgegengekommen. Kosten würden mit Mietzahlungen verrechnet.

In der Vergangenheit waren die Dinge nicht immer so eindeutig festgelegt. Es gab altvertragliche Regelungen, was den Großbau- und Kleinbauunterhalt betrifft. Es waren immer wieder Punkte strittig, die zu kontroversen Diskussionen führten. Um Klarheit zu schaffen, wurden schon vor mehr als zwei Jahren Nägel mit Köpfen gemacht und der bestehende Mietvertrag bei der Regelung zur weiteren zeitlichen Verlängerung konkretisiert, wie OB Hartl betont. Die Laufzeit wurde auf fünf Jahre festgelegt und endet 2021.
Die Stadt habe sich auf die fest vereinbarten Zusagen  verlassen und lange zugeschaut. „Doch es hat sich kaum etwas getan.“ Deshalb sei man jetzt mit der Geduld am Ende. Als Eigentümerin des Gebäudes und Baugenehmigungsbehörde für Brandschutzkonzepte kann sich die Stadt keinen laxen Umgang mit den Vorschriften erlauben. Dass sie auf die Einhaltung der Vorgaben pocht, auch um nicht in Regress genommen zu werden, leitet sich aus der Ausübung ihrer Pflichterfüllung her. Gespräche und Ortstermin führten nicht dazu, dass die Sache vorankam. Die städtische Bauverwaltung kam schließlich in Abstimmung mit der Rothenburger Feuerwehr als Handlungshilfe für die Kommune überein, dass Gästezimmer in der Rossmühle nicht belegt werden dürfen, solange die Brandschutz-Maßnahmen nicht durchgeführt sind.
Der Stadt kommt die Situation nicht zupass. Die Gästebelegung im Haupthaus ist blockiert – und das ausgerechnet zum Start in die neue Tourismus-Saison. Weiter genutzt werden kann das benachbarte Gebäude im Spitalhof. Die auf zwei historische Gebäude in der Altstadt verteilte Jugendherberge hat 183 Betten und ist mit rund 30000 Übernachtungen der größte Übernachtungsanbieter in Rothenburg.
Hauptklientel sind Kinder und Jugendliche auf Klassenfahrt. Die jungen Gäste sind die Haupteinnahmequelle der Einrichtung. Sie beleben die Altstadt, bescheren aber auch Schwimmbad, Kletterwald, Museen, Eisdielen, Imbissläden und Geschäften Zulauf. Sie  sind wichtige touristische Multiplikatoren. Umso mehr bedauert OB Hartl die Situation.
Vertragspartner beim Jugendherbergswerk in Bayern ist der langjährige Vorstand Michael Gößl, in dessen Zuständigkeit das Baumanagement und die Personalveranwortung liegt. Er hat das Dokument mit den Vereinbarungen seinerzeit unterzeichnet und damit in die Entscheidungsgrundlage eingewilligt. Dass die Maßnahmen nun nicht umgesetzt werden, stößt bei der Stadt auf großes Unverständnis.
Eine Stellungnahme aus München auf Anfrage unserer Redaktion steht noch aus. Es gab aber bereits eine freundliche Rückmeldung von Pressereferentin Anne Jonigkeit mit der Bitte um Geduld, „denn es ist uns wichtig, korrekte Infos zu geben.“
Während die Situation in Rothenburg „vor sich hindümpelt“, wie OB Hartl beklagt, investiert das Jugendherbergswerk andernorts Millionen Euro in Modernisierungen und Neubauten, „um die Anforderungen jungen Reisens der Zukunft anzupassen.“ Am hart umkämpften Markt sei es wichtig, „frisch, jung, mutig und aufregend“ zu sein. sis  be

Die neue Chefin: Rebecca Alba. Foto: sis

Wechsel vollzogen

Für den Job: Vom äußersten Norden nach Mittelfranken
ROTHENBURG – Die Jugendherberge Rothenburg steht seit kurzem unter einer neuer Leitung.
Rebecca Alba, Jahrgang 1973, kommt vom Niederrhein. Ihre Heimat Emmerich liegt direkt an der Grenze zu Holland. Mit Mitte zwanzig zog es die gelernte Industriekauffrau ins Ausland. Ihre erste Station war die griechische Insel Kos, dann die Schweiz und anschließend dreizehn Jahre lang die Kanarischen Inseln, genauer Fuerteventura. Während der ganzen Zeit war Rebecca Alba für den Robinson Club tätig. Das deutsche Touristikunternehmen mit Sitz in Hannover ist eine 100-prozentige Tochter des TUI-Konzerns.
Vor fünf Jahren hat sie als Direktionsassistentin und Tagungsverantwortliche ein 4-Sterne-Hotel am Nordseestrand von Sankt Peter-Ording miteröffnet und parallel ein Fernstudium zur Hotelbetriebswirtin gemacht. Nach dem erfolgreichen Abschluss machte sie sich auf die Suche nach einer neuen beruflichen Herausforderung und stieß auf die Stellenausschreibung des Landesverbands Bayern des Jugendherbergswerks Deutschland für die Einrichtung in Rothenburg. Der bisherige Herbergsleiter Jörg Simon war innerhalb des Jugendherbergsverbandes nach Oberstdorf gewechselt.
„Als ich zum Bewerbungsgespräch in Rothenburg war, habe ich mich direkt in die wunderschöne Altstadt und den mittelalterlichen Charme verliebt“, sagt Rebecca Alba. „Nach nun zwei Wochen hier kann ich sagen, dass ich mich sehr gut aufgenommen fühle.“ sis

Auflagen umsetzen

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Jugendherbergswerk hat reagiert

ROTHENBURG – Das Jugendherbergswerk als Betreiber der Jugendherberge in Rothenburg hat eine Stellungnahme zur Brandschutz-Situation am betroffenen Gebäude Rossmühle abgegeben.

Wie Pressesprecherin Anne Jonigkeit in einer gestrigen Mitteilung erklärte, wurde das Jugendherbergswerk von der Stadt Rothenburg aufgefordert, einen zweiten Flucht- und Rettungsweg am Gebäude Roßmühle zu erstellen. Darüber hinaus wurde das Jugendherbergswerk mittels Bescheid aufgefordert, ein neues Brandschutzkonzept für das gleiche Gebäude erstellen zu lassen. „Darin enthalten sind weitere Brandschutzauflagen, die wir entsprechend umsetzen werden“.
Damit ist zusätzlicher finanzieller Aufwand verbunden, der vom Jugendherbergswerk getragen werden muss. Bis zur Vollendung der Maßnahmen dürfen 60 Betten nicht belegt werden, „was zu einem erheblichen Übernachtungsrückgang und finanziellen Verlusten führen wird“.
2017 habe die Stadt eine Sanierung und Modernisierung der beiden Gebäude der Jugendherberge mit einer 50-prozentigen Kostenbeteiligung durch das Jugendherbergswerk abgelehnt. Der Vertrag mit der Stadt für den Betrieb der Jugendherberge endet Ende Dezember 2022. sis

Urlaubsziel statt Zankapfel

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Erwin Bauer verhilft der Krim mit Vortrag zu einem positiven Imagewechsel

ROTHENBURG – Vorstellung und Wirk­lichkeit driften bei vie­­­len Dingen auseinander. Nicht anders ist es etwa bei Flecken auf der Landkarte, die man nur aus den Medien kennt. Erwin Bauer gelang es mit seinem Vortrag im Hotel „Schranne“ das Bild von der Krim, das die rund 40 Zuhörer bislang von der Halbinsel zwischem dem Schwarzen und dem Asowschen Meer hatten, zu schärfen und zu ergänzen.

Natalia Fomina mit Deutschland-Flagge bei den Feierlichkeiten zum 5. Jahrestag des Krim-Referendums. Foto: privat

Der Neusitzer Finanzexperte mit einem schier unstillbaren Interesse an Russland entführte an dem vom Städt­epartnerschaftsverein organisierten Abend zunächst auf eine kurze Reise durch vergangene Jahrzehnte. Denn die aktuelle Situation eines Landes ist immer im Zusammenhang mit seiner Geschichte zu sehen. Als 1957er Jahrgang bezeichnet er sich selbst als „Kind des Kalten Krieges“ , das mit den Schlagworten „Ostverträge“ und „Nato-Doppelbeschluss“ aufgewachsen ist.

1991 kam dann ein einschneidendes Jahr – weltpolitisch wie persönlich für Erwin Bauer. Er nahm an der zum ersten Mal durchgeführten Bürgerreise nach Susdal teil, da er „keine Ahnung von Russland“ hatte. Man sei mit Reiseleiterin Irmgard Gruber durch die Absperrungen des Putsches gefahren, der vier Wochen zuvor stattgefunden hatte, erinnert er sich.
Ebenso im Gedächtnis ist ihm der krasse Gegensatz zwischen dem kulturträchtigen Moskau (Kirchenkonzert und Staatszirkus) und Susdal mit seinen „katas-trophalen sanitären Bedingungen“ geblieben. Bei der Darbietung russischer Lieder durch eine Folkloregruppe am letzten Abend habe er Gänsehaut bekommen. „Da ist der Funke übergesprungen“, sagt er.
Zusammenbruch eines Systems
1991 ist in der Sowjetunion ein ge-samtes Gesellschafts- und Wirtschaftssystem zusammengebrochen. „Nichts hat mehr funktioniert“. Die Infrastruktur in allen Bereichen war kaputt. Mit Konvois hat man von Rothenburg aus versucht, zumindest die größte Not zu lindern. Seit 1999 unterstützt man bedürftige Bewohner Susdals mit Geldspenden.

Referent Erwin Bauer

2001 kam es, laut Erwin Bauer, zum nächsten einschneidenden Ereignis für Russland: Wladimir Putin wird Präsident. Er sei ein „Segen für das Land“, so der Finanzexperte, da es seit seinem Amtsantritt aufwärts gehe – zwar langsam, aber in die richtige Richtung. Allerdings profitiert nicht jeder davon, wie er einräumt. Aber dies ist nun mal so im Kapitalismus.

Erwin Bauers gute Beziehungen in die Hauptstadt Moskaus führten ihn 2008 erstmals auf die Krim. Bei einem Zwischenstopp in Kiew suchte er sich einen Taxifahrer, der ihm „seine“ Stadt zeigen sollte.
Neben den Sehenswürdigkeiten der ukrainischen Hauptstadt zeichnete er ein recht düsteres Bild von der ehemaligen Sowjetrepublik. Er selbst habe seinen Sohn nach Russland zum Studieren geschickt, weil es in der Heimat keine Perspektive gibt – in einem Land, das über die besten Böden verfügt, wo aber der Großteil der Ernte auf den Feldern verfault, weil die entsprechenden Maschinen fehlen, um sie einzufahren.
Diese nicht vorhandene Zukunftsfähigkeit trug dazu bei, dass sich bei dem 2014 durchgeführten Referendum über den Status der Krim 96,77 Prozent der Abstimmenden (Wahlbeteiligung 83,1 Prozent) für einen Anschluss an Russland aussprachen. Ein weiterer Grund liegt in der ethnischen Zusammensetzung der 2,4 Millionen Bewohner der Krim: 77 Prozent sind Russen, 11 Prozent Krimtataren und 10 Prozent Ukrainer.
In diesem Zusammenhang betonte Erwin Bauer, dass man im Falle von der Krim nicht von einer Annexion sprechen könne. Denn weder fiel auch nur ein einziger Schuss, noch wurde die Krim gegen den Willen der Bevölkerung besetzt. Richtig wäre seiner Ansicht nach deshalb die Bezeichnung Sezession.
Touristisch erschlossen
Auf der Krim – damals eine Autonome Republik innerhalb der Ukraine – waren die Bedingungen nicht viel besser als im Rest des Landes, obwohl zumindest touristisch die Halbinsel gut erschlossen war. Aufgrund des günstigen Klimas, das durch das Krimgebirge (Taurisches Gebirge) im Süden begünstigt wird, zog es nämlich damals schon viele Lungenkranke dorthin.
Im vergangenen August besuchte  Erwin Bauer nach zehn Jahren wieder  die Krim. Er fand einerseits eine Gesellschaft im Aufbruch vor, die andererseits vor allem unter den Sanktionen des Westens zu leiden hatte. Innerhalb von nur drei Jahren hat man auf der Krim einen Flughafen und eine 19 Kilometer lange Brücke aus dem Boden gestampft, die die Halbinsel mit dem russischen Festland verbindet.
Turbinen von Siemens
Auch die Stromversorgung, die bislang über die Ukraine lief, musste komplett neu aufgebaut werden. Über fünf Monate hatte Kiew der Insel den Stromhahn zugedreht. Russische Konvois brachten Notstromaggregate auf die Insel. In diese Zeit fiel auch der damals im Westen als Skandal empfundene Verkauf von Siemens-Turbinen an Russland, die in den neu gebauten Stromkraftwerken auf der Krim eingesetzt wurden.
Dass sich Jalta mit seinen 80000 Einwohnern, das auf demselben Breitengrad wie Monaco liegt, als Urlaubsziel besonders gut eignet, haben nicht nur russische Familien seit dem Referendum erkannt. Bereits Tschechow, Tolstoi und Tschaikowski verbrachten eine gewisse Zeit in dem geschichtsträchtigen Ort – und die Romanows hatten dort ihre Sommerresidenz, den Liwadia-Palast.
Dolmetscherin Natalia Fomina stand Erwin Bauer während seines viertägigen Aufenthalts mit Rat und Tat zur Seite. Sie freute sich, dass wieder Deutsche auf die Insel kommen. Denn seit dem Beginn der Sanktionen ist das Land nach Westen hin in gewisser Weise abgeschnitten. So kann etwa der Flughafen auf der Krim  nur von Zielen innerhalb Russlands angeflogen werden.
Die Sanktionen des Westens beziehen sich vor allem auf den Finanzbereich und technische Produkte. Russland wiederum schiebt der Einfuhr landwirtschaftlicher Produkte aus dem Westen einen Riegel vor. Letzteres führte zu einer interessanten Beobachtung an der Käsetheke in einem Supermarkt auf der Krim: den Platz holländischer Milcherzeugnisse haben dort mittlerweile schweizer „Verwandte“ eingenommen.
Sewastopol, der Heimathafen der russischen Schwarzmeerflotte, war seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion Streitpunkt zwischen Russland und der Ukraine. Erwin Bauer ist sich sicher, dass Russland allein aus militärstrategischen Gründen alles daran setzen wird, die Krim nicht mehr zu verlieren.
Am vergangenen Wochenende beging man auf der Krim groß die Feierlichkeiten zum 5. Jahrestags des Referendums. Mit dabei auch Natalia Fomina. Als Überraschung stellte Erwin Bauer im Anschluss an seinen Vortrag eine Internet-Telefonverbindung zu ihr her. Sie bestätigte den Zuhörer-ern, dass sich die Krim im Aufschwung befinde und dankte für das Interesse an ihrem Land. mes

Pflegekräfte sind gefragt

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Unterhaltsamer Schlusspunkt unter Ausbildung – Beste Chancen auf dem Arbeitsmarkt

ROTHENBURG – Der Trend spricht für die Pflegebranche: Die Menschen werden immer älter, Patienten bleiben nicht mehr so lange im Krankenhaus wie früher, brauchen aber weitere Betreuung. Die steigende Zahl der Pflegebedürftigen zieht einen großen Bedarf an Fachkräften nach sich.

Stellvertretender Landrat Stefan Horndasch zeichnet die Einser-Absolventinnen Annika Borgartz, Franziska Zorn und Anja Sabbatini Nogueira da Costa mit dem Staatspreis aus.

Gerade haben vierzehn Absolventen des Schulzentrums von ANregiomed ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen: acht Berufsfachschüler bestanden das Examen als Gesundheits- und Krankenpfleger und sechs Berufsfachschüler die einjährige Ausbildung zum Krankenpflegehelfer.   Vom kommunalen Klinikverbund wird – mit einer Ausnahme – angesichts des vorübergehend verfügten Einstellungsstopps als Auswirkung des Spardiktats durch die hohe Verschuldung niemand übernommen.

Lediglich Anja Sabbatini Nogueira da Costa aus Weidendorf bei Bechhofen, sie hat die einjährige Ausbildung zur Krankenpflegehelferin als glatte Einser-Kandidatin absolviert und wurde dafür mit dem Staatspreis der Regierung von Mittelfranken ausgezeichnet, bekam ein weiteres Beschäftigungsangebot von ANregiomed. Am Schulstandort  Dinkelsbühl hat sie die Möglichkeit, sich in einer dreijährigen Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin zu qualifizieren. Eine berufliche Pers­pektive haben auch alle anderen Absolventen. Arbeitgeber der ambulanten Gesundheitsversorgung,

Dreijährige Ausbildung absolviert: die frisch gebackenen Gesundheits- und Krankenpfleger.

diakonische Einrichtungen der Behindertenarbeit und Krankenhaus-Träger aus dem ganzen Bundesgebiet  haben bei den qualifizierten Pflegefachkräften zugegriffen. Ruth Krilles wird sich als Pflegekraft in Malawi engagieren. Der Rothenburger Nick Schubert wechselt in einen anderen Beruf und hat gute Chancen auf eine Ausbildung bei der Polizei.

Annika Borgartz aus Rothenburg und die Uffenheimerin Franziska Zorn haben ihre dreijährige Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin mit einer Eins vor dem Komma absolviert, was mit einem Staatspreis gewürdigt wurde. Die Auszeichnung ist mit 75 Euro dotiert.  Den Geldbetrag der Regierung von Mittelfranken stockt der Landkreis auf und die Berufsfachschule steuert einen Bildungsgutschein bei.
Köstlich bewirtet 
Stellvertretender Landrat Stefan Horndasch kam die ehrenvolle Aufgabe der Preisverleihung zu. Er sparte nicht mit Lob und guten Wünschen. „Sie können stolz sein auf ihren Abschluss.“ Er habe großen Re-spekt vor dem Pflegeberuf, weil er mehr als ein „Job“ ist. Da gehört auch persönliches Engagement und Identifikation dazu. „Wir können die schönsten Krankenhäuser bauen und die modernsten Geräte kaufen, die Menschlichkeit aber kommt immer von den Pflegekräften“, so Stefan Horndasch.
Bürgermeister Kurt Förster überbrachte die Glückwünsche der Stadt Rothenburg. In seinem Grußwort machte er einen Schwenk zur Krankenhaus-Situation. Es gebe immer wieder unleidige Diskussionen, etwa die, dass sich OB Hartl, der auch dem Verwaltungsrat von ANregiomed angehört, nicht entschlossen genug für das Krankenhaus Rothenburg einsetzt. Das Gegenteil sei der Fall. Der Erhalt der Klinik sei in der Satzung des Kommunalunternehmens verankert. „Warum soll etwas zerstört werden, was hervorragend klappt?“

Gute berufliche Ausgangslage geschaffen: die Krankenpflegehelfer. Fotos: Schäfer

Schulleiter Hans-Peter Mattausch machte aus seinem Stolz auf die Absolventen kein Hehl: „Alle haben ihre Prüfung ordentlich gemacht und auch bestanden.“ Die Abschlussfeier des Examens fand im Gastronomischen Berufsbildungszentrum statt mit köstlicher Bewirtung durch ANregiomed-Küchenleiter Gerald Wüchner und seinem Team.

Der feierliche Rahmen sei dem besonderen Anlass durchaus angemessen, so Mattausch. In seiner lockeren Art, immer einen flotten Spruch auf den Lippen, überreichte er die Zeugnisse. Ernste Töne schlug er gegen­über der Politik an, denn die Suche nach einer Lösung für den Pflegenotstand in Deutschland stockt. Über die Reform der Pflegeausbildung gibt es Differenzen zwischen Befürwortern und Widersachern des Gesetzentwurfs, den Familien- und Gesundheitsministerium gemeinsam erarbeitet hatten. Ob eine einheitliche Ausbildung für Kinderkranken-, Kranken- und Altenpfleger, statt der bisher auf die jeweiligen Bedürfnisse zugeschnittenen, die chronische Knappheit an Geld und Personal in der Pflege beseitigen kann, gilt als fraglich.
Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt in Zukunft noch und es werden Fachkräfte fehlen, um diese Menschen zu versorgen. Es ist schon jetzt abzusehen, dass die finanzielle Belastung für die Bürger noch wachsen wird – nicht aber das Gefühl, besser versorgt zu sein. Reformen sind deshalb nötig, wie eine größere Wertschätzung und ein neuer Blick auf den Pflegeberuf – von allen Beteiligten. Neben Hygiene, Medizintechnik aufwändiger Diagnostik und Therapien müssen Zwischenmenschlichkeit, Zuspruch und Zeit für Patienten eine wichtige Rolle spielen: Nächstenliebe und Fürsorge ebenso wie eine Ethik des Dienens. Gerade die Pflege hat allen Grund, den Blick der Öffentlichkeit auf Wert, Würde und Inhalt ihrer Arbeit zu lenken. sis

Abseits jeder Vernunft

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Holstein und Schuster: Gaffer und Besserwisser bei Einsätzen

ROTHENBURG – Pöbeleien, Beschimpfungen, ja sogar körperliche Gewalt gegen Hilfskräfte. Auch Feuerwehrleute sehen sich im Einsatz auch bei uns immer häufiger indiskutablem Verhalten von Zeitgenossen ausgesetzt. Und es spielen dabei nicht selten auch schräge, höchst fragwürdige Erwartungen und das Fehlen einer guten Kinderstube eine Rolle. Das ist am Freitagabend bei der Jahreshauptversammlung der Rothenburger Freiwilligen Feuerwehr deutlich geworden.

Wie hier beim Großbrand im Hemmendorf funktionierte im letzten Jahr die grenzübergreifende Feuerwehr-Kooperation. Fotos: Weber

Allen voran Kommandant Jürgen Holstein nannte eine ganze Reihe von Beispielen, die ihm als Einsatzleiter und seinen Kollegen vor Ort die Arbeit erschweren. Selbst die sogenannten Sicherheitswachen, die inzwischen von den Ordnungsbehörden verstärkt gefordert und von der Feuerwehr übernommen werden, um bestimmte, meist nicht in vollem Umfang vorhandene Brandschutz-Vorkehrungen zu ergänzen, sind keine problemfreien Zonen.

Er habe erst kürzlich bei einer Kulturveranstaltung in einem Rothenburger Autohaus Schimpftiraden gegen die Sicherheitswache erleben müssen, nur weil sie das Parken in der freigehaltenen Aufstellfläche der Feuerwehr verhinderte. Andere aufgeführte Beispiele lassen befürchten, dass unsere Autobahnen neben einer möglichst schnellen Trasse für den Individual- und Güterverkehr längst in anderer Funktion dienen: als Ort, an dem niedrige Instinkte ausgelebt werden und an dem der Anstand mit Füßen getreten wird.
Oder wie wäre es anders zu verstehen, wenn bei einem Unfall 60 Gaffer teils auf einen Lärmschutzwall klettern, um sich daran zu ergötzen, dass da gerade ein Mensch bei lebendigem Leib in seinem Auto verbrennt? Oder wenn ein Vater seinen kleinen Sohn an der Hand nimmt und auf die Autobahnbrücke führt, um ihm zu zeigen, wie die Feuerwehr direkt unterhalb auf der Betonpiste ein eingeklemmtes Unfallopfer aus dem Autowrack holt?
Fremdwort Rettungsgasse
„Bei jedem Einsatz auf der A 7 müssen wir erleben, dass Rettungsgassen offensichtlich nur theoretische Wunschträume sind,“ beklagt Holstein außerdem. Sämtliche Aktionen und Plakatierungen zu diesem Thema seien offensichtlich nutzlos. Der Kommandant sieht dieses gesamte Konglomerat an Verbiegungen als Anzeichen für den Verfall gesellschaftlicher Werte. Ursache sei, dass bei Einzelnen das eigene Wohl vor dem der Allgemeinheit stehe.
An dieser Entwicklung drohe das Ehrenamt zu zerbrechen. Dem gelte es deshalb beizeiten gegenzusteuern: „Verschiedene Kommunen und Bundesländer versuchen das Ehrenamt, speziell in der Feuerwehr, interessanter und attraktiver zu machen. Dass dies offensichtlich nur über die finanzielle Schiene geht, macht nachdenklich.“
Rothenburgs Polizeichef Stefan Schuster kann die Einschätzung des Kommandanten nur bestätigen. Das machte er in seinem Grußwort deutlich. Vorzugsweise auch anonym auf Internet-Plattformen – wobei in diesem Fall platt wohl eher für platt steht und damit besser trifft als der Begriff „Soziale Medien“, der suggeriert, hier gehe es um eine Errungenschaften der Humanität – werde das rechtmäßige und uneigennützige Agieren von Sicherheitskräften kritisiert und in Frage gestellt, meist mit fehlendem Sachverstand.
Die Folgen, so Schuster, wenden sich gegen die „Blaulichtfamilie“. Es werde beleidigt und gepöbelt. Wenn es dumm komme, werde das Einsatzgeschehen behindert, ja es würden sogar Einsatzmittel beschädigt oder gestohlen. Der Inspektionsleiter zeigt sich in diesem Zusammenhang  erleichtert, dass es jenen Schulterschluss gibt, der die Polizei mit den Hilfsdiensten verbindet.
Nur der mache es „neben unserem qualifizierten Handeln, unserer Ausbildung und uneingeschränkt positiven Einstellung zu unseren verantwortungsvollen Aufgaben“ möglich, auf der Seite derer zu stehen, die zurecht auf unsere Hilfe hoffen, und sie in solch unsäglichen Situationen nicht aus den Augen zu verlieren. Gerade dann, „wenn sie mit zittrigen Fingern die 112 oder die 110 wählen“.
Heißer Brandsommer
Zum Einsatzgeschehen und zu den Zahlen im zurückliegenden Jahr informierte Schriftführer Jürgen Geißler in seinem Bericht detailliert. 163 mal musste die Rothenburger Wehr ausrücken, 31 mal mehr als im Jahr zuvor. Der heiße Sommer führte zu 46 Bränden (27 im Vorjahr). Die Zahl der Wohnungsöffnungen stieg von 8 auf 21. Immerhin 120 der Einsätze erfolgten im Stadtgebiet. Bei 80 handelte es sich um abwehrenden Brandschutz, bei 62 um technische Hilfeleistungen, bei 11 herrschte durch ABC-Gefahrstoffe ein zusätzliches Risiko, bei 9 handelte es sich um Sicherheitswachen im Rahmen des vorbeugenden Brandschutzes und ein Einsatz rangiert unter Sonstiges.
63 Aktive gehören zur Rothenburger Wehr, zwei mehr als ein Jahr zuvor. 8 kommen in Steinbach hinzu, 14 in der Jugend. Peter Weber hat nach langer Zugführertätigkeit seine Aufgabe im letzten Sommer beendet. Dieter Kreiselmeier löst ihn in dieser Funktion ab, Jochen Hiermann in seiner Funktion als Gerätewart.

V.li. Marcus Pfundt, Jürgen Holstein, OB Walter Hartl, KBI Gerd Meier und SBI Rainer Moll.

Manuel Gerich verstärkt inzwischen die Führungsetage der Rothenburger Wehr. Er wurde per Wahl dem Kommandanten-Duo Jürgen Holstein und Torsten Haack zur Seite gestellt. Markus Reu fungiert seit letztem Jahr als Sprecher des Zuges 2. Sein Vorgänger Michael Schweizer rückte zum 2. Vorsitzenden des Feuerwehrvereins auf und wurde zum Löschmeister befördert.

Insgesamt 24 Pflicht-Übungsabende standen 2018 auf dem Programm. 20 freiwillige kamen hinzu. An 21 Abenden wurden Fahrzeuge bewegt. 7 Abende waren Begehungen im Rahmen des vorbeugenden Brandschutzes durch Gruppenführer vorbehalten. 12 Objekte wurden dabei besichtigt. In Rothenburg ist eine wichtige Komponente des Gefahrgutzuges im Landkreis Ansbach stationiert. Versteht sich fast von selbst, dass
die Wehr der Tauberstadt im letzten April bei einer großen
Gefahrgutzug-Übung in Schnelldorf Flagge zeigte und auch bei einer kleineren Übung dieser Sparte im letzten Oktober auf heimischem Terrain.
Wichtiger Faktor
Die Bereitschaft, sich auf dem Laufenden zu halten und sich fortzubilden ist groß. Insgesamt 23 Teilnahmen an verschiedenen Kursen und Seminaren sind belegt. 15 Floriansjünger haben verschiedene Stufen der  Leistungsprüfung im Bereich technische Hilfe mit Erfolg genommen.
Der Abend war gleichzeitig als 4. Mitgliederversammlung der „Freunde der Freiwilligen Feuerwehr Rothenburg angelegt. Vorsitzender Marcus Pfundt zog dabei zufrieden Bilanz, auch wenn die Mitgliederzahl mit 95 immer noch etwas unter der magischen Marke bleibt.
Inzwischen als gemeinnützig anerkannt, hat der Verein die Möglichkeit steuerermäßigende Spendenbescheinigungen auszustellen und verfügt damit über Finanzmittel zur Anschaffung von Dingen, die der Gemeinschaft der Feuerwehrleute dienen oder schlicht die Arbeit etwas erleichtern. Insgesamt immerhin 6500 Euro konnten ausgegeben und sinnvoll investiert werden im letzten Jahr.
Schatzmeisterin Anna-Maria Müller, offiziell als Kassiererin der Rothenburger Feuerwehr geführt, legte positive Zahlen aus ihrem Bereich offen. Der Kassenstand konnte im letzten Jahr um etwa ein Drittel gesteigert werden.
Freude am Nachwuchs
In Nachfolge von Michael Moll, der zwölf Jahre als Jugendwart tätig war,  erstattete Matthias Kleyer Bericht. Derzeit sind 17 Jugendliche, darunter auch zwei Mädels, beim Nachwuchs der Rothenburger Feuerwehr aktiv. Zwei aus diesem Kreis konnten mit modularer Trupp-Ausbildung der Jugendriege auf die kommenden Aufgaben in der Wehr der Erwachsenen vorbereitet werden. Einer ging mit Erreichen des 18. Lebensjahres ins Aktiven-Personal der Großen über. Drei Mädchen und Buben konnten neu für die Gruppe begeistert werden. Insgesamt sind im letzten Jahr in der Jugendwehr 1232 Stunden geleistet worden. Insgesamt 25 Übungen hat es gegeben, darüber hinaus eine Fülle von Aktionen und Aktivitäten.
Mit Blick auf die beiden großen Brände in Böhmweiler und Hemmendorf, bei den die Rothenburger Wehr gefordert war, unterstrich Kommandant Jürgen Holstein die gute Zusammenarbeit beim Löscheinsatz über die Landesgrenze hinweg. Wiederholte gemeinsame Übungen mit den Kollegen in Schrozberg seien eine gute Grundlage. Zur Versammlung hatten etliche Feuerwehren von diesseits und jenseits der Grenze Vertreter entsandt.
Ihre Wertschätzung der Rothenburger Wehr unterstrichen in  Grußreden Landrat Dr. Jürgen Ludwig, Oberbürgermeister Walter Hartl, Kreisbrandinspektor (KBI) Gerd Meier, Feuerwehr-Seelsorger Gerhard Werner und Dekan Hans-Gerhard Gross. -ww-

Schöne junge Übung im Rathaus

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Empfang mit dem Meistertrunk-Humpen für die neuen Erstsemester des Campus Rothenburg

ROTHENBURG – Es bleibt eine schöne junge Übung: Zu Beginn jedes Studienhalbjahres am Campus Rothenburg werden die Erstsemester von der Stadt mit einem Empfang begrüßt, so auch diesmal.

OB Walter Hartl und Kellermeister Günter Wassilewski (v.r.) verfolgen lächelnd, wie der Humpen kreist unter den Studenten. Foto: Weber

Dabei ist ein Willkommen aufgeboten, das auf die Festspiel-Legende zurückgeht und Gästen gern als Geste entgegengebracht wird. Der Meistertrunkhumpen darf kreisen unter den frisch eingeschriebenen Studenten und Studentinnen. Stiftungsprofessor Dr. Ritam Garg, der erst vor kurzem als weiterer Lehrender des Studiengangs „Interkulturelles Management“ am Rothenburger Campus vorgestellt wurde, war mitgekommen zum Empfang im Sitzungssaal des Rathauses. Er ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen, etwas Stadthistorie zu schnuppern und einen Schluck aus dem Pokal zu nehmen.

Oberbürgermeister Walter Hartl begrüßte die Hochschul-Delegation, führte in wesentliche Fakten und Zahlen der Stadt ein und gab Einblicke in die Geschichte der ehemaligen Reichsstadt. Neben Erstsemester-Studentinnen und -studenten waren auch Daniela Frank-Müller von der Studiengang-Assistenz und Bianca Zöllner von der Campus-Assistenz ins Rathaus gekommen. „Wir möchten, dass Sie sich hier gut einleben und wohlfühlen bei uns in Rothenburg,“ betonte das Stadtoberhaupt bei dem Empfang.

Stadtmarketing-Geschäftsführerin Ariane Koziollek hatte für jede und jeden ein Gutschein-Heft mit Vorteil-Coupons im Wert von 100 Euro für verschiedene Anbieter und Einrichtungen in der Stadt mitgebracht.

Wirtschaftsfördererin Karin Schmidt hatte Taschen vorbereitet, die verschiedenes Informationsmaterial über Rothenburg enthielten. Im Anschluss an den Empfang machte Gästeführerin Elena Kandert beim Gang durch die Altstadt mit wesentlichen Punkten, Geschichten und Informationen dazu vertraut. -ww-

Mit großem Andrang

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Fahrradmarkt der Rothenburger SPD unter einem guten Stern

ROTHENBURG – Für die SPD mag das – zumindest auf örtlicher Ebene – ein wenig als Balsam für die auf Bundesebene malträtierte Seele gewirkt haben. Der jüngste Fahrradmarkt der Sozialdemokraten auf dem Verkehrsübungsplatz vorm Spitaltor zeigte sich in seiner jüngsten Ausgabe als Publikumsrenner.

Riesenauftrieb beim Fahrradmarkt der Rothenburger SPD auf dem Verkehrsübungsplatz vorm Spitaltor. Fotos: Weber

Beste Voraussetzungen für ein – bei geradezu idealen frühlingshaften Rahmenbedingungen – überaus lebendiges Wechselspiel von Angebot und Nachfrage. Dabei setzte sich einerseits der Trend vorangegangener Jahre fort. Andererseits gab es Neuerungen.

Der frühe Vogel
Was heißt: Wer als Anbieter zeitig da war, eine halbe Stunde oder gar schon eine Dreiviertelstunde vor Beginn, hatte beste Chancen, etwas schnell an den Mann oder die Frau zu bringen. Für Käufer umgekehrt auch die Gelegenheit, das eine oder andere Schnäppchen zu machen bevor sich viele Mitbieter eingefunden hatten, die einem in die Quere kommen konnten.

Argumente helfen da und dort einem potenziell Kaufinteressierten auf die Sprünge.

Neben einer großen Palette von gebrauchten Fahrrädern auch diesmal angeboten: ein breites Spektrum vom Bobbycar  und Kinder- bzw. Erwachsenenroller über Zubehörteile und Ausstattung für Sicherheit, Freizeit und Sport. Erstmals mit einem auffälligen  Anteil im Sortiment vertreten waren auch E-Bikes,  meist aus zurückliegender Generation. Anbieter, die sich dafür einen vierstelligen Betrag als Erlös vorgestellt hatten, blieben allerdings auf ihrem Draht-esel mit dem unterstützenden Elektromotor sitzen.

Hermann Uhl war als Marktchef mit Werkzeug ausgestattet und konnte helfen, falls an Rädern für die Proberunde etwas anders eingestellt werden musste. Er zeigte sich recht zufrieden mit dem Erfolg des traditionellen SPD-Angebots.  Auch Bezirksgeschäftsführer Michael Rehbogen, Ortsvorsitzender Christoph Rösch, Bürgermeister Kurt Förster und Stadt-rat Stefan Reihs waren gekommen und freuten sich über die gute Resonanz.                           -ww-

Viel Ehr’ für Rainer Moll

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Stadtbrandinspektor für 40 Jahre Feuerwehrdienst ausgezeichnet

ROTHENBURG – Auf Erfahrung kann sich die Freiwillige Feuerwehr Rothenburg verlassen. Die bringen besonders langjährige Aktive und Verantwortliche mit. Leute wie Rainer Moll. Bei der Jahreshauptversammlung (wir berichteten) ist dem Stadtbrandinspektor für 40 Jahre Dienst und Engagement gedankt worden.

Diese Rothenburger Feuerwehrleute können auf ein rundes Dienstjubiläum zurückblicken und wurden geehrt.  Foto: Weber

Grund war nicht nur diese eine runde Zahl hinter der Tätigkeit des erfahrenen Feuerwehrmannes. Rainer Moll ist inzwischen 60 Jahre alt geworden und wird zum Ende des Jahres sein Amt als Stadtbrandinspektor niederlegen, wie er bei der Versammlung verkündete. Landrat Dr. Jürgen Ludwig und Kreisbrandinspektor Gerd Meier gaben dem Stadtbrandinspektor aus gegebenem Anlass die Ehre. Sie bildeten eine kleine Kommission, um die Urkunde zu überreichen und das goldene Ehrenkreuz anzustecken. Der Landrat hob dabei das engagierte und besonnene Wirken des erfahrenen Feuerwehrmannes in all den Jahren hervor. Versteht sich, dass das auch mit viel Verzicht auf private Interessen verbunden war.

Als Zeichen der Anerkennung nahm Rainer Moll nicht nur lobende und dankende Worte sowie Urkunde und Ehrenzeichen entgegen. Der Landrat hatte für den Stadtbrandinspektor darüber hinaus das begehrte Feuerwehr-Messer mitgebracht und auch einen Gutschein für einen Aufenthalt im Feuerwehr-Erholungsheim in Bayerisch Gmain.

Oberbürgermeister Walter Hartl schloss sich den anerkennenden Worten an und sagte „Danke für 40 Jahre Einsatzbereitschaft.“ Mit seiner Kompetenz, mit seiner Zuverlässigkeit und mit seiner Treue zur Feuerwehr sei Rainer Moll Vorbild für andere. Er überreichte dem Stadtbrandinspektor einen Gutschein auch für das Erholungsheim der Feuerwehr, damit er sich von seiner Frau begleiten lassen kann. Rainer Moll bedankte sich bei seinen Feuerwehrkollegen mit warmen Worten für das gute Miteinander. Es sei für ihn eine besondere Freude, dass er so lange in Diensten stehen durfte.

Auf 30 Jahre bei der Rothenburger Feuerwehr können zurückblicken: Martin Brand, Robert Geißler, Frank Oberndörfer, Michael Schweizer und Markus Vietz. 20 Jahre sind dabei: Christian Kanis und Daniel Schulz. 10 Jahre Feuerwehrdienst haben hinter sich: Michael Klemm, Markus Reu, Christian Stahl. Diejenigen, die an diesem Abend anwesend waren, konnten sich vorne beim Präsidium Urkunde bzw. Ehrenzeichen abholen. Denjenigen, die verhindert waren, wird ihre Ehrung bei anderer Gelegenheit zuteil. -ww-

Badumbau: Sauna mit Blick ins Taubertal

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Stadtwerke investieren weiter

ROTHENBURG – Wichtiger Termin Anfang nächster Woche beim weiteren Fortgang des Umbaus RothenburgBad: Jetzt wird der Bereich der Sauna in Angriff genommen, dabei wesentlich vergrößert und ganz erheblich aufgewertet.

Freier Blick auf den Eingangsbereich von Nordosten. Seit der Umgestaltung im Zugangsabschnitt tritt das RothenburgBad mehr in Erscheinung. Foto: Weber

Die Stadtwerke Rothenburg GmbH machen ihre Ankündigung wahr und setzen den letzten Schritt zur Steigerung der Attraktivität um. Es werde  an der nachhaltigen Verbesserung der von ihr betriebenen Einrichtung gearbeitet, betont das Versorgungsunternehmen. Die nächste umfangreiche Investition gilt als wesentlicher Bestandteil des seit zwei Jahren umgesetzten Umbau-Programms.

Am Montag, 1. April, fällt der Startschuss fü̈r den Neubau einer Panoramasauna mit Blick ins Taubertal. Dabei wird die finnische Sauna von 25 auf 45 Sitzplätze erweitert. Außerdem erhält der neue Wellnessbereich eine Kräutersauna mit 25 Sitzplätzen sowie ein Dampfbad mit acht Sitzplätzen, wie Stadtwerke-Pressesprecherin Eva Baum mitteilt.
Der Saunabereich wächst von 250 auf 520 Quadratmeter. Er erhält zudem eine Dachterrasse und Zugänge zum Hallen- und Freibad, was eine ganzjährige Öffnung möglich macht.
Ferner gelangen die Besucher vom Wellnessbereich in der Halle kü̈nftig in einen ebenfalls neuen und 450 Quadratmeter großen Außenbereich mit Warmsprudelbecken für 15 Personen und einer Liegefläche für 45 Personen.
Der gesamte Wellnessbereich mit 520 ü̈berdachten Quadratmetern und 450 Quadratmeter im Freien kann in Zukunft das ganze Jahr – also unabhängig davon ob das Hallen- oder Freibad geöffnet ist – genutzt werden, unterstreicht die Pressesprecherin.
Zum Saisonausklang lädt die Stadtwerke Rothenburg GmbH am kommenden Samstag, 30. März , ihre Gäste noch einmal zu einer Mitternachtssauna ein.
Größeres Programm
Bereits seit zwei Jahren wird das RothenburgBad einer Verjüngungskur unterzogen – mit einer ganzen Reihe von kleineren und größeren Eingriffen.  2017 ist zuerst das Dach des Hallenbads komplett erneuert worden. Schwimmbad und Eingangsbereich haben außerdem eine neue, helle Innendecke erhalten, was  mehr Licht ins Hallenbad bringt und für eine wesentlich freundlichere Note sorgt.
2018 folgte bei der zweiten Umbauphase die Neugestaltung der Außenanlage einschließlich des neuen und verbesserten Beleuchtungskonzepts mit seinen modernen Akzenten.
Die Neugestaltung der Beete und angrenzenden Grü̈nflächen hat für einige Aufregung gesorgt und die Stadtwerke sahen sich in der Kritik. Skeptiker störten sich an den Reihen großer Natursteine, die im zwischenzeitlich völlig frei geräumten Eingangsbereich gesetzt wurden und für einen völlig veränderten Eindruck sorgen. Inzwischen haben sich die Gemüter wieder etwas beruhigt. Der nach Abschluss der Pflaster- und Steinarbeiten frisch gesäte Rasen wächst heran.
Außerdem gab es Verbesserungen beim Brandschutz, die sich bis in die Vorderansicht der Anlage auswirkten. Allerdings wurde eine eingehauste Konstruktion am Kopf dieser Neuerung erforderlich. Die Brandschutztreppe führt über diesen neuen Gebäudeteil aus der Ebene der Umkleidekabinen hinaus ins Freie.
Nicht gerade ein Vorzeigebeispiel an guter Gestaltung. Das räumen die Verantwortlichen der Stadtwerke ein. Aber Sicherheit geht vor. Zu der gefundenen Lösung gibt es keine vertretbare Alternative, betonen sie.
So war diese Kröte zu schlucken und es mussten Abstriche am angestrebten Gestaltungs-Konzept für den Bereich vor dem Eingang hingenommen werden. Aber es wird daran gearbeitet, dieses nicht gerade förderliche Detail etwas zu verstecken. Im letzten Herbst wurde eine Hecke gepflanzt, die gerade zum ersten Mal austreibt und dann in den kommenden Jahren ihre Abschottungsqualitäten unter Beweis stellen darf. -ww-
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